Tag 2 ist um, und hier sind meine Notizen von der DLD Conference. Was mir auf den Flurgesprächen aufgefallen ist: Wir kommen gar nicht dazu, uns zwischendrin im Kontakthof zu unterhalten, da es so viele spannende Sessions gibt. Die Notizen von Tag 1 gibt es übrigens hier.
Doch bevor wir zu den Notizen von Tag 2 kommen, hier noch mein Lesetipp zum gestrigen Tag. Ich habe noch einmal für RP Online etwas ausführlicher über Uber geschrieben: Wie Uber Europa umarmen möchte – und wo es noch Nacholbedarf gibt.
Henry Blodget (Business Insider): Google verdient mehr mit Werbung, als alle US-Zeitungen und Zeitschriften zusammen. Der Vorsprung vor anderen Medienkonzernen ist mit Blick auf die Einnahmen ebenfalls groß:
(Die Tweets werden gerade nicht angezeigt, aber die werde ich später am richtigen Computer ergänzen)
RT @Bill_Gross: How Google revenues compare to big media cos CBS, Viacom, Time Warner, NYT. #DLD15 pic.twitter.com/duAKFLbc6Y
— Ksenia Coffman (@KseniaCoffman) January 19, 2015
Stewart Butterfield (Flickr-Gründer, jetzt Slack): Jochen Wegner bezeichnete ihn als Posterboy fürs Pivoting: Flickr.com war ein Spinoff von einer Gamingplattform, an der Butterfield arbeitete, die aber nicht sehr erfolgreich war. Slack ist auch ein Spinoff von einer neuen Gamingplattform, an der Butterfield arbeitete, die ebenfalls nicht sehr erfolgreich war. Slack ist in der Tat ein beeindruckendes Kollaborationstool für Teams. Am 12. Februar 2014 startete Slack offiziell. Das Wachstum ist beeindruckend. Teams in der Tech-Szene nutzen die Plattform, zur internen Kommunikation. Mittlerweile sind auch viele Medienunternehmen dazugestoßen.
@stewart at #dld15: "We just did a good job with a team" 😉 Fantastic! pic.twitter.com/uIhA4oC2ig
— DariaBatukhtina (@DariaBatukhtina) January 19, 2015
Warum das große Wachstum? „It’s not good for PR, but I have no fucking idea“, so Butterfield. Gute Arbeit und gutes Timing gehören zum Erfolg aber dazu. Was er aus seinen gescheiterten Ideen gelernt hat: Es reicht nicht, eine Idee zu haben, die man gut erklären kann. Auch die Person, die die Idee hört, muss sie noch genauso gut weitererzählen können. Das macht Startups erfolgreich. Das bescheidene Ziel: Möchte Slack möchte das neue Microsoft werden. Jochen Wegners letzte Frage ist eine Aufforderung: „Don’t sell Slack!“ – Butterfield: „I promise! I’m 41 now, I won’t have this opportunity again to found something like this.“ – Auch Jan Koum kündigte im letzten Jahr auf der DLD an, WhatsApp nicht verkaufen zu wollen. Ein paar Wochen später wurde die Übernahme durch Facebook bekannt. Als Butterfield vor zehn (?) Jahren bei der DLD war, um über Flickr zu sprechen, wurde ebenfalls kurze Zeit später die Übernahme durch Yahoo bekanntgegeben. Wir werden sehen.
Lockhart Steel (Vox Media): Unser Ansatz ist es, das Content-Management-System zu öffnen. Es schreiben nicht nur die Redakteure. Autoren, Leser und Werbekunden können auch darauf zugreifen. Hintergrund: http://t.co/tMnozhhkRi (via @dvg)
An attempt to seize Big Data: 100 seconds of data exhaust visualized #dld15 pic.twitter.com/KHbO4m4x7d
— Philippe DEWOST (@pdewost) January 19, 2015
Arianna Huffington (Huffington Post): „Every Human needs a Downtime. It’s not a bug. It’s a feature.“ Während Tech-Promis wie Elon Musk sich mit dem „Outer Space“ beschäftigen, beschäftigt sie sich lieber mit dem „Inner Space“. Wir haben mehr Weisheit in uns, als wir es realisieren. Wir haben festgestellt, dass gute Nachrichten sich viral viel besser teilen lassen, als schlechte. Die Huffington Post will sich deswegen stärker auf gute Nachrichten konzentrieren.
Reid Hoffmann (Greylock Partners und LinkedIn-Mitgründer): Allianze, Netzwerke und Loyalität bestimmen Arbeit.
Markus Braun (Wirecard): Im letzten Jahr hat sich NFC als die erste Standarttechnologie für „Mobile Payment“ durchgesetzt. Was bedeutet Apple Pay für „Mobile Payment“? Es bringt die Branche nach vorne. Ina Fried von Recode bringt vor, dass bisher vorallem keine „Mobile Paymet“-Player für Bewegung gesorgt haben. Dritte haben das geschafft: Starbucks hat einen großen Teil seiner Kunden dazu bewegen können, mit einem Barcode auf dem Smartphone zu bezahlen. Apple hat für seine Stores eine App, mit der Kunden direkt bezahlen können, ohne zum Kassierer gehen zu müssen.
Dennis Woodside (Dropbox): Viele kennen Dropbox aus der privaten Nutzung, der Schwerpunkt liegt jetzt aber auf den bezahlten Business-Diensten. Wichtig ist auch die neue Kooperation mit Microsoft, da der Dienst nun in Office integriert ist. Dropbox ist dewegen so beliebt, weil die Nutzer besonders hohes Vertrauen in den Dienst haben, wie Umfragen zeigen. Vorteil ggü. der Konkurrenz. Vor 15 Jahren sind junge Entwickler zu Google gegangen, heute würden sie sich für Dropbox entscheiden. Dropbox würde sich wünschen, wenn die Regierungen transparenter mit ihren Anfragen umgehen. Dropbox darf in vielen Ländern nicht sagen, wie häufig und in welchem Unfang Abfragen von Regierungen kommen. Vorteil, nicht zu einem großen Tech-Konzern zu gehören: Die Nutzer wollen ihre Daten nicht komplett in einem —kosystem ablegen, deswegen ist Dropbox für sie eine wichtige Alternative.
Max Levchin (Mitgründer von PayPal, Heute Affirm): 71% der Millenials (1981-2000, rd. 85 Mio in USA) gehen lieber zum Zahnarzt, als auf eine Bank zu hören. 63% haben keine Kreditkarte. 68% glauben, dass sich in den nächsten fünf Jahren das Zahlungssystem stark verändern wird. Banken sind Top 4 der Branchen mit dem geringsten Vertrauen. Die Erwartungen, Konsumverhalten und Nachfragen sind fundamental anders, als bei den vorigen Generationen. Millenials heften Banken ein „too big to innovate“-Tag an. Bei Affirm.com gibt es Finanzkonzepte für die junge Generation. Zum Beispiel informiert eine App, wenn es eine News zu einem Kreditkarten-Diebstahl gibt. Es wird gleich informiert, ob die eigene Kreditkarte betroffen ist, oder nicht. Für Kredite gibt es eine direkte Info, ob das Geld geliehen wird, oder nicht.
David Marcus (Facebook): Instagram und Facebook sind ein Feed-Produkt, es geht ums Senden. Beim Messenger und bei WhatsApp geht es um private Unterhaltungen, im Sinne von: Man wählt sich seine Zielgruppen viel genauer aus. Die größte Gefahr sind wir selbst: Bei der großen Nutzerbasis kann man nur schwer größere Veränderungen vornehmen. Zu David Camerons Vorschlage, das verschlüsselte Kommunikation verboten werden sollte: Wenn Ermittler Anfragen stellen, prüft Facebook diese genau und geht ggf. gerichtlich dagegen vor. Auf der anderen Seite müssen Regierungen ihre Bewohner schützen. Zu Höttges (Telekom) Vorschlag, dass Facebook reguliert werden muss: Er wünscht sich, dass europäische Top-Manager sich anschauen, warum eurpäischer Unternehmer wie er (Marcus) den Kontinent verlassen, um zum Beispiel in den USA Geschäfte zu machen und Innovation vorran zu treiben. Die Manager sollten wegen dieser Gründe zur Politik gehen und nicht lediglich alte Geschäftsmodelle zu schützen.
Jane Zavalishina (Yandex): Es gibt eine Generation, die versteht es nicht mehr, wenn die Bank anruft um zu fragen, ob man die Kreditkarte wirklich gerade im Ausland genutzt hat, obwohl man parallel die Bankapp auf seinem Smartphone genutzt hat, und die Bank so eigentlich die Bestätigung über die Location des Geräts haben müsste.
Scott Galloway (L2 Thinktank) hat einen unglaublich guten Vortrag über die Zukunft von Amazon, Facebook, Apple und Google gegeben. Schaut euch das Video an. Hohes Tempo, viele Fakten, gute Voraussagen. So wird Apple die erste Trillion-Dollar-Marke werden. Macy’s wird Amazon schlagen (in den letzten fünf Jahren lief es aus Börsensicht für Macy’s erfolgreicher, als für Amazon). Amazon hat 3 Milliarden Dollar bei den Auslieferungen verloren – Uber wird Amazon an dieser Stelle herausfordern. Er hat spannende Heatmaps von Großstädten gezeigt: In reichen Vierteln wird das iPhone genutzt – in ärmeren Vierteln beherrscht Android die Karte.
Tracy Yaverbaun (Instagram): In Europa wird es im nächsten halben Jahr neue Werbemöglichkeiten geben. Dazu gehört auch der Videobereich. Die Plattform-Manager werden stärker mit Marken zusammenarbeiten, um sie in das Netzwerk zu holen und die Möglichkeiten der Interaktion mit den Nutzern auszuloten.
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