„Wir fordern 1 Prozent der Rundfunkgebühr für Online-Texte, Podcasts und Netz-Videos“, sagt mir Markus Beckedahl, als wir über seinen neuen Internetlobby-Verein „Digitale Gesellschaft“ sprechen. Ich glaube, solche Sachen denkt sich Markus aus, wenn er immer wieder die gleichen Fragen den Medien dieser Nation beantworten muss. Diesmal halt zur Digitalen Gesellschaft. 1 Prozent von der Rundfunkgebühr für digitales Publizieren? Das wären immerhin (grob geschätzt) rund 70 Millionen Euro im Jahr. Beckedahl habe sich auch mit einem Juristen unterhalten, der dies für durchsetzbar hielte, dies müsse halt nur in den Rundfunkänderungsstaatsvertrag geschrieben werden. Wie das durchzusetzen sei? Beckedahl zuckt mit den Schultern. „Das ist das Problem anderer“, sagt er und grinst. Sein Telefon klingelt. Ein Radiosender ruft zum Interview an.
Begeistert habe ich mir den Google Books Vortrag von Jeanette Hofmann angehört. Was ich gelernt habe: Wie wir mit Büchern umgehen – dieses System steht vor einem gewaltigen Wandel. Alle Beteiligten spüren, dass sich etwas bewegen muß, versuchen aber schon irgendwie die Strukturen zu wahren. Sie hat unaufgeregt, sehr analytisch den Streit um das Google Book Settlement erklärt. Die Wissenschaftlerin hat mir hinterher eine interessante Beobachtung geschildert. Viele Teilnehmer frage ich, wo sich Deutschland auf dem Weg in die digitale Gesellschaft befindet. Sie kommentiert diesen Prozess so:
„Ich war jetzt gerade zwei Jahre weg und bin jetzt seit Herbst 2010 wieder in Deutschland. Ich bin absolut positiv überrascht, wieviel sich in Deutschland getan hat. Die Szene, die Kreativen, die in der Politik sind, die das beobachten, kommentieren oder selber Regelungen vorschlagen – da hat sich in Deutschland ein dichtes Netzwerk an Akteuren herausgebildet, das inzwischen auch richtig Meinungsgenerierend ist. Das sind nicht nur die Blogger – das sind ganz viele Leute ringsum. Was die Begleitung dieses Prozesses anbelangt, sind wir viel besser aufgestellt, als die meisten anderen europäischen Länder.“
Leider habe ich den Vortrag „Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem“ von Gunter Dueck nicht gesehen. Viele schwärmten. Hier ist aber das Video, das ich mir noch auf jeden Fall ansehen werde.
(via Der Web-Architekt)
Dafür habe ich den Newsgaming-Vortrag von Marcus Bösch gesehen, um mich über Newsgames zu informieren. Der Journalist lernt jetzt richtig, wie man Newsgames macht. Seine Frage: „Can You Play The News?“ Ich empfehle euch die Lektüre von seinem Blog zum Vortrag / zum Thema: www.newsgaming.de.
Till Kreutzer von iRights.info hat seinem Publikum unter dem Titel „Wir sind Urheber“ über die neusten Entwicklungen rund um den Drang informiert, das Urheberrechts an moderne Gesellschaftstrukturen anzupassen. Warmen Applaus gab es für seine Feststellung, dass die Benutzung von (Musik)-Samples ein Zeichen von Wertschätzung und kein Diebstahl sei. Er berichtete von Filmemachern, die enttäuscht sind, wenn ihre neuen Filme nicht auf einer Tauschbörse im Netz auftauchen. Schließlich interessiere sich dann niemand für ihr neustes Werk.
Beeindruckend fand ich die junge Ógypterin Noha Atef. Sie hat uns von der Revolution in Ógypten berichtet und dabei viele schlimme Bilder von mißhandelten Ógyptern gezeigt – und wie diese in sozialen Netzwerken verbreitet wurden. Aber auch wie soziale Netzwerk als Schutz dienen können. So nutzen nutzen junge Ógypter ihre Handys, um Polizisten zu fotographieren, auf die sie stoßen. Auch aus Selbstschutz. Ihre Methode. Sie lächelt, der Polizist lächelt natürlich zurück. Sie lächelt weiter, macht ein Foto mit einem lächelnden Polizisten. Wie entschärfend.
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