Am Samstag bin ich von der Landesanstalt für Medien NRW im Rahmen des CampusRadio Tages 2005 eingeladen worden, am Workshop „kreative Programmformate im CampusRadio NRW“ teilzunehmen. Zunächst habe ich einen Ãœberblick über innovative Sendeformate gegeben und in einem Exkurs über Podcasts gesprochen, welche Perspektiven sie für CampusRadios bieten. Anschließend folgte noch eine interessante Diskussion mit Kolleginnen aus Köln und Lippe/Höxter. Zu meinem Vortrag habe ich an dieser Stelle noch weitergehende Informationen.
Zunächsteinmal kann ich feststellen, dass kreative Programmformate der einzige Luxus sind, den wir als CampusRadio uns leisten können. Wir haben die Möglichkeit das komplette Programm auf einer Frequenz zu gestalten. Da ist viel Raum, auf dem wir experimentieren können. Platzmangel gibt es nicht – der Wortanteil darf auch länger als 1:30 sein. Wir sind sehr frei in der Gestaltung, denn wir müssen kein Werbeumfeld schaffen, da nur Sponsoring erlaubt ist. In anderen Medien wird ein kreatives Format abgelehnt, weil es vielleicht zu Teuer ist: CampusRadio ist billig, weil man ehrenamtlich arbeitet. Doofe Chefs gibt es auch nicht, da flache Hirachien vorhanden sind und Personen mit Verantwortung letztlich auch nur Mitstudierende sind. Da lässt sich vieles im Gespräch regeln. In meinen zwei Jahren beim CampusRadio kann ich feststellen: Gute Ideen setzen sich also durch und eigene Initiative ist gefragt.
Bei Radio Q wird viel kreativ experimentiert im Bereich der Themensendungen. Diese sind in der Abendschiene ab 19 Uhr eingeplant. Ein Beispiel ist Auf den Spuren fremder Kulturen. Das Auslandsmagazin läuft jetzt im siebten Semester. Zunächst ist es als „One-Man-Show“ gestartet, inzwischen hat sich jedoch ein kleines Redaktionsteam gegründet, welches Woche für Woche über studentische Auslandsthemen berichtet. Sei es über Reiseberichte in exotische Länder, Aktionen von Ausländisch-Studentischen Gruppen in Münster oder über praktische Antworten zur Frage: Wie klappt das eigentlich mit dem ins Ausland gehen? Diese verschiedenen Sichtweisen faszinieren die Hörer, wie das Feedback zeigt. Eine regelmäßige Wörterbuch-Verlosungsaktion findet überdurchschnittlichen Zuspruch. Obwohl die Spuren schon im siebten Semester laufen, finden sich in jeder Woche spannende Themen zu den Oberbegriffen „Ausland“ und „Studium“.
Im dritten Semester befindet sich das Medienmagazin von Radio Q: „Was mit Medien„. Die Sendung wurde im Frühjahr von der Landesanstalt für Medien im Rahmen mit dem CampusRadio-Preis ausgezeichnet. In dieser Sendung geht es auf der einen Seite um Medienberichterstattung, aber auf der anderen Seite auch um Wege in die Medien. Wenn du Studenten -gerade im Magisterbereich- fragst, was sie machen möchten, antworten bestimmt 80% „was mit Medien“. Wir sprechen mit Ex-Campusfunklern, die heute „was mit Medien“ machen, wie sie den praktischen Einstieg geschafft haben, fördern oder warnen in der Reihe „Gutes Praktikum, schlechtes Praktikum“ vor bestimmten Praktikastellen. Diese Sendung stelle ich vor, weil es die erste Sendung bei Radio Q ist, die wir als Podcast angeboten haben.
Podcast ist vergleichbar mit einer Sendung im Internet, die regelmäßig aktualisiert wird und auf Abruf liegt. Ein Hörer kann den Podcast via Webseite abonnieren und bekommt so die aktuellste Episode auf seinen Computer oder MP3-Gerät geliefert. So entsteht Radio zum Mitnehmen, denn nicht nicht nur Musik befindet sich auf dem MP3-Gerät, sondern auch Wort-Beiträge. Für CampusRadios ergeben sich spannende Perspektiven: Man kann Studierende erreichen, die wegen des eingeschränkten Empfangs der CampusRadios nicht das Programm hören können, und das Anbieten von Inhalten On-Demand ermöglicht den Hörer genau das zu hören, was er möchte, wann er möchte. Zudem erhält man messbares Feedback. Was mit Medien hat jetzt mindestens 800 Hörer pro Woche allein als Podcast. Die beste Sendung hat die 1200 Marke geknackt. Das motiviert gerade ein ehrenamtlich arbeitendes Team.
Ein Vorteil des Podcastings ist: Es ist technisch einfach zu realisieren! Man braucht nur eine produzierte MP3-Datei, diese stellt man auf eine eigene Webseite und der Hörer kann die Datei direkt via Webseite runterladen oder mit einem ‚Podcatcher‘-Programm wie iTunes direkt geliefert bekommen. ‚Podcatcher‚ sind Programme, die automatisch abonnierte Podcasts prüfen, ob eine neue Episode verfügbar ist und anschließend die Episode runterladen und diese auf Wunsch auch auf das MP3-Gerät überspielen. Man kann selber einen Podcast erstellen, indem man einen RSS-Feed erstellt (Siehe: RSS-Verzeichnis – Was ist eigentlich RSS?) und diesen mit der eigenen Webseite verknüpft. Eine Schritt für Schritt Anleitung gibt es auf podcast.de.
Beispiel für Was mit Medien: Die Podcast-Webseite und Was mit Medien bei iTunes.
Wer mehr über die Hintergründe über Podcasting lesen möchte, dem empfehle ich meinen Artikel in der Gegenwart: „Podcasting ist das Radio der nächsten Generation“, sagte Steve Jobs bei einer Software Präsentation im Sommer. Im Gepäck hatte der Apple-Chef die neue Version der Musik-Software iTunes, die ab sofort Podcasts verwalten kann. Schon wenige Tage später verschickten eifrige Pressemenschen bei Apple die Meldung, dass die iTunes-Gemeinde schon über eine Million Podcasts abonniert habe. Die Gegenwart (46): Das Sturbucks-Prinzip.
Obwohl Podcasting in dieser Form erst im Herbst 2004 etabliert wurde, gibt es überraschend viele Podcasts. In den letzten zwei Monaten ist so gut wie jeder Radio-Sender -insbesondere die ×ffentlich-Rechtlichen-Sender- mit eigenen Podcasts-Angeboten gestartet. Auch für CampusRadios ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten: Bei Radio Q bieten wir zum Beispiel einen extra produzierten Campus-Podcast an. Das ist eine 20 Minütige Sendung mit den besten Beiträgen und Interviews aus den dieswöchigen Coffeeshop-Sendungen. Zudem bieten wir Themensendungen an, ihre Sendung als Podcast zu publizieren. Musik-Sendungen können leider nicht angeboten werden, denn Podcasts dürfen keine GEMA/GVL-Material ohne Erweiterung der bestehenden Verwertungs-Verträge nutzen. Deswegen schneiden wir aus Podcasts immer die Musik raus, bzw. produzieren sie gleich neutral. In Kürze werden auch unsere Hochschulnachrichten als Podcast angeboten werden. Podcasts sind also eine spannende Möglichkeit kreative Programmformate anzubieten. Zudem findet eine Konzentration auf Inhalte statt, undsomit die Herausforderung kreativ mit dem Medium Radio umzugehen.
Fragen beantworte ich gerne per E-Mail oder in den Kommentaren.
Prospero meint
Ein kleine Ergänzung, die ich auch schon in der Diskussiko anmerken wollte aber irgendwie nicht dazu gekommen bin: Das Rausschneiden von Musik betrifft nur die Sendungen, die Musik spielen deren Macher bei der GEMA, GVL oder anderen Verwertungsgesellschaften registriert sind. Da gibts momentan noch keinen Tarif für, die GEMA soll aber im nächsten Jahr einen anbieten.
Deswegen gibts ja die parallele Musikindustrie – Angebote wie Starfrosch.ch oder das Podsafe-Music-Network bieten Musik, die bedenkenlos im Podcast gespielt werden kann. Nähere dazu dann in meinem Artikel bei der Telepolis, wenns jemanden interessiert: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21356/1.html
Ad Astra
Daniel meint
Vielen Dank für die Anmerkung! Da wäre ich auch gerne noch etwas näher eingegangen, aber die Zeit war schon rum.
Das Thema „Podsafe“ ist sehr spannend. Allerdings für unsere Radiosendungen nicht sehr hilfreich, denn da möchten wir lieber unsere normale Musik spielen.
Und für die Themensendungen braucht man im Podcast ja auch nicht unbedingt Musik. Die befindet sich ja schon auf dem iPod des Hörers 😉
Prospero meint
Wie Herr Spreeblick – Johnny Häussler – das auch so nett in der Chaosradiosendung zum Thema sagte: „Die Podcasthörer stellen sich dann halt ihr eigenes Programm aus Redebeiträgen und Musik zusammen.“ 😉
Daniel meint
Ja, ganz genau. Nur ich glaube das passiert eher „zufällig“ oder „beiläufig“. Sich jeden Tag ein neues Programm aktiv zusammenzustellen ist den meinsten bestimmt zu anstrengend.