Das Blog von Manton Reece taucht oft in den Blogrolls der Promi-Ur-Blogger auf. Ich bin direkt Fan geworden. Reece ist Mac- und Web-Entwickler, podcastet und glänzt in einer Blog-Disziplin, die wir durch Social Media vergessen haben: Kurzbloggen. Microblogging.
Wie mich kurze Postings zu täglichen Besuchen eines Blogs verleiten, habe ich ja schon in dem ersten Beitrag dieser Was-können-Blogs-alles-sein-und-leisten-Reflexionsserie aufgeschrieben. Die gleiche Wirkung habe ich beim Microblog von Manton Reece festgestellt. Oft zwei, drei Postings am Tag. Dazu noch ein Foto – das gute alte Photoblog lässt grüssen.
Was war: Kurze Postings waren in den frühen Bloggerjahren normal – längere Texte eher die Ausnahme. Das Log in Blog kommt nicht ohne Grund vom Logbuch. Kurze Einträge, die den eigenen Weballtag begleiten. Als dann die ersten Handys mit Kamera und Internet-Anschluss benutzt wurden, entstanden auf einmal neue Blogtypen. Moblogs oder Mobileblogs, die vom Handy gefüllt wurden. Photoblogs. Microblogs. Und dann war auf einmal Twitter da. Auch heute noch hier und da als Microblogging-Dienst bezeichnet. Statt die eigenen Blogs zu füllen, war es viel bequemer direkt zu twittern. Oder die Fotos auf Facebook hochzuladen. Und später natürlich auch bei Instagram. Den Blogs blieben die langen Textwüsten.
Was kommt: Doch inzwischen ist auch die Freude an den Postings in den Feeds der Netzwerke verflogen. Nach wenigen Tagen verschwinden die Inhalte im Nichts. Ein rauer Wind in den Kommentarspalten. Wozu noch posten? Blogs die wieder bloggiger werden, fallen auch oft mit kurzen Beiträgen auf. Die Blogs werden lebendig, Leser gebunden und ganz nebenbei passen Kurzbeiträge hervorragend für die dezentrale Social-Zukunft. Reeces Blog ist auch an das Fediversum angeschlossen. Ich kann dem Blog via Mastodon genauso folgen, wie einem Threads-Account. Ein Reply von mir landet als Kommentar im Blog. Cool. Blogs können sich gegenseitig folgen – die vernetzte Zukunft von Blogs (siehe Internet neu denken: Blogs ) wirft ganz konkrete Schatten voraus.
Bloggen wie Manton Reece? Wer das will, kann direkt loslegen. Denn Reece gehört zu den Initiatoren von micro.blog – einen simplen Blogdienst, der natürlich auch bei seinem Blog im Einsatz ist. Für 5 Euro im Monat gibt es den Webspace, Fotohosting, Podcasthosting, Crossposting zu Mastodon, Bluesky oder Linkedin, eigene Themes und die Möglichkeit via Web oder App zu veröffentlichen. Wie bei Tumblr kann jeder User anderen Micro-Blogs folgen und erhält so eine individuelle Timeline, die auch wirklich chronologisch arbeitet. Micro.blog weist noch auf seine konstruktive Community hin, und das ein Micro-Blog auch direkt als Hub für die eigenen Inhalte im Fediversum dienen kann.
Und da Micro-Blog auch lange Texte kann (und dann sogar ein Überschriften-Feld magisch erscheint) und es eine Import-Funktion von anderen Diensten wie WordPress gibt, habe ich kurz über einen Umzug nachgedacht. Oder als Variante über ein Zweitblog, wie in den guten alten Zeiten. Aber vermutlich wird auch das nichts. Denn wenn ich ehrlich bin: Die Kurzbeiträge gehören auf jeden Fall prominent ins Hauptblog.
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