Die guten alten Radio-Communities – sollen Sender sich eine eigenen aufbauen oder auf den großen Plattformen engagieren? Eine spannende Frage, zu der ich das passende Panel beim Radiocamp 2010 moderieren konnte. Darüber habe ich ja schon geschrieben (hier oder hier), jetzt gibt es aber auch das Video von der Veranstaltung. Viel Spaß.
radiocamp 2010
#radiocamp2010 – 15:00 Uhr – Community — Selber aufbauen oder auf den großen Plattformen engagieren?
15:00 Uhr — Community — Selber aufbauen oder auf den großen Plattformen engagieren? Eine Runde mit Oliver Ueberholz (mixxt.net), Michael Praetorius (NOEO), Alexander Rustemowski (bigFM), Vanessa Vos (Tobit), moderiert von Daniel Fiene (wasmitmedien.de) (Saal 1)
Diese Diskussion habe ich selber moderiert, weswegen ich hier keine Notizen habe und auch schlecht eine inhaltliche Bewertung vornehmen kann. Was mich aber sehr gefreut hat: Die Panel-Gäste waren sehr schön konkret und haben wirklich aktuelle Probleme und Herausforderungen in Sachen Community angesprochen. Wir konnten viele Themen streifen und es blieb am Ende sogar noch Zeit für das Thema Datenschutz. Bei 1000 Mikes gibt es aber die Audio-Fassung zum Nachhören.
Hier ein paar Tweets rund um das Panel:
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MelmacAsylant: Dezentrales Arbeiten eines harten Kerns: Beispiele für winzige Plattformen mit großem Erfolg. Applaus für Mixxt-Mann Ueberholz #rc2010 #
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#radiocamp2010 – 17:00 Uhr – Radio im Umbruch: Wie kann Radio erfolgreich sein?
17:00 Radio im Umbruch: Wie muss sich ein Radio heute und morgen aufstellen, um erfolgreich zu sein? Lokal oder global, Mainstream oder fokussiert in der Nische? Ein kontroverse Diskussion zum Abschluß eines langen Tages mit Maik Nöcker (QUU.FM), Gunnar Hamel (Radio Energy) und Kay Oberbeck (Google) und Berthold Brunsen (Radio Bremen Media).
- Brunsen: Wir müssen von dem Gedanken weg, dass wir ein Sender sind der Programm macht und das in’s Netz verlängert. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass unsere Inhalte so genutzt werden können, dass es auch die Hörer erreicht. Da ist UKW noch die tragenste Komponente – aber wir werden in ein paaar Jahren ein ganz anderes Radio haben.
- Nöcker: Wir lassen das Lokale weg. Wir verstehen das Internet als globale, spannende Kommunikationsplattform. Erst dachten wir, wir brauchen nur gute Musik und coole Moderatoren. Dann haben wir festgestellt, dass Internetradio und Radio im Internet komplett unterschiedlich ist. Deswegen haben wir Moderatoren, die sich weltweit in das Programm einklinken, wenn etwas passiert. Wir haben Leute in Tokio, New York oder Frankfurt.
- Oberbeck: Das geile am Internet ist, dass das Internet eine Plattform für eine kleine Nische, sondern auch für den Massenmarkt bietet. Toll ist ja, wie sich das Thema Online-Video entwickelt hat. Siehe YouTube oder Sevenload. Beim Radio ist das ja hier in Deutschland. Die Produktionskosten sind immens runtergegangen, was natürlich gut ist. Streamingkosten sind so runtergegangen, dass jetzt jeder einen eigenen Fernsehsender gründen kann.
- (Moderator: In zwei Jahren soll es eine Währung für Online-Audio geben – haben wir ja heute gelernt.)
- Oberbeck: Online kann in der Werbung viel ausprobiert werden – besser als im Fernsehen, dass gleich viel mehr kostet. Außerdem kann Online-Werbung viel besser getrackt werden. Bei der Online-Werbung testen auch wir viel: Wie lang darf so ein Clip sein und wo steigen die Nutzer aus… den Stein der Weisen haben wir auch noch nicht gefunden.
- Nöcker: Aber Youtube ist nicht die kleine Schwester vom Fernsehen. Internetradio ist auch nicht der kleine Bruder vom Radio. Wir haben einen Monat klassische Vermarktung getestet. Das hat dazu geführt, dass wir nach zwei Wochen fast die Hälfte der User verloren haben. Nach 1 1/2 Monaten haben wir die erst zurückbekommen. Wir sind froh, dass wir jetzt auf individuelle Markeneinbindung setzen. Es kann nicht sein, dass bei uns der gleiche Spot läuft, wie im Lokal- oder Regionalradio.
- Brunsen: Die Brands/Formate werden sich ändern. Da sind Sender wie Energy im Vorteil. In der ARD haben wir Marken die Traditionsleuchttürme. Funktioniert aber der Sender auch im Internet? Oder sind es nicht andere Formate wie die Sportschau, die die Leute mehr ansprechen? Das heißt: Die Marke im eigentlichen Medium müssen wir in Frage stellen. Das müssen die öffentlich-rechtlichen Sender genauso machen wie die Privaten.
- Nöcker: Erst haben wir durch die Presse viele Aufmerksamkeit bekommen und jetzt läuft vieles über virales Markething.
- Oberbeck: Zum Thema Branding ist natürlich wichtig – denn beim Stichwort Online-Radio gibt es viele Millionen Funstellen.
- Brunsen: Eine Marke muss verlässlich sein – das heißt sie wird glaubwürdig, wenn sie das macht, wofür die Nutzer sie kennen.
- Oberbeck: Hatte den falschen Sender eingestellt und da war ich direkt wach – Radio wirkt also. Selbst meine Tochter mit 10 Jahren kennt schon ihren Online-Radiosender.
Bei 1000Mikes gibt es einen Audio-Mitschnitt.
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