Das geschätzte Mediummagazin hat auf seiner Internetseite seinen Beitrag zur Nachwuchsförderung geleistet. Für den Artikel „Die Top 30 bis 30 des Jahres“ haben 30 Kollegen die Kurz-Fragebögen von Daniel Bouhs und Daniel Kastner beantwortet. Absolute Leseempfehlung – besonders für junge Kollegen, die gerade etwas mißmutig sind, was die eigene berufliche Zukunft angeht – aber auch für alte Kollegen mit der üblichen Nachwuchsskepsis.
Jetzt werden die beiden Daniels es aber hoffentlich verstehen, wenn ich dennoch Kritik übe: Die Auswahl finde ich weder zeitgemäß noch zukunftsweisend:
Print Überregional (5)
Print Lokal (2)
Print Zeitschrift (6)
Online Print-Spin-Off (3)
Online —ffentlich-Rechtlich (2)
Online (2)
Freier Journalist (5)
Student (1)
TV —ffentlich-Rechtlich (3)
Hörfunk (1)
Erfreulich ist der hohe Online-Anteil! Erschreckend finde ich den hohen Printanteil der Leute, die hier ausgesucht worden sind. Und nur eine Radioperson? Aus meiner ganzen Radiotätigkeit, weiß ich, dass es auch im Radiobereich sehr viele engagierte junge Journalisten gibt, die spannende On Air und Online Projekte machen. Immerhin: Viele Menschen, die heute erfolgreich im Fernsehen sind, haben ihre Wurzeln beim Radio. Wenn man sich heute die Top 30 unter 30 anschaut, sollten von daher auch ein paar mehr Radio- und TV-Leute berücksichtigt sein. Gefrei nach dem Satz meiner Mutter: Extreme sind nie gut!
Jetzt ist das kein Vorwurf an die Autoren – wahrscheinlich haben sie einfach geschaut, welche Journalisten in ihrem Umfeld besonders positiv aufgefallen ist und mit einem Printbackground kennt man halt auch mehr Printleute. Aber das ganze ist auch symptomatisch für die Haltungen vieler Nachwuchsjournalisten, wie ab und an meine Dozenten-Ausflüge zeigen: Für viele ist das Ziel „Leitartikelschreiber“ immer noch das Idealbild schlechthin.
Leute: Die Zukunft des Journalismus liegt nicht in Print. Die Party steigt in vielen anderen Medien.
Annette Milz meint
Lieber Herr Fiene,
danke für Lob – und die Kritik an der Auswahl unserer diesjährigen Top 30 bis 30. Ja, Sie haben durchaus recht, auch wir hätten uns mehr Nennungen aus dem Radio- wie TV-Bereich gewünscht – Nur ist das gar nicht so einfach, denn anders als bei Print- und Online sind bei Radio und TV weitaus größere Teams am Werk, die Einzelnennungen noch dazu bis zur Altersgrenze 30 Jahre deutlich erschweren.
Bei unseren Recherchen sind wir von vorne herein bemüht alle Bereiche gleichermaßen zu berücksichtigen. Eine Vorliebe für bestimmte Gattungen gibt es nicht, da sich die Ergebnisse aus den unterschiedlichsten Nennungen und Empfehlungen Dritter etc speisen. Und die sind nun mal prozentual so ausgefallen wie von Ihnen oben aufgeführt. Mit „Klüngel „oder einer gezielten „Auswahlpolitik“ pro Print hat unsere Liste jedenfalls nichts tun. Übrigens ist es immer wieder bemerkenswert, dass viele Chefs uns keine Nachwuchstalente nennen wollen – aus Angst, dass sie ihnen bei öffentlicher Belobigung gleich von der Konkurrenz abgeworben werden.
Aber: Nichts ist so gut dass es nicht besser werden könnte. Das gilt natürlich auch für uns 😉 Vielleicht werden wir im nächsten Jahr das Verfahren um eine öffentliche Vorschlagsliste in der Vorrunde – ähnlich wie bei den „Journalisten des Jahres“ – ergänzen (die entsprechen Internet-Vorschlagsrunde für die Journalisten des Jahres 2009 startet Ende Oktober bei http://www.mediummagazin.de).
Und wenn Sie schon geeignete Kandidaten für die nächsten Top 30 bis 30 2010 im Auge haben: Vorschläge sind stets willkommen! Herzliche Grüße Annette Milz, mediummagazin