Hefti.co, Huffington Post, Buzzfeed und auch so manche deutsche Medienseite — ihr müsst euch warm anziehen und eure Facebook-Guidelines anpassen oder gar an eure Geschäftsmodelle ran, es zählen jetzt wieder Inhalte in diesem Internet …
… für Nutzer ist es aber eine gute Nachricht: Facebook killt Click-Baiting-Ãœberschriften!
In den kommenden Wochen und Monaten treten zwei Ónderungen in Kraft, die die Art und Weise verändern, wie Inhalte-Anbieter ihren Content bei Facebook posten, um Erfolg zu haben. Das hat Facebook jetzt in seinem Pressebereich aufgeschrieben.
Ónderung 1: Der Kampf gegen Click-Baiting!
Ihr kennt sie alle, werdet sie aber künftig weniger in eurem Facebook-Feed sehen, weil das Netzwerk Links wie im folgenden Beispiel nicht mehr verbreiten möchte:
Nicht nur werden künftig Satire-Meldungen gekennzeichnet, auch Postings im Heftig-Style werden gefiltert: Wenn der Nutzer den Inhalt der Geschichte erst versteht, wenn er auf den Link geklickt hat, dann will Facebook das Posting weniger ausspielen (oder gar ganz filtern).
- Wie setzt Facebook diese Ónderung um? Zwei Messgrößen spielen eine Rolle: Facebook misst die Verweildauer der Leser auf der Seite. Wenn die Leser nur kurz klicken und dann direkt zurückkehren, spricht die kurze Verweildauer für eine Enttäuschung über den Inhalt. Also filtert Facebook! Außerdem spielt die Click- und Interaktions-Ratio eine wichtige Rolle. Wenn überdurchschnittlich viele Nutzer klicken, aber nicht liken oder kommentieren, dann ist das für Facebook auch ein Zeichen für Click-Baiting. Ich gehe davon aus, dass Facebook weitere Messgrößen einfließen lässt.
- Was heißt das für uns Inhalte-Anbieter? Facebook selbst gibt an, dass nur eine kleine Gruppe von Anbietern von dieser Ónderung im größeren Maße betroffen sein wird. Mein Tipp: Wer aber hin und wieder ein Rätsel-Teaser verfasst, sollte dennoch genau auf die Reichweite achten. Wenn diese Postings überdurchschnittlich wenig an die Nutzer durchgestellt werden, würde ich auf die Rätsel-Teaser direkt verzichten. Das kann dem Gesamterfolg der Seite langfristig schaden.
- Was ist von dieser Ónderung zu halten? Facebook begründet den Schritt mit dem Ergebnis einer Umfrage: 80% bevorzugen demnach Ãœberschriften, „die ihnen bei der Entscheidung helfen, ob sie einen ganzen Artikel lesen wollen, bevor sie klicken“. Seien wir aber ehrlich: Facebook dürfte diese Ónderung nicht aus Liebe zum Nutzer durchführen. Jede Ónderung wird erst bei einem Teil der Nutzer getestet. Dabei wird das Verhalten genau analysiert. Augenscheinlich muss Facebook bei diesen Tests zu dem Ergebnis gekommen sein, dass sich Facebook-Nutzer ohne Click-Baiting-Headlines wohler fühlen: Sie verbringen längere Zeit auf Facebook, oder schauen häufiger vorbei. Vermutlich weil sie die letzte Klick-Enttäuschung nicht davon abhält. Interessant: Facebook sieht Handlungsbedarf und muss lernen, was Click-Baiting-Inhalte sind, wohingegen die Nutzer es nicht gelernt haben, diese Rätsel-Teaser zu meiden. Sonst würden diese Inhalte die Facebook-Mechanismen nicht so erfolgreich ausnutzen.
Ónderung 2: Klassische Links werden wertvoller als Foto-Links
Alle Welt redet jetzt bestimmt über das mögliche Aus vom Prinzip „Heftig.co“ – wesentlich spannender finde ich aber die zweite Ónderung: Es gibt zwei Arten, um Links auf Webseiten zu posten. Ich kann entweder ganz klassisch einen Link posten, indem ich zunächst eine URL in das Textfeld kopiere und dann eine Vorschau erhalte. Ich kann aber auch ein Foto hochladen und dann nachträglich einen Link in der Beschreibung ergänzen. Künftig will Facebook die erste Variante deutlich bevorzugen.
- Wie setzt Facebook diese Ónderung um? Ordentliche Link-Postings sollen künftig deutlich bevorzugt werden. Entdeckt Facebook einen Link in einem Beschreibungstext zu einem Video oder einem Foto, wird dieser Inhalt nicht mehr bevorzugt ausgespielt.
- Was heißt das für uns Inhalte-Anbieter? In Seminaren haben wir bisher gelernt, dass besonders Fotos und Videos bei Facebook erfolgreich sind. Da Links bisher immer weniger Beachtung fanden, haben viele Inhalte-Anbieter Fotos gepostet und darin einen Link untergebracht, um so für eine größere Verbreitung zu sorgen. Das ist künftig nicht mehr nötig. In der Zwischenzeit hat Facebook den Stil der Links durch die schönen Vorschauen deutlich verbessert. Wenn jetzt auch normale Links besser ausgespielt werden als die anderen Foto- oder Video-Postings mit einem Link in der Beschreibung, ist dieser alte Trick nicht mehr nötig.
- Was ist von dieser Ónderung zu halten? Mich freut diese Ónderung aus zwei Gründen. Einmal erkennt Facebook den Wert von Links an und zwingt mich als Inhalte-Anbieter nicht, alles bei Facebook zu posten. Das Netzwerk dürfte erkannt haben, dass die Leute auch so zurückkommen, wenn sie dort spannende Inhalte finden – sie müssen dazu nicht gefangen gehalten werden. Dann gibt es noch einen rechtlichen Vorteil: In vielen Fällen habe ich die Rechte an einem Foto für meine Domain. Ich kann oft nicht das Foto extra bei Facebook hochladen, um den Artikel zu bewerben. Ein Graubereich. Mit der Vorschau linkt Facebook auf das Foto auf meiner Domain – ich kopiere es nicht rüber. Aus Sicht der Inhalte-Anbieter ist das sauberer.
Mich freuen diese Ónderungen. Facebook schätzt stärker gute Inhalte und gönnt uns Inhalte-Produzenten die Klicks auf unsere Angebote. Ein gutes Zeichen.
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