Ich weiß nicht ob der Palast der Republik mit Asbest verseucht war. So stark, dass er über Nacht evakuiert werden mußte. Ob man den Palast der Republik stehen lassen sollte oder ob das Schloß nicht mehr Recht hat, dort wieder stehen zu dürfen. Der Palast der Republik war ja nur 60 Jahre da. Oder deswegen gerade besonders? Berlin nimmt Abschied. Die einen mehr, die anderen weniger. Bevor im Oktober oder Dezember die Abrißbirnen anrücken gibt es Kunst. Und was für welche. Man hat kurzerhand einen Berg im Volkspalast errichtet. Der Berg als Versuch, diesen Ort zum letzten Mal zu einem Schauplatz der Utopie und utopischer Akteure zu machen. Rings rum soll alles in Frage gestellt werden. Zudem gibt es zum letzten Mal Einblicke in das, was vom Palast der Republik noch übrig geblieben ist.
Ich war schockiert! Der Rundgang zeigt einen Berg – wie versprochen. Dann gab es Videos, Modelle und Zeichnungen im Rundgang von Menschen, die eine Alternative zum geplanten Schloss haben. Architekten, die eine andere Vision haben. Aber wo ist der Berg? Warum dafür Eintritt zahlen? Blicke gab es auf den Volkspalast. Aber mit Distanz. Dennoch wurde alles gut. Dennoch bin ich begeistert.
Dann kam der Vorplatz mit dem Italiener und seinen Pizzen. Ein monotoner elektronischer Beat beschallte die Sofas, Tische und Menschen. Hinter einen Tresen standen Pizzabäcker mit Bergwachtjacken. Sie riefen auf Italienisch die Namen der Pizzen zum Beat der Musik ins Mikro. Ganz persönlich zubereitet und ausgerufen. Dahinter eine Haltestelle für die Auffahrten zum Berg. Aktionskunst 1A. Was nach dem Rundgang folgt hat mich total gefesselt. Wer noch die Gelegenheit hat, darf sich dieses Kunstspektakel und die Besuchsmöglichkeit nicht entgehen lassen. Das ist ein freundlicher Befehl. Es gilt den Gipfel zu erklimmen. Vom Hofe mit dem Italiener wird man vom Bus abgeholt. Eingeteilt in Gruppen, fährt man in Richtung Gipfel. Bis ein tragisches Unglück geschieht. Das Leben des Bergsteigers ist halt kein Ponyhof. Die Gruppen teilen sich in Pilger, die den Pilgerweg nehmen werden, Philosophen, die den Philosophenweg beschreiten werden und Bergsteiger, die den Bergsteigeraufstieg zu meistern haben. Eine Stunde dauert der jeweilige Aufstieg. Mein Weg führt durch eine dunkle Schlucht in einen Raum mit Schlitzen. Ich sehe Menschen auf Rädern, die Fragen stellen. Mir geht es gut. Ich muß eine Frage stellen. Wir wandeln durch schmale Gassen mit verfeuerten Bäumen und kleinen Teichen. Es gibt Ausblicke auf den Volkspalast – ganz ohne Distanz – ganz ruhig, nicht laut. Und dann eine Wort-Karaoke. Eine Audiotour um das Gebäude mit Hörspiel über Berge und Weganweisungen, auf welche Blumen man achten muß. Am Ende hat es geregnet. Als gehörte es zum Programm. Da bin ich mir gar nicht so unsicher. Wir saßen auf einem kleinen Plateau und schauten dem Kettenkarussel auf dem Vorplatz zu, wie es im Regen seine Runden drehte. Im Hintergrund die neu aufgebauten feinen Gebäude, als könnten sie aus Plastik sein.
Welchen Weg ich nahm verrate ich nicht. Die anderen möchte ich irgendwie auch noch erleben. Dieser Rundgang war sehr beeindruckend. Noch bis zum 26. August werden Bergtouren angeboten. Wer in Berlin ist, darf sich dies nicht entgehen lassen. An einigen Tagen entfallen die Aufstiege. Termine gibt es auf der Homepage des Volkspalasts.
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