Vor 25 Jahren ist eine Ikone des Internets erfunden worden. Oder soll ich sagen, ein Hassobjekt? Es geht um die Schriftart Comic Sans MS, oder wie wir Typofreaks sie nennen: Comic Sans. Ich kann mich noch an Kanada erinnern. Der Nationalfeiertag vor ein paar Jahren. Das Land hat eine 25-Cent-Gedenkmünze herausgegeben, mit Comic Sans als Schriftart. Damit wollte man den spielerischen Humor, der den Kanadiern oft zugeschrieben wird, unterstreichen. So war die Begründung.
Wir machen uns oft über den Einsatz lustig. Das habe ich gespürt, als ich vor ein paar Wochen auf Twitter fragte, was denn euer Verhältnis zu Comic Sans ist. Parniean fragte mich, ob ich noch keinen Kaffee hatte. Elbblick wollte mich blockieren und entfolgen. Von CookMal kam ein ablehnendes “Bitte nicht.” Mick so: “Bestens. Ich amüsiere mich jedes Mal wenn sie irgendwo auftaucht.” Christina schickte mir das Bild von einer Tasse auf der steht: “Wenn ich alleine bin, nutze ich Comic Sans.” Andreas schrieb: “Am liebsten in gelb auf weißem Hintergrund gedruckt.” Sebastian twitterte noch: “Tolle Schriftart für Aushänge im Flur, dass es bei der Party am Wochenende etwas lauter wird!” Supatyp: “Und da war noch der Unityp, der eine Hausarbeit in Comic Sans nicht annahm.” Verstehe ich auch nicht. Festraum schrieb: “Comic Sans – eine Geschichte voller Missvertändnisse.“ Das trifft es ganz gut.
Als Erfinder gilt Vincent „Vinnie“ Connare. Im Jahr 1994 hat er die Schrift erfunden. Ursprünglich sollte diese Schriftart in Sprechblasen der Software Microsoft Bob eingesetzt werden, um die Nutzer besser durch das Programm zu führen. Damals war noch Windows 3.1 angesagt und Bob sollte ein Ersatz für die graphische Oberfläche werden. Das Problem: Nach Fertigstellung der Schrift kam heraus, dass die Texte nicht in die Sprechblasen passten, weshalb die Schrift nicht verwendet wurde. Ihren ersten Einsatz hatte sie erst 1995 im 3D Movie Maker. Seit ihrer Auslieferung mit dem Plus!-Paket von Windows 95 gehört Comic Sans MS zu den Standardschriftarten des Microsoft-Betriebssystems. Heute gehört die Comic Sans zu den Kernschriftarten – sowohl bei Windows als auch beim Mac.
Vor allem in Designerkreisen ist die Schrift verpönt. Sie ist so stark verbreitet, dass sie auch zu Anlässen benutzt wird, die vielleicht nicht unbedingt zwangsläufig angebracht sind. Stichwort: Grabstein. Die Welt Kompakt beschrieb die Comic Sans als den Justin Bieber der Schriften. Nutzer lieben die Schrift. Bringt sie doch ähnlich, wie die laut Welt „Retortenpopsongs Bibers, eine kindliche Leichtigkeit mit sich, der man sich nur schwer entziehen kann. Comic Sans wurde das “Love Yourself” der späten 90er-Jahre: omnipräsent und weltweit bekannt.“ Es gab sogar richtige, ernstgemeinte Kampagnen gegen den inflationären Einsatz von Comic Sans. Laut Welt Kompakt hat sich sogar der Erfinder angeschlossen: „Genauso wie man Justin Bieber nur wohl dosiert vertragen könne, ist dem wohl auch mit Comic Sans. Manche Dinge ließen sich eben nur in einem bestimmten Kontext und in geringer Dosis ertragen.“
Aber es gibt auch Verfechter der Comic Sans. Zum Beispiel die Betreiber der Webseite comicsanscriminal.com. Die verspricht: “Hilfe für Menschen wie dich und mich, um die Schrift richtig einzusetzen.” Es gibt demnach verschiedenen Anlässe, wann Comic Sans die richtige Schrift ist:
- Wenn die Zielgruppe unter 11 Jahre ist
- Wenn du ein Comic erstellst
- Wenn die Zielgruppe eine Leseschwäche hat
- Wenn die Zielgruppe dir sagt, dass sie Comic Sans ganz gut findet
Comic Sans kann tatsächlich vielen Menschen mit Leseschwäche helfen, Texte besser zu erkennen. In einem Text der Süddeutschen Zeitung wird von Jessica Hudgins berichtet. Wegen ihrer Legasthenie fällt es ihr schwer, Texte in Times New Roman zu lesen. Sie konnte mit ihren Klassenkameraden immer dann locker mithalten, als sie die Arbeitsblätter der Schule herunterladen konnte und dann die Schrift vergrößerte und auf Comic Sans stellte. Ihre Schwester Lauren war sauer auf das schlechte Image im Netz und machte in einem Blogtext ihrem Ärger Luft. Sie forderte andere Internet-Nutzer auf, den „elitären und herablassenden“ Spott sich doch bitteschön sonst wohin zu stecken. Die Verteidigungsrunde wurde zum Viral-Hit.
Michaela Mayer ist diplomierte Legasthenietrainerin und Vorstandsmitglied des Dachverbands Legasthenie Deutschland (DVL). In der Süddeutschen bestätigte sie diese Feststellung: „Für manche Betroffene spielen Schriftart und Farbe eine große Rolle.“
Am Ende lebt die Comic Sans auch von dem Spott. Es wäre falsch, sich nicht auch ein wenig über kuriose Einsätze lustig zu machen. Aber zumindest sollten wir auf den Schirm haben, welchen Dienst diese Schriftart erweist. Und das nun seit immerhin 25 Jahren.
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Ramona Be meint
Ich bin Lehrerin und benutze die Schrift auf Arbeitsblättern. Die Schüler können ALLE diese Schrift hervorragend lesen… andere Schriftarten bereiten teilweise Schwierigkeiten.
Elfriede Haller meint
Auch ich bedanke mich herzlich bei dem Erfinder von Comic Sans.
Es ist die Schrift, mit der meine Lernenden leichter lesen und die unserem unbequemen Thema immer wieder zu Aufmerksamkeit verhilft.
Ich unterrichte seit 30 Jahren Erwachsene, die in der Schule nicht richtig lesen und schreiben gelernt haben, in einer deutschen Schule – wohlgemerkt! Fast solange beteilige ich mich an der Aufklärung über das Phänomen und an der Bekämpfung der Ursachen und Folgen. Zuzeit mit ehemals Betroffenen, die die Bildungsungerechtigkeit in Deutschland nicht mehr länger hinnehmen wollen und jetzt selbst einen Dachverband Alfa-Selbsthilfe gegründet haben.
Immer wieder kommen wir dank Comic Sans in vertiefende Gespräche über den „Analphabetismus“ oder die „Iliteralität“ in Deutschland!
Joe Camel meint
einfach „comic neue“ benutzen
entspricht „Comic sans“ minus die Kritikpunkte.
http://comicneue.com/
https://en.wikipedia.org/wiki/Comic_Neue
elvira richter meint
Chère Daniel Fiene.
Nous, les descendants des Sansculotten, utiliser pour nos bulles d’expression le Comic Sans MS: imaginer http://www.kultisch.net/zeitfenster.html
Salutations distinguées
Jochen meint
Hmm, also natürlich würde ich die Schrift nicht für seriöse Seiten einsetzen, aber ich finde, dass genau diese Schrift derart einfach und butterweich zu lesen ist, wie dies eigentlich keine andere vermag.
Die Schrift lebt, aber keine Ahnung wie sie das macht, aber wahrscheinlich eben durch diese Ungelenkigkeit und die fehlende Symmetrie, kommt sie uns Menschen, die wir ja auch nur optisch gesteuerte Tiere sind, sehr entgegen. 🙂
Für Dinge (Werbung am Straßenrand z.B.) die wahnsinnig schnell erfassbar sein müssen, ist diese Schrift perfekt! Man muss sie nur einfach gut verpacken. 😀
Grüße
Jochen
Mathias meint
Mein Professor in der Uni verwendete Comic Sans für seine Klausuren. Ich habe Elektrotechnik studiert.
Das war immer ein Highlight bei so einem trockenen Stoff.
Marie meint
Was haben alle gegen Comic Sans? Sogar unsere Lehrer benutzen sie.
AnielKA meint
Wo gips denn so eine Tasse ?
Jürgen Schmidt meint
Warum habt Ihr nicht wenigstens eine Überschrift in Comic Sans veröffentlicht, oder zumindest ein Beispielbild wie plump und kindlich die Schriftart im Vergleich zu anderen Schriftarten ist, aber eben auch wie viel besser lesbar?! Wäre schön gewesen…
Oliver R. meint
1984 begann ich mit meiner Ausbildung zum Schriftsetzer / Fotosetzer. Damals lernte ich an der hochmodernen CRTronic von Linotype, einem Fotosatzcomputer mit Kathodenstrahlbelichter. Da Schriftfonts sündhaft teuer waren, standen uns rund 20 verschiedene Schriftarten zur Verfügung. Eine davon war die Comic Sans. (Die Schrift ist also schon wesentlich älter als 25 Jahre, nebenbei bemerkt.)
Weitere Schriften waren die Helvetica, Times, Gill, Univers, Garamond und wenige weitere mehr. Bei dieser sehr begrenzten Auswahl war es schön, eine Comic Sans im Portfolio zu haben, um z.B. in Zeitungsanzeigen eine verspielte Wirkung zu erzeugen. Schönheit liegt also nicht nur im Auge des Betrachters sondern ergibt sich auch aus Angebot und Möglichkeiten …
Uwe Ocken meint
Der Gründer unserer regelmäßigen
Klassentreffen hat seine Einladungen etc. stets in „Comic Sans“ verfaßt.
Und bislang hat es noch nie irgend-
welche Klagen gegeben.
Man mag eine Schriftart oder man mag sie nicht. Mit einem Song ist das genau so, Entweder hört man einen „Ohrwurm“ oder ein störendes Geräusch.
So eingach ist das.
Heinz Rahm meint
Als ehemaliger Lehrer kann ich sagen, dass diese Schriftart gut zu Klausuren „gepasst“ hat. Sie war einfach ästhetisch – zumindest für mich.
Sidney Reif meint
Comic Sans ist jetzt nicht eine Schriftart, die ich häufig verwende, aber ich kann nicht verstehen, dass manche Leute dieser Schriftart so aggresiv begegnen.
The Commuter meint
… und ich frage mich die ganze Zeit schon, was denn genau an der „Comic“ „sans“ — also „ohne“ — ist …?!
Ohne Serifen?! Ohne Worte?! Ohne Lobby?!
Und: Hat das Ganze gar nix mit Comedy oder Comics zu tun?!
Über Aufklärung und an dieser absoluten Retroschrift freue ich mich — und benutze sie schon seit mind. 15 Jahren nicht mehr …
Benjamin Fischer meint
Comic Sans… das WordArt unter den Schriften.
Das Problem ist ja nicht die Schriftart an sich, sondern was man damit assoziiert: Fürchterlich bunte Webseiten mit rotierenden GIFs und „für Elise“ in der Midi Variante. Festeinladungen als Word-Dokument in denen die Schrift nur unter großer Mühe von der Hintergrundgrafik und den umgebenen WordArt-Elementen zu unterscheiden war. Powerpointpräsentationen in denen die gesamte Palette an Animationstechniken und Multimediamöglichkeiten eingesetzt wurde. Und immer mit dabei: Comic Sans. Und so haben wir gelernt eine eigentlich schöne Schriftart mit gruseligem Design zu assoziieren.
I. Kismet meint
Und warum wurde der Artikel nicht in Comic Sans veröffentlicht?
WackaKhan meint
Ein netter Beitrag zum Thema Font-Bashing.
Etwas mehr Qualität im Bereich Orthographie und Interpunktion hätte ich mir aber schon gewünscht….
Jochen Schröder meint
Oha, wo sind wir gelandet, was haben wir für Sorgen, welch Sehnsucht nach Feindbildern, welch hohes Maß an Intoleranz und fehlender geistiger Elastizität, dass wir uns wegen einer Schrift polarisieren müssen? Wie glücklich andererseits sind vielleicht Menschen, für die es keine größeren Lebensfragen gibt…
Dr. Wolfgang Loidol meint
Die Diskussion war völlig neu für mich…..
Aber der Mesch ist interlektuell oder kann es sein und darum kann man darüber reden, sprechen und sogar heftig diskutieren. Bitte aber mit Argumenten. Ich „mag sie nicht“ oder gar „ich hasse sie“ geht gar nicht…..
Ich benutze die COMIC-SANS gerne. Ich tue mir aber schwer es zu begründen.
Liliane meint
— also ich hab auf dem Schirm, daß ich gern private Mails in dieser Art versende, … eben genau weil sie diesen leicht anmutenden und für mich doch auch klaren und künstlerischen Stil verwirklicht. Verwunderungswürdig ist die Tatsache, warum wir hier überhaupt – und das in diesen sehr schwierigen Zeiten – derartiges debattieren…
DeS meint
Als gelernter Gestalter muss ich zugeben, dass ich ebenfalls mit den Augen rolle, wenn ich Comic Sans irgendwo sehe, aber das mache ich ebenso bei Impact, Papyrus oder Bleeding Lassos.
Klar liegt das auch an deren inflationärer Verwendung, da stimme ich dem Justin Bieber Vergleich absolut zu, aber bei Comic Sans gibt es noch einen anderen Faktor, der hier übersehen wurde.
Ich glaube, die spezielle Verachtung gegenüber Comic Sans ist entstanden, als in den frühen 2000ern Desktop-Publishing auf dem Vormarsch war. Viele Gestalter haben Aufträge an Amateure verloren: „Ihre Arbeit war immer hervorragend, aber der Sohn meines Nachbarn macht es für ein Zehntel.“
Die furchtbaren Resultate waren oftmals in Comic Sans… Oder Impact. Comic Sans wurde sozusagen ein Symbol dieser „Keine Ahnung, viel Meinung, Geiz ist geil“-Stümperei. Diese Verachtung ist dann in den Mainstream gewandert, wo es ohne Kontext nachgeplappert wurde.
Für jede Schrift gibt sinnvolle Kontexte und Verwendungen, wie man hier in den Kommentaren sehr schön erkennen kann: Die Verwendung als Schrift für Personen mit Leseschwäche wäre mir zum Beispiel nie in den Sinn gekommen, aber in dem Augenblick, in dem ich es gelesen habe, dachte ich mir „Ja, klar.“
Die meisten Grafiker/Designer arbeiten beruflich aber nicht mit Legasthenikern und Kindern, daher gibt es sehr wenige Situationen, in denen die Typo sinnvoll im professionellen Umfeld verwendet werden kann.
Comic Sans würde für das Schild eines Kindergartens wunderbar funktionieren. Bleeding Lassos im Flyer eines Nachtclubs? Klar, hab ich selbst schon gemacht. Aber wer würde denn einer Bank Vertrauen, deren Logo Comic Sans verwendet?
Ronald Dunk meint
Hüstel: als Donaldist bevorzuge ich die ComicSansMS in all meinen bedeutendenden literarischen Beiträgen – außer hier in diesem Forum (steht blöderweise nicht zur Verfügung) und auf dem Schwarzen Brett der D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus; http://www.donald.org), wo aus unverständlichen Gründen ausschließlich langweiliger schwarzer, gerader Bitstream Vera Sans, Lucida Sans Unicode sowie Lucida Grande und das unvermeidliche Arial akzeptiert werden. Gegen diese Tristesse hilft in allen sonstigen komischen Medien nur der massierte Einsatz von ComicSansMS in dunklem Blau oder Rot.
Victorius meint
Ich sitze täglich beruflich viele Stunden vor dem Bildschirm und habe die Schrift seit 10 Jahren in unserem PPS System auf Comic Sans geändert.
Von mir kann ich sagen, dass die Augen wesentlich weniger ermüden, die Aufmerksamkeit deutlich erhöht wird und dass ich seit ein paar Jahren auch keine Brille mehr benutzen muss. Stelle ich die Schrift zu Versuchszwecken mal wieder um, oder lese Texte in anderer Schrift, stellt sich auf alle Fälle eine deutliche Verschlechterung der obigen Verbesserungen ein.
Vielleicht bin ich ja eine Ausnahme aber mir hilfts definitv.
Fion meint
Es gibt mittlerweile sogar Schriftarten, die gezielt für Legasthenie-Anfällige gemacht wurden:
OpenDyslexic und OpenDyslexicAlta (mit dem Fibel-a für Leseanfänger)
Die Ähnlichkeit ist da, aber der schlechte Ruf haftet denen nicht an.
Margit Stock meint
ach das finde ich ja lustig. Zwischenzeitlich bin ich eine Oma (Dame im fortgeschrittenen Alter). Schon in den achtziger Jahren ging es mit den Computern los und viele meiner Kolleginnen wollten damit nichts zu tun haben. Ich, neugierig wie ich bin, konnte mich dem nicht verschließen. Was hat man nicht alles erlebt, wenn das Handwerkszeug eine Schreibmaschine war. Man lernt aber Vieles und noch heute profitiere ich von meiner gründlichen Ausbildung. Dass ich jetzt einen Artikel über ComicSans lese! Diese Schrift gefiel mir schon immer sehr gut!! Meistens benutze ich Arial für formelle Geschichten.
Sonja meint
Die Schriftart kann man wählen für Todesanzeigen im unserer Zeitung. Nicht wenige wählen ComicSans und die Taueranzeigen finde ich dann immer ganz furchtbar.
Tamara-Jasmin meint
Ich liebe diese Schrift – und verwende diese auch bei Artikeln, Beiträgen usw. in meinen eigenen Foren. Also immer Artikel und Beiträge – das hebt sich dann auch sehr sch¨on von dem ganzen anderen „Gedöns“ ab.
Norbert meint
Ich höre zum erstenmal, dass diese Schrift in gewissen Kreisen verpönt ist. Ich habe schon hunderte von Cartoons kreiert und dabei oft auch diese Schrift verwendet. Noch nie hat sich einer meiner „Fans“ beklagt.
Oma Hartwurst meint
Ich bin Oma von 6 Goldfischen und deren Augen sind vom trüben Wasser immer so geschwollen, dass sie nur noch Comic Sans leserlich wahrnehmen können. Wie könnte ich sonst mit denen reden?
Reinhardt Heybrock meint
Seit mindestens 10 Jahren — warum kann ich nicht mal hier in meinem bevorzugten Schriftstil schreiben? — verwende ich Comic sans, weil es nach Suche im Schriftenwust die fast einzige Schrift war, die gut zwischen Il10O etc. unterscheiden half. Auch Tahoma bietet hier gute Darstellung, die Lesbarkeit bei technischen Beschreibungen, wo nicht ein I als ein 1 oder l – wie bitte? – dargestellt werden soll und weitere Fehlerquellen birgt, ist aber insgesamt mit Comic deutlich besser. Besonders, wenn dann noch kleine Schriftgrößen geboten waren.
Bis auf Tahoma und einige Sonderschriftarten könnte man den Rest weitgehend eliminieren!
Sascha meint
Hallo Daniel,
ich kann allen Fürsprechern nur Recht geben. Die Schrift Comic Sans… ist meineLieblingschriftart. Ich habe seit 2000 mit IT zu tun, und bin seit je her ein absoluter Fan dieser Schrift. Habe viele Foren für Bekannte / Verandte aufgebaut und teilweise diese Schrift in mühseliger Kleinarbeit eingebaut. Um so mehr freut es mich, das du diesen Artikel veröffentlicht hast, und ich würde gerne die Diskussion vertiefen, aber die Zeit drängt mich ins Bett. So viel sei gesagt: Ich habe sie sogar in Bewerbungen benutzt, und diese waren alle erfolgreich.
Vielen Dank für den Denkansatz und eine gute N8 und weiterhin viel Spaß mit MS Comic.
Moppelhuhn meint
Comic Sans ist eine wunderbare Schrift. Das besondere an ihr ist, daß wirklich alle Buchstaben eine eigene Form haben.
Die meisten Schriften bestehen im Prinzip aus wenigen, nur geringfügig abgewandelten Formen. Die Rundungen der Kleinbuchstaben etwa sind immer gleich. Das kleine c ist im Prinzip nur ein abgeschnittenes kleines o, allenfalls sind die losen Enden ein wenig angepaßt. Das gleiche gilt für das kleine e, die Bäuche der Buchstaben b und d, sie sind alle fast identisch.
Das wirkt auf den ersten Blick sehr ordentlich, und ihre scheinbare Unordnung ist es auch, was viele über Comic Sans die Nase rümpfen läßt. Aber praktisch ist eine Schrift umso besser lesbar, je unterschiedlicher die Buchstabenformen sind (solange sie lesbar bleiben). Das sagen auch alle Typographen, auch die, die bei Comic Sans die Nase rümpfen. Wie sie mit diesem Widerspruch leben, sei dahingestellt. Ich vermute mal, die Unterschiedlichkeit der Buchstabenformen ist es auch, die die Schrift für Legastheniker so gut lesbar macht.
Danke Joe Camel für den Link auf die „Comic Neue“, die kannte ich noch nicht. Die Comic Neue ist wirklich völlig vermurkst. Man muß sich in der Vergleichsgrafik nur mal den Rücken des kleinen a anschauen, das sagt alles: Die Verschiedenheit der Buchstaben wurde dem Ordnungssinn geopfert, die Besonderheit der Schrift ist weg.
Für längere Lesetexte ist die Comic Sans allerdings nicht so geeignet. Da ihr die Regelmäßigkeit fehlt, gibt es nichts, was das Auge die Zeile entlangführt. Daher ist bei Texten, die über mehr als drei Zeilen gehen, ein größerer Zeilenabstand erforderlich als bei „ordentlichen“ Schriften. Aber für Überschriften, kurze Texte etwa in Beschreibungen, Anleitungen, Schulaufgaben oder auf Verkehrsschildern ist sie gut geeignet.
Überhaupt Schilder – gerade hier wird von Typographen immer wieder betont, wie wichtig die Unterschiedlichkeit der Buchstabenformen ist, da Schilder oft teilweise verdeckt sind, so daß man nur Teile der Buchstaben sieht. Kommt man dann mit Comic Sans, rümpfen sie doch nur wieder die Nase anstatt zu erkennen, daß genau diese Schrift die Anforderung am besten erfüllt.
Das „Sans“ kommt übrigens tatsächlich von Sans Serif, eine „Comic Serif“ zu zeichnen, wäre sicher eine Herausforderung …
P.S.: Das schlimmste typgraphische Verbrechen von Microsoft ist hingegen die weltweite Massenverbreitung der „Arial“, einer furchtbar häßlichen Schrift, die die Nachteile der Akzidenz Grotesk, Folio und Helvetica vereint.
JürgenJ meint
Ich verwende die ComicSans auch gerne, weil es eine der wenigen Schriftarten ist, bei der das kleine „a“ auch ein solches ist das hilft sicher auch in der Schule beim erlernen der deutschen Schrift.
Daniel Hofmann meint
Es sollte auch erwähnt werden, dass das erste Sims spiel Comic Sans in allen Menüs verwendete:
Beispiel: https://i.kym-cdn.com/photos/images/newsfeed/000/423/016/67b.png
🙂
Dana meint
Wer gern Geschichten schreibt, wird vielleicht auch Freude an Comic Sans finden, da viele Schreiberlinge berichten, dass die Schrift die Kreativität anregt und die Worte einfach flüssiger von der Hand gehen. Danach einfach wieder in eine andere Schriftart formatieren, falls gewünscht.
Charlotte Launhardt meint
Ich bin alles andere als ein PC-Freak oder ein Typofreak. Ich bin eine etwas ältere Nachhilfelehrerin und habe – aus dem Bauch raus – für meine leseschwachen Schüler aus all den angebotenen Schrifttypen Comic Sans für meine Übungstexte gewählt. Da muss also was dran sein. Ich fand den Artikel hoch interessant – wusste nicht, dass sogar Schrifttypen verpönt sein können.
Henrik meint
Ich denke, dass im Beitrag mit dem Hinweis auf comicsanscriminal.com alles gesagt wurde. („Es gibt demnach verschiedenen Anlässe, wann Comic Sans die richtige Schrift ist: Wenn die Zielgruppe unter 11 Jahre ist, du ein Comic erstellst, die Zielgruppe eine Leseschwäche hat, die Zielgruppe dir sagt, dass sie Comic Sans ganz gut findet.“)
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Autor die Seite nicht missverstanden hat. Verfechter sind die Betreiber in meinen Augen sicher nicht.
Werkzeug aus dem Baumarkt ist auch Werkzeug, daran zweifelt niemand. Es gibt jedoch qualitative Unterschiede im Markt – und die gibt es auch bei der Gestaltung von Schrift.
Selbstverständlich kann und soll man über Geschmack streiten, aber auch im Design gibt es richtig und falsch. Die Comic Sans ist falsch. Sie ist gut gemeint. Allein die Idee, eine vermeintliche Handschrift – mit identischen Buchstabenformen! – imitieren zu wollen, ist absurd und im Kern widersprüchlich.
Aber was soll’s. Wenn ein Placebo funktioniert, dürften beide Seiten glücklich und zufrieden sein. Die Nutzung steht ja jedem zu – ich enthalte mich.
Monika Duss meint
Comic Sans ist für alles Privat meine Standard-Schrift.
Frank Stiehler meint
Ich nutzte die Comic Sans in meinem Comic für die Sprechblasen. Dann wollte ich gern mein fertiges Album auch als E-Book veröffentlichen und wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Comic Sans nicht als Freeware genutzt werden darf – also obwohl ich die Schrift in einem Paket mit anderen Fonts kaufte, sollte ich die Nutzung nunmehr nochmal bezahlen und jetzt bin ich etwas irritiert, weil ich mich ungern von meiner geliebten „Brotschrift“ im Comicalbum trenne. Kann mir einer etwas dazu sagen?
Fredl meint
Ich bin jetzt durch Zufall hier gelandet und finde den Beitrag und die Kommentare ganz interessant. Die Schriftart kenne ich natürlich, habe mir aber nie große Gedanken darüber gemacht. Ich finde es immer wieder erstaunlich, was alles dafür herhalten muss, damit manche Mitmenschen sich ein vermeintlich elitäres Gepräge verleihen können.
Der Alte Fritz war mit seiner Bemerkung, „jeder möge nach seiner Fasson glücklich werden“, in 18. Jahrhundert toleranter als der Zeitgeist. Ein bodenständigeres Zitat: „Meine Katze mag Mäuse – ich nicht.“
Tommac meint
Donald Trump
Nutzt diese unmögliche stillose Schrift gern auf Twitter.
Passt sehr gut zum Präsidenten!
Niels Clasen meint
Problem gibt´s, die gibt´s gar nicht!
Ich nutze Comic Sans sehr gerne, meist für persönliche Dinge, nicht für größere Fließtexte. Ich kann nur andere hier bestätigen. Sie ist wunderbar lesbar, besonders für Kinder und Jugendliche, ist einfach „hübsch“ (auch ´ne Qualität!). Aber das finden die einen – die anderen eben nicht. Manche rennen in die Wagner-„Bühnenweihefestspiele“ und sind hin und weg – mich würgt´s bei Wagner.
Wenns beim Schreiben konzentrierter zugeht, dann nehme ich Comic Sans halt nicht. Da kommen Times New Roman zum Einsatz oder Arial. Aber schön sind die nicht, ökonomisch eben.
Heiko meint
Leute Ihr habt vielleicht Probleme !!!
Tobias Schindegger meint
Also mir gefällt auch Comic Sans auf Einladungen zu Kindergeburtstagen (Grundschule) oder ähnlichem. Auch in dem damaligen 3D Movie Maker, wo man Zeichentrickfilme selber machen konnte, fand ich sie durchaus passend.
Karl Ranseier meint
Comic Sans ist der Fiat Multipla unter den Schriften: 3% der Menschen haben diesen Fetisch ihn/sie toll, der Rest hat Geschmack oder zumindest gelernt, dass man seinen Mitmenschen gegenüber keine Gewalt anwenden sollte.
Nicht ohne Grund heißt die aufgeführte Webseite schließlich comicsansCRIMINAL.com.
Karl Ranseier meint
Ja mei, für die einen ist der Fiat Multipla ein Traum, für die anderen ein Alptraum. Genauso verhält es sich mit Comic Sans: Die einen lieben es, die anderen 98% haben sowas wie Geschmack.