Diese Postkarte haben viele ergattert – um auch für ein Stückchen Newshype um Newshype zu sorgen. Auf der Rückseite waren drei Einladungscodes für den Betatest des inoffiziellen Rivva-Nachfolgers zu finden. Erkennt ihr, welche Blogger diesen Zeichnungen als Vorbild dienten?
Womit wir schon beim Thema News, Nachrichten – Lokalnachrichten sind. Am letzten Tag habe ich mich für meine Arbeit bei Antenne informiert. Caro Buchheim (Fudder.de) hat drei Männer eingeladen, die auf ihre ganz eigene Art und Weise Lokaljournalismus im Netz diskutierten. Der schöne Veranstaltungstitel: Wie wird man zum Local Hero?
Philipp Schwörbel hat http://www.prenzlauerberg-nachrichten.de gegründet, da die Berliner Lokalzeitungen sich aus der Bezirksberichterstattung verabschiedet haben. Es gibt zwar viele Straßen-, Aktivisten- oder Musikseiten, aber die stechen mehr durch Meinungen hervor, als durch sachliche Informationen. Seine neue Seite will einen journalistischen Ansatz wählen. Zum Start ist sein Team zu jedem Stadtrat gegangen und zu jeder Bürgerinitiative und hat Interviews geführt. Daraus haben sich Themen generiert und natürlich auch Kontakte. Es kommen inzwischen Emails mit Themenvorschlägen la „schaut doch mal, warum die Polizei immer den Kinderflohmarkt auflöst“. Schwörbel: „Gute Lokalgeschichten sind die neuen Edelfedergeschichten.“ Es ist wichtig, dass man weiß, was vor der eigenen Haustür passiert – dazu braucht man die Informationen. Die Werbebanner werden nur in Berlin ausgespielt – da der Bäcker mit seiner Anzeige natürlich nicht in Düsseldorf erscheinen möchte.
Rainer Kurleman (Chefredakteur RP Online) ist froh, dass sein Haus lokale Zeitungs-Konkurrenz im Verbreitungsgebiet hat – davon profitiert auch Online: „Eins der größten Fehler der deutschen Medienlandschaft ist die Pseudo-Monopolisierung.“ Vor einem Jahr gingen sieben Online-Kollegen in die Lokalredaktionen. Wenn es irgendwo brennt und die Leute eine Rauchwolke sehen, dann liefern doe Lokalkollegen direkt eine Online-Geschichte, da die Leute sofort etwas lesen möchten – sonst gehen die zur Konkurrenz. Aus dem Feedback der Online-Leser lassen sich sogar die Geschichten für die Printausgabe am nächsten Tag weiterdrehen. RP Online musste sich damit auseinander setzen, dass der Stadtrat-Live-Ticker von einigen Fraktionen erst nicht gewollt war. Es befremdete die Politiker, dass eine Aussage unmittelbar im Netz steht – „schließlich könnte das ja anders gemeint sein“, so die Politiker laut Kurlemann. Er glaubt, dass jedes große Online-Nachrichtenportal von der Printmarke mit finanziert wird. Davon müsse man sich befreien. In der lokalen Vermarktung würde Google immer stärker zur Konkurrenz werden.
Stefan Aigner (Regensburg-Digital.de) – seine Bloggerei hat dazu geführt, dass der Webauftritt der (konkurrierenden) Lokalzeitung besser geworden ist. Oft haben die Journalisten der Lokalzeitungen schon beim Schreiben eine Schere im Kopf. Es gibt einen Förderverein, der das Projekt trägt.
Leider, leider haben Karohemden kaum eine Rolle auf der re-publica 2011 gespielt. Überall grau. Was soll uns das nur sagen? Ob Lobo im nächsten Jahr mit einem grauen Irokesen aufwarten wird? Seine diesjährige Predigt habe ich ja schon als Audio veröffentlicht, jetzt hat Kollege Wagner das Video online gestellt – toll!
Zum Ende der re-publica habe ich mir noch den super Vortrag von meiner guten Freundin Kixka Nebraska angschaut. Ich bewundere nicht nur ihren Mut auf der re-publica im überfüllten Großen Saal der Kalkscheune zu sprechen (keine Sorge, sie war wunderbar aufgeregt), sondern ich bewundere noch stärker ihre Recherchearbeiten. Auf der Party flüsterte jemand zufrieden, dies sei der feuilletonistischste Vortrag auf der re-publica gewesen. Wie wahr. Ihr Titel: ICONS // Eine ikonografische Profilbildanalyse der deutschen Digital-Szene. Mein Tipp: Lest ihr Blog profilagentin.com.
Die re-publica ist ein riesen Ding. Das Small-Talk-Thema Nummer 1 ist auf den Gängen natürlich die Frage „und, wie fandest du es diesmal?“ – zu voll, zu wenig WLAN und so weiter. Aber trotzdem gehen die immerhin 3.000 Teilnehmer mit einem sehr guten Gefühl nach Hause: Sie konnten spannende Leute treffen. Und die jetzt im Netz am Lautesten schreien – sind das nicht die, die gar nicht da waren? Lest dazu auch Knüwer. Mich nervt das ewige Nörgeln. Immerhin wissen die Veranstalter, wann es Zeit für einen nächsten Schritt ist. Im kommenden Jahr soll es einen neuen Veranstaltungsort geben. Kalkscheune adé. Ich möchte 2012 wieder dabei sein – wo auch immer.
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