Archiv für 2011
fiene & how i met bahar
Hier ein kleines
fiene & digitaler radiergummi
Mir wurde eben ein geheimes Tondokument von unseren Freunden bei 1LIVE zugespielt. Eine gewisse Moderatorin S. beschwert sich über mich. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll?
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Was soll ich sagen? (Ich habe noch mehr Fotos … !)
fiene & 17144 kilometer
Ich habe mal meine Reise bei Wolfram Alpha eingegeben. Mit dieser Datensuchmaschine kann man wirklich schön rumspielen. Man kann einfach die Flughafencodes eingeben und bekommt viele Funfacts zur Verbindung und zu den Flughäfen angezeigt.
Düsseldorf -> New York (Newark): 6.055 KM 3,9 T
New York (Newark) -> Austin: 2.420 KM 0,74
Austin -> New Orelans (über Houston): 716 KM 0,18
New Orleans -> New York (Newark) (über Charlotte): 1.898 KM 0,62
New York (Newark) -> Düsseldorf: 6.055 KM
Gesamt: 17.144 KM. Mit diesen Daten kann man übrigens auch ins Grübeln kommen. Ich habe die Flugkilometer umgerechnet. Um meinen Flug-CO-2-Ausstoss zu kompensieren, müsste ich 544 Bäume pflanzen.
fiene & der rückflug
Well, actually – meine Tage in den USA sind gezählt. Gleich beginnt der Rückflug. Ich mache mir etwas Sorgen, die ganzen Eindrücke noch gar nicht verarbeitet und sortiert zu haben. Ich freue mich schon wieder alle zu Hause zu treffen, aber ich fürchte, ich muß viele Fragen doppelt und dreifach beantworten. Wisst ihr was: Ich nehme die Top 10 der zu erwartenden Reisefragen und beantworte die schon einmal zur Ãœbung hier im Blog:
Biste zurück? – Ja! (Obwohl mein fine-Business in New York natürlich boomte ;))
Wie war das Wetter? – Die letzten zwei Wochen nur Sonne – und immer über 20 Grad – zuletzt fast bei 30 Grad.
Wie war es „in Amerika“? – Awesome. Die Stimmung war gut. Nette Leute getroffen und es gab sehr gutes Essen!
Wie war es in New York? – Wie üblich – voller Eindrücke. Highlight: Viele Cafés entdeckt. Lowlight: Williamsburg hat sich zu einem Hipster-Museum entwickelt.
Warum warst du in Texas? – Ich habe dort aus Neugier die Interactive-Konferenz des South-by-South-West-Festivals besucht. Die größte Internetkonferenz seiner Art.
Wie war die South-by? – Obwohl in diesem Jahr noch einmal 10.000 Teilnehmer mehr da waren, überhaupt nicht stressig. Sehr easygoing, sehr informativ und ich habe viele Ideen für die kommenden Monate mitgenommem.
Was ist denn der neuste Trend? – Da muß ich enttäuschen: Es gibt weder ein neues Facebook, noch ein neues Twitter, noch ein neues Foursquare. In diesem Jahr machten vielen Gruppen-Apps die Runde. Man schickt eine Message raus und die erreicht dann eine Gruppe von Freunden. Einen Favoriten gibt es aber nicht und die meisten Apps funktionieren nur in den USA.
Viel geshoppt? – Nein. Für Daniel-Verhältnisse nicht. (Und nein, das iPad2 habe ich mir auch nicht gekauft).
Wau in New Orelans war ich noch nie – sieht man noch was von der Ãœberschwemmung? – Nur kurz. Unser Taxi-Fahrer („Born and raised here, man!“) zum Flughafen ist mit uns noch durch ein armes Viertel gefahren. Er wollte es uns unbedingt zeigen, weil noch viel zerstört ist. Mehr haben wir aber nicht gesehen. Wenn selbst die Einheimischen einem empfehlen, bestimmte Viertel zu meiden, sollte man sich dran halten. Aber über New Orleans will ich noch in Ruhe bloggen.
Mit wem warst du unterwegs? Erst Florian, dann Igor, Johannes und Peter, schließlich traf ich noch auf Thomas, Heiko, Tessa, Charlotte 1, Colin und danach weiter mit Igor, Adi und Charlotte 2. Wobei Igor ernsthaft überlegt, nicht mehr mit mir zu reisen, da ich ihm die Foursquare-Mayorship in seinem Lieblingsrestaurant in New Orelans vor der Nase weggeschnappt habe. Vielleicht mache ich es wett, wenn ich noch seine schönen Fotos bei Flickr empfehle, die er auf der Reise gemacht hat. Siehe das Foto oben.
fiene & sxsw #12 (die sxsw-economy)
Ein Kumpel mailte mir einen Artikel über die SXSW, dass dies ja ein Woodstock für Geeks mit Job sei. Ich kümmere mich ja eh nur um den Interactive-Teil und weniger um das Musik- und Film-Festival. Aber selbst wenn man die Interactive für sich alleine nimmt: Diese Konferenz ist vor allem eins: Groß. Das ist eine Re-Publica-Galore. In diesem Jahr sollen es 25.000 Teilnehmer gewesen sein – im vergangenen Jahr waren es noch 14.000. Einige schwärmten noch von den Zeiten, als die Interactive von 2.500 Nerds besucht wurde. Warum dieses Interesse? Es sind auf keinen Fall die herausragenden Keynote-Sprecher oder Diskussionen (hier gab es viele Nieten). Thematisch und inhaltlich brauchen sich deutsche Konferenzen überhaupt nicht hinter der SXSW verstecken. Aber: Was das Weltwirtschaftsforum in Davos für die Wirtschafts- und Politikszene ist, ist die SXSW in Texas für die Webgemeinde. Hier kann man in kürzester Zeit Freunde, Bekannte und Kontakte treffen, ohne umständlich durch die Welt jetten zu müssen. Denn spätestens seit dem Web 2.0 wissen wir ja: Es gibt nichts schöneres, als den echten Kontakt.
Welchen Eindruck das ganze SXSW-Festival im vergangenen Jahr gemacht hat, zeigt diese Infographik von Retailmenot.com (z.Bsp. via Medialdigital)
fiene & sxsw #11 (interface design edition)
Anatomy of a Design Decision von Jared M. Spool (User Interface Engineering) (Programm)
Herr Spool ist ein gemütlicher Durschnitsamerikaner. Kahler Kopf, unauffällige Brille, lockeres Hemd und eine Hose, die viel zu hoch gezogen ist. Wie ein Designhipster sieht er nicht aus. Trotzdem muß er auf der SXSW von Jahr zu Jahr größere Hallen füllen – die Leute lieben seine Userinterface-Design-Vorträge. „Puh, ich dachte, in diesem Jahr sind nur 30 Leute in diesem Raum“, grinste er und legte los. Zunächst habe ich etwas Theorie und später ein paar ekelige Webdesignbeispiele. Freut euch!
Oben im Bild seht ihr eine Vortragsillustration, die Putorti photographiert hat. Alle größeren Vorträge wurden in diesem Stil „mitgezeichnet“ und hinterher ausgestellt. Ich muß da einmal eine Lanze brechen: Wir sind da in Deutschland viel weiter – besonders wenn man sich die Arbeiten von Anna Lena Schiller anschaut! (Es gibt sie auch bei Twitter.) Zurück zu J.M. Spool, der übrigens auch ein lebhafter Twitter-Nutzer ist.
Mediziner haben Designer etwas voraus – sagt Spool. Seitdem das echte Grey’s Anatomy veröffentlicht wurde, gab es einen Namen für jedes Körperteil und seitdem konnten die Mediziner sich sehr genau austauschen und kommunizieren. Designer haben kein so genaues Vokabular für ihre Arbeit und deswegen schlägt Spool eine genaue Unterscheidung verschiedener Designtypen vor. Schließlich geht es beim Designen vor allem auch um das Treffen von Entscheidungen. Und hier können verschiedene Typen vorgefunden werden.
1. Unintentional design
Auf diese Designtyp stoßen wir viel zu oft. Hier basiert das Designs auf die Architektur des Bildschirms und nicht auf den Output. Entsprechend hoch ist der Frustrationsgrad der Nutzer („Wo muß ich jetzt klicken?“). Damit ein Gestalter auf die nächste Stufe gelangt, muss er ganz einfach: Das Produkt selbst nutzen (und dann viele, harte Arbeit in das Design stecken)!
Wenn man den Fokus auf Komplexität und einfache Nutzung legt, dann entsteht:
2. Self design
Jason Fried von 37signals ist hier das Musterbeispiel. Er gestaltet seine Produkte nur so, wie er sie benutzen würde. Das funktioniert besonders gut, wenn man selbst zur Hauptzielgruppe gehört. Hierbei darf man aber nicht aufhören, das Produkt selbst jeden Tag zu nutzen, um Frustrationspunkte weiter zu eliminieren.
Wenn man für Nutzer in einer anderen Zielgruppe designt, dann entseteht:
3. Genius design
David Poteet of New City Media ist hier das Musterbeispiel. Seine Firma hat sich auf Webseiten von Bildungseinrichtungen spezialisiert. Sie sprechen mit den verschiedenen Zielgruppen der Webseiten (Lehrer, Schüler, Studenten, Eltern, Alumni, Partner …) und bauen sich von Projekt zu Projekt einen immer größeren Wissenschafts auf, von dem auch die folgenden Projekte profitieren. So können wichtige Designentscheidungen getroffen werden.
Wenn man für etwas designt, was man noch nie zuvor designt hat, dann entstecht:
4. Activity focused design
Hier geht es um neue Aktivitäten und neue Nutzer, für die wir ein Design erstellen. Aber mit dieser Stufe gibt sich Spool nicht zufrieden, da zwischen den Aktivitäten Lücken entstehen, und die müssten aufgefüllt werden. Dann entsteht:
5. Experience focused design
Spool sagt, dass sich gute Designer mindestens zwei Stunden alle sechs Wochen Zeit nehmen müssen, um die Leute zu beobachten, wie sie deren Design nutzen. Diese Erkenntnisse seien unbezahlbar. Diese fünf Typen vertieft Spool auch in seinem Blog.
Sehr gut fand ich Spools Exkurs in Sachen Site Guidelines. Die gibt es ja eigentlich immer bei großen Webseiten oder Seiten-Netzwerken, wie zum Beispiel bei Universitäten. Er fragt: „Was soll eine Regel wie ‚#17 Die Suchbox hat immer oben rechts zu sein'“. Aus Spools machen Empfehlungen mit Vorlagen oder Baukasten-Elementen mehr Sinn.
Spool regt an: Sagt künftig doch nicht einfach nur, das ist ein gutes oder ein schlechtes Design. Diskutiert auch über die Entscheidungen, die hier getroffen wurden. Klar – wo viele Entscheidungen getroffen werden, können ein paar auch in die Hose gehen, wie die folgenden aktuellen Beispiele zeigen.
Nicht alle sind so aufgeräumt, wie die Startseite von The New York Times. Wir kennen Etsy.com als ordentliche Verkaufswebseite. Die kann man aber auch wie auf www.arngren.net gestalten:
Auch schön – LingsCars.com:
Oder yvettesbridalformal.com (Tipp: Sound am Computer vorher ausschalten):
Oder georgehutchins.com
fiene & sxsw #10 (das flur-video)
Ein Video, ein Video! Diesmal muß ich eure Erwartungen runterschrauben. Wir spielen weder eine App im Reallife nach, noch haben wir teure Gagschreibe engagieren können. Thomas und ich filmen einfach die Flure der SXSW. Keine Sorge: Ein bisschen Karo ist trotzdem dabei (und das kürzeste Gary Vaynerchuk Interview der Welt!)
fiene & sxsw #9 linktipp!
Mein South-By-Notizblock ist noch gut gefüllt! Auch wenn die Konferenz schon zu Ende ist, habe ich noch Blogcontent für euch: Ein Video und ein Vortrag habe ich noch vor mir – mindestens. Ãœberlege noch etwas Karohemdencontent zu kuratieren, scheint gerade bei euch gut anzukommen.
Die South-by ist ja die Konferenz, auf der vor vier Jahren Twitter seinen Durchbruch hatte. Seit dem stellt sich immer wieder die Frage, wer denn jetzt das neue Twitter ist. Seitdem sind so zum Beispiel auch Foursquare und Gowalla zu uns gestoßen. Und in diesem Jahr? Ich muß euch enttäuschen: Es gibt zwar ein paar dezente Trends, aber keine App, keine Webseite und kein Dienst, der das neue Irgendwas wird. Der Kollege Thomas Knüwer hat in seinem Blog aber einen sehr lesenswerten Artikel über den „heißen Scheiß der SXSW“ verfasst – das ist mein Lesebefehl für heute! Ach was: Alle seine SXSW-Tageszusammenfassungen solltet ihr auf eure Leselisten packen.
fiene & sxsw #8 (die gary vaynerchuk edition)
The Thank You Economy von Gary Vaynerchuk (Programm).
Gary Vaynerchuk ist einer von diesen Leuten, die einem erzählen, wie das Internet funktioniert und warum traditionelle Systeme sterben – wie die klassische Werbung zum Beispiel. Das klingt jetzt abschätzig, ist aber überhaupt nicht so gemeint. Im Gegenteil: Erstens trägt Vaynerchuk unglaublich unterhaltsam vor. Seine Fähigkeiten eine Masse zu begeistern sind beneidenswert. Ich werde zwar nie zu seiner Fan-Crowd gehören (es gibt Leute die auf alle seine Vorträge gehen und sich alle seine Videos anschauen), aber ich sage euch: Mindestens einen Vaynerchuck-Vortrag muss man gehört haben. Zweitens ist er nicht einfach jemand, der über das was er denkt redet, er hat auch etwas vorzuweisen. Das können nicht viele Social-Media-Experten von sich behaupten. Er hat von seinem Vater einen Laden geerbt und daraus einen multimillionen Weinversand ausgebaut. So ist er als Weinblogger von WineLibraryTV.com im Social Web berühmt geworden. Jetzt ist sein zweites Buch erschienen: The Thank You Economy.
Diese Economy hat er nicht im Detail bei seinem Vortrag auf der SXSW vorgestellt, sondern eher erklärt, warum wir die brauchen. „Wenn Content King ist, dann ist Kontext Gott“, ruft Vaynerchuk begeistert in die Masse und und zitiert (noch) Google-Chef Eric Schmidt. Laut ihm werde heute in 48 Stunden so viel Content produziert, wie vom Anfang der Zeit bis 2003. Es wird also immer wichtiger: Die richtige Information zur richtigen Zeit.
Ich finde Vaynerchucks „erst einmal an die eigene Nase packen“-Einstellung ganz gut: Als junges Unternehmen mußt du laut Mr. Weinblogger auch nicht „die Welt verändern“ sondern ganz einfach mit den Kunden reden. Wir kritisieren bei vielen großen Unternehmen, dass sie sich nicht um den einzelnen Kunden kümmern. Aber worüber reden Start-Ups? „Wir werden das nächste Foursquare / Twitter / Whatever“ oder „Bald kommt eine Story von uns auf Mashable“ – wo sind da die Kunden?
Dann ist da noch die Sache mit der Werbung. Irgendwelche Meldungen zu „pushen“ ist unglaublich out.
Er versteht die US-Wirtschaft nicht. Die gibt Millionen für die Radiowerbung aus. Am Nachmittag wird das ganze Geld in die Drivetime gesteckt, in der Hoffnung, dass Mutti im Auto auf dem Weg zum Einkaufen die ganzen Werbebotschaten hört. Hört sie die Werbebotschaften? Nein, Mutti hört nichts, sie telefoniert die ganze Zeit am Ende. Wir können schon froh sein, dass sie sich überhaupt noch auf das Autofahren konzentrieren kann, denn links und rechts stehen ja noch die ganzen Billboards, die zusätzlich um Aufmerksamkeit buhlen. Und was passiert im Supermarkt? Dort erinnert sich Mutti nicht an die Werbebotschaften, schließlich ist sie damit beschäftigt mit ihren ganzen Gutscheinen günstige Deals herauszuholen. Was wird sie in zehn Jahren machen? Dann hält sie ihr Handydisplay auf die Produkte um Zusatzinfos zu bekommen.
So läuft „push“ in den E-Mail auch nicht mehr. Vor zehn Jahren lief sein wöchentlicher Wein-Newsletter super. Die Leute haben wie wild bestellt und auf die E-Mails reagiert. Damals freute man sich ja auch noch über jede E-Mail. Man wollte alles lesen. Selbst Viagra- und Penis-Enlargement-Spam war aufregend. Mit dieser Einsicht hat er zwei Wein-Newsletter pro Woche verschickt. Seine Umsätze haben sich verdoppelt. Das funktioniert heute nicht mehr.
„Push“ passt auch nicht zur Humanisierung des Business, die Vaynershuk fordert.
Was heißt das? Viele lieben ihre Eltern deswegen, weil die Eltern ihre Kinder zu erst geliebt haben. Das sollte bei Marken auch so sein.
Viele Social-Media-Experte halten die „Old Spice“-Kampagne für die großartigste Sache in der Social-Media-Werbewelt. Gary Vaynerchuk finde sie dumm. Erst einmal weil es nicht so etwas wie eine „Social-Media-Kampagne“ gibt und dann weil, diese Old-Spice-Aktion so etwas wie ein One-Night-Stand ist. Zwar haben die Macher laut Vaynerchuk einen tollen Kontext geschaffen (Super-Bowl-Ad und dann YouTube-Verlängerung mit den Reaktionsvideos) – aber dann gab es ein Problem: Old Spice hat nicht mit dem Einzelkunde gesprochen. Sondern nur in die Masse gesendet. Es wurde keine einzige Frage des einzelnen Nutzers beantwortet. Old Spice ist ein sehr gutes Beispiel, wie man es in „The Thank You Economy“ nicht machen sollte.
Vaynerchucks Anregung: Wenn ein Social-Media-Experte demnächst Old Spice als Vorzeigekampagne aus dem Hut zaubert, sollten wir ihn mit unseren Schuhen verkloppen.
Gary bekommt auch Pickel, wenn er Dinge wie „Wenn ich 100 Follower bekomme, dann spende ich 100 Dollar nach Japan“ liest. Auch fordert er Marken auf, keine Leute zu filtern und auch mit Leuten zu interagieren, die weniger als 1.000 Follower haben. Pickel bekommt er auch bei Werbung, die das Twitter und Facebook Logo zeigt? Das ist so als ob ich ein Telefonlogo anzeige. Wir dürfen natürlich nicht unsere Telefonnummern vergessen.
Follower-Zahlen sind ebenfalls quatsch. Das sei so effektiv, als ob man die Autos vor einem Plakat zähle oder Auflagen Achtung schenke. Niemand kauft dein Produkt weil es eine Anzeige auf Seite 127 gibt.
„GIVE – and worry about it later“, sagt Vaynerchuck, der vor seinem Vortrag möglichst viele der mehr als 1.000 Zuhörer per Handschlag begrüßt hat. Er weiß, dass es für viele in großen Unternehmen schwer ist, das zu tun, was eigentlich einem das Bauchgefühl rät: „Promise me one thing: When everyone wake up, you don’t want to be on the side of the blockbuster-decisions. All the good things happen in the grey not in black / white.“
In diesem Moment steht ein Fan auf und berichtet, dass er aus Kanada angereist ist. Er bat seine Leser ihm die Reise nach Austin zu finanzieren – er benötigte mindestens 2.000 Dollar und würde dann einen ausführlichen Nachbericht allen kostenlos anbieten. Am Ende sind 4.000 Dollar gespendet worden. Vaynerchuk ist sich sicher: Der Fan hätte nicht so viel bei einem klassischen Geschäftsmodell verdient – hätte er seine Reise erst aus eigener Tasche bezahlt und den Bericht im Nachhinein verkauft, wäre nicht so viel herum gekommen.
Auch eine Erkenntnis: Große Marken können nur von CEO/Board-Ebene aus die Einstellungen verändert und nicht von einem Angestellten auf Ebene 17.
Aber: Warum soll man mit anderen interagieren? Da gibt Vaynerchuk offen zu: Nicht, weil man ein Gutmensch ist, sondern weil es gut für das Geschäft ist. Schließlich sind unter den Kunden unglaublich viele Selbstsüchtig, aber das ist kein Grund nicht nett zu ihnen zu sein.
Am Ende des Vortrags hat Gary Vaynerchuk noch bekannt gegeben, dass er mit der 1.000 Episode seinen Wein-Podcast einstellt. Ein Raunen geht durch den Raum. Aber es gibt etwas neues: Eine App mit kurzen Videos auf DailyGrape.com. An seine Saalzuhörer verteilte er Gutscheine für kostenlose Weinproben.
So bleibt man mit dem Eindruck zurück: Hat der nette Mr. Vaynerchuck, der sehr viele richtige Sachen über das Netz und den Umgang mit Menschen gesagt hat, nur meine Hand geschüttelt, weil er am Ende mein Geld will?
Sein Buch bei Amazon: The Thank You Economy (mein Affiliate-Link) – Buchbeschreibung: „The Thank You Economy is about something big, something greater than any single revolutionary platform. It isn’t some abstract concept or wacky business strategy—it’s real, and every one of us is doing business in it every day, whether we choose to recognize it or not. It’s the way we communicate, the way we buy and sell, the way businesses and consumers interact online and offline. The Internet, where the Thank You Economy was born, has given consumers back their voice, and the tremendous power of their opinions via social media means that companies and brands have to compete on a whole different level than they used to.“
fiene & dradio wissen
Herr Pähler und ich gehen zu DRadio Wissen. Das ist die Ankündigung, die wir gerade auf wasmitmedien.de veröffentlicht haben. Darauf möchte ich euch natürlich auch hier hinweisen. Künftig werden wir einmal im Monat den Online-Talk präsentieren! Mehr Infos gibt es aber drübern auf wasmitmedien.de.
fiene & sxsw #7 (wikileaks-edition)
Es kommt derzeit keine Konferenz ohne eine Wikileaks-Diskussion aus. Die hier, war die beste, die ich je gesehen habe! Auch Igor meinte zu dem Ãœber-Durchschnitts-IQ auf dem Podium: „What an Old-Boys-Club mit Eloquenz.“ Eine sehr dichte Diskussion. Den einzigen Kritikpunkt den man teilen könnte: „Hier geht es um Journalisten, die ihren Job sichern möchten.“
Wikileaks: The Website That Changed the World? (Programm)
Carne Ross (Exec Dir/Independent Diplomat) kritisiert, dass die Zeitungen gar nicht mit den ganzen Informationen umgehen können. Er habe mit verschiedenen Redakteuren gesprochen und die sprachen davon, dass sie selbst mit Suchmaschinen arbeiten, um das Material durchforsten zu können. Hinzu kommt, dass Zeitungen eine News-Agenda haben und nach Schlagzeilen suchen, sodass es leicht passieren kann, dass sie Meldungen missinterpretieren. The Guardian und Co. sollten nicht die Hüter der Daten sein, da es Einrichtungen gibt, die diese ganzen Daten sehr gut gebrauchen könnten.“Wenn ich Informationen leaken würde, würde ich das nicht bei Wikileaks machen. Wenn man sich anschaut, wie dort Entscheidungen getroffen werden, ist das unverantwortlich.“ Ross fordert mehr Transparenz bei Regierungen. Es sei interessant, wie Leute in den USA behaupten, es gebe keine Neuigkeiten in den Depeschen. Das sei absolut lächerlich. Ross bezeichnet Wikileaks als außerordentliche Bedrohung für Regierungen, aber auch für Zeitungen. Er zeichnet kein gutes Bild von Julian Assange: „Er ist unglaublich süchtig nach Schlagzeilen“ Selbst-Promotion und Transparenz gehen nicht Hand in Hand. Auch wenn Ross nicht sehr konstruktiv argumentiert, hat er eine Idee: „Ich würde ein Netzwerk aus Gatekeeper-Experten über das Internet rekrutieren und ein Gesetz fordern, welches das „sharen“ vertraulicher Daten ermöglicht. Katz vom Guardian fragt Ross, wie er die Experten rekrutieren möchte. Ross: „I don’t have all the answers.“ Ok.
Ian Katz (Deputy Editor/The Guardian) hat, bevor der Kontakt abbrach, mit Julian Assange nur über verschlüsselte Chats kommuniziert. The Guardian hat junge Daten-Journalisten von Wikileaks übernommen, da deren Fähigkeiten wichtig für deren Berichterstattung waren. Als bei der Diskussion die Kritik an Assange sehr deutlich wurde, beschwichtigte Katz: „Wir sind jetzt zu streng mit Julian Assange. Er hat versucht die Mechanismen zu vereinfachen und den Geheimnisverrat sicherer zu machen.“
Issandr El Amrani (Journalist / Blogger / The Arabist): Cablegate hat die Kluft offengelegt, zwischen dem, was die Führer des Mittleren Ostens ihrer ×ffentlichkeit sagen, und wie es tatsächlich ist. Die Medien im Mittleren Osten sind viel stärker an den Inhalten der Depeschen interessiert als an irgendwelchen Wikileaks-Meta-Schlagzeilen. El Amrani ist somit nicht der einzige, der kritisiert, dass Guardian, Spiegel & Co. derzeit die Hoheit über die Depeschen haben.
Sarah Ellison (Contributing Editor/Vanity Fair) glaubt, dass Julian Assange sich für die Partnerschaft mit der New York Times entschied, da die Zeitung unabhängig sei. Ross reagierte entsetzt: „Die NYT hat jede einzelne Depesche zum State Department getragen, bevor sie diese veröffentlicht hat. Das nennen Sie Freiheit?“
Stephen Engelberg (Managing Editor / ProPublica) hofft, dass es in den USA künftig kein Official Secrets Act wie in Großbritnannien gibt. Britische Publikationen seien unter dem Druck dem Official Secret Act nachgeben zu müssen: „We don’t have that. We can publish everything.“ Er bedauert, dass wenn Ian Katz etwas veröffentlicht, er zu jeder Zeit verklagt werden kann. In den USA kann die Regierung den Geheimnisverräter verklagen und nicht den Journalisten. Der Guardian hat deswegen intensiv mit der New York Times zusammengearbeitet, um diesem Problem zu entgehen. Engelberg bezeichnet Julian Assange als Journalisten. Er sammelt Informationen und veröffentlicht sie. Manchmal mit Partnern, manchmal auf seiner Webseiten.
Eine Juristin aus dem Publikum kritisiert, dass man in den USA nur zwei Möglichkeiten hat, um Informationen zu verraten: Entweder geht man zur Presse oder zum Kongress-Abgeordneten. Sie wünscht sich mehr Möglichkeiten.
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