Die Netzeitung hat soeben noch ein neues Projekt gestartet: Die Readers Edition. Leser werden Journalisten („20 Millionen Redakteure gesucht“) und sollen aktuelle Nachrichten schrieben. Der Unterschied zu einem herkömmlichen Blog: Es soll sich an journalistische Standarts gehalten werden. Redigiert werden die Beiträge aber nicht von Redakteuren, sondern von Moderatoren, die selber aus der Community stammen. Was auf den Übersichtsseiten erscheint, bestimmen die Leser durch ihr Voting. Das ganze Projekt läuft auf WordPress und wurde mit einigen Plugins aufgebohrt. Spass hatte ich beim Lesen der Featureliste im Über Uns Bereich der Netzeitung. Die Readers Edition wirkt auch mich etwas wie eine Edelvariante der Shortnews. Löblich, dass die Texte als Creative Commons Lizenz veröffentlicht werden. Ziemlich Web 2.0 das ganze – gerade weil ich davon ausgehe, dass Zeitungen und Fernsehen in Zukunft auch immer mehr von Inhalten leben werden, die die Rezipienten liefern werden. Aber als eigener Blogschreiber frage ich mich doch: Warum soll ich die Seiten der Readers Edition füllen, wenn ich das in meinem Blog genauso machen kann und dort auch noch nach persönlichem gutdünken direkt im Beitrag kommentieren kann?
… weil es dann – je nach Verbreitung deines Blogs – unter Umständen sogar jemand mal liest. Außerdem kann man es sich in seine Vita reinschreiben. Und man kann sich beinahe als Autor/Journalist bezeichnen.
PS: Ist dein Email-Notifikations-Plugin von unterbezahlten Greencard-Empfängern gemacht worden oder in der Projektwoche der lokalen Grundschule? „Yes, send me email when someone replies.“ 😉
geht es um den „fehlenden“ artikel? dann werfe ich mal mein sprachwissenschaftliches halbwissen (bzw. eigentlich fast völliges unwissen) ein und behaupte, dass „email“ ja u.a. mit „e-post“ übersetzt werden kann und dann nicht zählbar ist und deshalb keinen artikel braucht…(?)
ich denke mal, das vorbild bzw. die „inspiration“ ist das hier:
http://tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5599552_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html
vielleicht deshalb auch die suche nach „20 millionen“ mitgliedern, ohmynews hatte zum zeitpunkt des artikels schon knapp 40.000.
ich persönlich finde die idee eher unvorteilhaft, genau wie damals die einführung von news auf wikipedia (genau wie ich wikipedia generell oft sehr fragwürdig finde). bürgerreporter schön und gut und dann haben ja auch alle ein schönes hobby, aber nachrichten auf bürgerfunk- oder dorfhomepageniveau?
ich merke gerade, dass ich uns ans eigene bein pisse und breche diesen kommentar hier ab.
Readers Digest in der Vita? Das macht doch keinen Sinn. Dann kann ich einen Leserbrief an den Spiegel schreiben und mir das dann auch in meinen CV packen. Es ist doch bekannt, dass jeder Artikel für RE schreiben kann und dass die freigeschaltet werden, sobald diese einigen Kriterien entsprechen.
Zu den Bürgerreportern fällt mir ein: Ich finde das Thema eigentlich sehr spannend. Existierende Medien werden da demnächst spannend „ergänzt“ oder „bereichert“ durch die Bürgerreporter. Aber auf keinen Fall ersetzt.
Zu den Bürgerreportern: da ist natürlich eine zentrale Frage: was ist „Senf“ und was ist „Nicht-Senf“. Ich glaube, z.B. ein Politologe, Wirtschaftswissenschaftler oder Jurist kann als Bürgerreporter einen wesentlich qualifizierteren Senf abgeben, als ein Journalist, der sich alles nur oberflächlich angelesen hat und dessen Äußerungen dann nur aufgrund seiner Berufsbezeichnung als Nicht-Senf angesehen werden. Das ist im Grunde die immerwährende Klowände-Diskussion. Ob aber gerade diese qualifizierten Menschen sich an diesem Projekt beteiligen, ist eine ganz andere Frage und in meinen Augen eher zweifelhaft. Zumeist sind solche Projekte ja doch um sich selbst kreisende Mini-Universen der immer gleichen geltungsbedürftigen Halbgescheiten.
Jens, im Prinzip hast du Recht. Aber bei Qualifizierten ist oft das Problem, dass die es so erklären, dass man es als Fachfremder nicht mehr versteht. Die Gefährliche-Halbwissen-Problematik halt.
Ich überlege ob ich einen Readers Edition Selbstversuch unternehmen soll. Also anmelden, schreiben und gucken was passiert. Vielleicht für ein paar Wochen und dann hier im Blog darüber berichten. Vielleicht bekomme ich dann zu einer Erkenntnis über die Nützlichkeit des Readers Edition Autoren Daseins.
Nicht alles ist so einfach, dass man es allgemeinverständlich wiedergeben kann, ohne dass es falsch wird. Soll man es dann trotzdem so vereinfachen, dass alle anderen zumindest das Gefühl haben, es verstanden zu haben, obwohl sie im Grunde immer noch genausowenig Ahnng haben wie vorher Sich anzumelden und auszuprobieren wäre wahrscheinlich der einzige wirkliche Weg, eine qualifizierte Stellungnahme zu dem Thema abzugeben. Ich werde mir aber wohl eher von Zeit zu Zeit das Endergebnis zu Gemüte führen 😉