Wie man sich im Coffee House richtig verhält steht im Top 5 Blog. Gefunden in den Kommentaren von Matthias.
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Youtube ist die neue Podcast-Plattform
🆒 Wir erleben die 3. Podcast-Generation
💬 Am Montag betreute ich einen Podcast-Workshop in einem frisch eröffneten Digitallabor des Auftraggebers. Labor? Obwohl Podcasting schon ein altes Eisen ist, gibt es trotzdem noch viel zu forschen und zu entwickeln, dachte ich, als wir in der Einführung eine Chart mit den größten Podcast-Plattformen in Deutschland diskutierten. Auf Platz 2 nach Spotify: Youtube.
🎧 Vor 20 Jahren ermöglichte Apple mit iTunes die erste Podcast-Generation. Ungefähr seit 2016 prägte Spotify die zweite Podcast-Generation und gerade schließt sich die dritte Generation nahtlos an – auf Youtube. Stundenlang werden Podcast-Gespräche konsumiert. Es gibt Formate, die es abseits von YouTube gar nicht gibt. Sie bezeichnen sich trotzdem als Podcasts. Hier finden Youtube-User zum Podcasting, die bisher nicht geträumt haben, sich mit dem Podcast-Hören zu beschäftigen.
Dieser Text ist zu erst in meinem persönlichen Newsletter erschienen.
Lust am nächsten Wochenende auf Inspiration für die neue Woche?
🔄 Was sich ändert 👉
- 📺 … für die Konsumierenden: Podcast abspielen? Auf den Play-Button des Youtube-Players klicken. Andere Episoden auswählen? Die gibt es im Youtube-Channel. Einen Podcast abonnieren? Einfach dem Channel folgen. So lernen diejenigen Podcasts kennen, die sie bisher noch nicht gehört haben. Ihre Lieblingsformate prägen, was für die neue Nutzerschaft ein Podcast ist. Egal, ob es die Formate auf anderen Plattformen oder via RSS gibt.
- 🌐 … für die Plattformen: Youtube nimmt den Podcast-Konsum seiner User dankend an. Die langen Formate sind gut für das Werbegeschäft. Ansonsten sucht Youtube noch nach passenden eigenen Podcast-Funktionen, um auf diese user-getriebene Entwicklung zu reagieren. Spotify will sich nicht abhängen lassen und pusht das Thema Video extrem. Budgets fließen weniger in Exklusiv-Formate wie Fest & Flauschig, sondern in Video-Podcasts.
- 🎙️… für Podcast-Producer: Muss ich mit meinem Podcast auch auf Youtube auch auf Youtube sein? Die seit Jahren gestellte Frage beantworte ich jetzt mit Ja. Die Video-Ergänzung macht zwar noch mehr Arbeit, aber wir werden an den Punkt kommen, an dem für einen großen Teil der Podcast-User gilt: Wen es den Podcast nicht auf Youtube gibt, existiert er auch nicht.
🎁 Die dritte Generation vs. 20 Jahre Podcasts 👉
🚀 Eine tolle Entwicklung für Podcasting — und das zum Jubiläum! “Podcasts sind gekommen um zu bleiben” ist mein Fazit zum Zwanzigjährigen. Das habe ich für die aktuelle Ausgabe der m&k – Das Magazin für markt & kommunikation in einem Longread gezogen. Mein Lesetipp für diesen Sonntag – es gibt auch eine Onlinefassung (für Abonnenten).
👓 Das NY Mag titel: How Youtube Ate Podcasting – der Kern:
Podcasting hat sich von einem rein audiobasierten Medium zu einem videobasierten Format entwickelt, wobei Plattformen wie YouTube mittlerweile die bevorzugte Wahl, besonders bei jüngeren Zielgruppen, sind, die Podcasts zunehmend wie TV konsumieren. Angetrieben durch soziale Medien wie TikTok und andere Kurzvideo-Formate gehen Podcast-Clips viral, was neue Hörer anzieht und die Art verändert, wie Podcasts entdeckt und genutzt werden. Diese Entwicklung bietet Wachstumsmöglichkeiten, birgt jedoch die Gefahr, dass die Unabhängigkeit der Podcast-Welt schwindet, da Creator zunehmend von zentralisierten Plattformen wie YouTube und Spotify abhängig werden, was die Machtverhältnisse in der Branche verschiebt.
📨 Wie können Podcasts Youtube strategisch nutzen? Lasst uns dranbleiben. In den nächsten Wochen könnt ihr mit mir viele Facetten in meinem Podcast-Strategie-Newsletter entdecken. Den verschicke ich donnerstags. Wenn du den bekommen möchtest, melde dich hier an.
📅 Podcast & Youtube — meine neuen Workshops 👉
Passend zu unserem Thema habe ich auch eine neue Workshop-Reihe entwickelt.
- 🎉 Die Webinar-Premiere meines neuen Themas gebe ich am Mittwoch (11. Dezember) um 17 Uhr. Es gibt die Hintergründe des Trends, Best-Cases und Workflows für eine Videofassung eures Podcasts. Live- & Aufzeichnung-Tickets gibt es in meinem Blog-Kiosk — zur Premiere zum halben Preis (49,50 Euro).
- 🧑🏫 Für die Medienbox NRW gebe ich das Webinar am Donnerstag (12.Dezember 2024) um 18 Uhr. An diesem Termin schauen wir uns das Thema auf dem Einsteiger-Level an, ihr könnt euch kostenlos für das Webinar anmelden.
- 🏫 Zusammen mit der Akademie für Publizistik in Hamburg habe ich einen Tagesworkshop entwickelt, den wir 2025 zwei Mal anbieten. Einmal am 30.04.2025 vor Ort in Hamburg und am 03.09.2025 in der Zoom-Variante.
KI im Alltag — mein Tagebuch (1)
📖 Liebes KI-Tagebuch, rund um das Podcast-Jubiläum ist mir aufgefallen: Wir produzieren Podcasts noch genauso wie vor 20 Jahren. Doch das ändert KI gerade. Der Schnitt geht weg von den Hüllkurven, hin zum geschriebenen Wort. Wir editieren Texte, wie wir es in Word gelernt haben. KI-Filter perfektionieren den Klang jeder Aufnahme – weg mit der Bettdecke im Altbau. Lebenszeit sparen wir durch den automatischen Schnitt aller Ähms und Verhaspler. Toll!
🗣️ In dieser Woche habe ich ein Webinar zum Thema Voice-Over und Übersetzungen mit KI geben. Eine Demo will ich euch zeigen. Dieses kurze Video habe ich mit HeyGen und BlipCut automatisch übersetzen lassen. In beiden Fällen sind die Ergebnisse des Englisch-Daniels (hier via BlipCut, hier via HeyGen) in diesen kostenlosen Testvarianten (ohne besonderem Training) gespenstisch gut.
🛎️ Perplexity ist mittlerweile meine Alltags-KI. Sie sucht für mich, bringt mich bei Themen auf Stand oder gibt gute Tipps für kalte Adventssonntage in Düsseldorf – ich hätte sonst verpasst, dass es in Düsseldorf ein Pillebachtal zum Spazieren gibt. Was ich beobachte: ich besuche die Quellen der Ergebnisse viel häufiger als die Treffer meiner Google-Suchen. Ob das befürchtete Trafficsterben durch KI am Ende gar nicht kommt?
Die nächste Folge gibt es in meinem Newsletter
Eine kleine Vorschau auf die Dezember-Themen
Nach der US-Wahl: Momentum für die Mikroblogosphäre
Alle sprechen über die neue Rolle von X. Nach der Wahl hat Elon Musk sich als einer der einflussreichsten Akteure der US-Politik etabliert. Seine engen Verbindungen zu Trump und der strategische Einsatz von X haben ihm nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch erheblichen politischen Einfluss verschafft. In diesem Licht betrachtet, hat sich Musks Übernahme von X ausgezahlt – auch wenn seine ehrgeizigen Pläne, X zu einer „Everything-App“ umzuwandeln, noch nicht realisiert wurden. Eigentlich hätte bis jetzt ein integriertes Bezahlsystem Teil der Plattform sein sollen.
Die neue Rolle von X wird heiß diskutiert, meiner Meinung nach aber überbewertet. Ja, Trump nutzt die Plattform wieder intensiv und macht sie damit für einige Akteure unverzichtbar. Doch das ist nicht neu. Schon während seiner ersten Amtszeit dominierte das alte Twitter mit jedem Trump-Tweet den Nachrichtenzyklus. Die Geschichte wiederholt sich hier.
Allerdings führt die zunehmende Nähe von X zur Trump-Administration und unpopuläre Änderungen wie die Schwächung der Blockierfunktion – blockierte Nutzer können weiterhin Beiträge sehen – dazu, dass viele Nutzer nach neuen Mikroblogging-Plattformen suchen. Am Tag nach der Wahl verlor X Berichten zufolge etwa 281.600 Nutzer. Für viele ist die Plattform, die schon vor dem Launch von Threads in Deutschland an Schwung gewann, die erste Wahl: Bluesky.
Bluesky profitiert und erfährt viel Zuspruch. Die Plattform meldete einen Zuwachs an neuen Anmeldungen um 15,5 %. In der Woche nach der Wahl gewann Bluesky zwischen 700.000 und 1 Million neue Nutzer hinzu. Dadurch stieg die Gesamtzahl der Nutzer von 13 Millionen Ende Oktober auf 14,5 bis 20 Millionen. Aufgrund des Nutzeransturms kam es letzten Donnerstag sogar zu einem Ausfall des Dienstes – ganz wie in den guten alten Twitter-Tagen…
Der erste visuelle Eindruck von Bluesky erinnert ebenfalls an das alte Twitter, was der Plattform bei vielen Nutzern sofort Pluspunkte einbringt. Aber Bluesky bietet noch mehr. Zum Beispiel gibt es coole „Starter Packs“, die neue Nutzer mit einem thematischen Basis-Set an Inhalten ausstatten, sodass sie nicht bei null anfangen müssen. The Verge zeigt die Starter Packs und andere einzigartige Features:
The Verge: Here’s some cool stuff you can do with Bluesky
Auch Threads wächst – und das deutlich. In der ersten Monatshälfte gab es 15 Millionen Neuanmeldungen. Nach den US-Wahlen wuchs Threads um die Größe von Bluesky. Während die Netzmedien und die Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit auf Bluesky richten, entscheidet sich die breite Masse der Nutzer weitgehend für Threads. Und das liegt nicht nur an Instagram: Threads fragt neue Nutzer inzwischen nicht mehr, ob sie ihren Insta-Followern auf Threads folgen möchten. Der Grund: Threads-Nutzer wollen keinen Abklatsch ihres Insta-Feeds, sondern lieber ein eigenes soziales Netzwerk aufbauen.
Fazit: Obwohl sich Bluesky als das „neue Twitter“ positioniert, ist es das letztlich nur im wörtlichen Sinne. Genau wie Twitter war es nie ein Netzwerk für alle, sondern eher für Kommunikatoren und genervte Zugreisende. Die Plattform wird vor allem von Nischen-Nutzern entdeckt. Punkt für Bluesky. Aber der Gesamtsieg entscheidet sich, wenn die X-Alternativen ein solides Geschäftsmodell etabliert haben. Und in dieser Hinsicht hat Threads die besten Karten – besonders wenn es in das Werbegeschäft einsteigt, mit einem vermarktbaren Umfeld, das X überlegen ist.
Leo Laporte bleibt jetzt zu Hause
Seit ein paar Wochen klingt eine vertraute Stimme anders. Wenn ich die neuen Podcast-Episoden von „This Week in Tech“ oder „This Week in Google“ höre, bin ich kurz irritiert. Es ist die von Host Leo Laporte, die mich schon seit den Podcast-Anfängen begleitet. Der Klang ist anders, weil er nicht mehr aus den eigenen TWIT-Studios, sondern aus seiner Dachkammer sendet. Er hat sein Podcast-Imperium geschrumpft.
Das Foto ist von 2012. Ich hatte die Gelegenheit bei einer Kalifornien-Reise bei der Aufzeichnung von „This Week in Google“ als Zuschauer in seinen Brick-House-Studios in Petaluma dabei zu sein. Da war er schon als Vorreiter in der Medienbranche bekannt. Er hat seine Arbeit für TV-Sender aufgegeben und nicht nur einen eigenen Podcast gestartet, sondern gleich ein ganzes Netzwerk, das über Jahre auf Wachstumskurs war. Irgendwann zog Twit innerhalb von Petaluma in noch größere Studios. Doch die hat Leo jetzt stillgelegt – weil der Umsatz schrumpft.
Die schwierige Lage war seit einigen Monaten bekannt. Als die Runde machte, dass wegen starker Werberückgänge nicht nur Shows eingespart werden mussten, sondern auch Entlassungen im festen Team nötig waren. Um den Umsatzrückgängen entgegenzuwirken, hat Leo ein Membership-Model gestartet – den Twit-Club. Aber wenn wir die aktuellen Club-Bewerbungen hören, verrät Leo, dass die Anmelderate nicht so hoch wie gewünscht oder nötig ist. Auch der Werbemarkt ist weiter herausfordernd für das Twit-Netzwerk. Weitere Podcast-Aus oder Kündigungen möchte Leo Laporte aber vermeiden. Seine Lösung ist überraschend, aber macht genau das möglich: Leo Laporte schickt sein Team ins Home-Office und gibt das Studio auf. Ein großer Fixkostenpunkt fällt weg und Twit muss nicht an den Inhalten oder am Team sparen. Er selbst hat jetzt ein neues kleines Studio in seiner Dachkammer.
Das ganze hat mich etwas traurig gestimmt: Geht auch diesem New-Media-Publisher nach Erfolgsjahren die Luft aus? So wie wir das schon bei Buzzfeed & Co. gesehen haben? Das war mein erster Gedanke, aber ich glaube der war falsch. Das wird erst die Zukunft zeigen. Erst einmal steckt hinter diesem Schritt etwas, was ich mir von mehr Medienmarken wünschen würde. Statt der omnipräsenten „Das haben wir immer schon so gemacht“- und „Das eine tun ohne das andere zu lassen“-Direktiven, die meist wenn überhaupt nur zu lauwarmen Ergebnissen führen, hat Leo Laporte eine Stärke bewiesen, mit der Publisher am Besten den Medienwandel meistern können: Statt Dinge weiter zu machen, weil man sie immer schon gemacht hat, bereit sein, alles auf den Prüfstand zu stellen.
Gelten noch die Gründe, warum man etwas eingeführt hat? Gelten noch die Rahmenbedingungen, die während der Hochzeit den Erfolg ermöglichten? Die Kunst des Weglassens will gelernt werden. Von Kernelementen des Redaktionsbetriebs schrecken Publisher gerne zurück. Vor einstigen Prestigeobjekten erst recht. Die Verlustängste sind oft stärker, als Kommt man zum Schluss, es lohnt sich ein „weiter so“ dürfte das Wissen auch für einen zusätzlichen Motivationsanschub sorgen. Kommt man zum Schluss, sich von etwas zu trennen, hat dies eine befreiende Wirkung. Vielleicht die entscheidende für den Erfolg im Medienwandel. Am Ende ist Leo Laporte dann doch wieder Vorreiter – nicht nur für die Podcast-Branche, sondern für alle Medien. Das kann ich mir auch noch besser abgucken.
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