(via diverse Leute bei Twitter)
Archiv für 2009
fiene & medientage münchen (1)
Mache mich gerade auf zu den Medientagen München. Meine Hoffnung: Wenige Gespräche über Krise, mehr über Ideen und Anstrengungen, dem Wandel der Nutzungsgewohnheiten zu
Ich werde Text- und Bildschnipsel hier im Blog und in meinem Twitter-Feed bis Freitag berichten.
Spannend ist auch dieser Twitter-Medientage-Seite, auf der Tweets von Medientagenteilnehmern erscheinen – da seid ihr also quasi live dabei. (Es scheint noch ein Hashtag-Chaos zu geben. Neben #medientage sind #mm09 #mmt09 #mtm09 und #mtm im Umlauf – Schwarmintelligenz! Einige dich mal!)
fiene & die zwischenmiete von martin sonneborn
Auf großes Interesse dürfte wohl die „Zimmer frei“-Sendung in der vorletzten Nacht gestoßen sein, als der WDR die Sendung mit Gast Martin Sonneborn nun doch ausgestrahlte. Zunächst sollte die Aufzeichnung mit dem Ex-Titanic-Chefredakteur in den Archiven verschwinden, aber nach reichlich Kritik hat der WDR sich doch entschloßen die Sendung zu zeigen (siehe Pressemitteilung).
Jetzt habe ich die Sendung gesehen und viele Nachbesprechungen darüber gelesen. Die Nachbesprechungen waren schlimmer! Zum Beispiel die von Stefan Winterbauer bei Meedia.de. Sonneborn hätte die Moderatoren Christine Westermann und Götz Alsmann blamiert! „Die beiden Moderatoren Christine Westermann und Götz Alsmann sahen gar nicht gut aus“, schreibt der Mediendienst-Journalist. Maike Jansen übertreibt ebenfalls in ihrer Fernsehkritik für Welt Online. „So ätzt Sonneborn“ ist in der reißerischen Ãœberschrift zu lesen. Sie erweckt den Eindruck, der WDR habe die Sendung in den „Giftschrank“ gesperrt, weil Sonneborn über die GEZ lästerte. Immerhin, ihrem Sonneborn-Urteil kann ich etwas abgewinnen: „Sympathisch wirkt er vielleicht nicht, der hagere Herr mit dem grauen Anzug, stattdessen fast humorlos.“
Die Sendung war vor allem eins: Langeweilig! Oder genauer: Nett. Wenn Winterbauer meint, dass Sonneborn die Moderatoren an die Wand gespielt hat, dann hoffe ich, dass möglichst viele sich die Sendung selbst ansehen (siehe WDR.de). Denn Sonneborn war genauso schlecht wie Westermann und Alsmann. Klar: Westermann hätte nicht immer fragen sollen „ist das jetzt Ironie?“, sondern stärker mit seiner Rolle spielen können. Klar: Alsmann hätte die peinlichen Situationen nicht einfach übergehen dürfen, indem er zum Ausweichen neue Spiele startete – und Sonneborn? Bei aller Liebe zur Ironie: Er hätte ein besserer Gast sein können. Man läßt seine Gastgeber nicht hängen. Nichts gegen seine Rolle, die er gespielt hat. Vielleicht ist Sonneborn in Wirklichkeit gar nicht lustig.
Es ist auch was dran, an dem, was die Kollegen von DWDL geschrieben haben: Zimmer Frei scheint etwas in die Jahre gekommen zu sein.
Die Nachberichte fand ich zum großen Teil schrecklich. Worum geht es noch mal bei Zimmer Frei? Es soll ein passender Mitbewohner für die Westermann- Alsmann-WG gefunden werden. Im Fall von Sonneborn hat es nicht gepasst.
fiene & 10 jahre radio q (4) — grußwort der rektorin
Grußwort von Unirektorin Prof. Ursula Nelles im Rahmen des Campus-Radio-Tages 2009 von der Landesanstalt für Medien NRW, der anläßlich des Radio-Q-Jubiläums im Schloß der WWU Münster abgehalten wurde.
fiene & digital natives
Wie hört sich ein typischer Morgen in meinem Leben an? Das können die Hörer von HR2 Kultur morgen Früh in Form eines Minihörspiels erfahren. Ich möchte euch auf eine Sendung von Stefan Fries hinweisen. Er hat mich vor ein paar Wochen zum Thema „Digital Natives“ interviewt – ich habe ihn zurück interviewt um euch auf die Sendung hinzuweisen.
Von der HR2-Kultur-Webseite:
Montag, 19. Oktober, 8:30 Uhr
Digital Natives
Viele Kinder und Jugendliche können sich ein Leben ohne Internet und Handy nicht vorstellen. Ihr letzter Blick am Abend und der erste am Morgen fallen aufs Handy: Sind SMS gekommen? Und dann zum Computer: Was gibt es Neues auf den sozialen Plattformen SchülerVZ oder Facebook? Was haben Freunde getwittert? Für die nach 1980 Geborenen sind die neuen Medien unverzichtbarer Teil ihres Lebens. (…)
Die Sendung gibt es auch ab dem Mittag als Podcast.
fiene & 10 jahre radio q (3) – das digitale studio
Hier mein Beitrag aus der Radio Q-Festschrift:
Wie wir ein U-Boot im Aasee versenkten und dabei „Digital ist besser“ sangen.
„Herr Fiene, das wird ganz großartig!“ schwärmte Jan Thies, mein damaliger Technik-Chef-Kollege, während er auf dem blauen IC-Sitz hin und her wippelte. Wir waren auf dem Rückweg nach Münster, hatten uns zuvor in Dortmund und Bochum die Studios der Campusradiokollegen angeschaut. Auch bei 1LIVE und einem Lokalradio schauten wir in die Sendezentren; wir waren voller Ideen. Wir malten auf eine Werbeanzeige in der DB Mobil unsere Pläne für ein digitales Studio.
Offiziell werden wir immer sagen, dass das alte Q-Studio wunderbar war und wir dort noch Radio „von Hand“ gelernt haben, was uns später auch immer wieder zugute kommen werden würde etc. pp. Wir haben uns im Guten getrennt. Aber eigentlich haben wir es zum Schluss gehasst. Wehe, die Münze war weg, mit der wir uns merkten, von welcher CD der nächste Musiktitel gestartet werden musste. Es gab zum Schluss nur noch einen CD-Player mit Faderstart — beim anderen musste man per Knopfdruck nachhelfen UND den Regler hochziehen, um einen Musiktitel zu starten. Permanent herrschte Chaos, da irgendeine Abendsendung oder der Coffeeshop von vor drei Tagen die Musik-CDs im Studio hat liegen lassen. Jingles konnten nur von MD eingespielt werden. Dann gab es noch das U-Boot! Immer, wenn jemand die Lautsprecher an hatte und gleichzeitig das Mikrofon hochzog, gab es eine Rückkoppelung. Die klang wie ein U-Boot, das mal eben im Aasee auftauchte. „Anfääääänger!“ riefen die Kollegen dann immer aus Redaktion und Lounge in Richtung Studio. Doof auch, wenn jemand über das Stromkabel vom Computer mit dem lautesten Lüfter stolperte, denn dann fiel Moebius aus. Ein eigener Rechner, der die Musik für das Rahmenprogramm einspielte. Wenigstens hat man die verzweifelten Schreie der Techniker nicht gehört, denn das alte Studio war schalltot isoliert.
Ich kann heute nicht mehr sagen, wer die Ursprungsidee zu dem Projekt „Digitales Studio“ hatte. Ich glaube, ich tue niemanden unrecht, wenn ich sage: Es war die Idee von allen. Alle wussten, dass etwas getan werden musste. Was noch wichtiger ist: Alle haben auch mit angepackt.
Jan und ich kümmerten uns um ein technisches Konzept, das Sendesystem und einen Generalunternehmer. Währenddessen kämpfte der Vereinsvorstand um die Finanzierung. Als die stand, konnte es losgehen — und das sogar relativ schnell! Wir haben ein gutes ¾-Jahr von der Idee bis zur ersten Sendung im August 2005 gebraucht. Das ging auch nur, weil neben den vollen Todo-Listen von Vorstand und Technik die Personalabteilung und die Chefredaktion Wort die Umschulungsworkshops vorbereiteten und die Musikchefredaktion in zahlreichen Extraschichten die Musik digitalisierte. Außerdem waren ziemlich viele mit der neuen Raumaufteilung beschäftigt. Das Studio 54 zog in den alten Technikraum. Der neue Technikraum kam in die Lounge und für die jetzige Lounge musste die Abteilung Ausbildung ihr Büro aufgeben und bekam einen Schreibtisch im Vorstandsbüro — dort musste aber sowieso der Teppich ausgewechselt werden.
„Digital ist besser“ von Tocotronic war der erste Song, den wir während der ersten Coffeeshop-Sendung aus dem neuen Studio spielten. Nostalgie rund um das alte Studio gab es nach dem Start nur wenige. Niemand trauerte dem kaputten Faderstart oder den CD-Haufen nach. Es soll aber Urgesteine gegeben haben, die das U-Boot vermisst haben. Die neue Technik dachte nämlich mit und ließ die Lautsprecher automatisch verstummen. Grund für die Nostalgiker, sich dann doch noch mal abends im alten Sendestudio, dem jetzigen Rüngeler-Studio, einzuschließen, um für einen kurzen Moment das U-Boot-Geräusch aufleben zu lassen. Dabei flüsterten sie sich selbst zu: „Anfääänger!“
fiene & q wird 10
Radio Q wird an diesem Wochenende 10! Das wird natürlich ordentlich gefeiert und ich werde bestimmt öfters bei Twitter und hier im Blog schreiben.
Seit 11 Uhr gibt es eine zehnstündige Sondersendung mit den Hight- und Lowlights im Programm von unserem kleinen sympatischen Campusradio – pro Jahr, eine Stunde – mit den alten und neuen Leute. Auf RadioQ.de und im Stream könnt ihr das Spektakel verfolgen. Zwischen 19 und 21 Uhr werde ich auch mit Maria Zimmerer moderieren – ich freue mich schon sehr und eile gleich nach Münster!
Am Samstag veranstaltet die Landesanstalt für Medien den Campus-Radio-Tag NRW zum Q-Jubiläum im Schloß von Münster – ihr könnt auch hin (PDF-Programm). Ich bin am Nachmittag auch auf dem Podium „Radio-Communities — Chancen und Möglichkeiten der Vernetzung mit Web 2.0-Angeboten”.
(Rechts gibt es übrigens ein Foto von meiner letzten Frühsendung bei Radio Q im Jahr 2006. Hihi…)
Infos gibt es auch auf der Förderverein-Webseite!
fiene & flimmerzimmer (1)
Prosa-Erkenntnisse vom ersten Flimmerzimmer, dass heute Abend in Köln stattfand.
- ZDFneo wird wohl ein Liebling der Medienmenschen.
- Je älter das Publikum wird, desto träger wird das Publikum. 1977 klatschte das Publikum Hysterisch, während 1995 nur noch vereinzelte Leute anwesend waren, die sich durch Dauerwelle und Klatschanfall auszeichneten. Das Publikum Anno 2003 war sehr träge.
- Erster Harald-Schmidt-Show-Gast: Harald Juhnke.
- Promi, der sowohl bei der ersten, als auch bei der letzten Harald-Schmidt-Show dabei gewesen ist: Günther Jauch.
- Außernrepoter in der ersten Harald-Schmidt-Show: Thomas Gottschalk. Er versuchte Pierce Brosnan in München bei der Bond-Premiere zu interviewen, schaffte es aber nur eine Frage zu stellen.
- Die Knetanimationen zu „Voll Stunde, volles Programm“ waren der Hammer.
- Die Texteinblendungen sahen 1995 unterschieden sich nur unwesentlich von denen aus dem Jahr 1977.
- Die letzte Harald Schmidt Show war inhaltlich eigentlich der reinste Horror. Ich habe sie gerne gesehen.
- Letzter Liebling des Jahres: Michel Friedman.
fiene & video-tagebuch (1) – heute: brender
fiene & jugendmedienevent 2009 – nachbericht
Aus meine Notizen zum JugendMedienEvent 2009 am vergangenen Wochenende (siehe die Ankündigung und erste Impressionen hier im Blog).
Wie sehen die jungen Besucher des mit größten deutschen Treffen für Nachwuchsjournalisten ihre eigene Zukunft? Eine spannende Frage! Gibt es Unterschiede aus welcher Region die Teilnehmer kamen? Immerhin reisten die aus allen deutschen Ecken in Richtung Rheinland-Pfalz, um an der Konferenz von dem Verein Junge Presse teilzunehmen.
Zum Auftakt wurde am Donnerstag Abend erst einmal die Frage diskutiert „Welche Medien brauchen junge Menschen eigentlich“ — und zwar mit ZDF-Intendant Markus Schächter, Rhein-Main-Verlagsgeschäftsführer Hans Georg Schnücker, Radio- und TV-Satiriker Jan Böhmermann, Martin Stadelmaier, dem Chef der Rheinlandpfälzischen Staatskanzlei und mit mir. Zwischen diesen Medien-Urgesteinen fühlte ich mich als Brücke zwischen Nachwuchs und dem restlichen Podium eingesetzt.
Leider gab es auf dem Podium auch viele allgemeine Statements zu hören à la „Print wird nicht sterben“ oder „Wir müssen auf Qualitätsjournalismus setzen“. Ich glaube die Bedürfnisse der Jugend sind anders – deswegen habe ich nach der Diskussion zum Beispiel mit der Teilnehmerin Eileen gesprochen. Sie kommt aus der Nähe von Freiburg, ist selbst schon freie Mitarbeiterin bei der Badischen Zeitung und Chefredakteurin der Schülerzeitung. Ich fragte sie, wie Sie die Diskussion fand.
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fiene & 10 jahre q (1)
In den nächsten Tagen werde ich bestimmt öfters über das 10-Jährige von meinem ersten Sender Radio Q schreiben (am Wochenende ist es soweit!) – aber schon bevor die Festivitäten begonnen haben, gibt es eine kleine Anekdote. Für die hat die Münstersche Zeitung gesorgt.
Der Screenshot zeigt: Es lohnt sich, ordentliche Pressemitteilungen an die lokale Presse zu schicken!
(Hervorhebung von mir). Jetzt gut 36 12 Stunden später ist der Artikel mit diesem Lapsus immer noch online.
Ich finde das besonders witzig, da wir uns schon früher über die großen Passagen amüsierten, welche es aus unseren Pressemitteilungen in die Zeitungen schafften.Vielleicht sind wir jetzt ein wenig betrübt, da die anscheinend aber doch nicht so interessant sind, wie wir uns das damals ausmalten. Immerhin scheint die nicht mal mehr der Redakteur zu lesen 😉
(via Wische)
fiene & taz-unfunk
Mit Unfug zum Rundfunk verwirrt die taz in dieser Woche ihre Leser. An dieser Stelle bildblogge ich den Artikel „Berliner Rundfunk – Multikulti will wieder ins Radio“ vom 08.10., der in der Printausgabe vom Freitag erschienen ist.
Freunde des ehemaligen Senders Multikulti muss ich enttäuschen: Es gibt keine konkreten Pläne, dass Multikulti wieder per UKW ausgestrahlt wird. Auch wenn taz-Autor Bastian Brinkmann dies glauben machen will. Kurz zur Erinnerung: Ende 2008 hat der RBB Radio Multikulti wegrationalisiert und strahlt seit dem Funkhaus Europa vom WDR auf der 96,3 MHz aus. Aus dem alten Team hat sich eine Gruppe abgespalten, die seitdem die Gedanken von Radio Multikulti in dem Webradioprojekt radio multicult2.0 weiterleben läßt. Viele würden multicult2.0 gerne auch per UKW hören. Und genau diesen Leuten wurde anscheinend der Artikel gewidmet.
Jetzt ist dieser Text an sich schon komisch. Er beginnt mit dem Bild eines ominösen Bärens, bei dem sich jeder Leser fragt: Wer ist dieser Bär? Was macht er überhaupt?
Der Bär sitzt im Sessel und drückt die Daumen. Er hofft darauf, dass er bald Tele5 im Fernsehen gucken kann – behaupten jedenfalls die Werber, die für den TV-Kanal das Bärenplakat gestaltet haben. Es soll den Medienrat Berlin Brandenburg dazu bewegen, den Spielfilm-Sender zuzulassen. Ohne Plakate, aber mit prominenter Unterstützung versucht auch Radio Multicult 2.0, eine Frequenz zu bekommen. Am Freitag tagt der Medienrat.
Am Ende des Textes taucht er noch mal auf: „Vielleicht spürt der Rat auch den politischen Druck des Stiftervereins – und den des Bären.“ In der Zeitung gibt es kein Foto von einem Bären, der sich auf multicult2.0 oder Tele5 freut – stattdessen eine nette Dame, die korrekt in der Bildunterschrift vorgestellt wird. Online gibt es nur ein Radio als Symbolbild. Unglücklich auch die Kontextualisierung durch „am Freitag tagt der Medienrat“ – das suggeriert, dass der Medienrat am Freitag entscheidet, ob multicult2.0 oder Tele5 zugelassen werden.
Aber der Text ist nicht nur komisch, er ist auch falsch. Der Medienrat hat sich gestern überhaupt mit keiner Frequenzvergabe beschäftigt. Eine Vergabe stand gar nicht zur Debatte, denn da hätte zuvor eine Frequenz ausgeschrieben werden müßen. Ich war gestern kurz bei der Medienanstalt Berlin Brandenburg und weiß daher, dass es wohl gestern um die potentielle Ausschreibung zweier Frequenzen ging. Der Multikulti-Nachfolger kann sich theoretisch auf diese Frequenzen bewerben – eine entsprechende Bewerbung, wie der taz-Artikel suggeriert, liegt aber nicht vor. Aber gehen wir erst einmal weiter durch den Text.
5.000 Zuhörer verzeichnet die Website täglich. Brigitta Gabrin, die Projektleiterin des Senders, schätzt jedoch, dass auf anderen Internet-Portalen noch mal doppelt so viele Menschen pro Tag einschalten. Das sei technisch allerdings nicht zu messen.
Dieser Absatz strotz voller Fehler. Eine Website verzeichnet keine Zuhörer sondern hat Leser oder Besucher. Wahrscheinlich ist das Internet-Radio gemeint. Wenn andere Internet-Portale ein Internet-Radio einbauen oder verlinken, dann treibt das auch die Stream-Statistiken der Ursprung-Servers in die Höhe. Gabrins Einschätzung ist wohl eher Wunschdenken, denn technische Realität.
Der Medienrat könnte auf seiner heutigen Sitzung theoretisch eine Frequenz an Multicult 2.0 vergeben. Es gibt allerdings nur zwei Frequenzen, die dafür in Frage kämen, denn der Luftraum über Berlin ist voll. Nach dem Mauerfall wurden nicht nur zwei Stadtteile vereinigt, sondern auch zwei Frequenzgebiete, viele Funkwellen waren doppelt belegt.
Auch hier sieht die technische Realität anders aus: Funkwellen können nicht doppelt belegt werden. Es geht aber um die Frequenzen 88,4 und 90,7, die neu ausgeschrieben werden können, wenn sich der Medienrat hierfür entscheidet. Die 88,4 und 90,7 waren noch nie belegt. Zwischen AFN und SFB1, später Radio Charly/star FM und 88,8 bzw. radioBerlin 88,8 war immer Platz. Auch zwischen BBC und Berliner Rundfunk war nie ein Sender. Die Aussage „viele Funkwellen waren doppelt belegt“ ist völliger Unsinn. Funkwellen belegt man nicht doppelt. Funkwellen sind der Träger der Radioinformation. Wenn man sie doppelt belegte, hörte man zwei Programme gleichzeitig. Selbst wenn man berücksichtigt, dass der Autor „Frequenzen“ meint, ist auch das falsch. Man belegt zwar Frequenzen mehrfach, hat jedoch bei UKW einen Mindest-Abstand von ca. 240 km einzuhalten – wie ich mir habe erklären lassen. Es gibt Fälle, wo dieser unterschritten wird, aber nie auf einer Fläche wie Berlin. Was offenbar gemeint ist, dass durch die besondere Situation im geteilten Berlin, die Konzentration an Radio- und Fernsehprogrammen in Berlin höher ist, als sie gewesen wäre, wenn Berlin nie geteilt gewesen wäre. Am Morgen nach der Sitzung ist die UKW-Realität von multicult2.0 in noch weitere Ferne gerückt: Eine Pressemitteilung mit der Entscheidung zur Frequenz-Ausschreibung gibt es nicht.
Anderseits ist der Medienrat frisch besetzt: Fünf von sieben Mitgliedern werden zum ersten Mal an der Sitzung teilnehmen und sich grundsätzlich über die Medienlandschaft Berlin-Brandenburgs und die Forderung nach einer Frequenz für Radio Multicult 2.0 informieren. Vielleicht spürt der Rat auch den politischen Druck des Stiftervereins – und den des Bären.
Das Problem: Es gibt keinen Druck. Es gibt nicht einmal eine Bewerbung. Denn es gibt ja nicht einmal eine Ausschreibung. Wenn die Ausschreibung entschieden wird, dann muss multicult2.0 abwarten, bis die Ausschreibung beginnt. Wie es sich für Berlin gehört, werden dann unzählige Interessenten einen Antrag einreichen – dazu wird bestimmt auch multicult2.0 zählen. Nach einer Frist, die nach der Ausschreibung mindestens vier Wochen betragen muß, kann der Medienrat sich mit den Bewerbern befassen und die ggf. zu Anhörungen einladen. Wir sehen: Von einer Frequenz-Entscheidung von multicult2.0 sind wir meilenweit entfernt.
Zu all dem Ãœberfluss ist der Autor mit den ganzen Namenswirrwarr selbst durcheinander gekommen. Mal ist von „Multikulti“, mal von „Multiculti“ die Rede. Aber da kann man ja schon einmal durcheinander kommen – also: das alte RBB-Radio meinen und dann Multiculti schreiben. Der alte Sender Radio Multikulti vom RBB schreibt sich mit „k“ – das abgesplitterte Nachfolgeprojekt mit „c“ – und eigentlich auch ohne „i“ Am Ende. Von daher ist sebst die Ãœberschrift „Multikulti will wieder ins Radio“ potenzierter Unfug, denn der echte, alte RBB-Sender ist hier überhaupt nicht Gegenstand des Themas.
Liebe taz – was hast du da nur gemacht?!
Ich glaube die Absicht des Autors war eine ausschließich positive. Vielleicht glaubt er an Multikulti. Vielleicht war er Stammhörer. Vielleicht hat er Freunde beim Nachfolgeprojekt multicult2.0. Aber das sind jetzt pure Mutmaßungen von meiner Seite – das gebe ich zu. Die sind aus meiner Erfahrung aber nicht unbegründet. Oft -und darum muß ich auch den strengen Ton in diesem Beitrag anschlagen- vergessen Journalisten ihre Sorgfalt, wenn es um den eigenen Berufsstand geht. Die Welle der Empörung gerät im Verhältnis größer, wenn eine kleine Lokalredaktion geschloßen wird, als wenn ein Automobilwerk mit tausenden von Arbeitsstellen ins Wanken gerät. Medienjournalismus ist kein einfaches Sujet.
Es ist übrigens nicht verwunderlich, dass dieser Artikel nicht auf der Medienseite der taz erschienen ist, sondern nur auf der Berlinseite. Auf Nachfrage gab man sich in der Medienredaktion verwundert über die Existenz des Artikels. Bastian Brinkmann ist unbekannt. Die taz-Suche zeigt, dass sein erster Artikel im August 2008 erschien. Ob Neuer, Pratikant, mit oder ohne Multikulti-Vergangenheit oder jemand mit einem schönen Pseudonym? Wir wissen es nicht.
Was bleibt, ist schlechter Medienjournalismus und enttäuschte Leser, die sich vielleicht tatsächlich und auch zurecht auf eine Frequenz von multicult2.0 gefreut haben.
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