„Enttäuscht, sauer, genervt, wütend — ein kleiner Auszug davon, was ich bin, nachdem ich die Dreigroschenoper in Berlin hinter mir habe…“, schreibt Sarah in ihrem Gastbeitrag zum Besuch der Dreigroschenoper in Berlin. Lest wie Radio Q Kollegin Frau Drumstick das einmalige Erlebnis für alle Ewigkeiten in Erinnerung behalten wird:
Der Abend fängt auch klasse an: Reihe 5, Platz 14. Das für 60 Euro, da sieht man richtig was, sind ja super Plätze. War wohl nix. Ist ja Rang, also ganz oben unterm Dach. Ich sehe nur was von der Bühne, wenn ich mich 2 ?Stunden nicht setze oder vor mir die Plätze frei bleiben — was bei einem ausverkauften Saal unmöglich ist. Schön mollig eng ist es auch, was meinen Freund/ Caspar mit seinen knapp 2 m Körperlänge besonders freut. Mein Sitznachbar, leicht sauer, erklärt mir, dass Herr Brandauer heute keine Pause wünscht: das würde das Stück zerstören. Die Leute, die es nicht bis zum Ende aushalten, müssen sich also unbeliebt machen und sich während der Aufführung durch die Sitzreihen quetschen. Ach ja: die Aufführung! Gelächter beim Publikum, als Brandauers Stimme aus dem Off die Anfangszeilen spricht: man wollte eine erschwingliche Oper für Bettler zeigen etc. Und die Schauspieler: Campino ist wohl der einzige auf der Bühne, der den Brecht�schen Sprechgesang und die Bewegungen als Mackie Messer überzeugend verkörpert — wobei er sich auch als Toten Hosen Frontmann so gibt. Ansonsten ist das Stück zäh, nicht dynamisch wie eigentlich gedacht. Von Brechts politischem Geist und der Aussage der „Dreigroschenoper“ ist nichts geblieben. Fraglich ist nur: warum? Wollte Brandauer Brecht gedenken? Wollte er Brechts Werk auch einem Publikum näher bringen, das sonst nicht ins Theater geht? Oder ist es eine schlichte Geldmaschine? Schade.
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?ber die Autorin: Sarah S. ist was mit 20 und hat in den letzten Wochen Kaffee in Düsseldorf gekocht. Die Autorin lebt in Frankreich (in dieser Woche), reitet am Rhein und lernt in Münster. In der Westfalenmetropole studiert sie, hat bereits ihr zweites StudiVZ-Profil angelegt und ist Chefredakteurin im Funkhaus am Aasee. Die Mutter keiner Kinder reiste kürzlich nach Berlin um sich Brandauers Inszenierung der Dreigroschenoper anzusehen. Sie berichtete exklusiv auf fiene.tv.
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