Ein Jubiläum, ein Jubiläum! Zum zehnten Mal findet die DLD Conference in diesem Jahr und noch bis Mittwoch in München statt. Ich musste sehr schmunzeln, was ich im Rückblick hier schon alles erlebt habe. Ich bin zum ersten Mal Segway gefahren, habe Flickr-Gründerin Catrina Fake getroffen, vor Jahren Arianna Huffington interviewt, mit Mr. Google Eric Schmidt in der Schlange gestanden und über Münchener Discos gequatscht.
Was weiterhin gilt: Die DLD ist einer der interessanten Konferenzen, mit einem frischen Kick ins neue Jahr, der die Themenagenda befüllen läßt. Was in diesem Jahr neu ist: Es gibt kein Schnee.
Einige Geschichtchen rund um die DLD der letzten Jahre, gibt es hier bei mir im Blog. Beim letzten Satz von meinem ersten DLD-Blogbeitrag, den ich finden konnte, hat mich heute sehr lachen lassen.
Mir gefällt, dass sich die DLD über die Jahre immer ein Stückchen verändert hat; das inzwischen sehr interessante Konzept hat sich aber einen eigenen Blogpost verdient.
Aber hier sind meine Notizen vom ersten Tag
Alexander Dobrindt, Verkehrsminister, bezeichnet sich gerne als Mobilitäts- und Modernitätsminister. Er hat seine „Netzallianz für ein digitales Deutschland“ angekündigt, um die Ziele des Koalitionsvertrags bis 2018 zu erreichen. Digital ist wichtig, sonst hat er nicht viel gesagt. Hier ist mein Lieblingsbuzzword: „Innovations Fairness“.
Timotheus Höttges, designerter CEO Telekom, ärgert sich über den Rückgang der Einnahmen seiner Branche, obwohl der Datenverbrauch wie im Rest der Welt steigt. Er sieht eine digitale Teilung zwischen Europa und dem Rest der Welt. Die Regulierung und Gesetzesgebung seien große Barrieren, die wir in anderen Regionen nicht haben. Obwohl LTE von hier kommt, sei die Verbreitung in den USA an uns vorbeigerauscht. Er sieht Europa um 700 Milliarden Euro unterinvestiert. Unterstützung vom Staat möchte er nicht, es gebe aber zu viel Konkurrenz.
Lutz Schüler, CEO Unitymedia, widerspricht der Telekom: Die Internet-Netze in den deutschen Innenstädten seien nicht gut genug. Er wundert sich auch, warum kein Internet-Gigant aus Deutschland kommt.
Peter Vaterbacka, Rovio (Angry Birds), ärgert sich, dass es keinen europäischen Markt für digitale Dienstleistungen gibt. Man müsse die Regulierungen von 26 Märkten beachten, bevor man überall durchstarten kann. Jedes Land hat seine eigenen Ausnahmen. Ein einheitlicher europäischer Markt ist eine Illusion. Es sei einfacher in China Geschäfte zu machen.
Paul-Bernhard Kallen, Burda, sieht deutsche Firmen benachteiligt. Er habe nichts gegen Amazon, aber es könne nicht sein, dass man einen Server in Luxemburg stehen habe und sich dann die 19%-Umsatzsteuer sparen könne. Beim Thema Spionage ist es schwer zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Technologie-Konzerne, Telekommunikations-Unternehmen oder Suchmaschinen-Betreiber haben im Grunde vor Edward Snowden gewusst, was passiert.
Ijad Madisch, CEO von Research Gate, stellt sein Facebook für die Wissenschaft vor. Er musste für die Idee erst aus Deutschland wegziehen, um die Idee groß zu machen. Heute ist die Firma zurück in Berlin, mit >140 Angestellten. 4 Millionen Wissenschaftler sind bei dem Netzwerk dabei. Das sind 60% aller Wissenschaftler weltweit, die negative Forschungsergebnisse mit anderen teilen, damit diese daraus Nutzen ziehen. Nach dem Tod von Säuglingen, ist über einen Research Gate Kontakt in Italien eine neue Untersuchung zu Stande gekommen, bei der ein neuer Krankheitserreger gefunden wurde. Es sei schwerer das Verhalten von Wissenschaftler zu verändern, als ein Geschäftsmodell für seine Plattform zu finden. Der Vertrieb von Krankheitserregern sei lukrativ. Er will lieber einen Nobelpreis gewinnen. Berlin hat er gewählt, weil das Startup-—kosystem bereits vorhanden ist, aber von dort noch keine Welt-Verändernde-Idee ausgeganen sei (auch die Kultur sei vor Ort natürlich super); da sei die Konkurrenz unter den erfolgreichen Startups in LA viel höher. Er will den Standard der wissenschaftlichen Veröffentlichungen durchbrechen; dazu muss ein neuer Weg gefunden werden, um wissenschaftliche Reputation messen zu können.
Mahbod Moghadam, RapGenius, vergleicht seine Webseite mit einem Baby von Twitter und Wikipedia.
Greg Harper bringt News von der CES mit. Die Produktion von einem 4k/UltraHD-Fernseher ist so teuer, wie von einem FullHD-Fernseher. Die Geräte haben vor allem in China eine sehr große Nachfrage – in den USA und in Europa sei dies noch nicht zu sehen. Er erwartet in Kürze den Tod des Konsolencontrollers.
Noam Bardin, Wazer/Google, sagt, dass Dinge die im Web funktionieren, nicht auch automatisch in der mobilen Welt funktionieren. Beispiel: Werbebanner. Google sei durch Technologie getrieben. Waze sei durch die Community getrieben. Deswegen sei der Kauf durch Google sehr spannend. Der Vorteil: Er muss sich jetzt nicht mehr um ein Geschäftsmodell kümmern.
Rod Beckstrom, Samsung (war Präsident von ICANN, Direktor vom US National Cybersecurity Center), beruhigt uns in seinem Vortrag „A Short Course in Cyber Security“: Alles in einem Netzwerk kann gehackt werden. Alles ist vernetzt. Alles kann gehackt werden. Wir leben heute in einer verrückten Welt. Wir alle hängen heute vom Internet ab (wer hat kein Smartphone?). Das Internet basiert nicht auf Sicherheit, sondern auf Offenheit. Er versucht uns die US-Geheimdienst-Aktivitäten zu erklären, indem er unsere emotionalen Reaktionen den Gefühlen von US-Amerikanern gegenüberstellt, die ein Trauma nach dem 11. September hatten. Deswegen gibt es dort einen großen Zuspruch zu den Geheimdienstaktivitäten in der vernetzten Welt. Er glaubt, dass Hacker den technischen Fähigkeiten von Regierungen zwei bis drei Jahre hinterherhinken. Wie kann das Problem mit der Privatsphäre gelöst werden? Wir sollten wissen, welche Daten Firmen über uns besitzen.
Frank Rieger, Chaos Computer Club, kritisiert die Massen-Datensammlungen. Oft wird versprochen, dass damit alles besser wird. Der Beweis fehlt dann aber. Beispiel: Personalisierte Werbung. Steigt der Absatz bei solcher Werbung wirklich? Das gilt auch für die Sicherheit. Die Behörden können nicht zeigen, dass die Kriminalitätsraten durch den Einsatz von Massendaten gesunken sind. Sie nutzen die vielen Daten nicht effektiv, sie sammeln nur. Rieger fordert ein EU-Gesetz, dass Firmen einmal im Jahr die Menschen informieren müssen, welche Daten sie jeweils speichern und was sie damit machen. Er kann sich auch eine öffentlich-rechtliche Einrichtung vorstellen, die sich um das Internet kümmert und somit weder in der Geschäftswelt noch bei der Regierung angedockt ist. Seine Botschaft an die Technologie-Szene: Baut so viele Verschlüsselungen wie möglich ein.
Jeff Jarvis, Buzzmachine, nach seiner Diskussion mit Frank Rieger über Privatsphäre: Als Amerikaner muss ich mich entschuldigen.
Eine Frage bleibt mir dann doch noch: Was hat eigentlich Cherno Jobatay gemacht?
Silvia Renauer meint
… Cherno Jobatey…? Bastelt möglicherweise in diesem Moment an einem Artikel über #dld14 für die Huffington Post…