Medien am Mittwoch. Wenn man einen Blick über den großen Teich wirft, dann wird es mir zumindest ganz bang, was das Radio angeht. Was sich im US-Radiomarkt abspielt ist traurig. Aber irgendwie auch die konsequente Fortführung von dem, was sich in Deutschland schon in Ansätzen zeigt.
Die Presse aus —sterreich berichtet über Payola.
„Payola“ nennt sich diese plumpe Form der Radiopromotion. Das Wort stammt aus den Fünfzigerjahren: eine Kombination aus „to pay“ (bezahlen) und der Plattenspieler-Marke „Victrola“. Es bezeichnet die Bezahlung von Radio-DJs, damit sie einen Song zum Hit hochspielen. In den USA eigentlich seit 1960 verboten, finden die Plattenfirmen Wege, das Gesetz raffiniert zu umgehen. Da fragt man sich, wie das bei Stationen in Deutschland läuft? Es gab ja schon Negativbeispiele der Majors in Deuschland. Aus meiner Arbeit beim Campusradio weiß ich allerdings, dass die Plattenindustrie immer sehr viel Wert darauf liegt, dass die Zusammenarbeit eine Partnerschaft ist. Also keine Beeinflussung bei Themen- und Musikauswahl.
Zurück in die Staaten. Es macht sich zudem eine McDonald’s-Radio-Kultur breit: Moderatoren werden gefeuert, die Moderationen werden vorproduziert eingekauft. Viele Sender werden in billiges JACK-FM umgebaut. Moderiert von Jack, wie der Spiegel berichtet.
Dieser Jack moderiert übrigens längst nicht mehr nur in New York City. Sondern unter anderem auch in Dallas, Denver, Salt Lake City, Los Angeles, San Diego, Baltimore, Nashville, Seattle, Minneapolis, Chicago und Las Vegas. Außerdem heißt er gar nicht wirklich Jack. Sein richtiger Name ist Howard Cogan, und er ist in Wahrheit ein Schauspieler und Synchronsprecher aus Toronto. Cogan, 40, leiht auch jemandem namens Bob seine Stimme – Jacks schärfstem Moderatoren-Konkurrenten auf dem US-Radiomarkt. Die US-Hörer erfreuen sich somit den aufgezeichneten Moderationen, die sich nicht mal auf die Musik beziehen kann. Denn welcher Track als nächstes kommt, weiß nur der Computer.
Schreibe einen Kommentar