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Kleine Algorithmenkunde in der Praxis
Übers Wochenende hat die kleine Algorithmenkunde bei euch viele schöne Interaktionen bekommen – vielen Dank dafür. Ich hätte nicht gedacht, das wir sie nur ein paar Tage später direkt in der Praxis anwenden können. Die neue Entwicklung passt genau zu den gebloggten Überlegungen:
Instagram hat eine Änderung der Faktoren bekanntgegeben, die über die Reichweite von Inhalten bestimmen. Instagram-Chef Adam Mosseri sagte in einem Q&A auf Instagram:
“More important than watch time or like and comment counts is send rates, [and] generally, I think the rate is more important than the count. So the number of sends per reach, the number of likes per reach, the number of comments per reach. But sends per reach correlate more, in my experience, with overall reach than anything else, because we are looking to help people discover content they want to connect with friends over, and so sends is a great proxy for that sort of connection over creativity.” (Quote von SocialMediaToday.com notiert)
Bei einem Reel zahlen Wiedergabedauer, Anzahl der Likes, Kommentare und Shares sowie die Sends – (wie oft ein Reel direkt an eine andere Person geschickt wird) eine Rolle. Künftig soll der Schwerpunkt aber nicht auf der Wiedergabedauer oder den Engagement-Zahlen liegen, sondern auf Send. Denn das Ziel für die entsprechenden Algorithmen lautet aktuell bei Meta: „discover content they want to connect with friends“ – also Inhalte, über die man im Freundeskreis spricht. Das ist also derzeit das Rezept, um die Zufriedenheit und Verweildauer der User zu steigern.
Was ich bemerkenswert finde: Die Metrik Send basiert auf einer Funktion, die nichts an sich mit dem Feed zu tun hat. Sondern sie verbindet den Feed mit Chats und Gruppen, dort wo heute kommuniziert wird. Damit holt Meta natürlich wieder die Aufmerksamkeit zurück auf die Inhalte im Feed. Ein Inhalt der die Brücke zum Messenger-Bereich schlägt wird mit Reichweite belohnt. Die Social-Metriken werden so zum Beiwerk. Ohne guten Mundpropaganda-Faktor fehlt der wichtigste Push für Reichweite. Und das im Social-Feed.
Der #ForYouFeedStattSocialGraph-Weg kann also auch ein schleichender sein. Vielleicht sogar ohne größere Updates. Die Entwicklung ist auf jeden Fall mittendrin. Da müssen wir uns nur einmal überlegen, ab wann wir die Insta-Feeds nicht mehr Social-Feeds nennen.
In ein paar Tagen habe ich für euch noch einen Nachschlag zur ersten kleinen Algorithmenkunde (über deren Premiere ich ja vor dem Wochenende berichtete) und auch etwas zu einem zweiten Teil.
Meine Hallo Spencer Themenwoche auf Threads
Als vor einer Woche das Comeback von Hallo Spencer als Böhmermann-Film die Runde machte, hat mich das in ein wunderschönes Spencer-Rabbithole geschickt, wie ihr inzwischen am belebten #HalloSpencer Schlagwort hier im Blog erkennen können.
So viele Facetten rund um Lexi, Kasi, Nepomuk, Poldi, Mona, Lisa, Lulu, Elvis, Karl-Heinz, Karl-Otto, Karl-Gustav und natürlich Spencer – die wir uns 23 Jahre nach dem Aus der Puppenserie auch aus Medienwandel-Sicht anschauen können. Ohne die schönen Kindheitserinnerungen zu vergessen.
Deswegen starte ich jetzt zum zweiten Mal eine Themenwoche auf meinem Threads-Kanal @dfiene zum Thema „Hallo Spencer“. Folgt meinem Account @dfiene für alle neuen Postings. Schaut euch das Topic #FienesThemenwocheHalloSpencer raus, um alle Spencer-Postings gesammelt anzuschauen.
Ein ganz wenig tröpfelt davon auch ins Blog, viel entwickelt sich mit euch in den Threads-Replies – aber nach der Themenwoche poste ich euch eine Zusammenfassung.
Webtalk am Mittwoch: KI-Café mit Jan Eggers
Schon morgen Mittag zum Lunch eine Verabredung? Sonst möchte ich euch das KI-Café vom geschätzten Kollegen Michael Mennicken (FM Online Factory) empfehlen, das im Rahmen seiner KI Werkstatt NRW zum ersten Mal stattfindet. Die Werkstatt selbst hatte vor einem halben Jahr geöffnet, und zwar mit einer Masterclass für Redaktions-Kollegen. Das KI-Café soll jetzt auch nach dem Masterclass-Ende den Austausch von Redaktionskolleg*innen weiter ermöglichen. Einmal im Monat öffnet es jetzt zur Mittagszeit und ihr könnt eine Stunde virtuell dabei sein, Impulse mitnehmen, Fragen stellen und natürlich austauschen.
Zur Premiere am Mittwoch (morgen, 13 Uhr) bringt Jan Eggers, KI-Koordinator beim Hessischen Rundfunk, die Impulse mit. Wie umfassend ist KI beim Hessischen Rundfunk bereits im Einsatz? Wohin soll die Reise gehen? Welche Schwierigkeiten machen die Changeprozesse? Das KI-Café ist für alle offen und kostenlos. Ihr müsstet euch nur bei der FM Online Factory anmelden.
Hallo Spencer — der alte Blogger
Vor dem Wochenende war ich gar nicht dazu gekommen zu bloggen, warum Spencer einer der ersten journalistischen Creator war. Ich bin in dem Text direkt in meinen Kindheitserinnerungen abgebogen. Aber das können wir ja jetzt nachholen.
Da ist mir eingefallen, darüber habe ich schon vor 21 Jahren, einen Monat und 19 Tagen nachgedacht. Da bloggte ich:
Für Gelbe: Ich habe die Hammer-Webseite gefunden: www.hallo-spencer.de ist eine megastarke Fanseite zu meiner Kindheitsserie! Die Seite ist so liebevoll gestaltet, dass ich gerade richtig gerührt war, als ich die ganzen Fakten aus dem Runddorf gelesen habe – am Liebsten hätte ich immer „ach ja“, „so schön“ oder „das waren noch Zeiten“ gerufen. Schade dass Hallo Spencer nicht mehr so oft im TV kommt, das würde ich dann sihcerlich öfter mit meinen Neffen schauen
Und Spencers Sendung hatte doch auch ein wenig etwas von einem Weblog, oder ? *schnipp*
Mein Blog, veröffentlicht am 2. April 2003
Erst einmal: hallo-spencer.de ist wirklich groß! Die Seite funktioniert heute sogar noch. Und was da für kleine Schätze zu finden sind. Wusstet ihr das Jochen Busse zum Autorenteam gehörte oder auch Armin Maiwald (Ja, der von der Sendung mit der Maus) an den ersten Episoden mitarbeitete.
Wie war das 2003? Da gab es noch kein TikTok. Noch kein Insta. Kein Twitter. Kein Facebook. Podcasts haben erst ein Jahr später die Runde gemacht. Blogs waren die Geburt von Social Media.
Wenn wir noch einmal 21 Jahre, einen Monat und 17 Tage zurückgehen, landen wir in den Anfangsjahren von Hallo Spencer. Habt ihr euch nicht auch einmal gefragt, was das eigentlich für eine TV-Show ist, die Spencer da macht? Was war eigentlich das Ziel, der Aufbau? Was waren das für unterschiedliche Sendezeiten?
Spencer zeigte immer das, was ihm persönlich in seinem Umfeld interessierte, ordnete es ein, war aber auch oft Teil des Geschehens, er kümmerte sich um seine Community und war auch eine Instanz, an der sich die Dorfbewohner orientierten – denn eine Haltung hatte er immer. Ich finde das beschreibt viel besser die Mechanismen eines Bloggers als die eines TV-Hosts. Aber die gab es zu seiner Zeit noch nicht.
Wäre Hallo Spencer 21 Jahre später gestartet, wäre Spencer vermutlich Blogger. Und heute? Podcaster? Twitch-Livestreamer? Irgendwas auf YouTube? Das finden wir heraus, wenn wir auf Spencer als journalistischen Creator blicken. Und darüber wollte ich ja eigentlich gerade bloggen, bin nur wieder in die Vergangenheit abgebogen. Aber das kann ich ja auch die Tage an dieser Stelle nachholen und bloggen.
Kleine Algorithmenkunde
Don’t panic! Diese Botschaft und das passende Rüstzeug gab es gestern beim letzten meiner drei Social-Strategie-Frühjahrsputz-Webinare. Nach meinen Threads- und Fediversums-Webinaren, war die kleine Algorithmenkunde auch eine thematische Premiere.
Wir haben uns dabei auf die Algorithmen konzentriert, die für Sichtbarkeit der eigenen Postings sorgen. Sprich: Die News- und Home-Feeds. Wir haben einen Deep Dive in die klassische Feed-Funktionsweise unternommen, die auf dem Social-Graph des Users basiert. Dann haben wir uns aber auch die For-You-Feed-Funktionsweise angeschaut, die wir von TikTok kennen. Es gibt ein paar Evergreen-Regeln, mit denen man erfolgreich postet, auch wenn es mal wieder Aufregung wegen einer Änderung auf einer Plattform gibt. Denn: Von dieser Aufregung kann man sich lösen.
Gerechtfertigt sind aber mögliche Sorgen, wenn sich Facebook und Instagram tatsächlich vom Social-Feed verabschieden und wie TikTok einen For-You-Feed in den Vordergrund schieben, um die wichtigsten Inhalte auszuwählen.
Die Dämmerung des Social-Feeds
Meta optimiert seit der Einführung des News-Feeds die zuständigen Algorithmen ständig, um auf veränderte User-Gewohnheiten zu reagieren oder auf die neusten Maschen der Engagement-Trickser (Clickbait, Likebait, Engagementbait …). Geliebte Inhalte sollen rein in den Feed, nervende raus. Hauptsache die User verbringen mehr Zeit im Feed.
Was ist aber, wenn wir jetzt an einem Punkt angekommen sind, an dem Meta die Social-Feeds nicht weiter optimieren kann um die Verweildauer zu maximieren. Was ist, wenn eine ganz andere Methode inzwischen besser Inhalte für die User auswählt? Der For-You-Feed-Mechanismus ist bei Meta an einigen Stellen schon im Einsatz. Im Reels-Bereich bei Instagram. Im Feed gibt es auch bereits so manche Inhalte von Accounts, denen man nicht folgt. Auch im Facebook-Hauptfeed ist der Anteil der vorgeschlagenen Inhalte bereits ziemlich beachtlich. Entsprechende Änderungen bei Instagram sind im vergangenen Jahr auf großen User-Protest gestoßen und Instagram zog die Änderungen zurück. Vorerst, um bessere Varianten im Kleinen zu testen.
Ich denke, die erfolgreichen Tests werden bald für alle umgesetzt. Während TikTok vormacht, wie das For-You-Prinzip die User vor der App versacken lässt, muss Meta sich noch anschauen, dass mittlerweile der gute alte Social-Feed grundsätzliche Schwierigkeiten hat. Einzelne User posten lieber privat oder in Gruppen und nicht mehr so stark im öffentlichen Feed. Auf der anderen Seite gibt es ein Überangebot von Unternehmens-Posting, die zwar perfekt ausproduziert sind – aber nicht zu der Kategorie Inhalten gehören, die primär die Verweildauer steigern. Das Grundangebot aus dem die Social-Feed-Algorithmen auswählen können ist also schwächer.
Kommt es soweit, sind Facebook und Instagram keine Social-Apps mehr, dafür aber Content-Discovery-Apps oder Unterhaltungs-Apps – so wie TikTok. Meta geht dann an den Kern seiner Erfolgsprodukte um sie zukunftssicher zu machen. Sich neu zu erfinden, ist nie verkehrt. Das Problem ist: Alle Kanal-Betreiber müssen sich ebenfalls neu erfinden. Beziehungsweise nicht nur eine neue Social-Strategie entwickeln, sondern grundlegende Mechanismen der Plattform-Welt aufgeben und neu lernen. Creator werden sich bei den TikTok-Erfahrungen bedienen können – aber wenn ich mir die Welt der Unternehmen und Medien anschaue, dann wird zunächst einiges in die Brüche gehen. Zu all dem Überfluss können die über Jahre aufgebauten Followerschaften dann nicht mehr wie gewohnt bespielt werden. Strategische Ziele von Kanal-Betreibern müssen komplett angepasst werden.
Im Webinar haben wir uns angeschaut, wie alleine sich die Rolle von Feed-Postings verändert. Da müssen wir jeden Pixel umdrehen und neu verstehen wen wir wie und womit erreichen. Neben all den Schwierigkeiten gibt es aber auch neue Möglichkeiten um Menschen zu erreichen, die bisher nicht in Kontakt mit den eigenen Inhalten kamen.
Aber am Ende gilt auch hier: Don’t panic. Bis es soweit ist, können wir die Zeit nutzen und die Welt der Content Discovery Plattformen besser kennen lernen, sowie deren Rolle und Position im Audience Development. Wenn ihr Lust habt: Lasst uns das gemeinsam machen – ich bleibe hier im Blog „am Thema dran.“
Klaus meint
Schulze gets the blues….sehenswert? Hört sich irgentwie interessant an