Am Samstag war ich in Hamburg beim jonet Tag 2005. Hier mein kleiner Reisebericht.
„Neue Wege für den Journalismus“, so der Titel vom diesjährigen jonet-Tag 2005. Um die 400 Medienschaffende interessieren sich für diese neuen Wege. Werden Blogs den klassischen Journalismus ersetzen? Ist Podcasting die Widergeburt des Radios? Sind die neuen Formen des Internets ein Ausweg aus der Verdienstarmut? Schon im Vorfeld war klar, wie diese fast rhetorisch anmutenden Fragen zu beantworten sind. Doch wie sehen die neuen Wege des Journalismus aus? Gibt es sie überhaupt?
Um Weblogs kommt man bei dieser Diskussion aber überhaupt nicht herum. So wurde in der Eingangsdiskussion „Was, bitte, war noch gleich Journalismus“ Weblog-Verleger Jonny Häusler schützend in die Mitte der beiden Moderatoren genommen. So recht weiß man als Journalist in Deutschland also noch nicht mit den Blogs um zu gehen. Zwar konnte Matthias Müller von Blumencron als Chefredakteur für „Spiegel Online“ seine Eingangsthese, „Spiegel Online“ sei im Prinzip auch nur ein Blog, nicht halten, er trug jedoch zur Klärung bei, was denn nun der Leser wünscht. Eine Renaissance der Meinung, wie sie „Hoffmann und Campe Corporate Publishing“ Geschäftsführer Manfred Bissinger fordert? Für Müller von Blumencron besteht die Antwort aus einer Mischung klassischer Aufklärung und emotionaler Auseinandersetzung. Zu letzteren zählt natürlich auch die Meinung. Wo wir wieder beim Thema Blogs währen. Wozu braucht der Journalismus Blogs? Annette Milz, Chefredakteurin von „medium magazin“, ermuntert die Kollegen Weblogs als Frühwarnsystem zu nutzen. Als Journalist müsse man die Fähigkeit entwickeln, schon früh auf Themen in der Blogosphäre zu reagieren und zu erkennen, welche Relevanz den jeweiligen Themen zuzuordnen ist. Im späteren Verlauf des Tages pflichtete auch Gaby Darbyshire, von Gawker Media, einer New Yorker Publishing Company, die derzeit 13 Weblogs publiziert, zu. Journalisten dürfen keine Angst haben, dass Blogger ihre Inhalte klauen. Journalisten müssen die Arbeit von Bloggern schätzen lernen. Blogger erstellen große Sammlungen von Fakten und stellen durch kommentierte Links monothematische Zusammenhänge her, von denen man als Journalist bei der eigenen Recherchearbeit nur profitieren kann. Darbyshire hält es für wichtig, dass Journalisten sich diese Funktion von Weblogs zunutze machen.
Über eine Vielzahl von weiteren Fragen wurde auf den 15 Workshops diskutiert und lamentiert. Manchmal erfolgreich, manchmal weniger erfolgreich. Ideen sind genug da, nur das Geld fehlt. Gute Leute findet man -trotz dass alle mal was mit Medien machen wollen- kaum auf der Straße und Spiegel Online ist kein Blog – so meine persönliche Zusammenfassung des jonet Tages 2005.
Viele Bilder gibt es hier bei Thies Raetzke und bei FLICKR. Gesammelte Blogeinträge sind bei Technorati zu finden. Vielen Dank an Jochen Wegner und die anderen Jonet’ler für die tolle Organisation und zum Schluß entlasse ich euch zu den Panel-Zusammenfassungen von Alexander Svensson
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