Es gibt gerade etwas Aufregung im Bionadeland. Es geht um höhere Preise. Weniger Einnahmen. Einen verärgerten Gründerchef, der seinen Mehrheitsgesellschafter öffentlich kritisiert – das klingt alles so gar nicht nach dem Getränk für eine bessere Welt, wie es die Bionade-Werbung verspricht.
Diese Geschichte, die da gerade öffentlich passiert, ist aber so typisch für die Bionade und vor allem auch für die Gründerfamilie Peter-Leipold & Kowalsky. Das zeigt das Buch Bionade: Eine Limo verändert die Welt von Bettina Weiguny. Ich habe es kürzlich gelesen und fand diese Unternehmens-Biografie höchst spannend. Bionade ist kein weltweit agierender Getränkegigant, wie man meinen mag. Dahinter steckt der Familienbetrieb Peter Bräu. Eine kleine bayerische Brauerei in Ostheim vor der Röhn. Im Zentrum steht die Brauereierbin Sigrid Peter-Leipold, ihre Söhne Peter und Stephan Kowalsky und ihr Ehemann und Bionade-Erfinder Dieter Leipold.
Ich bewundere die Bionade-Familie für ihr Werk. Ihr größter Erfolg ist bisher ihre Unvoreingenommenheit und ihr fester Glaube an das Getränk. Aber ich muss auch ganz ehrlich sagen – so viele Fettnäpfchen wie die Bionade-Familie in ihrer Geschichte mitgenommen hat, bestätigt sämtliche Provinzklischees, die Großstädter gegenüber Bauern haben. Aber bisher haben die Kowalskys und Peter-Leipolds jede Krise gemeistert. Wenn auch oft mit Glück. Hätten Sie nicht einen riesen Lottogewinn gehabt, gebe es heute die Bionade nicht. Wäre kein ominöser Geschäftsmann von den Philippinen aufgetaucht, hätte die Familie dringend benötigtes Kapital nicht erhalten – auch wenn der erste große Internationalegetränkedeal dann doch irgendwie geplatzt ist. Hätte nicht die bayerische Dorfjugend der Hofdisko der Kowalskys die Treue gehalten, hätten viele hippe Hamburger nicht mit der Bionade in der Hand durch die Szeneclubs der Stadt wippen können.
Und jetzt geistern Nickeligkeiten durch die Presse. Die Coke- und Pepsi-Manager grinsen wegen so eine öffentliche Diskussion sich bestimmt einen in ihr Glas. Anfang der Woche kamen die Zahlen für 2008 raus. 20 Prozent weniger Bionadeflaschen sind verkauft worden. Die taz spricht davon, dass die Verbraucher die Brause für die Preiserhöhung im letzten Sommer abgestraft haben – immerhin sind die Preise um 30 Prozent erhöht worden. Peter Kowalsky, in der Bionade-Familie für Marketing zuständig, reagierte im Spiegel impulsiv und schob die Schuld für die Erhöhung auf den Mehrheitsgesellschafter RöhnSprudel-Gurppe (Egon-Schindel-Gruppe), dieser habe Bionade zu dem Schritt gedrängt, da er selbst finanzielle Schwierigkeiten habe:
„Es tut uns unendlich leid, dass wir von manchen als raffgierig angesehen werden (…) Wir allein hätten es in mehreren Schritten gemacht, nicht so, dass man dem Verbraucher frontal eine in die Schnauze haut (…) Wir haben da vielleicht andere Wertvorstellungen.“
Fingerspitzengefühl hört sich anders an. Die RöhnSprudel-Gruppe bemüht sich um Schadenbegrenzung und ließ gestern am frühen Abend eine Mitteilung und müht sich um Einigkeit und verweist, dass die eigene finanzielle Lage „solide“ und auf „aboslut sicheren Füßen“ stehe. Manfred Ziegler, der Geschäftsführer der RöhnSprudel-Gruppe:
„Die Bionade-Preiserhöhung 2008 war ein einstimmiger Beschluss unter allen Geschäftsführern und Gesellschaftern. (…) Notwendig machte dieser Schritt das aufwändige Herstellungsverfahren der Limonade, zu dem ein biologischer Gärungsprozess gehört und nicht zuletzt die absolut hochwertigen Bio-Rohstoffe (…) Diesen Beschluss hat auch der für Marketing und Vertrieb zuständige Geschäftsführer und Gesellschafter Peter Kowalsky mit gefasst.“
Mich als Kunden beruhigt so ein Disput. Es ist doch irgendwie schön zu sehen, dass die Kistenplätze in den Regalen der Supermärkte von aalglatten weltweit agierenden Getränkemogulen bespielt werden. Wenn dann ein kleines Familienunternehmen aus der Rhön es allen zeigt und dann doch mal eben 160 000 000 Falschen (2008) verkauft, dann ist das toll. Und mal ehrlich: Gerade wegen dieser Underdogrolle finden die Kunden die Bionade doch auch ein bisschen cooler, als andere Getränke.
Dominic meint
20 prozent weniger verkauft, aber Preise um 30 Prozent erh?- dass m? doch ein Plus von 10 Prozent sein?