Eine unglaubliche Geschichte über eine Frau, die am Großstadtfieber leidet. Anders kann ich das bezeichnen, was wir gestern am Hackeschen Markt erlebt haben.
Matthias und ich sind gerade mit der S-Bahn durch den Haekischen Markt gefahren, als wir einen Feuerwehreinsatz beobachten. Feuerwehr, Leiterwagen, Rettungswagen, Polizei. Viele Schaulustige auf dem Platz. Matthias springt auf, geht aus der Bahn — er kennt die Frau, der die Wohnung gehört. Er kramt sein Handy raus, als wir auf dem Platz stehen und beobachten wie die Feuerwehr über die Außenleiter in die Wohnung eindringt. „Weißt du dass die Feuerwehr in deine Wohnung einbricht?“ — nach ein paar Satzwechseln steht die Frau neben uns und sagt fast gleichgültig. „Ich weiß warum — die denken ich bin tot.“ Wir gucken sie fassungslos an, sie macht keine Anstalten das zu erklären. Das stünde in einer Zeitung. Wir sollten auf ihre Webseite schauen. Sie hat ein Foto von der Aktion gemacht und ist dann zur Polizei gegangen um die Sache zu klären. Ich will nicht schreiben wer das war — denn dann würde ich ihr das schenken, worum es geht: Aufmerksamkeit. Sie hatte am Vortag auf ihrer Internetseite geschrieben, dass sie nicht mehr leben möchte. Daraufhin gab es viele Kommentare. Sie hat mit diskutiert. Ihr Posting war ziemlich krass. Ein Leser hat die Polizei alarmiert, die daraufhin in die Wohnung gegangen ist. Matthias kennt sie flüchtig aus Berliner Blogkreisen. Die ganzen Hintergründe sind uns ein Rätsel und ich gehe lieber nicht in die Tiefe. Aber eins ist mir klar: Es ist traurig, wenn jemand seine Internetseite zum einzigen sozialen Halt werden lässt.
Jens meint
Wie inkonsequent… aber wenigstens richtig teuer wird es. Für solche Aktionen habe ich wenig Verständnis und auch kein Mitleid. Kann man nur hoffen, dass sie durch genug ist, um eingewiesen zu werden.