Es gibt Parteien, da weiß die Linke nicht, was die rechte Hand tut.
Ich habe hier eine Anekdote für euch, rund um meine Arbeit für „die Sendung mit dem Internet“, die ich bei Antenne Düsseldorf mit betreue. Vor der Bundestagswahl checken wir die Wahlprogramme der Fraktionen auf deren Netztauglichkeit und diskutieren darüber mit den Neue-Medien-Politikern der jeweiligen Partei. Wir hatten schon mit Philipp Mißfelder (Union), Malte Spitz (Grünen), Hans-Joachim Otto (FDP) sowie Hubertus Heil (SPD) gesprochen. Wer fehlt noch? Richtig! Die Linke. Wer hat sich beschwert, dass wir eine Partei bewußt ignorieren? Richtig! Die Linke. Ist unsere Serie schon fertig? Richtig, sie ist noch nicht fertig.
Wir haben bereits in der letzten Woche ein Interview mit der Linken aufgezeichnet und just heute wird unserer Radiosendung in einem offiziellen Blog von der Linken vorgeworfen, die Fraktion zu ignorieren.
Aber der Reihe nach.
Jürgen Scheele schrieb heute in dem Blog Digitale Linke auf blog.die-linke.de folgendes:
Es war hier bereits Thema, dass DIE LINKE auch im Netz auf die bekannte Medienmaschine stößt und ihre Positionen verschwiegen oder bewußt falsch dargestellt werden. Nun sind zwei neue Fälle von Meinungsmanipulation zu vermelden.Auf politik-digital.de findet sich der Hinweis auf „Die Sendung mit dem Internet“. Das ist ein Projekt von RP online und Antenne Düsseldorf — beides Firmen der Mediengruppe RP, wobei RP für die konservative Rheinische Post steht.
„Die Sendung mit dem Internet“ beleuchtet anläßlich der Bundestagswahl Online und im Radio die Wahlprogramme der Parteien. Genauer: „Was planen die Parteien für die Generation Internet? Wie sind die Positionen zu Urheberrechtsfragen, Internetsperren und Datenschutz?“ Das ganze geschieht in einer vierteiligen (!) Serie. Wer fehlt dabei? Richtig: DIE LINKE!
Dass Verschweigen und Falschdarstellung ein System bilden, wird nun auch von Linken zunehmend öffentlich gemacht.
Ich dachte als Medienjournalist hätte ich schon viel interessante Menschen oder Gruppen kennen gelernt, die denken, alle sind gegen sie. (Ja, die gerne von Johannes B. Kerner eingeladen wurden)
Damit es in dieser Sache keine bleibenden Mißverständnisse gibt, habe ich einen Kommentar geschrieben.
Liebe Autorin, lieber Autor,
leider ist Euer Artikel in Bezug auf „die Sendung mit dem Internet zu 100 Prozent falsch — das kann selbst Eure stellvertretende Bundesvorsitzende Halina Wawzyniak bestätigen. Im Zuge der von Euch angesprochenen Serie haben wir auch ein Interview mit Halina Wazyniak geführt. Das wird in der morgigen Sendung ausgestrahlt.
Hier hätte eine interne Nachfrage bei Eurer Pressestelle gereicht. Oder eine Nachfrage bei uns — denn die Serie ist noch nicht abgeschlossen.
Wenn Ihr Medien kritisiert, solltet Ihr auch selbst korrekt arbeiten. Eine Nachfrage von Euch bei uns hat es nicht gegeben. Es wäre jetzt fair, wenn ihr die entsprechende Stelle ergänzt bzw. korrigiert.
Über die Hintergründe zum Politik-Digital-Teil kann ich nichts sagen, da dieser uns ja nicht betrifft. Hier hoffe ich, dass Ihr ordentlich recherchiert habt.
Daniel Fiene
Redakteur
Antenne Düsseldorf
Ich habe mich den ganzen Nachmittag gefragt, wie die Blogger der Linken überhaupt auf die Idee gekommen sind, dass wir die Fraktion ignorieren? Die Antwort kam vor eine Stunde. Die falschen Passagen sind in dem Blogeintrag nicht korrigiert worden, allerdings gibt es ein Update am Ende des Textes.
[UPDATE, 23.8.2009, 17:18:
politik-digital.de berichtete über die vierteilige „Sendung mit dem Internet“ im Präteritum, also ein abgeschlossenes Ereignis beschreibend. Bei Inaugenscheinnahme der Website hatte auch ich diesen Eindruck. Dort war unter dem Titel „Die Parteien und das Internet“ am 19. Juli das Wahlprogramm der CDU, am 26. Juli das der Grünen, am 9. August das der FDP und am 16. August das der SPD beleuchtet worden. Bei wöchentlicher Ausstrahlung also jeweils sonntags vor der Sendung am Montag. Am 2. August geschah nichts.
Nun macht uns Daniel Fiene, Redakteur von Antenne Düsseldorf, darauf aufmerksam, dass morgen ein Interview für DIE LINKE mit Halina Wawzyniak ausgestrahlt wird. Das freut uns. Die entsprechende Rubrik „Die Parteien und das Internet“ müßte dann, dem Gesetz der genannten Reihe folgend, heute erscheinen.]
Das macht das ganze ja noch schlimmer! Erst bei uns nicht nachfragen und dann einer dritten Seite die Schuld geben, weil die eine Vergangenheitsform nutze, als über unsere Interviews geschrieben wurde. Die Aufzählung der Daten finde ich genauso amüsant, wie vom „Gesetz der Reihe“ zu schreiben. Ob die mal unsere Sendung gehört haben? Wir haben immer gesagt, dass wir vor der Bundestagswahl die Programme der großen Parteien besprechen.
Liebe Linke, die Bundestagswahl ist am 27. September.
Ich gehe zurück auf den Balkon.
(Ob wir auch dafür kritisiert werden, wie wir dann das Wahlprogramm der Linken zusammenfassen?)
Update: Der betreffende Text im Blog wurde durchgestrichen und richtig gestellt. Das ist doch erfreulich.
Klaus Scheld meint
Hallo,
wenn Du es so beschreibst, wird es so gewesen sein. Aber da Du ja sicher auch die Rheinische Post liest, ist Dir sicher aufgefallen, dass dort in den letzten Wochen die Linke in allen Beiträgen, bei denen Parteien zur Kommunalwahl befragt werden, einfach nicht erwähnt wird. Totgeschwiegen könnte man auch sagen. Da ist es dann vielleicht auch verständlich, dass jemand empfindlich reagiert. Könnte ja sein, dass die Mutter RP auch ihre Kinder auf Linie bringt. Aber schön, wenn es nicht so ist und der Beitrag tatsächlich ausgestrahlt wird.
daniel meint
Hallo Klaus,
wollte eigentlich nur die Anekdote aus dem Alltag erzählen und jetzt kein großes RP-Beteiligungs-Fass aufmachen. Aber vielleicht interessiert es dich: Die Zeitungsverlage haben in NRW bei den Lokalradios nur Beteiligungen bei den Betriebsgesellschaften der Sender (also der betriebswirtschaftlichen Seite). Die Redaktionen gehören zu den Veranstaltergemeinschaften. Das sind unabhängige Vereine.
Gruß, Daniel
Angela meint
Guter Ansatz! Meiner Meinung nach ist diese Zusammenfassung aber auch lesenswert:
http://www.frogged.de/superwahljahr-2009-parteiprogramme.html