Dieses wunderschöne Motiv von der tollen Photoseite rion.nu erinnert mich daran, was ich letzte Woche schon schreiben wollte: Mitte Mai geht es für mich in den Urlaub. Zehn Tage New York! Wo ich das hier gerade schreibe, merke ich, dass ich ganz aufgeregt bin. Kein Wunder! Ich glaube, ich werde ganz viel hier über New York schon im Vorfeld schreiben müssen, damit ich richtig in Reisestimmung komme. Die zehn Tage werde ich mit meinen Freunden aus Münster meistens in Manhatten verbringen. Ich freue mich schon auf platte Füße und schöne Fotos.
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Dua Lipas Notizbuch
Während der Corona-Pandemie hat Dua Lipa mit ihrem Album Future Nostalgica auch meinen Alltag ein bisschen besser gemacht. Und schon wieder trifft sie mit ihrem neuen Album Radical Optimism meinen Zeitgeist. Ich schaue gerne Interviews mit ihr – denn das ersetzt sämtliche Selbst-Orga-Zwänge. Die Suche nach der besten ToDo-App, dem besten Ideen-Management-Tool, der besten Produktivitäts-Methode und der perfekten Work-Life-Balance.
Wie ihr in dem Video seht, hat sie die Songs (rund 90) für ihr neues Album in ein simples Notizbuch geschrieben, das sie beim US-Schlecker CVS gekauft hat. Erst die Ideen. Dann die ersten Entwürfe, bis zur fertigen Version. Etwa 80 haben es aber nicht weiter geschafft. Irgendwie beruhigend, dass ich mit meinem Notizbuch nicht alleine bin, um kurze Einfälle zu notieren, und einige zu größeren Ideen oder gar Entwürfen auszuarbeiten.
Wir könnten jetzt in ganz viele Beispiele eintauchen, wie wir mit Dua Lipa produktiv sein können, ohne das Gefühl zu haben das nächst beste System finden zu müssen. Im Interview mit Jimmy Kimmel spricht sie aber über eine Gewohnheit, die ich noch erwähnen will: Ihre Listen. Nicht nur für Bücher, Filme oder Alben, die sie noch lesen, schauen oder höre möchte, notiert sie auf Listen. Für jede Stadt in der sie war, hat sie Listen mit den Lieblingsrestaurants, Lieblingsorten, Kultur, die sie noch sehen möchte, oder gute Locations fürs nächste Ausgehen. Vor Corona hatte ich auch solche Listen – und ich habe sie vor ein paar Tagen mal wieder rausgeholt. Und angefangen, weiter zu pflegen. Irgendwann fingen Duas Freude an, sie nach den Listen zu fragen. Mittlerweile veröffentlicht sie diese in ihrem Newsletter Service95. Das sollte ich mir von ihr abschauen, denn das bringt ja Leben in die Listen. Ich habe schon länger nach einem Ersatz gesucht, der als Revival meiner ganz alten Blogrubrik „Fiene & Fünf Fragen für Freitag“ dienen kann. Warum nicht „Fienes Fünf für Freitag“ oder so — mit meinen Top 5 zu einem bestimmten Thema. Das schreibe ich mal in mein Notizbuch.
Unser Blog soll schöner werden (8): Heute mit Manton Reece und einer vergessenen Blogdisziplin
Das Blog von Manton Reece taucht oft in den Blogrolls der Promi-Ur-Blogger auf. Ich bin direkt Fan geworden. Reece ist Mac- und Web-Entwickler, podcastet und glänzt in einer Blog-Disziplin, die wir durch Social Media vergessen haben: Kurzbloggen. Microblogging.
Wie mich kurze Postings zu täglichen Besuchen eines Blogs verleiten, habe ich ja schon in dem ersten Beitrag dieser Was-können-Blogs-alles-sein-und-leisten-Reflexionsserie aufgeschrieben. Die gleiche Wirkung habe ich beim Microblog von Manton Reece festgestellt. Oft zwei, drei Postings am Tag. Dazu noch ein Foto – das gute alte Photoblog lässt grüssen.
Was war: Kurze Postings waren in den frühen Bloggerjahren normal – längere Texte eher die Ausnahme. Das Log in Blog kommt nicht ohne Grund vom Logbuch. Kurze Einträge, die den eigenen Weballtag begleiten. Als dann die ersten Handys mit Kamera und Internet-Anschluss benutzt wurden, entstanden auf einmal neue Blogtypen. Moblogs oder Mobileblogs, die vom Handy gefüllt wurden. Photoblogs. Microblogs. Und dann war auf einmal Twitter da. Auch heute noch hier und da als Microblogging-Dienst bezeichnet. Statt die eigenen Blogs zu füllen, war es viel bequemer direkt zu twittern. Oder die Fotos auf Facebook hochzuladen. Und später natürlich auch bei Instagram. Den Blogs blieben die langen Textwüsten.
Was kommt: Doch inzwischen ist auch die Freude an den Postings in den Feeds der Netzwerke verflogen. Nach wenigen Tagen verschwinden die Inhalte im Nichts. Ein rauer Wind in den Kommentarspalten. Wozu noch posten? Blogs die wieder bloggiger werden, fallen auch oft mit kurzen Beiträgen auf. Die Blogs werden lebendig, Leser gebunden und ganz nebenbei passen Kurzbeiträge hervorragend für die dezentrale Social-Zukunft. Reeces Blog ist auch an das Fediversum angeschlossen. Ich kann dem Blog via Mastodon genauso folgen, wie einem Threads-Account. Ein Reply von mir landet als Kommentar im Blog. Cool. Blogs können sich gegenseitig folgen – die vernetzte Zukunft von Blogs (siehe Internet neu denken: Blogs ) wirft ganz konkrete Schatten voraus.
Bloggen wie Manton Reece? Wer das will, kann direkt loslegen. Denn Reece gehört zu den Initiatoren von micro.blog – einen simplen Blogdienst, der natürlich auch bei seinem Blog im Einsatz ist. Für 5 Euro im Monat gibt es den Webspace, Fotohosting, Podcasthosting, Crossposting zu Mastodon, Bluesky oder Linkedin, eigene Themes und die Möglichkeit via Web oder App zu veröffentlichen. Wie bei Tumblr kann jeder User anderen Micro-Blogs folgen und erhält so eine individuelle Timeline, die auch wirklich chronologisch arbeitet. Micro.blog weist noch auf seine konstruktive Community hin, und das ein Micro-Blog auch direkt als Hub für die eigenen Inhalte im Fediversum dienen kann.
Und da Micro-Blog auch lange Texte kann (und dann sogar ein Überschriften-Feld magisch erscheint) und es eine Import-Funktion von anderen Diensten wie WordPress gibt, habe ich kurz über einen Umzug nachgedacht. Oder als Variante über ein Zweitblog, wie in den guten alten Zeiten. Aber vermutlich wird auch das nichts. Denn wenn ich ehrlich bin: Die Kurzbeiträge gehören auf jeden Fall prominent ins Hauptblog.
Podcast-News eingeordnet: Podrolls auf dem Weg zum Standard
Manchmal passieren Dinge viel schneller, als man hofft. Kürzlich gab es von euch viel Liebe für die kleine Hommage an die Blogroll und dem Comeback der persönlichen Blog-Empfehlungs-Liste. Am Wochenende habe ich mich in Future of Podcasts darauf gefreut, dass durch neue Möglichkeiten wir eine stärkere Verschmelzung von Podcasting und Social-Media erwarten können. Wie diese Podcast-News zeigt,
Podcast-Webhoster RSS.com führt Podrolls ein:
Thanks to a new Podcasting 2.0 tag, you can now create a Podroll for your podcast. This means you can recommend other shows directly to your listeners. Whether it’s a show you love or a podcast by a friend, you can now share it with your audience.
Starting today, this feature is available on all podcast websites hosted at RSS.com and in supporting apps, fostering genuine recommendations and cross-pollination between podcasts.
Das ist klasse: Jeder Podcast kann also künftig andere Podcasts empfehlen, wenn der Podcast-Hoster dies unterstützt und die Links in den RSS-Feed einbaut. Podcast-Apps und Podcast-Verzeichnisse, die den entsprechenden RSS-Tag auswerten, zeigen die Empfehlungen dann an, wenn der Podcast ausgewählt ist.
Die Podcasting 2.0 Entwicklung habe ich schon länger am Rande verfolgt, aber ich freue mich nun auch über die erste größere Umsetzung der neuen Möglicheiten. Schauen wir uns einmal genauer an, was sich hinter dieser Initiative versteckt.
Hintergrund zu Podcasting 2.0:
Podcasting 2.0 ist eine Initiative, die darauf abzielt, das Podcast-Ökosystem durch die Einführung neuer Standards und Technologien weiterzuentwickeln und sowohl das Hörer- als auch das Erstellererlebnis zu verbessern. Adam Curry und Dave Jones sind die Schlüsselpersonen hinter Podcasting 2.0, die sich für die neuen Standards einsetzen und die Entwicklung des Podcast-Index leiten.
Hier sind die wichtigsten Aspekte und Komponenten von Podcasting 2.0:
Wichtige Merkmale und Komponenten:
- Das Podcast-Index:
- Offenes Verzeichnis: Ein dezentrales, offenes Podcast-Verzeichnis, das unabhängig von einem einzigen Unternehmen ist und sicherstellt, dass Podcasts zugänglich und zensurfrei bleiben.
- API: Bietet eine robuste API für Entwickler, um auf das Verzeichnis zuzugreifen und dazu beizutragen, wodurch ein offeneres und erweiterbares Podcast-Ökosystem ermöglicht wird.
- Erweiterte Feeds:
- Neue Tags: Einführung neuer RSS-Tags, um mehr Funktionalität und Metadaten für Podcasts bereitzustellen. Beispiele sind
<podcast:person>
,<podcast:location>
und<podcast:funding>
. - Episodenspezifische Details: Ermöglicht reichere Metadaten für einzelne Episoden, wie Transkripte, Kapitel und Standortdaten.
- Neue Tags: Einführung neuer RSS-Tags, um mehr Funktionalität und Metadaten für Podcasts bereitzustellen. Beispiele sind
- Monetarisierung und Werteaustausch:
- Value for Value (V4V): Ein Monetarisierungsmodell, bei dem Hörer die Ersteller direkt unterstützen können, oft mit Kryptowährungen wie Bitcoin über das Lightning-Netzwerk. Dieses Modell fördert die direkte Unterstützung und Interaktion zwischen Hörern und Erstellern.
- Finanzierungstags: Neue Tags, die Podcastern ermöglichen, direkte Links zu Finanzierungsquellen wie Patreon, PayPal oder Bitcoin-Wallets bereitzustellen.
- Interaktivität und Engagement:
- Kapitel: Ermöglicht es, Episoden in Segmente mit spezifischen Titeln zu unterteilen, was es Hörern erleichtert, Inhalte zu navigieren und zu finden.
- Transkripte: Integration von Transkripten in den Podcast-Feed, was die Zugänglichkeit für hörgeschädigte Zielgruppen verbessert und eine bessere Suche und Indizierung ermöglicht.
- Kommentare und soziale Interaktion: Potenzial zur Integration sozialer Funktionen wie Kommentare und Feedback direkt in Podcast-Apps.
- Dezentralisierung:
- Reduzierte Abhängigkeit von zentralisierten Plattformen: Durch die Bereitstellung eines offenen und dezentralen Verzeichnisses zielt Podcasting 2.0 darauf ab, die Abhängigkeit von großen Plattformen wie Apple Podcasts und Spotify zu verringern und ein offeneres Ökosystem zu fördern.
Annahme und Auswirkungen:
- Podcast-Apps: Mehrere Podcast-Apps haben begonnen, die Funktionen von Podcasting 2.0 zu übernehmen, darunter Podfriend, Podverse und Fountain.
- Podcaster: Immer mehr Podcaster integrieren neue Tags und Funktionen, um ihre Inhalte zu verbessern und effektiver mit ihrem Publikum zu interagieren.
Herausforderungen und zukünftige Richtungen:
- Adoptionsrate: Die weit verbreitete Annahme neuer Standards kann langsam sein, da Änderungen sowohl von Podcastern als auch von App-Entwicklern erforderlich sind.
- Es kann auch was kaputtgehen: Die Sicherstellung der Abwärtskompatibilität mit bestehenden Podcast-Feeds und -Apps ist entscheidend, um Fragmentierung zu vermeiden.
- Alle müssen mit anpacken: Kontinuierliche Innovation und Gemeinschaftsbeteiligung sind notwendig, um die Initiative relevant und fortschrittlich zu halten.
Tja, und nun? Ich bin ja noch dabei die Blogs für meine neue Blogroll auszusuchen. Da kann ich auch gleich anfangen, eine Liste mit Podcasts zu erstellen.
Kennst du schon meinen neuen Podcast-Strategie-Newsletter?
Darf ich vorstellen: Podcasting.fm (1) mit dem Podcast-Strategie-Newsletter
Mit meinem gestrigen Newsletter gab es den Startschuss für Podcasting.fm, ein neuer Bereich hier im Blog, der uns unterstützt unsere Podcast-Projekte auf das nächste Level zu heben. Ich liebe es mit anderen zusammen an Podcast-Formaten zu arbeiten. Egal ob es bisher nur die Idee gibt, schon die ersten Folgen oder sogar eine erste kleine Fan-Hörerschaft. Es gibt immer was zu tun, und auf sich alleine gestellt ist das gar nicht so einfach. Selbst wenn du keinen Podcast hast (soll es ja geben), wirst du bestimmt schon ma eine Idee gehabt haben, von der du überzeugt warst. Aber bis zur Umsetzung erscheint es ein zu langer Weg bei all dem Alltagsstress. Gemeinsam geht das einfacher. Dazu gibt es jetzt Podcasting.fm.
Drei Bereiche werdet ihr nutzen können – je nach eurem Interesse. Heute stelle ich euch den ersten Bereich vor: Den neuen Podcast-Newsletter mit dem Schwerpunkt Strategie und der Einordnung von aktuellen Podcast-News. Beides fehlt mir schon sehr lange in der Podcast-Newsletter-Szene. Donnerstags gibt es eine neue Ausgabe. Die Podcast-Produktion ist mittlerweile so umfangreich, dass ich euch mit diesem Newsletter helfen möchte, das eure ganze Arbeit über die Veröffentlichung hinaus für euch auszahlt, indem ihr ein strategisches Ziel verfolgt.
Ich bin überrascht, wieviele Podcast-Angebote selbst von Medienhäusern einfach da sind, um Podcasts im Angebot zu haben. Dabei können sie relativ einfach auf den unterschiedlichsten Arten wertvoll für die Gesamt-Digital-Strategie genutzt werden. Also, lasst uns loslegen!
Das ganze soll natürlich nicht furchtbar trocken klingen. Deswegen habe ich mir bei der Titel-Auswahl ausdrücklich ein Augenzwinkern zugelassen und konsequent den einzig wahren Titel nach einem knallharten internen Wettbewerb gekürt: Der offizielle „Den Link packen wir euch dazu in die Shownotes“-Newsetter.
Meldet euch direkt hier kostenlos an, damit ihr die erste Ausgabe am Donnerstag erhaltet:
Worauf ihr euch noch freuen könnt: Im Laufe der Woche stelle ich euch die anderen beiden Bereiche vor. Dabei geht es um einen Podcast und um einen gemeinsamen Arbeitsbereich.
Future of Podcasts
Warum mich das Thema fasziniert: Podcasts – wir sind schon im Thema, oder? Zum Glück lese ich inzwischen weniger Texte über einen Hype. Podcasts haben bewiesen: Sie sind gekommen um zu bleiben. Wenn diesen Monat neue Zahlen kommen, werden die das im zweiten Jahr in Folge bestätigen.2 Jede Woche sind ungefähr so viele Menschen in Deutschland mit Podcast-Hören beschäftigt, wie auf Instagram unterwegs sind. Je länger dieses Medium von so vielen unterschiedlichen Menschen intensiv genutzt wird, desto individuellere Hörgewohnheiten werden sichtbar.
Aus meinem Newsletter. Sonntags neu.
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Nicht nur, wie gehört wird, sondern auch das Warum und welche Rolle die Podcasts für die Hörenden spielen wird komplexer und vielfältiger. Das hat Einfluss auf die Formatgestaltung, die inhaltliche Ausrichtung und natürlich auch auf die Podcaster und ihre Möglichkeiten strategische Ziele zu erreichen. Sie können ganz neue Geschäftsmodelle aufbauen. All diese neuen Möglichkeiten faszinieren mich. Die machen die Zukunft des Podcastens aus. Lasst uns auf Entdeckungsreise gehen.
Der Blick zurück, um nach vorne zu schauen: Vor 20 Jahren entstanden die ersten größeren Podcast-Formate. Einige gibt es noch heute und können somit 20-Jähriges feiern. Wahnsinn. Sie waren dann auch gleich zur Stelle, als Apple 2005 iTunes um ein Podcast-Verzeichnis erweiterte. Was mich an der ersten Podcast-Welle noch heute begeistert: Die technische Infrastruktur von Podcasts ist so niedrigschwellig, dass ein Podcast von zwei jungen Studenten aus dem Uni-Radio auf Augenhöhe mit einem Angebot vom Deutschlandfunk spielt. Als 2005 dann Apple Podcasts bei iTunes einführte — und somit auch für den Mainstream, gab es zum ersten Mal eine Vielfalt an Formaten nicht nur von bekannten Medienmarken. Youtube startete erst 2007 durch und beendete die erste Podcast-Aufmerksamkeitswelle.
Der zweite Podcast-Hype begann vor acht Jahren. Zum Start gab es große Sorgen, ob Plattformen künftig Mauern hochziehen und die freie Infrastruktur bedrohen. Denn: Spotify hat das Feld betreten und wurde für die Jugend der Podcast-Player. Zwar schenkt Spotify den großen und vor allem eigenen Formaten die beste Sichtbarkeit, aber die meisten Sorgen wegen Spotifys eigener Regeln haben sich nicht erfüllt. Dafür haben durch Spotify so viele zum Podcast-Hören gefunden, dass das Medium insgesamt vom Streamingdienst gestärkt wurde.
Die dritte Podcast-Generation schließt sich nahtlos an. Wir können gerade beim Entstehen zuschauen. Auf einmal spielt auch Youtube mit. Was auf Youtube entsteht, sprengt die bisherige Definition von Podcasts, wird aber dennoch vom Publikum so bezeichnet. Es geht also nicht um die neuen Podcast-Funktionen, an denen sich Youtube versucht. Die Plattform hat selbst erst spät erkannt, wie viele User über den Videodienst ihre Podcasts konsumieren. Gefilmte Podcastgespräche, die es nebenher auch als Audio klassisch als Podcast gibt. Für die meisten Einschaltenden ist die Audio-Fassung aber nur Nebensache. Abonnieren sind sie Youtube-Channels gewohnt. Aber sind diese Youtube-Shows dann noch Podcasts?
Wir werden Podcasts anders definieren. Denn wenn etwas durch eine große Nutzerschaft und neuen Produzierenden unter einem bestimmten Begriff verstanden und selbstverständlich benutzt wird, dann nützen keine Fachdebatten unter Ur-Podcastern. Schon einmal ist die Definition von Podcasts erweitert worden. Hier die ursprüngliche Definition:
Ein Podcast ist eine Serie von Audio-Inhalten, die in einem bestimmten Format veröffentlicht wird und für die Hörer abonnierbar ist.
Mit dem Erfolg von Spotify kamen die ersten eigenen Podcasts des Streamingdienstes. Nur, die waren nicht frei abonnierbar. Der Show konnten wir nur in der Spotify-App folgen. Überhaupt: In Spotify konnte nicht jeder Podcast einfach so gehört oder abonniert werden. Jeder Podcast muß sich selbst anmelden, den Download der Folgen Spotify überlassen und war dann erst als eigene Show bei Spotify vertreten. Auch wenn ich wegen des Gatekeepings durch Spotify lange darauf beharrte, das man Podcasts auch immer frei abonnieren können muss, hat das die User nicht beirrt. Die Definition haben wir also um eine zweite erweitert:
Ein Podcast ist ein regelmässiges Audio-Format, welches im Netz für sich selber steht und mit der Zeit eine regelmässige Hörerschaft aufbaut.
Mir der Entwicklung von Youtube würde ich die Definition von Podcasts um eine dritte Variante erweitern:
Ein Podcast ist ein regelmässiges audiovisuelles Format, welches im Netz frei oder auf bestimmten Plattformen für treue Nutzende abonnier- oder folgbar ist, um ihnen jede neue Ausgabe direkt zugänglich zu machen.
Wir werden Podcasts anders hören. Auf dem ersten Blick hat sich Podcasting in den beiden Jahrzehnten kaum verändert. Audios oder Videos laden wir auf einen Server. Dort liegt eine RSS-Datei und Podcast-Verzeichnisse und Podcast-Apps nutzen die für Meta-Infos zu den verfügbaren Episoden. Was sich aber super stark verändert: Wie wir Podcasts hören. Das iPhone kam erst 2007 auf den Markt. Wir hörten Podcasts auf unseren iPods. Oder MP3-Geräten. Auf dem Computer und Laptop. Per Telefonanruf. Auf Spielekonsolen. Smartphones gehörten noch nicht dazu. Ob in 20 Jahren das Smartphone noch unser Go-To-Gerät sein wird, wie wir es heute gewohnt sind? Vermutlich eher nicht. Vielleicht tragen wir nur irgendwelche Ohrstöpsel die direkt mit dem Netz verbunden sind und sich mit unser Stimme steuern lassen. Die aber nicht mal zwingend gebraucht wird. Die Stöpsel wissen wegen Ort und Zeit, was wir in dem Moment gerne hören. Wer weiß. Was wir aber schon sicherer sagen können: In nächster Zeit dürfte mehr über TV-Displays gehört werden. Youtube drängt aufs Smart-TV und damit kommen die User, die natürlich weiterhin ihre Podcasts abspielen. Spotify fördert auch das Thema Video und macht sich schick für das große Display.
Wir werden Podcasts anders nutzen. Heute wollen wir uns unterhalten lassen, in für uns relevante Themen eintauchen, über die auf dem Laufenden bleiben oder einfach Zeit mit gleichgesinnten Leuten verbringen. Andere Gründe werden wichtiger. Neben Youtube-Videos und Blogs werden künftig Blogs wichtiger, um Dinge zu lernen. Schon heute nutzt die GenZ Podcasts, um sich beruflich vorzubereiten. Wer Unternehmer werden möchte, nutzt entsprechende Business-Podcasts schon heute. Interessant dürfte auch die Entwicklung von Fiktionalen-Podcast-Projekten sein. Die dürften deutlich präsenter werden und damit auch die Debatte: Sind das nicht Audiobooks? Wie immer: Den Usern ist das egal, sie nutzen und benennen was ihnen gefällt.
Podcasts und Social Media verschmelzen. Drei Entwicklungen zeichnen sich ab. Da sich neben Threads von Meta auch die wichtigsten Blogbetreiber dem Fediversum anschließen, ist es nur eine Frage der Zeit bis auch Podcasts direkt als eigene Instanz oder über einen Service dem Fediversum zur Verfügung stehen. Sie können dann direkt abonniert, gehört, weiterempfohlen oder kommentiert werden. Dann haben RSS-Feeds wieder einen zweiten Frühling. Derzeit werden neue RSS-Ideen ausprobiert, damit Blogs sich besser vernetzen können und eine andere Art soziales Netzwerk bilden können. Da Podcasts im Kern aus RSS-Feeds bestehen wird es auch spannende neue Möglichkeiten geben – zum Beispiel eine Podroll, eine Blogroll mit Audioplayer. Und Podcasts an sich halte ich inzwischen für ein soziales Medium. Sie eignen sich immer besser um Communitys aufzubauen, während das bei Instagram immer schwieriger werden wird.
Ein paar Winde erwarten wir in der Podcast-Szene. Denn es gibt immer noch ein paar aufgeblasene Bereiche im Podcast-Business. Die werden irgendwann Luft ablassen. In den USA haben bereits Start-ups, Agenturen, Produktionsfirmen oder Service-Anbieter wieder aufgeben müssen oder sich geschrumpft, weil sie im Hype-Raush zu eilig aufgebaut wurdeN. Ein richtiges Platzen der Podcast-Business-Blase wird es aber nicht geben, der Hype entweicht. Windig wird es bestimmt auch in Studien: Irgendwann dürfte die Nutzung schwanken. Aber das bedeutet noch lange keine Pod-Dämmerung – auch wenn die dann vielleicht gleich einige ausrufen.
Podcast Creator werden wichtiger. Im Spotify-Report 2024 Podcast Trend Tour erfahren wir, dass 63% der Befragten Hörer*innen ihren Lieblings-Podcast-Hosts mehr vertrauen schenken, als ihren Lieblings-Influencern. Bisher haben Social-Media-Influencer die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Millionen folgen ihnen, der Berufsstand an sich wird oft belächelt während es das Top-Berufsziel der GenZ ist. Podcast Creator bekommen in Zukunft deutlich mehr Aufmerksamkeit und damit entstehen neue Kooperationen, Servicedienstleister, Abnehmer oder andere Business-Möglichkeiten. Auch das Image von Podcast Creator wird deutlich besser sein.
Wir können uns auf Retro-Podcasting freuen. In den Trendvorhersagen für dieses Jahr haben einige Podcastkenner*innen bereits den Solocast erwähnt. Also nur eine Person, die als Host direkt mit den Hörer*innen spricht. Bei Coachs- und Trainern häufiger zu hören, aber gerade im privaten Bereich vermisse ich das Format. Ich denke an “Schlaflos in München” mit Annik Rubens. In diesem Jahr bin ich auch tatsächlich schon häufiger auf Solocasts gestoßen, starte selbst einen (stay tuned) und stolperte auch noch über einen anderen Retro-Begriffe, der wieder gefragt scheint: Das Audio-Bloggen. Jemand erkundigte sich auf Threads, wie man denn einfach direkt vom Handy eine Art Sprachnachricht im Blog veröffentlichen könnte, die dann wie ein akustischer Blogbeitrag als neue Podcast-Episode bei den Followern landet. So ging es auch bei vielen vor mehr als 20 Jahren los – als der Begriff Podcast sich noch gar nicht durchgesetzt hatte. Lange bevor jede Podcast-Episode mit viel Aufwand ausproduziert werden musste. Audio-Bloggen als minimalistisches Podcast-Format? Warum nicht.
Und dann ist da noch die neue Audio-Funktion beim Micro-Blog-Dienst micro.blog. Zu jedem Beitrag können Blogger jetzt noch eine Audio-Datei anhängen. Entweder für eine vertonte Fassung des Texts, oder eine begleitende Erzählung. Audio-Bloggen etwas anders. Und vor allem auf ein großes User-Bedürfnis einzahlend: In der Freizeit wird nicht mehr so gerne gelesen. Lieber gehört. Das erzählen dir die Krautreporter, wenn es um Gründe geht, warum Leute das Projekt lieben, aber dann doch kein Abo abschließen. Oder die Zeit-Zeitungs-App-Redaktion, wenn sie in die Nutzungsstatistik schauen. Auch zum Relaunch gab es aus Nutzergesprächen das Feedback: Audio ist sehr stark gefragt.
Podcasts bleiben zugänglich. Das beste kommt zum Schluss: Auch nach 20 Jahren haben Podcasts ihre Zugänglichkeit für neue oder mit wenig Ressourcen auskommenden Podcastern behalten. Ja, das mit der Sichtbarkeit ist eine Herausforderung, aber insgesamt ist die Mischung aus engagierten Podcastern, unabhängigen Producern, Angeboten von Medienmarken oder großen Unternehmen vielfältig. Ich glaube sogar: Mit dem Erstarken dezentraler Social Media erhält alles im Zusammenhang mit RSS-Feeds einen Aufschwung. Also auch Podcasts. Gut für das wichtigste offene Verbreitungssystem neben den proprietären Tech-Konzern-Lösungen. Da inzwischen selbst Tech-Konzerne ihre Zäune zaghaft abreißen, erwarte ich keinen Rückfall in alte Silo-Zeiten.
Podcast Producer haben mehr zu tun. Neue Ideen, neue Abnehmer, neue Möglichkeiten. Auch wenn es inzwischen sehr viele gibt, wird es garantiert nicht langweilig. Auch wenn einige Aufgaben künftiger effizienter erledigt werden können (Grobschnitt und Audio-Optimierung via KI zum Beispiel), fällt nicht weniger Arbeit an. Das Drumherum um der eigentlichen Produktion wird bestimmt noch aufwendiger. Wenn künftig Instagram und Facebook sich vom Social-Feed zurückziehen und gegen den For-You-Feed eintauschen, gilt es noch stärker für die neuen Episoden zu trommeln. Und der Community-Aufbau muss dann auch wo anders stattfinden. In einer Gruppe oder rund um einen Newsletter und nicht mehr via Insta-Kanal. Am Ende wird es in Sachen Arbeit nicht nur mehr Masse, sondern auch mehr Klasse geben. Langweilig wird es in der Podcast-Szene garantiert nicht.
Der Text erschien zu erst in meinem wöchentlichen Newsletter. Sonntags schicke ich einen Gedanken, ein Update und drei Links zum Inspirieren. Hier kannst du dich für die nächste Ausgabe anmelden.
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