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Ein Update zu „Was mit Medien“ und dem Tech Briefing
Egal ob in Düsseldorf oder Berlin, gibt es in diesem Jahr mehr Mücken? Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen so manche Nacht gestellt. Aber eigentlich möchte ich über zwei Themen berichten, die mich am Tag beschäftigen.
Hast du schon einmal den „Was mit Medien“-Podcast gehört, den ich zusammen mit Dennis Horn und Herrn Pähler moderiere? Dann habe ich eine persönliche Bitte: Nimm doch an unserer Umfrage teil.
Wir haben unseren Sendeplatz bei Deutschlandfunk Nova verloren und erfinden uns neu. Deine Antworten helfen uns dabei. In dieser Woche ist die erste eigene Podcast-Episode erschienen: Du kannst uns dabei zuhören, wie der professionelle Radio-Coach Christoph Flach mit uns ein neues Format entwickelt. Ein Podcast-Workshop im Podcast. Verrückt.
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Bei ThePioneer bin ich seit Anfang des Jahres Host des Tech Briefings. Jede Woche gibt es das Digitalisierungs-Update als Podcast und Newsletter. Schon jetzt bin ich Fan einer neuen Reihe: In der Female Founders Edition erzählen uns Gründerinnen ihre Unternehmensstory.
In dieser Woche gab es die zweite Ausgabe und Valerie Bures war bei uns. Sie ist eine der wenigen Gründerinnen in Deutschland, die ein zweistelliges Millioneninvestment erhalten haben: Und zwar für ihren smarten Fitness-Spiegel Vaha. Warum Glück beim Gründen eine großer Erfolgsfaktor ist, das nichts esoterisches ist, sondern auf einer Formel basiert, verrät die Informatikerin in unserem Podcast. Den findest du auf Spotify, bei Apple Podcasts und natürlich bei ThePioneer.de.
Schönes Feedback aus dem Publikum auf unserem Redaktionsschiff: „Wir haben die erste Ausgabe im Publikum gehört und wollten unbedingt persönlich dabei sein.“
In der Tat. Die erste Ausgabe kann ich euch gleich mitempfehlen: Kati Ernst & Kristine Zeller von Ooia, warum verzichten Sie auf Investoren und Offline-Handel?
Ein neues Kapitel für „Was mit Medien“
Vielleicht habt ihr es in unserer neuen Podcast-Ausgabe schon gehört, hier aber auch noch einmal in Ruhe ein paar persönliche Zeilen.
Journalisten berichten ständig und engagiert darüber, wie der Wandel andere trifft. Trifft er sie selbst, dann sind sie plötzlich wortkarg. Einige verweigern sich, andere schmollen. Es ist halt etwas anderes, wenn man drüber berichtet. Diese Beobachtung haben wir als „Was mit Medien“-Team in den letzten Jahren immer und immer wieder gemacht.
Jetzt trifft uns die Veränderung.
Am 13. August 2020 könnt ihr das letzte Mal „Eine Stunde Was mit Medien“ bei Deutschlandfunk Nova hören. Der Sender macht Platz für neue Inhalte und damit verlieren Herr Pähler, Dennis Horn und ich unseren Sendeplatz. Wir wollen jetzt nicht traurig sein, sondern die Veränderung als Chance begreifen.
Zugegeben: Gerne hätten wir weitergefunkt. Wie glücklich waren wir, als wir unseren Einzug bei Deutschlandfunk Nova 2012 bekannt gaben. Schon 2010, zum Sendestart von DRadioWissen (so hieß Nova ursprünglich), hatten wir von der Pressekonferenz berichtet und uns „on Air“ im Podcast gewünscht, dass wir eines Tages mal bei DRadioWissen senden möchten — weil es eben so gut passe. Wir lieben Nova immer noch. Wir freuen uns jetzt noch auf die letzten Sendungen. Unser Dank an das Nova-Team folgt zur letzten Sendung.
Ist die Geschichte von „Was mit Medien“ danach zu Ende? Das haben wir uns immer mal wieder gefragt. So auch jetzt. Und wir finden: Nein! Klar, Medienjournalismus ist immer auch Nische. Wir sind total stolz, weil wir bei einer Top-10-Auswertung der meist abgerufenen Sender-Podcasts mit einer Sendung auf Platz fünf gelandet sind. Regelmässig sind wir in der ARD-Audiothek im Bereich „Medien“ ganz vorne. Dann hat uns unsere Corona-Berichterstattung noch einmal gezeigt, wie wichtig der Blick auf die Medien ist: Die Digitalisierung wird schneller, viele Medien kommen (wirtschaftlich) nicht mit. Zeitungen und andere Medien müssen weltweit aufgeben. Der Finanzdruck wächst auch auf die hiesigen Redaktionen. Wir wollen weiter ein Begleiter für Medienwandel sein. Möglichst konstruktiv. Möglichst erkenntnisreich.
Wie geht es weiter? Die Reise beginnt, das Ziel müssen wir noch bestimmen. Zusammen mit euch. Ihr könnt uns bei der Reise begleiten. Wir machen den Podcast weiter und freuen uns, unser Blog und unsere eigenen Social-Kanäle wieder stärker bespielen können. Wie müssen wir „Was mit Medien“ im Jahr 2020 neu denken? Von welchen Zöpfen trennen wir uns? Was bedeutet eigentlich Medien heute? Können wir selbst ein Medien-Startup sein?
Wir laden euch zu dieser Reise ein: Abonniert unseren Newsletter. Dort werden wir euch auf dem Laufenden halten. Nicht nur über neue Podcast-Folgen, sondern auch wie wir uns neu erfinden. Wir begreifen die Veränderung als Chance. Seid ihr dabei?
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Foto: Dennis Horn, Daniel Fiene und Herr Pähler am Stand von Deutschlandfunk Nova bei der re-publica 2018.
Warum gibt es in Deutschland weniger Podcast-Hörer*innen?
In Deutschland ist der Anteil der Podcast-Hörer*innen unter allen Medienkonsumenten geringer als in den meisten anderen Ländern. Studien, Umfragen und Branchendebatten diskutieren diese Erkenntnis immer wieder. Warum ist das so — und vor allem: Was können Podcaster machen?
Ganz aktuell legt der Reuters Digital News Report den Finger in die Wunde: In allen beforschten Ländern haben 31 Prozent der Befragten in den letzten vier Wochen mindestens einen Podcast gehört (Vorjahr: 29 Prozent). In Deutschland liegt der Wert nur bei 24 Prozent (Vorjahr: 21 Prozent). Mit diesem Anteil landet Deutschland im Report ganz hinten.
Warum der Anteil im internationalen Vergleich geringer ist, kann ich nicht beantworten. Unsere Medienvielfalt und technisches Verständnis gehören meiner Meinung nach aber zu den Gründen.
Ein kleiner Exkurs in ein anderes Kapitel des Digital News Reports: Die Bereitschaft für digitalen Journalismus zu bezahlen. In Deutschland sind 10 Prozent der rund 2000 Befragten bereit, ihre virtuelle Kreditkarte zu zücken. Das sind zwar 2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, aber im internationalen Vergleich ist das sehr wenig. In den USA liegt der Anteil bei 20 Prozent, in Norwegen sogar bei 45 Prozent.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Gesamtangebot im Markt und der Bereitschaft zu zahlen:
First, we observe a very high proportion (40% in the US and 50% in the UK) who say that nothing could persuade them to pay. Many of these have low interest in news, or are sufficiently happy with the many free news sources available in these countries. But in Norway, where interest in news tends to be higher – and where free news is more restricted – only 19% say they couldn’t be persuaded.
Digital News Report
In Deutschland haben viele Verlage in den ersten beiden Internet-Jahrzehnten auf Reichweite gesetzt. Die Inhalte waren frei abrufbar. Erst in den letzten Jahren wird mit Plus-Angeboten ernsthaft experimentiert.
Bis die Zahlbereitschaft in Deutschland wächst, braucht es einen langen Atem. Denn: Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in Deutschland eine vielfältige Medienlandschaft. Wir haben einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, starke überregionale Presse und auch lebendige Lokal- und Regionalangebote. (Ja, ich weiß – die Vielfalt steht unter Druck, aber unter dem Strich ist die hiesige Medienlandschaft immer noch stärker als in anderen Ländern. Aber das ist eine andere Diskussion.)
Den gleichen Effekt sehe ich beim Podcast-Konsum. Deutschland hat eine sehr vielfältige Radiolandschaft. Es gibt bei uns 443 digitale und analoge Radiosender. Auch die Radionutzung ist weiter hoch. Im internationalen Vergleich ist die Dichte an Wort-Programmen ebenfalls höher. Selbst Popwellen bringen bei uns nicht nur Nachrichten, sondern auch Inhalte zwischen der Musik. In vielen anderen Ländern ist der Anteil an Music-Only-Wellen höher. Fazit: Das Bedürfnis an Wort wird bei uns eben auch durch den Radiokonsum gestillt.
Ein weiterer Grund ist: Das Hören von Podcasts ist für Nicht-Kenner*innen immer noch zu kompliziert. Zum Glück gibt es viele Verbesserungen seit der ersten Podcast-Welle vor zehn Jahren. Heute muss man kaum noch die URL eines RSS-Feeds in ein Extra-Programm kopieren, um einen Podcast zu abonnieren. Und wehe man hatte damals vergessen, seinen MP3-Player oder iPod zu synchronisieren, dann gab es unterwegs auch nichts zu hören.
Das Smartphone und bessere Datentarife sorgen heute für einen unkomplizierteren Zugriff auf Podcasts, aber das reicht noch nicht.
Spotify hat der Podcast-Szene einen guten Dienst erwiesen: Wer weiß, wie man Musik auf Spotify hören kann, kommt auch mit Podcasts klar. Aber auch nur innerhalb des Spotify-Universums. Wie Podcasts darüberhinaus funktionieren, lernen die Nutzer*innen nicht.
Vor einiger Zeit beklagte sich ein Journalist bei mir, der einen Podcast für eine junge Zielgruppe macht. Nicht alle öffentlich-rechtliche Sender bieten ihre Podcasts auf Spotify an. Dafür gibt es gute strategische Gründe, die entsprechen aber nicht der Sicht der Hörer*innen.
In der Regel ist das so: Wenn ich von meinem Podcast erzähle, öffnet mein Gegenüber Spotify, sucht den Titel und findet das Angebot nicht. Wenn ich erkläre, wie man den Podcast hören kann, schließt die Person Spotify und das Smartphone verschwindet wieder in der Tasche. „Ich höre Podcasts nur bei Spotify“, höre ich dann oft. Chance vertan.
Ein Podcaster im Gespräch mit mir
Es ist bequem, Podcasts auf Spotify zu hören. Nur: Nicht jeder möglicher Podcast-Hörer kennt und nutzt Streamingangebote wie Spotify. Gerade beim Blick auf ältere Zielgruppen gibt es ein großes Potenzial.
Was können Podcaster also machen?
Zum Beispiel: Neue Podcasts starten.
Wer einen Podcast starten möchte, sollte schauen, ob man ein Thema drauf hat, zu dem es noch keinen Podcast gibt. Wenn es dann auch noch Menschen anspricht, die bisher keine Podcasts hören, dann ist es umso besser.
Maria Lorenz, Podcast-Produzentin bei „Was mit Medien“.
Mir gefällt der Ansatz von Podcast-Produzentin Maria Lorenz, den sie bei einem Besuch bei „Was mit Medien“ äußerte: Neue Themen bieten eine gute Chance, die Gesamthörerschaft zu vergrößern.
Was aber noch wichtiger ist: Wir müssen Podcasts besser erklären.
Der skandinavische Podcast-Hoster Acast verlinkt auf allen Podcast-Seiten einen „How To Listen“-Erklärtext. Ein Beispiel findet ihr bei unserem Goldenen Blogger Podcast, den wir bei Acast hosten.
Podcasts hören ist nicht kompliziert — wenn man es erst einmal verstanden hat. Podcast-Anbieter sollten deswegen viel besser erklären, wie ihre Audios zu hören sind. Mit welchen Apps man Stammhörer werden kann und auch, wie diese zu bedienen sind. Kurze und gut erreichbare Erklärartikel sollten zum Pflichtprogramm gehören.
Ich habe mir auch vorgenommen, in Podcast-Workshops viel stärker auf dieses Thema einzugehen. Ich werde nicht nur stärker erklären, wie man Podcasts hören kann, sondern warum es wichtig ist, dies seiner Hörerschaft gut zu erklären.
Audio gehört am Ende nicht zu den zugänglichsten Darstellungsformen im Netz. Auch wenn man selbst total von Audio begeistert ist, dürfen wir nicht vergessen, die Funktionsweise unseren potenziellen Nutzern zu erklären.
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Telegram-Messenger wächst um ein Drittel
Zum Start in die neue Woche beeindruckt mich eine Zahl: Der unabhängige Messenger Telegram hat seine Nutzerzahl von 300 Millionen auf aktuell 400 Millionen erhöht — innerhalb eines Jahres. Täglich melden sich nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Nutzer an.
Im Vergleich zu WhatsApp ist das nur ein Bruchteil. Telegram ist aber inzwischen auch kein Nischen-Messenger mehr. Zum Vergleich: Der derzeit viel beachtete Videokonferenz-Anbieter Zoom hat rund 300 Millionen aktive Nutzer / Tag.
Das finde ich deswegen spannend, weil Telegram sich merklich zu einem interessanten Kanal für Medien und Unternehmen entwickelt. Als vor einem halben Jahr WhatsApp Newsletter nicht mehr duldete, haben einige Medien versucht, ihre Leser für Newsletter für andere Messengern zu begeistern. Oft folgten mehr zu Telegram als erwartet.
Es ist also ein guter Zeitpunkt, sich stärker mit Telegram als Publikationskanal zu beschäftigen.
Seinen neuen Nutzerrekord hat Telegram in einem Blogpost „gefeiert“. Darin gibt es einen kurzen Blick auf die sieben Jahre seit der Gründung und einen Blick nach vorne. Telegram kündigte einige Verbesserungen für die Mac-App an, neue Quizspiele, neue Sticker und: Video-Telefonie!
Video calls in 2020 are much like messaging in 2013. There are apps that are either secure or usable, but not both. We’d like to fix that, and we will focus on bringing you secure group video calls in 2020.
Telegram Blog
Telegram will als Videotelefonie anbieten, die sowohl nutzbar, als auch sicher ist. Im direkten Vergleich wirkt hingegen Facebooks Video-Offensive (siehe mein Blogtext von Samstag) inzwischen so, als habe Mark Zuckerberg Videotelefonie erfunden.
Wie ausgerechnet soziale Netzwerke social distancing verschlafen haben
Welche Rolle haben soziale Netzwerke in den letzten Wochen des social distancing gespielt? In der Zeit, als die Gesellschaft ihr Leben im Turbo-Modus digitalisierte? Die Antwort fällt ernüchternd aus: Sie haben keine Rolle gespielt.
Es war die Stunde der Video-Anbieter (Zoom, GoToMeeting, Facetime, Houseparty) und kollaborativer Arbeitsplattformen (Slack, Microsoft Teams) — aber über soziale Netzwerke haben wir nicht gesprochen. Es sei denn, es ging um den Kampf gegen Fake News.
Wenn man ein wenig darüber nachdenkt, wären in der Theorie soziale Netzwerke prädestiniert dafür, den neuen Alltag ihrer Nutzer zu unterstützen. Vor der Coronapandemie feierten sie sich, die Nutzer digital näher zusammenzubringen. Jetzt während der Pandemie sind keine neuen Anwendungsfälle aufgefallen, nach denen die Menschen stärker greifen oder die eine signifikante neue Rolle in ihrem Alltag spielen.
Jetzt die Überraschung. Facebook macht auch einen auf Zoom.
Mark Zuckerberg und sein Management muss die gleiche Beobachtung gemacht haben. Hinter den Kulissen gab es eine neue Marschrichtung. Zuckerberg hat in den letzten Wochen den Fokus auf drei Bereiche konzentriert. An erster Stelle stehen Video-Konferenzen. Er bezeichnet sie als „remote presence“-Anwendungen:
The three big areas that I’m very focused on right now are basically the products that are helping people stay connected better. I’m very focused on remote presence: being able to feel like you’re with a person even when you can’t physically be there. And then the small business work and the acute health response.
Mark Zuckerberg in einem Video-Call (Zoom?) mit Casey Newton
Die ersten Ergebnisse hat Facebook jetzt angekündigt. Die neuen Funktionen werden Stück für Stück international ausgerollt:
- Bei WhatsApp können jetzt bis zu acht statt nur bis zu vier Personen an einen Video-Chat teilnehmen.
- Bei Facebook Live kann ein Broadcaster künftig auch eine weitere Person dazu schalten (Auch der Spenden-Knopf wird für Livestreams freigeschaltet).
- Instagram Livestreams sind künftig auf dem Desktop verfügbar und können sowohl bei IGTV als auch in den Stories gespeichert werden.
- Messenger Rooms: Bis zum 50 Teilnehmer können per Webcam beitreten. Die Admins können die Rooms öffentlich oder geschlossen halten. Zunächst ist das Produkt über Facebook und Messenger erreichbar. Perspektivisch soll es auch eine Anbindung zu Instagram Direct und WhatsApp geben.
Mein Eindruck: Unter dem Motto „remote presence“ sind spannendere Angebote möglich. Facebook will mit diesen Ankündigungen signalisieren, das Thema Video-Telefonie nicht ganz verschlafen zu haben. Auf mich wirkt es aber nach der Botschaft „Hey, wir sind auch noch da“.
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