
Laufen bei euch schon die Planungen für 2020? Ich habe schon Revue passieren lassen, welche Entwicklungen im Social-Media-Bereich mich auf der Arbeit und in den Workshops in den letzten Monaten beschäftigt haben. Bei einigen großen und kleinen Medien habe ich so einige Dinge beobachtet, die 2020 geändert gehören. Hier sind einige Anregungen für eure Social-Media-Strategie im nächsten Jahr.
- Gebt Facebook nicht auf
In meinen Workshops lasse ich die Teilnehmer gerne Facebook-Airchecks machen. Sie analysieren dabei die unterschiedlichsten Medienmarken. Was auffällt: Nicht wenige Marken haben ihre Pages aufgegeben. Sie schleudern die Links zu ihren Artikeln raus, ohne groß die Nutzer anzusprechen. Meist agieren sie nachrichtlich, wenig empathisch, manchmal sogar lediglich automatisiert. Spätestens wenn nicht mal kontrolliert wird, ob bei Hochkantfotos die Gesichter abgeschnitten werden, ist das eine Beleidigung für die Nutzer. Wir dürfen nicht vergessen: 31% der Deutschen nutzen jede Woche Facebook, die meisten davon täglich. Selbst bei den Unter-30-Jährigen sind es sogar 48%. Nur Messenger haben eine größere Verbreitung. Wir haben bei der Rheinischen Post die Erfahrung gemacht: Es lohnt sich viel Mühe für die Bespieglung der eigenen Seiten zu machen. Unser monatlicher Social-Traffic ist auf Rekordkurs (ja, trotz Newsfeed-Algorithmus-Änderungen). - Gebt jedem Kanal einen eigenen Fokus
Einfach die Nachrichtenlage abdecken? Einfach das machen, was man schon auf Facebook macht? Social-Media-Kanäle funktionieren nicht (mehr), wenn man einfach alle eigenen Themen raushaut. Jeder Kanal braucht einen eigenen Fokus. Egal ob Plattform, Podcast oder Messenger-Format. Im besten Fall habt ihr für jeden Kanal einen Erklärsatz: Dieser beinhaltet das Thema, die Inhalte und welches Bedürfnis der Nutzer dabei gestillt wird. Das hilft euch bei der Auswahl der Themen und der Ausrichtung des Kanals. - Unterschätzt LinkedIn und Xing nicht
Beide Netzwerke haben in den letzten Monaten stark im Content-Bereich aufgerüstet. Es gibt nicht wenige Kommunikatoren, die ihre Themen weniger auf Facebook und mehr auf diesen Plattformen spielen. Bei der ganzen Aufmerksamkeit für Instagram, TikTok und Podcasts sollte noch mal dran erinnert werden: Für bestimmte Themenwelten sind LinkedIn und Xing wichtige und interessante Kanäle. - Kalkuliert eure Zeit realistisch
Im Kern einer guten Social-Media-Strategie steht eine realistische Einschätzung des eigenen Zeitbudgets. Oft scheitern Strategien nicht an mangelnden Ideen, sondern an einer halbherzigen Umsetzung. Die Frage ob man auf einer Plattform aktiv sein sollte oder nicht, sollte als von der eigenen Zeit abhängen. Manchmal ist es klüger, einem bestehenden Kanal mehr Aufmerksamkeit zu schenken, statt auf eine neue Plattform zu gehen. - Habt Spaß mit TikTok
„Sollen wir selbst auf TikTok aktiv sein?“ - „Was sollen wir eigentlich auf TikTok machen?“ — diese Fragen geistern gerade durch viele Redaktionen. Meine Punkte 1 und 4 geben schon Futter für eine mögliche Antwort. Derzeit sind wir bei TikTok in einer ähnlichen Phase wie bei Snapchat 2016, bevor Instagram den Story-Bereich kopierte. Nutzer der eigenen Medienmarke erreichen wir auf TikTok derzeit nicht - aber jetzt ist die Zeit zu beobachten, zu lernen und auszuprobieren. Es kann gut sein, dass dieses Wissen wichtig für digitales Storytelling wird. Vielleicht brauchen wir dieses Wissen künftig bei TikTok, vielleicht auch in einer anderen App. Den passenden Kontext zu TikTok liefert derzeit das Social-Media-Watchblog. In den letzten Ausgaben des Newsletters ging es auch um die gesellschaftlich-kritischen Fragen.
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Was sagst Du denn zu den moralischen Aspekten die aktuell bei facebook und TikTok vorliegen?
Hey Rouven, hatte dir ja schon auf deinen Facebook-Kommentar geantwortet. Für die Mitleser, aber auch hier noch mal die Antwort: Um sich mit der Kritik rund um Tiktok zu befassen, habe ich einen Lesetipp bei mir im Blogtext verlinkt. Und die Ambivalenz von Facebook ist natürlich auch ständig bei „Was mit Medien“ oder in meinen Kolumnen Thema.