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daniel fienes weblog

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Was mit Internet

5 Learnings zum Stand der Blogosphäre im Jahr 2021

28. März 2021 by daniel 4 Kommentare

Es ist mittlerweile eine schöne Tradition: Franziska Bluhm, Thomas Knüwer und ich organisieren einmal im Jahr die Goldenen Blogger. In diesem Jahr werden wir dabei noch intensiver von Frau Feli unterstützt. Die Nominierungsliste ist raus, am 26. April steigt die (in diesem Jahr virtuelle) Preisverleihung. Zum mittlerweile vierzehnten Mal.

Zugegeben: Es gibt im Vorfeld mehr als einmal den Punkt, an dem ich mich frage, warum wir die ganze Arbeit auf uns nehmen. Wenn aber am Ende Personen mehr Aufmerksamkeit bekommen, die über Monate viel Engagement und Leidenschaft in ihre Blogs und Social-Kanäle stecken, dann ist es all die Mühe wert. Schließlich beschäftigt sich die Öffentlichkeit den Rest des Jahres viel mit den negativen Seiten des Netzes. Warum nicht die fördern, die etwas gutes tun?

Wir haben für die Vorauswahl mehr als 2000 Projekte gesichtet. Das gibt uns einen guten Überblick über die Entwicklung der Social-Media-Welt. Vom klassischen Blog, über faszinierende Podcasts bis hin zu funkelnden TikTok-Accounts.

Heute möchte ich mit euch meine fünf Beobachtungen aus diesem Jahr teilen:

1.) Blogs sind nicht tot

Blogs die man früher gerne gelesen hat sind verwaist, in den Timelines spielen sie weniger eine Rolle und alle scheinen entweder einen Podcast oder einen Newsletter zu starten. Diesen Eindruck teilst du vielleicht auch. Vor der Sichtung war ich sogar skeptisch, ob die Blogosphäre noch genügend Projekte für eine ordentliche Nominierungsliste liefert. Ich lag falsch. Außerhalb der eigenen Filterblase gibt es eine vibrierende Bloglandschaft – auch wenn sie nicht so gut vernetzt ist.

Selbst Jeff Jarvis erkannte vor ein paar Tagen an, dass die Deutschen dem Bloggen sehr loyal gegenüber stehen — obwohl sie sich in den Anfangsjahren mit dieser Darstellungsform schwer taten. Er twitterte:

Used to be it was said that Germans didn’t take to blogging. But they are more loyal to blogging than anywhere else. Hell, they give bloggers prizes.

Jeff Jarvis.

Was ich beobachtet habe: Es werden nicht mehr Blogs gestartet, nur um ein Blog zu haben (hallo Newsletter, hallo Podcasts) – sondern wenn die Form zum Inhalt passt. Da möchte ich das noch relativ junge Blog Bruchstücke nennen. Eine Gruppe —mit in der Blogwelt nicht ganz unbekannten Namen— hat zu Beginn der Corona-Pandemie begonnen, ein Blog für konstruktive Radikalität zu starten. Schon nach wenigen Monaten wird deutlich, dass gute Blogs sich nicht nur über ihre Einzelbeiträge, sondern auch in der Zusammenstellung zu einem bestimmten Thema funktionieren. Das ZDF hat angekündigt, ein Blog für konstruktiven Journalismus zu starten. Diese Journalismus-Form ist komplex und in klassischen Fernsehnachrichten kaum abbildbar. Deswegen ist die Wahl eines Blogs nur logisch.

2.) Blogs werden wieder wichtiger

Wenn ich alle meine Beobachtungen weiterdenke, gehe ich davon aus, dass wir in den kommenden Monaten wieder mehr interessante Blogs sehen werden. Klar, Instagram, TikTok, Podcasts sind der Hype der Stunde. Auf den Plattformen beobachten wir einen wachsenden Kampf um Creators. Aber auch Newsletter spielen hier eine wichtigere Rolle. Viele Inhalte-Ersteller*innen setzen (wieder) auf Newsletter um ihre Zielgruppe direkt erreichen zu können. Unabhängig von Algorithmen und ständigen Neu-Ausrichtungen der Plattformen.

Nicht wenige Newsletter-Autor*innen werden aber merken, dass E-Mails zwar eine direkte, aber gleichzeitig auch eine sehr geschlossen Darstellungsform sind. Da sie besonders gut funktionieren, wenn man nicht nur Inhalte verschickt, sondern die Zielgruppe als Community versteht und behandelt, werden sich Creators auch vermehrt wieder für Blogs entscheiden.

Nicht ohne Grund hat Facebook kürzlich für diese Zielgruppe angekündigt, nicht nur über Tools zum Erstellen von Newslettern nachzudenken, sondern auch zum Betreiben von eigenen Webseiten. Natürlich inklusive Monetarisierungs-Möglichkeiten.

3.) Corona-Pandemie sorgt für Agilität

Jedes Jahr versuchen wir bei den Goldenen Bloggern mit unser Kategorie-Auswahl auch den aktuellen Zeitgeist darzustellen. Vor der Sichtung war uns klar, dass die Corona-Pandemie nicht nur zu neuen Projekten führte, sondern dass es auch viele Projekte gibt, die helfen mit den Auswirkungen der Pandemie umzugehen. Bestehende Blogs, Podcasts und Youtube-Channels haben sich Aktionen überlegt — nicht nur mit konkreten Hilfen, sondern auch mit Angeboten, die der Nutzerschaft Eskapismus während der Isolation bieten/boten.

Deswegen war es gar nicht so einfach, sich nur für drei Projekte in der neuen Kategorie „beste Lockdown-Tröster*in“ zu entscheiden. Einige der Projekte haben auch in anderen Kategorien ihren Platz gefunden. Wir haben uns am Ende sogar entschieden, erstmals die Kategorie „beste Comedy“ einzuführen. Deswegen empfehle ich euch auch noch mal einen genaueren Blick auf unsere Nominierten-Liste.

4.) Wissenschaft, Kultur, Politik und Berufsbotschafter*innen fallen auf

Nachwievor stark war das Feld an Reise-, Food-, Selbsthilfe- und Selbstmarketing-Blogs. Da wir hier aber kaum Innovation oder Entwicklung sehen, haben wir uns gegen die Kategorien entschieden. Während Kultur-Projekte in den letzten Jahren kaum Neuigkeiten boten, hat der Shutdown zu vielversprechenden neuen digitalen Angeboten geführt. Leider war aber das Gesamtfeld im Kulturbereich im Gegensatz zu anderen Themenfeldern nicht stark genug, um eine eigene Kategorie einzuführen.

Wie erwartet interessant war in diesem Jahr das Feld der wissenschaftlichen Angebote. Das Angebot bedient eine durch Corona bedingte Nachfrage. Auch abseits von COVID-19 geht es unter den Nominierten beispielsweise um Weltraum oder Mathematik. Nachdem es in den letzten Jahren im Politik-Bereich kaum Entwicklungen gab, haben wir die Kategorie ruhen lassen. In diesem Jahr sind uns vermehrt neue(re) Angebote aufgefallen, die Politik für eine jüngere Zielgruppe anbieten. Deswegen gibt es eine Rückkehr der Kategorie „bestes Politik-Blog“.

Überrascht hat uns eine Beobachtung: Viele Creators berichten mit viel Engagement aus ihrem Joballtag. Dazu gehören auch viele Personen aus dem Medizin- und Pflegebereich. Das werdet ihr beim Blick auf die Gesamtliste und speziell bei unser neuen Kategorie „beste(r) Berufsbotschafter*in“ sehen.

5.) Journalist*innen erfassen noch immer nicht komplett die Motivation von Blog-Autor:innen

Journalist*innen haben auch im Jahr 2021 immer noch einen schweren Zugang zu Bloggern und Social-Media-Produzent*innen. Statt auf die Motivation der Creators zu schauen, leiten Medienschaffende ihre Erwartungen an die Personen aus der Darstellungsform ab. Schon 2005 oder 2006 erinnere ich mich an einer Debatte beim Jonet-Tag, bei der gefragt wurde, ob Blogs der neue Journalismus sind. Damals wie heute: Nein.

Jedes Jahr gibt es auf die Nominierten viel Echo. Viel Lob, aber auch immer etwas Kritik. Die schauen wir uns sehr genau an. Hinter „wie könnt ihr nur X, Y, Z nominieren – die/der arbeitet total unsauber“ steckt oft einfach eine unterschiedliche Meinung. Wenn aber selbst Journalisten diese Kritik äußern und nicht zwischen handwerklichen Fehlern und unterschiedlicher Haltung differenzieren (können), dann erschrickt mich das.

Auch bei einer anderen Gelegenheit habe ich gemerkt, dass es Kolleg*innen gibt, die an Blogger*innen die gleiche Erwartung haben, wie an die Arbeit von Journalist*innen. Eine Journalistin kritisierte vor ein paar Tagen bei einer Debatte, dass eine Plattform bei Personen die Inhalte erstellen, nicht nur an Journalist*innen denkt, sondern auch an Nicht-Journalist*innen. Schließlich sei es in Deutschland mittlerweile anerkannt, dass Bloggen auch Journalismus sei. Diese Sichtweise halte ich für zu eng. Mit dem Blick auf die 2000 gesichteten Projekte kann ich sagen: Auch wenn es viele Personen gibt, die neben vielen Unterhaltungsformaten ein Informationsangebot aufbauen, hat nur ein Teil ein journalistisches Selbstverständnis. Die Motivationen sind ganz unterschiedlich.

Ich frage mich: Warum sind wir da 2021 noch nicht weiter? Wenn in den kommenden Monaten der Kampf um Creator immer offensiver -auch von Seiten der Plattformen- geführt wird, birgt diese Beobachtung großes Konfliktpotential. Es bleibt also spannend. Am Ende ist dieser letzte Punkt aber nur eine kleine Randnotiz unter meinen Gesamteindrücken.

***

Doch zurück zu den Goldenen Bloggern: Wir sind mitten in den Vorbereitungen für die Preisverleihung. Wir können das virtuelle Studio der Deutschen Post in Bonn nutzen, sind also professionell wieder in guten Händen. Für die Nominierten und VIP-Zuschauer*innen gibt es eine Preisverleihungs-Box mit Dinner und Party-Goodies. Möglich machen das unsere Sponsoren Deutsche Post DHL, Facebook, Xing und Mumm & Co. Am Ende ist so ein Abend ganz schön teuer, und wir sind sehr dankbar, dass wir es auch (und gerade) in diesem Jahr hinbekommen.

Wenn ihr dabei sein möchtet, und vielleicht sogar auch eine VIP-Box bekommen möchtet, dann könnt ihr euch auf dieser Seite für eine Stream-Erinnerung anmelden oder auch an der Verlosung teilnehmen.

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Kategorie: Die Goldenen Blogger, Was mit Internet

15 Jahre Twitter

21. März 2021 by daniel Kommentar verfassen

Unter meinen Twitter-Followern sind viele, wirklich sehr viele, Fans von Justin Bieber. Jetzt ist eine gute Gelegenheit, euch von dieser Geschichte zu erzählen.

Heute vor 15 Jahren hat Twitter-Gründer Jack Dorsey seinen ersten Tweet geschrieben. Jetzt könnten wir intensiv über Segen, Fluch und Einfluss auf die digitale Kommunikation oder sogar die Gesellschaft sprechen. Doch darüber können wir schon viel lesen. Am Ende ist Twitter nur so gut oder schlecht, wie die Gesellschaft, die den Dienst benutzt. Deswegen blogge ich heute lieber ein paar persönliche Gedanken.

Wenn ich in Social-Media-Workshops über Twitter spreche, merke ich, wie emotional ich an den Dienst gebunden bin. Es ist trotz all der Schattenseiten immer noch mein Lieblingsdienst. Vor ein paar Tagen hatte ich mein 14-jähriges Twitter-Jubiläum. Das geballte Treffen von Internet-Nerds auf der South-by-Southwest Interactive in Austin (Texas) hatte den Dienst damals schlagartig bekannt gemacht. If you make it there, you can make it everywhere. In den folgenden Jahren versuchten viele Start-ups in Austin den Erfolg zu wiederholen und platzierten rund um die SXSW ihre neusten Ideen. Redakteur*innen brieften ihre Reporter*innen, doch einen Bericht mitzubringen, was denn das neue Twitter werden würde. Solch einen Erfolg hat es aber nicht mehr gegeben. Mein erster Tweet lautete übrigens „Münster entrümpeln“. Es hat aber ein paar Monate gebraucht, bis ich nicht nur eine Verwendung, sondern auch eine Leidenschaft für Twitter entwickelte. Zugeben: Je länger man Twitter nutzt, desto schneller gerät die Faszination in Vergessenheit. Das ist bedauerlich. Darüber habe ich mir in den letzten Monaten viele Gedanken gemacht und auch eine Idee entwickelt. Doch zurück zu den Bieber-Fans.

***

Mit Twitter verbindet mich auch einer meinen intensivsten Reportereinsätze. Im Dezember 2010 verunglückte Samuel Koch als Kandidat in „Wetten, dass…?“. Zum ersten Mal in der Geschichte musste die Livesendung abgebrochen werden. Ein Millionenpublikum fieberte mit: Wie geht es dem Kandidaten? Ich selbst war als Radioreporter hinter den Kulissen unterwegs. Antenne Düsseldorf war Partner der Stadtwette und so gab es einiges zu berichten. Ich erinnere mich noch genau an den Moment des Unfalls. An das Geräusch des Aufknalls. An die Totenstille, die folgte. Niemand wusste, wie es jetzt weitergehen sollte. Alle warteten auf Informationen, wie es dem Kandidaten ging.

Ich hatte auf meinem Smartphone meine Twitter-App installiert und mir die Tweets durchgelesen. Dort tummelten sich viele Fragen und Gerüchte. Das verstärkte sich, als das ZDF die Sendung abbrach. Erst später im Heute Journal gab es eine Information für die Zuschauer*innen. Die zum Teil falschen Informationen und Gerüchte störten mich extrem. Es schien immer schlimmer zu werden. Also habe ich angefangen aus der Halle zu twittern. Ich sollte an dem Abend sehr viel über die Macht von Twitter lernen – und über das Bedürfnis an Echtzeitinformationen der Nutzerschaft.

An dem Abend hätte auch Justin Bieber auftreten sollen. Als die Schlagzeile die Runde machte, dass eine TV-Sendung nach dem Unfall eines jungen Mannes abgebrochen werden musste, hyperventilierten die Bieber-Fans. War ihr Idol in Lebensgefahr? Ich habe versucht mit Fakten aus der Halle Ruhe in die aufgeregte Situation zu bringen. Andere Journalist*innen haben meine Tweets geteilt und darauf verwiesen, dass sie mich kennen und ich tatsächlich in der Halle sei. Innerhalb von kürzester Zeit hatte ich ein paar Hundert zusätzliche Follower*innen. Darunter auch viele junge Bieber-Fans, die dankbar für die Aufklärung waren. Kurz darauf meldeten sich viele andere Medien bei mir. Sie baten um Berichte für ihre Radiosendungen, ihre Zeitung oder ihr Online-Portal.

Was ich an dem Abend gelernt habe, hatte ich kurz darauf in einer ZDF-Videoserie berichtet, als es um einen Tweet und seine Geschichte ging:

Ich hatte ja vermutet, dass mir die Bieber-Fans auch wieder entfolgen. Doch wir blieben verbunden. Einigen folgte ich auch zurück. Es hat sich mir eine ganz andere Perspektive eröffnet, wie außerhalb der Journo-Bubble Twitter genutzt wird.

Am Ende hatte ich an dem Abend versucht die Lücke aufzufüllen, die das ZDF nicht bediente. Das will ich nicht als Vorwurf verstanden wissen. Bis dahin gab es nicht einmal ein Konzept für den Abbruch von „Wetten, dass..?“. Solch ein Ereignis schien undenkbar. Die Medien-Branche lernte aber, dass man die Kommunikation der Nutzerschaft nicht sich selbst überlassen kann.

Wenn ich heute Berichte über Samuel Koch lese, denke ich immer an diesen Unfall zurück und bin froh, dass er seinen Weg gefunden hat, mit den Auswirkungen umzugehen und dass er auch neue Träume anstrebte, wie die Schauspielerei.

***

In den Anfangsjahren von Twitter waren Blogs als die Klowände des Internets verschrien. Twitter galt als die Küchenparty des Netzes. Niemand würde Twitter heute als Küchenparty bezeichnen. Nicht selten habe ich in den letzten Monaten aus dem Kollegenkreis gehört, sie würden Twitter privat gar nicht mehr gerne nutzen – immer die gleichen Stimmen, immer die gleichen Statements, kaum echte Debatten, viele wollen nur ihre Haltung durchdrücken. Im letzten Jahr hatte ich ein kleines Experiment durchgeführt und bin unglaublich vielen Personen zurückgefolgt. Ich wollte meine Filterblase erweitern. Doch statt Inspiration gab es mehr Frust in meiner Timeline. Das Experiment war gescheitert.

Jetzt denke ich: Ein bisschen mehr Küchenparty-Einstellung würde uns gut tun. Niemand hört auf einer Party gerne der Person zu, die nur von sich und immer nur das Gleiche erzählt. Richtig gut wird es dann, wenn die Gastgeber*innen unterschiedliche Leute einladen, sich über die Gästeliste Gedanken machen. So entstehen Gespräche zu unerwarteten Themen, die inspirieren und vielleicht auch sogar zu neuen Ideen oder Projekten führen. Ohne guten Gastgeber, gibt es keine gute Party.

Mein Twitter-Feed ist meine Party. Aber dann muss ich auch Gastgeber sein. Ich muss mir mehr Gedanken machen, wem ich folge und wem nicht. Ich sollte nicht nur selber senden, sondern auch empfangen. Vielleicht auch mal Leute verknüpfen und selbst Themen mit in den Raum stellen. Das habe ich in den vergangenen Wochen schon ausprobiert und kann sagen: So schlecht ist das doch alles gar nicht mit diesem Twitter. Vielleicht sollte ich auch mal wieder etwas Bieber-Content twittern.

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Kategorie: Twitter, Was mit Internet

Warum gibt es in Deutschland weniger Podcast-Hörer*innen?

5. Juli 2020 by daniel 2 Kommentare

Shutterstock
(Foto: Shutterstock)

In Deutschland ist der Anteil der Podcast-Hörer*innen unter allen Medienkonsumenten geringer als in den meisten anderen Ländern. Studien, Umfragen und Branchendebatten diskutieren diese Erkenntnis immer wieder. Warum ist das so — und vor allem: Was können Podcaster machen?

Ganz aktuell legt der Reuters Digital News Report den Finger in die Wunde: In allen beforschten Ländern haben 31 Prozent der Befragten in den letzten vier Wochen mindestens einen Podcast gehört (Vorjahr: 29 Prozent). In Deutschland liegt der Wert nur bei 24 Prozent (Vorjahr: 21 Prozent). Mit diesem Anteil landet Deutschland im Report ganz hinten.

Warum der Anteil im internationalen Vergleich geringer ist, kann ich nicht beantworten. Unsere Medienvielfalt und technisches Verständnis gehören meiner Meinung nach aber zu den Gründen.

Ein kleiner Exkurs in ein anderes Kapitel des Digital News Reports: Die Bereitschaft für digitalen Journalismus zu bezahlen. In Deutschland sind 10 Prozent der rund 2000 Befragten bereit, ihre virtuelle Kreditkarte zu zücken. Das sind zwar 2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, aber im internationalen Vergleich ist das sehr wenig. In den USA liegt der Anteil bei 20 Prozent, in Norwegen sogar bei 45 Prozent.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Gesamtangebot im Markt und der Bereitschaft zu zahlen:

First, we observe a very high proportion (40% in the US and 50% in the UK) who say that nothing could persuade them to pay. Many of these have low interest in news, or are sufficiently happy with the many free news sources available in these countries. But in Norway, where interest in news tends to be higher – and where free news is more restricted – only 19% say they couldn’t be persuaded.

Digital News Report

In Deutschland haben viele Verlage in den ersten beiden Internet-Jahrzehnten auf Reichweite gesetzt. Die Inhalte waren frei abrufbar. Erst in den letzten Jahren wird mit Plus-Angeboten ernsthaft experimentiert.

Bis die Zahlbereitschaft in Deutschland wächst, braucht es einen langen Atem. Denn: Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in Deutschland eine vielfältige Medienlandschaft. Wir haben einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, starke überregionale Presse und auch lebendige Lokal- und Regionalangebote. (Ja, ich weiß – die Vielfalt steht unter Druck, aber unter dem Strich ist die hiesige Medienlandschaft immer noch stärker als in anderen Ländern. Aber das ist eine andere Diskussion.)

Den gleichen Effekt sehe ich beim Podcast-Konsum. Deutschland hat eine sehr vielfältige Radiolandschaft. Es gibt bei uns 443 digitale und analoge Radiosender. Auch die Radionutzung ist weiter hoch. Im internationalen Vergleich ist die Dichte an Wort-Programmen ebenfalls höher. Selbst Popwellen bringen bei uns nicht nur Nachrichten, sondern auch Inhalte zwischen der Musik. In vielen anderen Ländern ist der Anteil an Music-Only-Wellen höher. Fazit: Das Bedürfnis an Wort wird bei uns eben auch durch den Radiokonsum gestillt.

Ein weiterer Grund ist: Das Hören von Podcasts ist für Nicht-Kenner*innen immer noch zu kompliziert. Zum Glück gibt es viele Verbesserungen seit der ersten Podcast-Welle vor zehn Jahren. Heute muss man kaum noch die URL eines RSS-Feeds in ein Extra-Programm kopieren, um einen Podcast zu abonnieren. Und wehe man hatte damals vergessen, seinen MP3-Player oder iPod zu synchronisieren, dann gab es unterwegs auch nichts zu hören.

Das Smartphone und bessere Datentarife sorgen heute für einen unkomplizierteren Zugriff auf Podcasts, aber das reicht noch nicht.

Spotify hat der Podcast-Szene einen guten Dienst erwiesen: Wer weiß, wie man Musik auf Spotify hören kann, kommt auch mit Podcasts klar. Aber auch nur innerhalb des Spotify-Universums. Wie Podcasts darüberhinaus funktionieren, lernen die Nutzer*innen nicht.

Vor einiger Zeit beklagte sich ein Journalist bei mir, der einen Podcast für eine junge Zielgruppe macht. Nicht alle öffentlich-rechtliche Sender bieten ihre Podcasts auf Spotify an. Dafür gibt es gute strategische Gründe, die entsprechen aber nicht der Sicht der Hörer*innen.

In der Regel ist das so: Wenn ich von meinem Podcast erzähle, öffnet mein Gegenüber Spotify, sucht den Titel und findet das Angebot nicht. Wenn ich erkläre, wie man den Podcast hören kann, schließt die Person Spotify und das Smartphone verschwindet wieder in der Tasche. „Ich höre Podcasts nur bei Spotify“, höre ich dann oft. Chance vertan.

Ein Podcaster im Gespräch mit mir

Es ist bequem, Podcasts auf Spotify zu hören. Nur: Nicht jeder möglicher Podcast-Hörer kennt und nutzt Streamingangebote wie Spotify. Gerade beim Blick auf ältere Zielgruppen gibt es ein großes Potenzial.

Was können Podcaster also machen?

Zum Beispiel: Neue Podcasts starten.

Wer einen Podcast starten möchte, sollte schauen, ob man ein Thema drauf hat, zu dem es noch keinen Podcast gibt. Wenn es dann auch noch Menschen anspricht, die bisher keine Podcasts hören, dann ist es umso besser.

Maria Lorenz, Podcast-Produzentin bei „Was mit Medien“.

Mir gefällt der Ansatz von Podcast-Produzentin Maria Lorenz, den sie bei einem Besuch bei „Was mit Medien“ äußerte: Neue Themen bieten eine gute Chance, die Gesamthörerschaft zu vergrößern.

Was aber noch wichtiger ist: Wir müssen Podcasts besser erklären.

Der skandinavische Podcast-Hoster Acast verlinkt auf allen Podcast-Seiten einen „How To Listen“-Erklärtext. Ein Beispiel findet ihr bei unserem Goldenen Blogger Podcast, den wir bei Acast hosten.

Podcasts hören ist nicht kompliziert — wenn man es erst einmal verstanden hat. Podcast-Anbieter sollten deswegen viel besser erklären, wie ihre Audios zu hören sind. Mit welchen Apps man Stammhörer werden kann und auch, wie diese zu bedienen sind. Kurze und gut erreichbare Erklärartikel sollten zum Pflichtprogramm gehören.

Ich habe mir auch vorgenommen, in Podcast-Workshops viel stärker auf dieses Thema einzugehen. Ich werde nicht nur stärker erklären, wie man Podcasts hören kann, sondern warum es wichtig ist, dies seiner Hörerschaft gut zu erklären.

Audio gehört am Ende nicht zu den zugänglichsten Darstellungsformen im Netz. Auch wenn man selbst total von Audio begeistert ist, dürfen wir nicht vergessen, die Funktionsweise unseren potenziellen Nutzern zu erklären.

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Kategorie: podcast, Was mit Internet, Was mit Medien

Was hat dich in diesem Jahr im Netz begeistert?

19. Dezember 2019 by daniel Kommentar verfassen

Greta Thunberg und die Deutsche Bahn. Keine Sorge, über die Bahnfahrt werde ich jetzt nicht auch noch Zeilen verlieren. Wir konnten die letzten Tage aber mal wieder ein ermüdendes Phänomen beobachten: Statt über die wichtigen Dinge zu reden (in dem Fall: Ergebnisse des Weltklimagipfels), übernimmt eine Nebensächlichkeit (in dem Fall: Zug von Greta Thunberg war voll) nicht nur sämtliche Diskussionen in sozialen Netzwerken, sondern auch die Medien. Am Ende sind alle genervt. Wirklich alle.

Das ist nicht das einzige Phänomen, was mir in letzter Zeit die Freude am Netz raubt. Twitter und andere Netzwerke sind zu Diskussions-Maschinen geworden, auf denen in Wirklichkeit nicht miteinander diskutiert wird. Jeder möchte nur seine Meinung durchdrücken. Eine Netz-Müdigkeit bei Mitlesern zu beobachten, und ihnen nicht zu verübeln.

Eine komplette Abstinenz ist für einige die Antwort — aber gibt man dann nicht auch die vielen Vorteile des Netzes auf? Das käme für mich nicht in Frage. Ich glaube: Wer sich beim eigenen Netz-Konsum treiben lässt, wird irgendwann von den nervenden Phänomenen überrollt. Wer sich aktiv um seinen Netz-Konsum kümmert, kann dem vorbeugen.

Also was tun? Ich klaue mir etwas von einem guten Community-Management. Gute Community-Manager*innen beschäftigen sich nicht nur mit ihren Problemfällen, sondern auch mit denen, die Gutes in die Community bringen. So wird Positives bestärkt und das gibt ein klares Signal in die Community. Dieses Prinzip will ich jetzt auch auf meinen persönlichen Netz-Konsum anwenden.

Nehmen wir einmal Twitter. In Workshop wird Twitter als wertvolles Tool zur Kommunikation vorgestellt. Oder auch, dass es dort Inspiration gibt und man viel früher auf Nachrichten stößt. Sieht so Ende 2019 deine Twitter-Realität aus? In den meisten Timelines vermutlich nicht. Es gibt nicht wenige laute Stimmen, die in Wirklichkeit immer das gleiche twittern, immer über die gleichen Dinge meckern und bei denen man die Tweets eigentlich schon vorschreiben kann.

In den letzten Monaten habe ich möglichst vielen Personen auf Twitter gefolgt (18.100 um genau zu sein), um möglichst viele unterschiedliche Stimmen sichtbar zu machen. Das hat aber für mich nicht funktioniert. Ich werde mich von sehr vielen Followern trennen und sogar noch weniger Personen folgen, als vor dem Experiment. Die entscheidende Frage wird sein: Inspiriert, unterhält oder lerne ich bei diesem Account etwas.

Zum aktiven Gestalten des eigenen Netz-Konsums gehört für mich auch, von Zeit zu Zeit zu reflektieren, was mich im Netz begeistert hat. Die Frage möchte ich an dich weiterleiten: Welcher Youtube-Kanal, welches Blog, welcher Twitter-, Tiktok- oder Instagram-Account hat dich begeistert? Weil die Macher*innen ungewöhnliche Dinge machen, oder sich um ein Thema besonders intensiv oder konstruktiv kümmern? Dann schlag doch diese Projekte für eine Nominierung bei den Goldenen Bloggern vor.

Auch in diesem Jahr wollen wir wieder den positiven Seiten des Netzes eine Bühne bieten. Es gibt nicht wenige Menschen, die dafür sorgen – egal ob aus Spaß, mit viel Idealismus oder mit großem Zeiteinsatz. Bis zum 12. Januar könnt ihr eure Vorschläge in knapp 20 Kategorien abgeben. Wir suchen die besten Blogs, Podcasts, Instagram-, Tiktok- und Twitter-Accounts. Am 09. März 2020 gibt es dann die Preisverleihung in Berlin. Es macht jedes Jahr große Freude, wenn man denen ein ganz bisschen was zurückgeben kann, die für die guten Seiten im Netz sorgen. Was hat dich in diesem Jahr im Netz begeistert? Ich würde mich freuen, wenn du es uns verrätst.

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Kategorie: Was mit Internet

5 Tipps für eure Social-Media-Strategie 2020

9. Dezember 2019 by daniel 2 Kommentare

Laufen bei euch schon die Planungen für 2020? Ich habe schon Revue passieren lassen, welche Entwicklungen im Social-Media-Bereich mich auf der Arbeit und in den Workshops in den letzten Monaten beschäftigt haben. Bei einigen großen und kleinen Medien habe ich so einige Dinge beobachtet, die 2020 geändert gehören. Hier sind einige Anregungen für eure Social-Media-Strategie im nächsten Jahr.

  1. Gebt Facebook nicht auf 
    In meinen Workshops lasse ich die Teilnehmer gerne Facebook-Airchecks machen. Sie analysieren dabei die unterschiedlichsten Medienmarken. Was auffällt: Nicht wenige Marken haben ihre Pages aufgegeben. Sie schleudern die Links zu ihren Artikeln raus, ohne groß die Nutzer anzusprechen. Meist agieren sie nachrichtlich, wenig empathisch, manchmal sogar lediglich automatisiert. Spätestens wenn nicht mal kontrolliert wird, ob bei Hochkantfotos die Gesichter abgeschnitten werden, ist das eine Beleidigung für die Nutzer. Wir dürfen nicht vergessen: 31% der Deutschen nutzen jede Woche Facebook, die meisten davon täglich. Selbst bei den Unter-30-Jährigen sind es sogar 48%. Nur Messenger haben eine größere Verbreitung. Wir haben bei der Rheinischen Post die Erfahrung gemacht: Es lohnt sich viel Mühe für die Bespieglung der eigenen Seiten zu machen. Unser monatlicher Social-Traffic ist auf Rekordkurs (ja, trotz Newsfeed-Algorithmus-Änderungen).
  2. Gebt jedem Kanal einen eigenen Fokus
    Einfach die Nachrichtenlage abdecken? Einfach das machen, was man schon auf Facebook macht? Social-Media-Kanäle funktionieren nicht (mehr), wenn man einfach alle eigenen Themen raushaut. Jeder Kanal braucht einen eigenen Fokus. Egal ob Plattform, Podcast oder Messenger-Format. Im besten Fall habt ihr für jeden Kanal einen Erklärsatz: Dieser beinhaltet das Thema, die Inhalte und welches Bedürfnis der Nutzer dabei gestillt wird. Das hilft euch bei der Auswahl der Themen und der Ausrichtung des Kanals.
  3. Unterschätzt LinkedIn und Xing nicht
    Beide Netzwerke haben in den letzten Monaten stark im Content-Bereich aufgerüstet. Es gibt nicht wenige Kommunikatoren, die ihre Themen weniger auf Facebook und mehr auf diesen Plattformen spielen. Bei der ganzen Aufmerksamkeit für Instagram, TikTok und Podcasts sollte noch mal dran erinnert werden: Für bestimmte Themenwelten sind LinkedIn und Xing wichtige und interessante Kanäle. 
  4. Kalkuliert eure Zeit realistisch
    Im Kern einer guten Social-Media-Strategie steht eine realistische Einschätzung des eigenen Zeitbudgets. Oft scheitern Strategien nicht an mangelnden Ideen, sondern an einer halbherzigen Umsetzung. Die Frage ob man auf einer Plattform aktiv sein sollte oder nicht, sollte als von der eigenen Zeit abhängen. Manchmal ist es klüger, einem bestehenden Kanal mehr Aufmerksamkeit zu schenken, statt auf eine neue Plattform zu gehen.
  5. Habt Spaß mit TikTok
    „Sollen wir selbst auf TikTok aktiv sein?“ – „Was sollen wir eigentlich auf TikTok machen?“ — diese Fragen geistern gerade durch viele Redaktionen. Meine Punkte 1 und 4 geben schon Futter für eine mögliche Antwort. Derzeit sind wir bei TikTok in einer ähnlichen Phase wie bei Snapchat 2016, bevor Instagram den Story-Bereich kopierte. Nutzer der eigenen Medienmarke erreichen wir auf TikTok derzeit nicht – aber jetzt ist die Zeit zu beobachten, zu lernen und auszuprobieren. Es kann gut sein, dass dieses Wissen wichtig für digitales Storytelling wird. Vielleicht brauchen wir dieses Wissen künftig bei TikTok, vielleicht auch in einer anderen App. Den passenden Kontext zu TikTok liefert derzeit das Social-Media-Watchblog. In den letzten Ausgaben des Newsletters ging es auch um die gesellschaftlich-kritischen Fragen.

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Kategorie: Was mit Internet

Auf diese zwei neuen Funktionen bin ich 2020 bei Facebook gespannt

2. Dezember 2019 by daniel Kommentar verfassen

Ausgerechnet die Tech-Kritik des ehemaligen Borat-Darstellers macht gerade die Runde. Sacha Baron Cohen will die Demokratie vor Facebook, Google & Co. schützen. Er ist spät zur Party der Silicon-Valley-Kritiker. In den letzten Wochen und Monaten ist sie zudem deutlich leiser geworden ist. Tik Tok und der Einfluss der chinesischen Regierung bestimmen mittlerweile die Diskussion. Das dürfte vor allem Facebook in die Karten spielen, immerhin stand das Unternehmen von Mark Zuckerberg in den letzten beiden Jahre im Zentrum der Kritik.

Trotz gesellschaftlicher Kritik, liefert der Konzern seinen Aktionären gute Zahlen, was Umsatz und Gewinn angeht. Aber auch die Nutzung der Apps ist weiterhin beeindruckend und marktbeherrschend. Es lohnt sich genauer anzuschauen, in welchen Bereichen Facebook neue Funktionen entwickelt. Dort verspricht sich das Unternehmen Wachstumspotential. Kein Wunder, dass die meisten Neuheiten der letzten Zeit auf Instagram eingeführt wurden. Neue Shopping-Funktionen, eine überarbeitete Kamera, viele Filter, weitere Funktionen für IGTV und den Storybereich.

Aber auch in der klassischen Facebook-App gibt es Neuerungen. Behutsam wird die Optik verändert. Für 2020 erwarte ich zwei neue Funktionen in Deutschland, die besonders interessant sind. „Today in“ und „Facebook News“ sind in den USA schon am Start und die Chancen stehen nicht schlecht, dass diese Funktionen auch bei uns ausgerollt werden. Deswegen stelle ich sie euch vor.

1. „Heute in Berlin“ — Bleibe auf dem Laufenden bei Nachrichten und Diskussionen in deiner Stadt. Bereits im Oktober 2018 hat Facebook die neue Funktion in einigen US-Städten eingeführt und dann Schritt für Schritt ausgeweitet. Mitte September hatte Facebook zuletzt 6000 teilnehmende Städte und Gemeinden genannt. (Zuvor hat Facebook eine Analyse veröffentlicht, dass es in vielen US-Städten keinen richtigen Lokaljournalismus mehr gibt.)

Das kann „Heute in“: Wenn ihr in einer Stadt seid, die das „Heute in“-Feature hat, könnt ihr das über das Menü sehen. Dann wird „Today in“ in der Funktionsliste aufgeführt. Wenn ihr die Funktion ausgewählt habt, könnt ihr auch einstellen, die Box (siehe Foto) in eurem Newsfeed auftauchen zu lassen. Die Funktion besteht aus drei Bereichen.

So sieht Today in aus (Screenshots: Facebook)
  • In der ersten Box werden aktuelle Postings von Seiten gezeigt, die in dem Ort eine Rolle spielen. Das kann das örtliche Tierheim sein, genauso wie die Facebook-Seite der Oberbürgermeisterin. Man wischt sich von links nach rechts.
  • Die zweite Box heißt im Englischen „In The News“ und liefert: Nachrichten. Es werden zunächst fünf Artikel zusammengestellt, die von lokalen Nachrichtenanbietern veröffentlicht worden sind. Es gibt eine Option für weitere Nachrichten.
  • Im dritten Bereich stehen Gruppen im Fokus. Facebook listet lokale Gruppen auf und lädt die Nutzer auf, sich mit Nachbarn zu verbinden, die gemeinsame Interessen haben.

Was das für Nutzer bedeutet: Was passiert in meiner Nachbarschaft? Diese Frage wird in diesem Bereich beantwortet und die Quellen müssen nicht einmal vorher ausgesucht und abonniert werden. Facebook sucht lokale Seiten, Nachrichtenquellen und Gruppen zusammen und bündelt die Inhalte.

Was das für Inhalte-Anbieter bedeutet: Wer mit lokalen Inhalten arbeitet hat hier eine riesige Chance. Facebook zeigt die Inhalte dann auch Nutzerinnen und Nutzern, die dem eigenen Angebot noch nicht folgen. Facebook übernimmt aber auch immer mehr die bisherige Aufgabe einer lokalen oder regionalen Medienmarke, die einen lokalen Überblick geben möchten. Auf der anderen Seite dürften kleine Anbieter sichtbarer werden.

Was das für Facebook bedeutet: Das Netzwerk reagiert damit auf viele Erhebungen die zeigen, dass Nutzer tatsächlich mehr lokale und regionale Inhalte auf Facebook sehen möchten. Ein weiterer Vorteil: Wer sich mit lokalen Inhalten beschäftigt, fühlt sich informierter, produktiver, engagierter. Damit wertet Facebook seinen Newsfeed auf. Zu Hochzeiten des Viral-Contents hatten viele Nutzer das Gefühl ihre Zeit auf Facebook zu verschwenden (siehe Time Well Spent Diskussion).

2. Facebook News — ein Ort für Nachrichten. Vor zwei Monaten hat Facebook diesen Bereich in den USA freigeschaltet. 

So sieht „Facebook News“ aus (Screenshot: Facebook)

Das kann „Facebook News“: Der neue Bereich hat aktuell einen präsenten Platz in der Facebook-App. Direkt neben dem Home-Button (persönlicher Newsfeed) und dem Videobereich gibt es das Icon für „Facebook News“.

  • Der allgemeine Nachrichten-Überblick: Facebook hat eine Redaktion aufgebaut, die Geschichten auswählt, um die Nachrichtenlage möglichst adäquat abzudecken. Ziel ist es, die Nachrichtenquelle zu zeigen, die eine Geschichte zuerst veröffentlicht hat. 
  • Die persönlichen Empfehlungen: Basierend auf Artikeln die Nutzer bereits gelesen, geteilt oder kommentiert haben, werden hier passende weitere Artikel von einem Algorithmus ausgewählt.
  • Zugriff auf Abos: Wer ein Digital-Abo bei einem Newsanbieter abgeschlossen hat, kann sein Abo mit dem Facebook-Account verbinden und so direkt über die Facebook-App die Inhalte sehen und lesen. 
  • Einstellungsmöglichkeiten: Der Nachrichtenbereich lässt sich personalisieren. Nutzer können Themenfelder auswählen (Sport, Kultur, Wirtschaft …) und Nachrichtenquellen ausblenden.

Was das für Nutzer bedeutet: Der Name „Newsfeed“ ist ja schon immer irreführend gewesen. Auch wenn dies von Facebook ursprünglich nicht explizit vorgesehen war, wurden im „Newsfeed“ gerne Inhalte von Medien konsumiert. Für viele Nutzer ist Facebook zu einer wichtigen Quelle des Nachrichtenkonsums geworden. Mit dem neuen News-Bereich haben Nutzer Zugriff auf Inhalte von Medien, denen sie bisher noch nich gefolgt sind. Im klassischen Newsfeed bleiben die Inhalte von Seiten, denen man folgt.

Was das für Inhalte-Anbieter bedeutet: Es ist noch zu früh, um etwas über mögliche neue Leserschaften zu sagen. Die Verknüpfung mit bestehenden Digital-Abos ist charmant. Auf jeden Fall sollte jeder Nachrichtenanbieter sich darum kümmern, seine eigene Seite für den „News Page Index“ zu registrieren.

Was das für Facebook bedeutet: Vor einigen Jahren hatte Facebook bereits eine eigene App für Schlagzeilen entwickelt. Die fand kaum Anklang und verschwand wieder. Jetzt muss der Konzern abwarten, ob „Facebook News“ auch bei den Nutzern ankommt. Das Timing scheint besser zu sein. Die prominente Einbindung dürfte dem neuen Produkt helfen. Wenn „Facebook News“ auch in Deutschland ausgerollt wird, dürfte die Nutzung in den USA erfolgversprechend sein.

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Kategorie: Was mit Internet, Was mit Medien Stichworte: Facebook

Warum Comic Sans besser als ihr Ruf ist

25. November 2019 by daniel 46 Kommentare

Vor 25 Jahren ist eine Ikone des Internets erfunden worden. Oder soll ich sagen, ein Hassobjekt? Es geht um die Schriftart Comic Sans MS, oder wie wir Typofreaks sie nennen: Comic Sans. Ich kann mich noch an Kanada erinnern. Der Nationalfeiertag vor ein paar Jahren. Das Land hat eine 25-Cent-Gedenkmünze herausgegeben, mit Comic Sans als Schriftart. Damit wollte man den spielerischen Humor, der den Kanadiern oft zugeschrieben wird, unterstreichen. So war die Begründung.

Wir machen uns oft über den Einsatz lustig. Das habe ich gespürt, als ich vor ein paar Wochen auf Twitter fragte, was denn euer Verhältnis zu Comic Sans ist. Parniean fragte mich, ob ich noch keinen Kaffee hatte. Elbblick wollte mich blockieren und entfolgen. Von CookMal kam ein ablehnendes “Bitte nicht.” Mick so: “Bestens. Ich amüsiere mich jedes Mal wenn sie irgendwo auftaucht.” Christina schickte mir das Bild von einer Tasse auf der steht: “Wenn ich alleine bin, nutze ich Comic Sans.” Andreas schrieb: “Am liebsten in gelb auf weißem Hintergrund gedruckt.” Sebastian twitterte noch: “Tolle Schriftart für Aushänge im Flur, dass es bei der Party am Wochenende etwas lauter wird!” Supatyp: “Und da war noch der Unityp, der eine Hausarbeit in Comic Sans nicht annahm.” Verstehe ich auch nicht. Festraum schrieb: “Comic Sans – eine Geschichte voller Missvertändnisse.“ Das trifft es ganz gut.

Als Erfinder gilt Vincent „Vinnie“ Connare. Im Jahr 1994 hat er die Schrift erfunden.  Ursprünglich sollte diese Schriftart in Sprechblasen der Software Microsoft Bob eingesetzt werden, um die Nutzer besser durch das Programm zu führen. Damals war noch Windows 3.1 angesagt und Bob sollte ein Ersatz für die graphische Oberfläche werden. Das Problem: Nach Fertigstellung der Schrift kam heraus, dass die Texte nicht in die Sprechblasen passten, weshalb die Schrift nicht verwendet wurde. Ihren ersten Einsatz hatte sie erst 1995 im 3D Movie Maker. Seit ihrer Auslieferung mit dem Plus!-Paket von Windows 95 gehört Comic Sans MS zu den Standardschriftarten des Microsoft-Betriebssystems. Heute gehört die Comic Sans zu den Kernschriftarten – sowohl bei Windows als auch beim Mac. 

Vor allem in Designerkreisen ist die Schrift verpönt. Sie ist so stark verbreitet, dass sie auch zu Anlässen benutzt wird, die vielleicht nicht unbedingt zwangsläufig angebracht sind. Stichwort: Grabstein. Die Welt Kompakt beschrieb die Comic Sans als den Justin Bieber der Schriften. Nutzer lieben die Schrift. Bringt sie doch ähnlich, wie die laut Welt „Retortenpopsongs Bibers, eine kindliche Leichtigkeit mit sich, der man sich nur schwer entziehen kann. Comic Sans wurde das “Love Yourself” der späten 90er-Jahre: omnipräsent und weltweit bekannt.“ Es gab sogar richtige, ernstgemeinte Kampagnen gegen den inflationären Einsatz von Comic Sans. Laut Welt Kompakt hat sich sogar der Erfinder angeschlossen: „Genauso wie man Justin Bieber nur wohl dosiert vertragen könne, ist dem wohl auch mit Comic Sans. Manche Dinge ließen sich eben nur in einem bestimmten Kontext und in geringer Dosis ertragen.“

Aber es gibt auch Verfechter der Comic Sans. Zum Beispiel die Betreiber der Webseite comicsanscriminal.com. Die verspricht: “Hilfe für Menschen wie dich und mich, um die Schrift richtig einzusetzen.”  Es gibt demnach verschiedenen Anlässe, wann Comic Sans die richtige Schrift ist:

  • Wenn die Zielgruppe unter 11 Jahre ist
  • Wenn du ein Comic erstellst
  • Wenn die Zielgruppe eine Leseschwäche hat
  • Wenn die Zielgruppe dir sagt, dass sie Comic Sans ganz gut findet

Comic Sans kann tatsächlich vielen Menschen mit Leseschwäche helfen, Texte besser zu erkennen. In einem Text der Süddeutschen Zeitung wird von  Jessica Hudgins berichtet. Wegen ihrer Legasthenie fällt es ihr schwer, Texte in Times New Roman zu lesen. Sie konnte mit ihren Klassenkameraden immer dann locker mithalten, als sie die Arbeitsblätter der Schule herunterladen konnte und dann die Schrift vergrößerte und auf Comic Sans stellte. Ihre Schwester Lauren  war sauer auf das schlechte Image im Netz und machte in einem Blogtext ihrem Ärger Luft. Sie forderte andere Internet-Nutzer auf, den „elitären und herablassenden“ Spott sich doch bitteschön sonst wohin zu stecken. Die Verteidigungsrunde wurde zum Viral-Hit.

Michaela Mayer ist diplomierte Legasthenietrainerin und Vorstandsmitglied des Dachverbands Legasthenie Deutschland (DVL). In der Süddeutschen bestätigte sie diese Feststellung: „Für manche Betroffene spielen Schriftart und Farbe eine große Rolle.“

Am Ende lebt die Comic Sans auch von dem Spott. Es wäre falsch, sich nicht auch ein wenig über kuriose Einsätze lustig zu machen. Aber zumindest sollten wir auf den Schirm haben, welchen Dienst diese Schriftart erweist. Und das nun seit immerhin 25 Jahren.

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Kategorie: Was mit Internet

Was kommt nach den WhatsApp-Newslettern?

21. Oktober 2019 by daniel 3 Kommentare

Hinter den Kulissen wird in vielen Redaktionen gerade diese Frage diskutiert: Was kommt nach den WhatsApp-Newslettern? Im Laufe des Dezembers soll Schluss sein. WhatsApp erlaubt Unternehmen eine One-to-One-Kommunikation und möchte eine One-to-Many-Kommunikation unterbinden.

In meiner heutigen Kolumne in der Rheinischen Post kritisiere ich, dass Mark Zuckerberg in seiner Rede an der Georgetown University zwar die Meinungsfreiheit als höchstes Gut präsentiert, aber auf der anderen Seite Medien ihre Nachrichten künftig auf der gesellschaftlich hochrelevanten App nicht mehr präsentieren können.

Gibt es Alternativen? Leider nicht wirklich. Andere Messenger spielen im Alltag der meisten Deutschen keine übergeordnete Rolle. Auch wenn die Messenger-Alternativen interessante Newsletter-Funktionen haben, ist dies für Publisher daher selten interessant. Wir können nicht das Online-Verhalten unserer Nutzer erziehen, wir können nur dort präsent sein, wo sie sich aufhalten.

Dazu ein paar Fakten:

  • Die Nutzung von WhatsApp hat in den letzten 12 Monaten in Deutschland noch einmal zugenommen. Wöchentlich sind 75% der Deutschen dabei (täglich 63%)
  • 22% der Deutschen teilen Nachrichten über Netzwerke, Messenger oder Mail
  • 16% der Deutschen nutzen WhatsApp für News (nur Youtube und Facebook sind stärker — Twitter und Facebook Messenger sind mit jeweils rund 5% abgeschlagen)

Was Facebook/WhatsApp sagt: Nicht viel. Lösungsansätze werden nicht angeboten. Bei ähnlichen Entscheidungen hat Facebook gerne den Grund angeführt, dass die User eine bestimmte Funktion nicht wollen. Im Fall der WhatsApp-Newsletter kann jeder Publisher aber zeigen, wie sehr die Nutzer den Dienst schätzen. Ich bin immer noch beeindruckt, wieviel unaufgeforderte Fanpost wir von den Nutzern auch mehrere Jahre nach der Einführung bekommen. Kollegen berichten ähnliches.

Was traurig ist: Das Aus der WhatsApp-Newsletter ist nach meiner Einschätzung kein explizites Vorgehen gegen Journalismus, sondern viel mehr ein Kollateralschaden, einer eigentlich nachvollziehbaren Strategie. Im Kontext der Marktmacht von WhatsApp dürfte es aber nicht soweit kommen.

Was eine Lösung wäre: Facebook hat für neue Dienste wie „Today in“ oder den „Newstab“ eine Registrierung von Nachrichtenanbietern durchgeführt. Den Publishern auf dieser Liste könnte WhatsApp auch für den Versand von Newslettern erlauben. Das würde dann auch auf den in meiner Kolumne diskutierten Grund einzahlen, warum Facebook überhaupt zu dieser Entscheidung gekommen ist.

Kategorie: Startseite, Was mit Internet, Was mit Medien Stichworte: kolumne, WhatsApp

Kennt ihr schon Swoot, das neue soziale Netzwerk für Podcast-Hörer?

22. April 2019 by daniel 4 Kommentare

Die Suche nach der perfekten Podcast-App ist für mich eine unendliche Geschichte. Die von Michael Ende ist lahm dagegen. Ich habe viele Apps probiert, um am Ende doch wieder bei der Podcast-App von Apple zu landen. Obwohl diese so furchtbar ist. Aber vielleicht ändert sich das jetzt.

Letzten Donnerstag ist Swoot von den Machern der App Hipchat an den Start gegangen. Nachdem Pete Curley und Garret Heaton Hipchat an Atlassian verkauft haben, beschäftigen sie sich jetzt mit der Podcast-Branche. Für ihre neue App haben Investoren laut Techcrunch schon drei Millionen US-Dollar beigesteuert.

Swoot ergänzt die klassischen Podcatcher-Funktionen um ein soziales Netzwerk: Ich kann andere Podcast-Hörer suchen, ihnen folgen und sehe nicht nur welche Podcasts sie abonniert haben, sondern auch in einer Timeline, welche Episoden sie gerade hören. Unter swoot.com/fiene findet ihr mein Profil. Es gibt auch einen Discover-Bereich, der populäre Inhalte vorschlägt.

Es ist natürlich spannend zu sehen, welche Podcasts andere Personen wirklich hören. Die App ist sehr übersichtlich gestaltet, das Hinzufügen von Podcast-Abos sehr einfach, die Suche elegant gelöst. Auch das Anlegen eines eigenen Profils läuft geschmeidig: Über Facebook und Twitter kann man nach Freunden suchen — theoretisch über das Adressbuch auch, aber das geht für mich gar nicht. Auch bestehende Abos aus anderen Podcast-Apps können übernommen werden.

Ich wußte gar nicht, dass ich ein soziales Netzwerk rund ums Hören brauche. Aber das ist vielleicht auch der Reiz. Ob auf der Plattform am Ende Earfluencer entstehen?

Auf der anderen Seite: Will man überhaupt, seinen Hörkonsum so transparent machen? Was ist, wenn Swoot sehr populär wird und sich Podcaster Spielchen überlegen, wie sie den Algorithmus austricksen um prominent ausgespielt zu werden? Sicher gibt es dann Podcasts, die Tipps zur Audio-Engine-Optimization geben.

Aber erst einmal heißt es für mich: ausprobieren und Podcasts hören. Und die Effekte des Netzwerkes beobachten. Nicht, dass ich dadurch am Ende neue, tolle Podcasts finde. Wenn ihr auch so neugierig seid: Die App gibt es für iOS und Android.

Ich bin froh, dass ich über einen Tweet von Sachar, der wiederum in Cachys Blog drauf aufmerksam wurde, auf Swoot gestoßen bin. Wenn ich mit Swoot jetzt auch noch besser Podcasts hören kann, dann hat endlich auch die unendliche Suche nach der perfekten Podcast-App ein Ende.

Kategorie: Startseite, Was mit Internet, Was mit Medien Stichworte: podcast, podcasting, Swoop

Heimatgefühle

2. Dezember 2018 by daniel Kommentar verfassen

In dieser Woche habe ich etwas über den Begriff Heimat gelernt. Das wird auch dich interessieren, wenn du beruflich viel mit dem Internet zu tun hast. Alles begann beim 9. Social-Community-Day, den ich für das Grimme-Institut moderieren durfte.

„Neue Heimat Internet“ war das sehr aktuelle Motto. Grimme-Online-Award-Nominierte, -Preisträger und andere Gäste diskutierten mit mir über Heimat und ob das Netz als Heimat taugt.

Da ist zum Beispiel Frank Joung, der mir mit seinem Podcast Halbe Katoffl eine ganz neue Dimension rund um den Begriff „Heimat“ eröffnet. In seinem Podcast spricht er mit Deutschen, die ausländische Wurzeln haben und somit halbe Kartoffeln sind, wie er es bezeichnet. Der Podcast ist mein Linktipp im neuen Goldene-Blogger-Newsletter ? zum Start in den neuen Monat geben wir Goldene-Blogger-Gastgeber Lese- und Follow-Tipps für die Social- und Blogwelt. Ich wußte gar nicht, dass ich mich für das Thema Integration auf dieser Art und Weise interessieren kann. In jedem Gespräch erfahre ich mehr über den vielschichtigen Begriff Heimat. Ich lerne wie individuell das Thema wirkt und merke, wie absurd teilweise die politischen Debatten?sind.

Dann gibt es noch das Bedürfnis, den Spiegel für die eigene Heimat vorgehalten zu bekommen. Irgendwie scheinen wir es zu lieben, wenn Fernsehserien uns Deutschland erklären. Wenn diese gesellschaftliche Probleme thematisieren. Darüber haben wir am Donnerstag in „Was mit Medien“ bei Deutschlandfunk Nova debattiert.?Thomas Knüwer beklagte in der 580. Ausgabe von unserem Medienmagazin, dass die ARD die Lindenstraße absetzen wird.?Yasmina Banaszczuk hingegen stellte die These auf, dass „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ inzwischen das Progressions-Barometer für die deutsche Gesellschaft ist. Aber brauchen wir überhaupt noch TV-Serien, die uns unsere Heimat erklären?

Womit wir langsam in den digitalen Bereich einbiegen.

Gestern hatte ich eine Community-Schicht bei RP ONLINE und somit sehr viel mit Nutzerkommentaren zu tun. Was mich wieder erschütterte: Diese wenigen aber dafür sehr lauten und präsenten Stimmen im Netz, die versuchen bei jedem erdenklichen Thema die Diskussion auf Migration zu lenken und keine Gelegenheit auslassen, ihre Abneigung zu artikulieren. Beim Social-Community-Day konnte ich Jannik und Lukas von der Initiative Reconquista Internet kennenlernen. Es ist wichtig, dass es solche Gegenrede-Initiativen gibt – sie machen den Ort, an dem wir viel Zeit verbringen ein bisschen erträglicher.

Dann war doch Dirk von Gehlen. Sein Job bei der Süddeutschen Zeitung beinhaltet noch nicht genug Internet. Er möchte einen echten Heimatverein für das Internet gründen. Die Idee ist zwar schon aus dem vorletzten Jahr, aber nimmt gerade noch einmal Fahrt auf: Gehlen sagt, dass die Netzgemeinde erst dann in der Gesellschaft ernst genommen wird, wenn sie sich aktiv an Gremienarbeit beteiligt. Wir lernen: Wer analoge Strukturen korrekt bedient, kann auch das Digitale fördern. Aus diesem Grund hat Dirk mit der Initiative Internet-Straße nachgelegt. Straßennahmen zeigen, wenn etwas in einer Gesellschaft Wert hat. Wenn man Städte und Gemeinden dazu bewegen kann, eine Straße nach dem Internet zu benennen, dann würde dies ein wichtiges Symbol für die gesellschaftliche Relevanz sein. Auch wenn du am Ende nicht in eine Internet-Straße ziehen kannst, lohnt sich diese Initiative schon wegen der Diskussionen, die rund um diverse Anträge auf komunaler Ebene geführt werden (müssen).

Wenn es so etwas wie ein Vereinsheim für das Internet schon mal gab, dann stand es nicht unweit von meiner heutigen Wohnung. In dieser Woche jährte sich zum 20. Mal der Start von NBC GIGA. Das Fernsehen für die Generation @. Aus einem provisorischen Container aus dem Medienhafen sendete eine TV-Revolution -anders kann man das nicht bezeichnen-, an die heute viele noch mit heimatlichen Gefühlen zurückdenken. Sehr gut gefallen hat mir der Text von Thomas Lückerath bei DWDL.de. Im Podcast mit Michael Bröcker habe ich auch in dieser Woche über NBC GIGA gesprochen. Wußtest du, dass es eine Beteiligung der Rheinischen Post war?

Beim Sonntagsjoggen am Rhein habe ich die ganzen Heimat-Fäden für mich einmal zusammengewoben – mit der Erkenntnis, dass das Netz keine Heimat sein kann. Auch wenn es das Streben gibt, das Netz als Heimat zu definieren. Aber warum? Es gibt online ohne Zweifel Orte, Apps und Netzwerke, an denen wir uns wohlfühlen. Die wir gerne nutzen. An denen wir die Hektik, den Stress und die negativen Aspekte des Alltags ausblenden können. “hnlich ist es mit einer Reise in eine andere Stadt. Wenn ich nach New York fahre, habe ich in Manhatten einige Viertel, in denen ich genauso empfinde. Aber ist das Heimat? Nein, ich fühle mich dort aber zu Hause. Ein wichtiger Unterschied. Es ist sehr subjektiv, welche Orte man als sein zu Hause bezeichnet. Auf jeden Fall können wir unser zu Hause zu einem besseren Ort machen – und das ist die große Chance für das Netz: Wir können aktiv dazu beitragen, dass die positiven Seiten des Netzes noch ein bisschen besser werden. Egal ob durch einen kurzen positiven Kommentar oder durch ein großes eigenes Projekt. Statt große Heimatdebatten zu führen, sollten wir unser zu Hause besser machen. Ein Projekt, das alle angeht.

***

Ihr habt übrigens die Möglicheit Menschen, die aus eigenem Antrieb das Netz zu einem besseren Ort machen, zu belohnen. Schlagt doch ihre Blogs, Podcasts oder Social-Media-Accounts für einen Goldenen Blogger vor.

***

Fotos (1): Clare Devlin (Mädelsabende), Dirk von Gehlen (Heimatverein für das Internet), Lukas und Jannik (Reconquista Internet), Male Stüssel (WDRforyou) und Lukas Kuhlendahl (Weltenweber).

Foto (2):? Lisa Altmeier und Steffi Fetz (Crowdspondent),?Thomas Franke (Weltreporter), Frank Joung (Halbe Katoffl), Lisa McMinn (Ein deutsches Dorf), —zgür Uludag (Eine Kirche wird zur Moschee).

***

Dieser Text war Teil meines wöchentlichen Sonntag-Newsletters

Kategorie: Was mit Internet

Jetzt Tickets für das Barcamp Düsseldorf 2018 holen

18. September 2018 by daniel Kommentar verfassen

Welche Trends aus dem Netz sollte ich kennen? Wie gehen wir mit den Schattenseiten von Social-Media-um? Was bewegt die Startup-Szene in der Stadt? Wie funktioniert das mit den Influencern? Welche New-Work-Konzepte bewegen gerade die Arbeitswelt? Beim Barcamp Düsseldorf habt ihr die Möglichkeit euch mit all diesen Digital-Themen auseinander zu setzen!

Bereits zum sechsten Mal findet es auf Einladung von RP ONLINE bei der Rheinischen Post in Heerdt statt. Rund 220 Teilnehmer werden jeweils an beiden Tagen erwartet und ich freue mich schon sehr: Auch wenn das Programm jeweils erst morgens in der Planungsrunde entsteht, bin ich mir sicher, dass wieder ein inspirierendes Tag mit rund 30 Sessions pro Tag entsteht. Die letzten Jahre bin ich abends nach Hause gegangen und war sehr vom Austausch und der Themenvielfalt begeistert.

An dieser Stelle ein kleiner persönlicher Dank: Ich freue mich, dass Katja & Stefan Evertz wieder mit uns organisieren – wir sind da ja mittlerweile schon ein eingespieltes Team.

Wann? 19. & 20. Oktober Tickets? Die gibt es für 12 Euro/Tag unter barcampduesseldorf.de/ticktets.

Kategorie: Duesseldorf, Was mit Internet

TEDx ist in Düsseldorf angekommen

17. September 2018 by daniel Kommentar verfassen

Heute in der Rheinischen Post: Mein kleiner Nachbericht von der TEDxKoengisallee Premiere in Düsseldorf. Hier auch noch ein paar persönliche Eindrücke.

Fienes Top: Moderator Felix Thönnessen war für mich die Überraschung des Nachmittags. Er ist ja bekannt dafür, dass er als Startup-Berater gut präsentieren kann, aber hinzukamen in der Nachtresidenz noch gute Gastgeberqualitäten. Am Besten fand ich den Vortrag von Thomas Preiss, weil es hier nicht bei der Idee bleibt, sondern auch eine konkrete Umsetzung gibt. Er stellte die Initiative Common Goal vor, bei der es um die enorme soziale Ungleichheit geht: Auf der einen Seite die Megastars, die Millionen verdienen – und auf der anderen Seite Millionen Spieler, die zum Teil aus sehr armen Verhältnissen kommen. Common Goal möchte zeigen, dass Fußball auch verbindet. Die Gutverdiener unter den Spieler spenden einen Teil ihrer Einnahmen für einen guten Zweck. 60 Profi-Fußballer haben sich der Initiative bereits angeschlossen und geben ein Prozent ihres Umsatzes für soziale Zwecke ab.

Fienes Fun: Am Ende der TEDx vergaloppierte sich Oberbürgermeister Thomas Geisel etwas. Er trat noch als Überraschungsgast aus und berichtete gemäß dem Motto „The Future of“ auch über die Zukunfts Düsseldorf. „Im Moment läuft der Verkehr in Düsseldorf schlecht“, sagte Geisel. „Die Kö wäre auch ohne den Park-Such-Verkehr aus dem Ruhrgebiet schöner.“ Der Moment als er realisierte, dass im Publikum nicht nur Düsseldorfer, sondern auch Gäste aus dem Ruhrgebiet saßen: Unbezahlbar.

Fienes Fastlane: Falls ihr nicht dagewesen seid: Die Vorträge gibt es auch als Video. In den nächsten Tagen erscheinen sie auf ted.com. Unter dem Stichwort „TEDxKoenigsallee“ solltet ihr sie finden können.

Fienes Fix: Eine Prise mehr Social-Media-Aktivität auf den eigenen Kanälen im Vorfeld und während des Events wären gut. Mein größter Wunsch für das nächste Jahr: Die zweite Programmhälfte fiel im Vergleich zur ersten deutlich ab. Ein oder zwei größere Namen könnte das nächste Programm vertragen.

Fienes Fazit: Christian Reich und die Jungs von Venture Idea haben einen Wahnsinnsjob neben ihren Alltagsjobs erledigt. Für eine Auftaktveranstaltung war die TEDxKoenigsallee sehr gut. Ich freue mich schon auf die TEDxKoenigsalle 2019 – oder vielleicht dann auch schon als TEDxDuesseldorf.

Kategorie: Duesseldorf, Was mit Internet Stichworte: TEDx

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Mein Name ist Daniel Fiene, ich bin Gründer und Host von "Was mit Medien". Wir sind ein Medien-Unternehmen, das dich durch den Medienwandel begleitet.

2020 war ich Redakteur bei ThePioneer. Dort habe ich das Format Tech Briefing (Newsletter + Podcast) aufgebaut. Davor war ich 13 Jahre bei der Rheinischen Post Mediengruppe — vom Volontär bei Antenne Düsseldorf bis zum Head of Audience Engagement der Rheinischen Post.

Seit 2001 blogge ich an dieser Stelle persönlich über das Internet, Medien und Gedöns. Mein Twitter-Account lautet @fiene. Viele Grüße aus Düsseldorf und viel Spaß bei der Lektüre!

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