„It’s only the beginning“, so lautet das Motto der DLD Conference. Und damit ist nicht nur das Jahr 2015 gemeint. Bis Dienstag findet sie in München statt und ich werde euch ein paar Impressionen mitbringen.
Bisher war die DLD immer ein guter Start in das neue Jahr: Gute Diskussionen, neue Gedanken und frischer Wind rund um den Digitalwandel. Was kommt 2015? Unter dem Hashtag #dld15 werdet ihr auf Twitter viele Zitate und Fotos verfolgen können. Das komplette Programm gibt es auch als Live-Stream. Ihr könnt hautnah dabei sein.
Kompakt komprimiert, hier sind wieder meiniger Notizen vom Tag 1:
Ben Horowitz (Investor, u.A. bekannt für seine Zeit bei Netscape): Innovative Ideen sehen erst einmal schlecht aus. Ansonsten hätte jemand anders diese schon umgesetzt. Große Firmen sind gut darin, schlechte Ideen zu zerstören. / Als Unternehmer appelliere ich stärker an meinen Mut als an meine Intelligenz. / Wir setzen nicht auf Branchen, sondern auf große Unternehmer mit einer großen Idee. / Ist Technologie gut oder schlecht? Es ist wie Stahl. Es „ist“ einfach nur. Es ist unsere Aufgabe, es zu etwas Gutem zu machen. / Wir glauben an Kalkulationen und nicht in Statistiken.
Was ich mich frage: Was sagt es über Alexander Dobrindt oder Deutschland aus, wenn neben Axelle Lemaire (French Ministry of State for Digital Affairs) und Ed Vaizey (Minister of State at the Department for Culture, Media and Sport and the Department for Business, Innovation and Skills, with responsibility for digital industries Great Britain) nicht Dobrindt, sondern der Telekom-CEO auf der Bühne sitzt?
Timotheus Hoettges (CEO Deutsche Telekom): Auch wenn Deutschland sehr wohlhabend ist, gibt es zu wenig Venture Capital. Privatleute investieren zu wenig in Risiko, sondern lieber in Bonds oder Blue Chips. / Er ärgert sich, dass Facebook nicht wie die Telekom reguliert wird – immerhin liefern sie eine Telekomunikationsinfrastruktur. Ihn ärgert sich auch, dass Firmen wie Facebook nicht in die Infrastruktur investieren. Er ärgert sich auch, dass er durch die Regularien in Deutschland und Europa seine Infrastruktur mit Big Data nicht querfinanzieren kann, wie es Facebook möglich ist. Er macht Facebook keine Vorwürfe, sieht aber Redebedarf bei der deutschen Politik.
Axelle Lemaire: Wenn ein hoher Politiker sagt, dass das Land den roten Teppich für die eigenen Firmen des Landes ausrollt, dann ist das nicht unbedingt hilfreich. Sie ist kein großer Fan, wenn die europäischen Länder sich selbst Konkurrenz im Tech-Sektor machen. Schweden, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und co. können sehr stark sein, wenn sie zusammenarbeiten.
Joe Schoendorf (Accel Partner): Wenn Automatisierung Arbeitsplätze ersetzt, ersetzen wir auch unsere Kunden. Was machen wir mit den Menschen, deren Jobs wir ersetzen können? Das ist die größte Herausforderung für diese Generation.
Travis Kalanick (CEO und Co-Founder of Uber) (Folien siehe unten): Die Idee zu Uber kam in Paris, als Travis und seine Freunde ein Taxis suchten. Zunächst war es nur ein Nebenprojekt. Ihm geht es um Effizienz im Verkehr. Die Fahrer bekommen eine Vorhersage, wo die Nachfrage in 15 Minuten am Höchsten ist. In Paris gibt es bereits „uberPool“, wo sich Kunden eine Fahrt teilen. So wird der Fahrpreis günstiger. Es lohnt sich nicht mehr ein Auto zu besitzen. Transport sollte so günstig und verfügbar sein, wie Wasser. Das Problem mit Autos: Sie sind die meiste Zeit unbesetzt (96%), 15% der Stadt nehmen dieser uneffizienten Ressourcen in Anspruch. Uber verlängert den Nahverkehr: In Paris gehen 15% der Fahrten über das Metro-Gebiet hinaus. In zehn Jahren verspricht Uber 10.000 neue Jobs in Paris. Ohne Technologie waren die Taxi-Regeln für die Sicherheit wichtig: Gelbe Farbe, Taximeter, etc. – das würde mit Technologie keinen Sinn mehr machen. Die Taxiregeln schützen heute nicht mehr die Nutzer, sondern die bestehende Taxiindustrie. In den letzten 60 Jahren hat sich die Zahl der Taxen in New York nicht verändert. Paris und London sind derzeit die erfolgreichsten Märkte. 2015 will Uber sich in Europa verstärkt für eine Veränderung der Regulierung einsetzen. In diesem Jahr will Uber neue Partnerschaften mit EU-Städten starten, um die Grundlage für smarte Städte zulegen. 50.000 neue EU-Jobs sollen in diesem Jahr enstehen. Die Zahl könnte sich im nächsten Jahr verdoppelt werden. 400.000 Autos sollen in diesem Jahr von den Straßen der EU verschwinden. // Zu dem Preisanstiegs-Vorfall bei der Sydney-Geiselnahme: Wenn sich ein Vorfall ereignet, wird die Preissuche abgestellt. // Notiz an mich selbst:
Hubert Burda (Verleger, Autor) hat jetzt das Buch „Diary of The Digital Revolution – Notes from 1990 to 2015“ veröffentlicht.
Jochen Wegner (Zeit Online): Ich bin ausgeflippt, als ich im Supermarkt den Focus-Cover mit der Kalaschnikov gesehen haben.
Ulrich Reitz (Focus): Pegida ist das Phänomen einer einzigen Stadt.
Jeff Jarvis (CUNY): Meinungsfreiheit liegt in der Verantwort des Journalismus. Wenn wir nicht unsere Muskeln für die Meinungsfreiheit einsetzen, werden wir sie verlieren. Zur Lügenpresse: Journalisten sollten nicht denken, dass das Vertrauen erst kürzlich zurückgegangen ist. Schon in den 70er Jahren gab es einen deutlichen Rückgang. Deutlich vor der Einführung des Internets.
Bruno Patino (France Television): Frankreich steht nach #CharlieHebdo unter einem emotionalen Schock. Wir wissen noch nicht, ob die Terroranschläge das Land verändern, aber wie wir Journalisten arbeiten. Was wir ahnten, aber uns nicht bewußt machten: Die Presselandschaft hatte große Schwierigkeiten der Nachfrage nach dem Printprodukt Herr zu werden. Mit Print kann nicht mehr ohne weiteres das ganze Land erreicht werden. Das hat sich geändert. Die Menschen machten Fotos, von Menschen die in der Schlange für die neue Charlie Hebdo Ausgabe stehen. Das hat es 20 Jahre nicht mehr für ein Printprodukt gegeben. Sie hatten auch Schwierigkeiten einen Kiosk zu finden – die sind zu großen Teilen in den letzten Jahren verschwunden. Auch war die Macht der sozialen Netzwerke klar. Einer der Attentäter hatte eine GoPro-Kamera. Die Bilder waren schneller in den sozialen Netzwerken, als in den französischen Redaktionen. Medien zeigen solche Bilder nicht. Aber die Rolle des Journalismus verändert sich dadurch. Die Frage stellt sich: Wie gehen wir mit unserer Verantwortung um? Es gibt einen Paradigmenwechsel: Warum zeigen wir Bilder nicht, die unsere Zuschauer bereits auf Facebook sehen können? Alte Regeln funktionieren nicht mehr und müssen neu diskutiert werden. Die Demonstrationen für die Meinungsfreiheit in der letzten Woche ist die größte in der Geschichte Frankheits eingegangen.
Hier könnt ihr noch einen Blick auf die Folien des Uber-Chefs werfen:
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