Mein Tipp gegen Winter- depressionsabende. Entweder zu Muff Poter geht Kino gehen oder zu Harald Martenstein oder auch ganz toll, zu diesem Theaterstück: THE ALL AMERIKEN ARZTROMAN. Prof. Dr. Imanuel Concord Hampshire ist nach einem humanitären Einsatz in Afrika auf seinen Chefarztposten im St. Agnes Memorial Hospital in Coral Springs zurückgekehrt. Eigentlich ist alles wie immer, in dieser Kitschwelt im Süden Floridas. Dr. Virginia Charleston, die intrigante Kinderärztin wünscht ihm die Pest an den Hals, Dr. Trenton aus der Sportmedizin macht sich an die junge Lernschwester heran und die wird wiederum von der renitenten Oberschwester Augusta Main getriezt, die ihre Ausbildung schließlich noch am Schwesternzweig der US- Militärakademie West Point absolviert hat. Als diese triste Oberschwetser eines Tages einen bunten Pullover trägt, nisten sich Verdachtsmomente bei der Belegschaft ein… Undenkbar! Undenkbar?
Der Arztroman — Ein Kitschprodukt in Massenware und Großdruck. Mediziner als Wunderheiler und Seelsorger, Intriganten und Bösewichte, Liebhaber und Witwentröster. Krankenzimmer und Röntgen-Raum werden zu Schauplätzen der immer gleichen — und gleichsam unendlichen — Seifenoper im OP-Kittel.
Im Stück „The All Ameriken Arztroman“ von Autor und Regisseur Christoph Tiemann wird vor allem einer Frage nachgegangen: Was, wenn die bedauernswerten Figuren einer solchen Fango-Packung des schlechten Geschmacks irgendwann merken, in was sie da hineingeraten sind? Als die Stereotypen um sie herum plötzlich nicht mehr stimmen und man sich auf kein Klischee mehr verlassen kann, entdeckt die Belegschaft des St. Agnes Memorial Hospital von Coral Springs, welches Spiel mit ihr gespielt wird. „“rzte werden nicht länger geboren und ausgebildet, sie werden gezüchtet. Ich habe lange nicht daran geglaubt, bis ich gemerkt habe, was für eine kitschige Scheiße das alles hier ist!“
Der gottgleiche Chefarzt, die neidische Kinderärztin und der frauenverstehende Sportmediziner proben daraufhin mit ihren Kollegen den kollektiven Aufstand gegen das Diktat ihres Erschaffers und beginnen ihre wichtigste Operation — die an ihrer eigenen Wirkllichkeit.
„The all ameriken Arztroman“ ist nicht nur eine gnadenlose Persiflage der „Literaturgattung die mehr hanebüchene Stories enthält als jede andere“, sondern eine facettenreiche Komödie, die etwa auch gegen Hollywood-Blockbuster wie „Titanic“ oder „The Matrix“ mächtig austeilt. Und ganz nebenbei wird hier der alte Kampf zwischen Schicksal und Selbstbestimmung ausgefochten — als Hahnenkampf zwischen einem Kitschautoren und seinen Figuren.
Vorstellungen:
Dienstag, 10. Januar
Donnerstag, 12. Januar
Mittwoch, 25. Januar
Sonntag, 29. Januar
Samstag, 4. Februar
jeweils um 20 Uhr
in der Studiobühne, Domplatz 23
britta meint
wieso „oder“…? ausschließlichkeit ist für langweiler. 😉