Jetzt ist Nacht-der-Museen-TV Geschichte! Aber was für eine. Ich bin mir sicher: Events sollten in Zukunft auf ein moderiertes Begleitprogramm setzen, statt unkommentiert ein Live-Event zu übertragen. Bei der Nacht der Museen in Düsseldorf hat das in diesem Jahr schon gut geklappt. Schon vor dem Start kamen ganz neugierig interessierte Fragen aus vielen Ecken. Sogar der Oberbürgermeister ist während der Sendung dann noch vorbeigekommen und hat sogar seinen Kulturdezernenten mitgebracht.
Die Vorgeschichte
Was das NRW-Forum im Social-Media-Bereich macht ist spannend und beispielhaft für ein Museum! Direktor Werner Lippert twittert und facebookt selbst – auf der Site werden die Social-Media-Kanäle vorbildlich eingebunden. Als 1.000. Twitter-Follower wurde ich von Werner Lippert zum Mittagessen eingeladen und es stieß auch noch Thomas Knüwer dazu. Wir diskutierten dessen Idee zu Nacht-der-Museen-TV und schnell stand fest: Wir entwickeln unsere „Blogger des Jahres“-Übertragung weiter und machen daraus ein Projekt zusammen mit dem NRW-Forum.
Die Umsetzung
Thomas hat mit Carolin Buchheim durch die vierstündige Sendung geführt. Es gab viele Gäste: Es spielte die Impro-Theater-Gruppe Lauter (nach Vorgaben, die via Twitter eintrudelten), es talkten der Düsseldorfer Künstler Stephan Kaluza, die Elektronik-Band Kreidler, ZEE (beide haben nebenan mit iPhones und iPads Konzerte performt und bei uns drüber gerdet), die Rheinische Post Kulturchefin Annette Bosetti, Rhinebuzz-Bloggerin Caroline West (macht englischsprachige Führungen durch das NRW-Forum) und viele mehr! Ich möchte mich aber auch noch ganz besonders bei Markus Hündgen (lest auch seinen Blogartikel: „Wie das NRW-Forum zum Fernsehsender wird„) bedanken, da er die komplette Technik organisiert / geplant hat. Beim Stream haben wir mit der Düsseldorfer Firma Code One zusammengearbeitet – die haben einen grandiosen Job gemacht. Vielen Dank auch an deren beteiligte Partner und angeschloßenen Anstalten. Meine Aufgaben bestanden in der Realisierung der Webseite, der Redaktion der Talkshow und im Außenreportieren …
Unser Außenreporterabend
Herr Pähler und ich freuten uns riesig, endlich mal wieder Video machen zu dürfen (der Video-Podcast ist schon drei Jahre her!) Unser Job war es, mit einem tollen Auto und einer Kamera durch die Stadt zu fahren, um die Stimmung rund um die Nacht der Museen einzufangen. Wir wurden dabei vom VJ Arne gefilmt, der via UMTS-Rucksack mit dem NRW-Forum verbunden war. Die Zusammenarbeit mit ihm hat viel Spaß gemacht!
20:05 Uhr Schalte 1 – Hallo vom Grabbeplatz
Herr Pähler und ich waren bereit, uns in die Nacht zu stürzen! Wie jeder ordentliche Besucher der Nacht der Musenn, wollten wir unsere Karten an der zentralen Kasse am Grabbeplatz abholen. Wie schnell wir uns doch mit der Kamera im Schlepptau und mit Mikro bewaffnet in der Schlange vordrängeln konnten. Doch: Wir hatten uns an der falschen Kasse angestellt – unsere reservierten Tickets waren ganz wo anders …
20:25 Uhr Schalte 2 – Auf einen Apéritif im Louis Vuitton Store auf der Kö
Wenn wir schon mit Fahrer und Audi unterwegs sind, mußten wir doch dafür sorgen, dass unser Museumsdirektor während der Nacht der Museen in seinem Museum anwesend ist. Also holten wir ihn von einem Dinner im Louis Vuitton Store auf der Kö ab. Der Store wird gerade umgebaut und Louis Vuitton nutzt die Gelegenheit um den Bauzaun mit dem Kunstprojekt „The Traveller“ von Hans-Peter Feldmann zu schmücken. Louis Vuitton Deutschland-Chef Tom Meggle zeigte uns die Kunst und Herr Pähler entlockte ihm noch ein paar Gewinne für unsere Zuschauer – wozu waren wir schließlich auf der Kö!
20:50 Uhr Schalte 3 – „Und warum sind Sie nicht bei der Nacht der Museen?“
Manchmal habe ich in Düsseldorf den Eindruck, aus der längsten Theke der Welt ist der längste Junggesellenabschied geworden. Herr Pähler und ich meldeten uns aus der Altstadt um „interessierte Kneipengänger“ zu fragen: „Und warum sind Sie nicht bei der Nacht der Museen?“ – Wie stießen dabei auf eine Gruppe Mädels aus dem Saarland. Ob sie noch in das Kirchen- oder Kirschenmuseum wollten, das verstanden wir nicht. Nach dieser Außenschalte war das Barvermögen von Herrn Pähler jedoch komplett verbraucht.
21:10 Uhr Schalte 4 – Im Keller bei Herrn Akcit
Endlich trafen wir unseren ersten Künstler. Am Carlsplatz fanden wir im Souterrain das Atelier von Herrn Akcit. Ein liebenswerter Mann. Er zeigte Herrn Pähler, wie er an seinen Kunstwerken arbeitet und berichtete mir, dass er sein letztes Werk im Jahr 2009 verkauft hat. Krise halt. Sein Atelier ist an jedem Sonntag geöffnet. Als Abschiedsgeschenk gab er uns handsignierte Poster mit.
21:35 Uhr Schalte 5 – Frau Ackermann erklärt uns Kunst
Das K21 gehört zum Pflichtprogramm bei der Nacht der Museen. Im Foyer trafen wir auf die neue Direktorin Marion Ackermann. Wir fragten sie, ob sie unseren Zuschauern und uns nicht eine Führung geben kann. Sie erklärte uns Kandinsky, die Wirkung von Räumen und Kontrasten. Ein Erlebnis!
22:15 Uhr Schalte 6 – Eine Nacht in Flingern
In Flingern ist Düsseldorf ja ein wenig wie Berlin. Off-Broadway-mäßig haben wir auch in Flingern ein „Nebenprogramm“ zur Nacht der Museen erwartet – schließlich gibt es ja auch einige Galerien. Aber nix. Ostwestfale Herr Pähler war enttäuscht. So saßen wir auf einer grünen Bank ganz alleine in Flingern und machten uns Gedanken über Kunst. Im Theater Flin haben wir nur eine Schauspielerin getroffen, die gerade ein Stück über James Bond gespielt hat. Sie wußte aber auch nicht, wo wir um diese Uhrzeit noch Kunst finden.
22:45 Uhr Schalte 7 – Flingern Reloaded
Wir fanden immer noch keine Kunst. Wir standen vor einer verschloßenen Galerie und waren echt froh, als uns unser Fahrer Oliver abgeholt hat. Wir haben beschloßen: Oliver ist der beste Fahrer der Welt!
23:00 Uhr Schalte 8 – Kunsthalle
Herr Pähler und ich wollten auch Kunst erklären und interpretieren. Also fuhren wir in die Kunsthalle. Unser Versuchsobjekt war die Ausstellung „Neue Perspektiven – Seen from Here“ vom Schweden Matts Leidstram. Bei ihm geht es um Landschaftsmalerei in unterschiedlichen Kontexten. Herr Pähler und ich waren uns zum Schluß der Schalte einig: Die Ausstellung haben wir toll erklärt.
23:20 Uhr Schalte 9 – Brause in Bilk
Per Twitter kam der Alarm: Wir müßten sofort nach Bilk! Dort steppe der Bär rund um die Brause an der Bilker Allee! Dort ging es im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst – als wir kamen, war der Weltrekord geschafft: Die Bilker haben mit 101 Meter die längste Wurst der Welt gegrillt – mit Erfolg! Und das wurde ordentlich rund um die Brause gefeiert.
23:55 Uhr Schalte 10 – vor dem NRW-Forum
Herr Pähler und ich konnten nicht mehr! Wir saßen vor dem NRW Forum in den Liegestühlen und blickten auf die großen Leinwände, die zuvor das iPhone-Konzert zeigten, und hielten dabei unsere Füße in die Luft. Was für ein Abend! Kunst von Herrn Akcit bis Kandinsky. Vom Keller bis in die Spitze des K21. Feiernde Leute in der Altstadt, Erholung auf einer Bank in Flingern. Und am Ende ging es noch um die Wurst. Als wir zurück im Studio vom NRW-Forum waren, hatten wir viel zu erzählen.
(Fotos folgen noch)
Update: Studiogast Caroline West hat in ihrem Blog auch über The Long Night of Museums geschrieben.
Update 2: Markus Hündgen hat auch einen Nachbericht geschrieben.
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