So nah wie in dieser Woche bin ich der Finanzkrise noch nicht gekommen. Mit voller Breitseite haben die Auswirkungen jetzt auch die Medien erreicht – oder besser gesagt: sichtbar gemacht. Ich habe in dieser Woche mit zwei Bekannten gesprochen, die gegen die Krise kämpfen. Da ist mir bewußt geworden, wie ernst es doch ist. Die eine ist gefeuert worden. Sie arbeitet bei einem kleinen Fachverlag, der sparen muß. Seiner Branche geht es nicht gut; den Printkreisen auch nicht – also wird gestrichen. Zum Jahresende muß sie gehen. Die Entlassung hat sie kalt erwischt. Am Morgen ahnte sie noch nicht, was ihr und einer Handvoll Kollegen droht. Dabei ist sie doch so talentiert, so engagiert und überhaupt so gut. Sie war halt erst kurz dabei.
Der andere Kollege hat die Seiten gewechselt. Zum ersten Mal sitzt er in Betriebsversammlungen nicht mehr auf der Seite der Angestellten. Er schaut jetzt seinen Kollegen ins Gesicht. Das ist komisch: Er kennt seine Kollegen, die Schicksale und muß sich mit einem inneren Kampf auseinander setzen: Möglichst das Beste für die Leute herausholen aber auf der anderen Seite ist auch das eigene Haus zu retten. Ständig gibt es Fragen, auf die er noch keine Antworten hat. Er ist für Klarheit. Damit jeder weiß, woran er ist. Es gebe nichts schlimmeres, als Weihnachten zu Hause zu sitzen, mit der Unklarheit der eigenen Zukunft im Nacken. Weiter will ich gar nicht fragen. Was ich merke: Schlimm wird es, wenn aus den Zahlen Gesichtern werden.
Beide haben ihren Weg, um mit der Krise umzugehen. Da glaube ich fest dran. Aber ich bin mir auch sicher, dass die Medienkrise in den nächsten Monaten noch ein Stückchen näher kommen wird.
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