Nach Tag 1 und Tag 2 kam natürlich noch Tag 3. Hier habe ich euch auch noch ein paar Notizen mitgebracht.
Vorab aber ein Hörtipp: Zusammen mit Vera Linß und Herrn Pähler habe ich in „Was mit Medien“ bei DRadioWissen unsere akustischen Impressionen von der DLD ausgepackt. Das hat großen Spaß gemacht! Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die DLD in diesem Jahr politischer geworden ist. Zuletzt sprach der Gründer der Electronic Frontier Foundation, nachdem Jeff Jarvis (kurzfristig vom kleinen in den großen Raum verlegt) Anke Domscheit-Berg zu ihrem Buch „Mauern einreissen!“ Fragen stellte. Nachdem es um Freiheit im Netz und Geheimdienste ging, rieselten bunte Luftballone von der Decke. Dieser Kontrast. Das ist die DLD!
Mein Lieblings-DLD-Moment ereignete sich in diesem Jahr nach dem Vortrag von Hosain Rahman, der über das Fitnessarmband Jawbone sprach. Es meldet sich Verleger und DLD-Chairman Hubert Burda. Er hätte eine Frage zu seinem Jawbone Up Armband. Was ihn ärgern würde: Es sei kein Problem das Jawbone morgens vom Nacht- in den Tag-Modus zu schalten. Nach einem langen, harten Tag, würde er aber abends nicht mehr dran denken zurück in den Nacht-Modus zu gehen. Am nächsten Morgen ärgert er sich dann, dass sein Schlaf nicht richtig aufgezeichnet wird. Ob man da nicht was machen könnte. Ich hatte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass Hubert Burda neue Gadgets selbst so intensiv ausprobiert. Ich hätte gedacht, dass er die sich kurz fünf Minuten zeigen läßt und gut ist. Aber er scheint selbst neugierig zu sein. Hosain Rahman konnte Burda übrigens helfen. Im ersten Quartal kommt das neue Up-Armband auch in Deutschland auf den Markt. Das hat eine Auto-Schlaferkennung.
Sergei Lupashin, Fotokite, hat einen spannenden Quadcopter an einer Hundeleine vorgestellt. Klingt lächerlich, ist es aber nicht. Im Gegenteil: Dieser ist mit einer Kamera ausgestattet und läuft einfach an der Leine mit. Der Copter ist sehr einfach zu steuern, liefert aber Livebilder aus einer unheimlich coolen Perspektive mit. Du kannst die Perspektive der Kamera fernsteuern. So wird der Fotokite zum fancy Selfie-Device, oder zur einer Cam für schöne Atmo-Shots. Super auch für den journalistischen Einsatz. Die Crowdfunding-Phase läuft jetzt.
Yonatan Wexler, OrCam, hat eine sehr bewegende Demo eines Wearables (Technik, die getragen werden kann) gezeigt. Die OrCam sieht ähnlich wie Google Glass aus, liest dir aber den Text vor, auf dem du mit deinem Finger zeigst. Blinde können so Zeitung vorlesen lassen, hören, welche Milch sie aus dem Kühlschrank greifen, oder welche Farbe die Ampel aktuell hat. Was im Werbevideo noch nett anzusehen war, hat mich in der echten Demo auf der Bühne ziemlich beeindruckt.
Hosain Rahman, Jawbone, hat uns verraten, was nach dem Internet der Dinge kommt: The Internet of You. Jawbone baut einen Gesamtdatenindex aus diesen Kontexten: Aktivitäten (Laufen, Schlafen), Biometrik (Temperatur, Puls) und unserer Identität (Fingerabdruck, Stimmung, Musik die wir hören). Die Kontexte werden noch durch Zeit und Umgebung (Ort, Wetter) ergänzt. Dies bezeichnet er als 24/7 Daten die ein komplettes Bild von uns ergeben. In einem Beispiel hat mich gewundert, dass sie nicht nur Schritte oder Schlaf messen, sondern auch wissen, wieviele Worte wir sprechen. Funfact: Männer schlafen im Schnitt 20 Minuten weniger als Frauen. In Deutschland wird im ersten Quartal eine neue Version auf den Markt kommen und dort gibt es eine automatische Schlaf-Erkennung.
Ankur Jain, Humin, hat eine spannende App vorgestellt, die für Linkedin- & Smartphone-Adressbuch-Programmierer eine Herausforderung herstellen wird: In dieser App kann ich meine Kontakte verwalten und das möglichst einfach. Gegen den „wie hieß die Person noch mal“-Moment gibt es eine Suche nach Wohnort oder dem Moment, zu dem ich die Person traf. Ich kann aus der App heraus auch Nachrichten oder Facebook-Messenges schreiben oder Anrufe tätigen. Humin will auf ein einfaches Handling und auf Sicherheit setzen. Kontakte sollen „menschlicher“ werden. Ich kann mir vorstellen, dass dies eine App wird, die wir demnächst alle nutzen werden, wenn Humin noch etwas am Interface arbeitet. Die Einführung ist visuell beeindruckend, aber das tägliche Interface hat noch ein paar Schwächen. Aktuell läuft ein begrenzter Betatest. Natürlich.
Werner Vogels, CTO bei Amazon, weist darauf hin, dass seine Firma nicht zum PRISM-Programm gehört. „Das erste Mal, dass ich glücklich war, dass wir nicht bei einem Diagramm mit aufgeführt wurden.“ Er zog den Vergleich: Wenn du nicht möchtest, dass in dein Haus eingebrochen wird, musst du nicht mit Anwälten arbeiten, sondern mit einem guten Schloß. Amazon würde sehr stark an Sicherheitsmechanismen arbeiten, um die Cloudumgebung für die Kunden zu schützen.
John-Perry Barlow, Founder der Electronic Frontier Foundation, erinnert uns daran, dass wir alle eine digitale Schleimspur hinter uns herziehen. In den letzten zehn Jahren sind in den USA mehr Leute durch herabfallende TV-Geräte getötet worden, als durch einen Terroranschlag.
(Foto: der-eventfotograf.de / Quelle: Social Media Club München bei Facebook)
Am Rande der DLD hat wieder das traditionelle Bloggertreffen stattgefunden. Vielen Dank an Klaus Eck und seine Kollegen und Partner für die Organisatoren. Ich habe wie immer viele gute alte Bloggerbekannte getroffen, die ich schon lange nicht mehr getroffen habe. Hier seht ihr (von links) Lea Weitekamp und Luca Caracciolo von T3N, Philipp Roth (bzw. twittert vor allem hier) von allfacebook.de, Franziska Bluhm von der WirtschaftsWoche Online, Johannes Lenz von Akon360 und Wolfgang Würth von Daimler. Hiermit seien euch diese Leute empfohlen auf Twitter zu folgen – sozusagen eine Foto-Leute-Blogrolle.
Kommentiert