Das Wetter war top. 20 Grad — gefühlt noch wärmer. Sonne, Sonne, Sonne. Morgen soll es sogar noch einmal wärmer werden.
New York ist ja auch die Stadt des Wartens. Ständig muss man irgendwo anstehen. Man braucht oft Minuten um das Ende einer Schlange zu erreichen, um sich anstellen zu können. Dafür sind die Schlangen hier richtige Events. Es geht relativ zügig vorwärts und alle paar Meter passiert irgendetwas. Anstehen. Einlass. Anstehen. Security-Check. Anstehen. Irgendeine Person die etwas Wichtiges zu rufen hat. Kartenkaufen. Anstehen. Toiletten. Anstehen. Hot-Dog-Verkauf. Anstehen. Irgendeine Person die etwas noch wichtigeres zu rufen hat. Anstehen. Endlich der richtige Anlass. Was für Deutschland die Bratwürstchen sind, sind hier die Hot Dogs. Diese belegten Brötchen sind ein eindeutiger Indikator für „Events“. Gibt es ein Hot Dog zu kaufen, erlebt man ein Event.
Unser erstes Event war das Empire State Building. Wir haben uns den „City Pass“ geholt um schon gleich den Eintritt für einige Museen inklusive zu haben. Deswegen haben wir auch eine kostenlose Audio-Tour bekommen. Die kann ich nur jedem empfehlen. Ich wusste gar nicht, dass Pathetisches auf Deutsch so schlimm klingt — denkt man sich das weg, hat Tony einem ganz viel Interessantes vom Dach des Empire State Buildings zu erzählen. Von der Intensität der Stadt. Und wie Tony seine Träume verwirklicht hat, als er vor vielen Jahren einwanderte. Zunächst arbeitete der Musiker (Tony sagte: „Es mag wie ein Klischee klingen, aber es ist wahr.“) als Kellner und als Verkäufer in einem kleinen Geschäft. Jetzt hat er sich ein Haus in der Bronx geleistet und hat ein eigenes Klaviergeschäft in Manhattan Downtown. Alles war toll, als 1931 das Empire State Building fertig gestellt worden ist. Es stelle nicht nur New York dar, sondern es ist auch New York. Während des Baus ist pro Tag eine Etage fertig gestellt worden. Die Bauherren kalkulierten pro Etage einen toten Bauarbeiter mit ein. Tatsächlich starben jedoch nur Fünf. Zwei sind vom Gerüst gestürzt und einer hielt seinen Kopf in den Fahrstuhlschacht, als … . Rund 60 Aufzüge gibt es in dem Gebäude, indem heute rund 18.000 Menschen arbeiten. Zur Verabschiedung, sprach Tony noch von der Sphäre der Träume. (Video-Beweis folgt.) Irgendwo an der 2. Avenue auf Höhe der 82nd Upper East Side, sollen noch diverse deutsche Geschäfte sein. Mal sehen, ob wir die noch finden.
Beim Langschlendern der Park Avenue ist uns ein Verlegerwitz eingefallen. Folgendes geschah: Steht ein Herr Fiene am Straßenrand und notiert sich etwas in seinen Moleskine. Kommt ein Herr Horn vorbei und fragt: „Entschuldigen Sie, wo finde ich denn den neuen New Yorker?“ Sagt Herr Fiene: „Gehen Sie die Park Avenue weiter entlang; bis zum Jahrmarkt der Eitelkeiten und dann links.“
Da du als Leser gerade vermutlich nicht in großes Lachen ausbrichst, gehe ich davon aus, dass du die Gschicht noch nicht überlustig findest. Ein noch folgender Video-Beweis wird dich vom Gegenteil beweisen. Überspielen wir diese Passage mit der Grand Central Station. Die Lokführer hier streiken nicht und Herr Degener war sehr begeistert über die Empfangshalle: „Wow — da kann ja sogar Mailand einpacken.“ Ja, ich sage ja immer — egal ob Mailand oder Manhattan — Hauptsache Spanien.
Auf der Fähre zur Freiheitsstatur und zu Ellis Island gab es auf jedem Deck Hot Dogs. Die Warteschlangen zur Insel, auf der früher die Einwanderer zunächst auf Gesundheit und Status überprüft worden sind, bevor sie in die USA einreisen durften, gehören bestimmt zum Konzept, um schon mal ein wenig authentische Stimmung zu vermitteln. Herr Horn und ich sind von den Buchläden in Manhattan begeistert. Wir waren in jedem Barnes & Nobles und haben nachgeschaut: Nirgendwo gibt es mehr unser Buch zu laufen. Ausverkauft!
Manchmal ist New York noch besser als die Simpsons. Realsatire pur. Habe ich erzählt, dass wir noch einmal Hibbel Bond getroffen haben? Er saß in unserer Hotellobby, diesmal zusammen mit seinen Eltern. Die tranken Weißwein und er hatte sein Hemd ordentlich zugeknöpft Unsere Lobby erinnert uns jeden Tag an das Great Northern aus der Serie Twin Peaks. Nur, dass hier nicht so viel Treiben ist. Im Great Northern ist noch mehr los, obwohl in Twin Peaks ansonsten rein gar nichts passiert. Bei uns checken ständig Stewardessen der KLM ein und aus und wenn wir in einen Aufzug steigen, kommt uns ein Pilot von Delta Airline entgegen.
Kleiner Tipp: Wer im Seaport Essen geht, sollte in die Brewery an der Ecke gehen, dort bedient der unfreundlichste Kellner der Welt. Abends waren wir noch im Bryant Park und haben das WLAN auf Dirks Tipp ausprobiert. Es funktioniert wunderbar. Danke sowieso für eure Tipps. Die einen oder anderen Dinge haben wir schon in die Planung aufgenommen. Wenn sich das alles so realisieren lässt; ich bin hier zwar noch nie Yellow Cab gefahren, allerdings ist heute Taxi-Streik. Die Fahrer wollen gegen neue Ausrüstung protestieren, die eingebaut werden sollen/müssen. GPRs sei zu teuer und ein Video-Screen für die Gäste würde viel zu warm werden. Ich werde in der Presse mal nach Kur-Fotos des Taxi-Chefs heute Ausschau halten.
manu meint
zeig den beiden rookies mal die tanzenden dirnen in den community gardens in st.marks place…tanga ÜBER der strumpfhose inklusive. live und in SLOW-MO! eins der prägendsten erlebnisse meinerseits in NYC…nevcer sleeps…
manu meint
aber KEIN t-shirt mit deutschem print anziehen, sonst wird man zu häufig angemacht (wers mag zieht natürlich extra ein shirt mit „fussball-plätze bei münchen o.ä. an)…
i’m lovin‘ it
Simon meint
Steinreich ist der Fiene. Kein Podcastbuch mehr in ganz New York…wow!