Ich habe mich noch kein bisschen zum Urheberrecht geäußert. Es hat mich auch noch niemand gefragt. Dabei hebe ich seit 15 Jahren ur. Wenn mich jemand gefragt hätte, hätte ich gesagt, dass man natürlich für einen guten Text bezahlen soll. Gleichzeitig gibt es bestimmt das Problem, dass Texte geklaut werden. Schon Goethe mied eine Karriere als freier Schriftsteller, weil ihm die ganzen Raubdrucke seiner Werke lästig waren. Lieber ließ er sich von einem Provinzfürsten aushalten. Begehrte Sachen werden eben gerne geklaut. Man kann das verfluchen. Ich habe aber seltsamerweise noch nie einen Kollegen getroffen, der sich darüber beschwert hat, dass so viele Raubdrucke seiner Bücher im Umlauf seien. Ich habe überhaupt schon lang keinen Raubdruck mehr gesehen. Früher gab es das tatächlich, ich erinnere mich, dass illegal gedruckte Auflagen von Günther Wallraffs „Ganz unten“ in Kneipen angeboten wurden. Aber das ist lang her. Heute fühlt sich kein Verbrecher mehr zu der Straftat hingezogen, Bücher im großen Maßstab zu kopieren, nicht einmal die Muschibücher von Charlotte Roche. Das empfinde ich persönlich als das viel größere Problem: Niemand will mehr meine Texte klauen. Kein Schwein will mein geistiges Eigentum entwenden. Wenn das geschähe, würde ich mich unglaublich aufregen und die Politik, Europol und sonst wen auf den Plan rufen, um dem Dieb meine Texte abzujagen. Ich würde Petitionen unterschreiben. Aber bitte klaut sie doch erst mal! Ich lasse den Text jetzt hier einfach mal stehen, gucke weg und gehe eine Runde um den Block. Er ist nicht einmal abgeschlossen. Es ist ganz einfach. Ja? Bitte!
Lieber Tillmann. Wir kennen uns nicht. Ich lese dich nur immer. Wenn ich Freitags reise und Zeitung lese, lese ich immer deine Kolumne in der Weekendagenda in der FTD. Ich hasse Textklauen. Du im Grunde ja auch. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, weil ich deinen Text aus einen der letzten Wochen für mein Blog geklaut habe. Es geht nur um das Prinzip — Daniel.
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