In dieser Woche habe ich etwas über den Begriff Heimat gelernt. Das wird auch dich interessieren, wenn du beruflich viel mit dem Internet zu tun hast. Alles begann beim 9. Social-Community-Day, den ich für das Grimme-Institut moderieren durfte.
„Neue Heimat Internet“ war das sehr aktuelle Motto. Grimme-Online-Award-Nominierte, -Preisträger und andere Gäste diskutierten mit mir über Heimat und ob das Netz als Heimat taugt.
Da ist zum Beispiel Frank Joung, der mir mit seinem Podcast Halbe Katoffl eine ganz neue Dimension rund um den Begriff „Heimat“ eröffnet. In seinem Podcast spricht er mit Deutschen, die ausländische Wurzeln haben und somit halbe Kartoffeln sind, wie er es bezeichnet. Der Podcast ist mein Linktipp im neuen Goldene-Blogger-Newsletter ? zum Start in den neuen Monat geben wir Goldene-Blogger-Gastgeber Lese- und Follow-Tipps für die Social- und Blogwelt. Ich wu?te gar nicht, dass ich mich für das Thema Integration auf dieser Art und Weise interessieren kann. In jedem Gespräch erfahre ich mehr über den vielschichtigen Begriff Heimat. Ich lerne wie individuell das Thema wirkt und merke, wie absurd teilweise die politischen Debatten?sind.
Dann gibt es noch das Bedürfnis, den Spiegel für die eigene Heimat vorgehalten zu bekommen. Irgendwie scheinen wir es zu lieben, wenn Fernsehserien uns Deutschland erklären. Wenn diese gesellschaftliche Probleme thematisieren. Darüber haben wir am Donnerstag in „Was mit Medien“ bei Deutschlandfunk Nova debattiert.?Thomas Knüwer beklagte in der 580. Ausgabe von unserem Medienmagazin, dass die ARD die Lindenstra?e absetzen wird.?Yasmina Banaszczuk hingegen stellte die These auf, dass „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ inzwischen das Progressions-Barometer für die deutsche Gesellschaft ist. Aber brauchen wir überhaupt noch TV-Serien, die uns unsere Heimat erklären?
Womit wir langsam in den digitalen Bereich einbiegen.
Gestern hatte ich eine Community-Schicht bei RP ONLINE und somit sehr viel mit Nutzerkommentaren zu tun. Was mich wieder erschütterte: Diese wenigen aber dafür sehr lauten und präsenten Stimmen im Netz, die versuchen bei jedem erdenklichen Thema die Diskussion auf Migration zu lenken und keine Gelegenheit auslassen, ihre Abneigung zu artikulieren. Beim Social-Community-Day konnte ich Jannik und Lukas von der Initiative Reconquista Internet kennenlernen. Es ist wichtig, dass es solche Gegenrede-Initiativen gibt - sie machen den Ort, an dem wir viel Zeit verbringen ein bisschen erträglicher.
Dann war doch Dirk von Gehlen. Sein Job bei der Süddeutschen Zeitung beinhaltet noch nicht genug Internet. Er möchte einen echten Heimatverein für das Internet gründen. Die Idee ist zwar schon aus dem vorletzten Jahr, aber nimmt gerade noch einmal Fahrt auf: Gehlen sagt, dass die Netzgemeinde erst dann in der Gesellschaft ernst genommen wird, wenn sie sich aktiv an Gremienarbeit beteiligt. Wir lernen: Wer analoge Strukturen korrekt bedient, kann auch das Digitale fördern. Aus diesem Grund hat Dirk mit der Initiative Internet-Stra?e nachgelegt. Stra?ennahmen zeigen, wenn etwas in einer Gesellschaft Wert hat. Wenn man Städte und Gemeinden dazu bewegen kann, eine Stra?e nach dem Internet zu benennen, dann würde dies ein wichtiges Symbol für die gesellschaftliche Relevanz sein. Auch wenn du am Ende nicht in eine Internet-Stra?e ziehen kannst, lohnt sich diese Initiative schon wegen der Diskussionen, die rund um diverse Anträge auf komunaler Ebene geführt werden (müssen).
Wenn es so etwas wie ein Vereinsheim für das Internet schon mal gab, dann stand es nicht unweit von meiner heutigen Wohnung. In dieser Woche jährte sich zum 20. Mal der Start von NBC GIGA. Das Fernsehen für die Generation @. Aus einem provisorischen Container aus dem Medienhafen sendete eine TV-Revolution -anders kann man das nicht bezeichnen-, an die heute viele noch mit heimatlichen Gefühlen zurückdenken. Sehr gut gefallen hat mir der Text von Thomas Lückerath bei DWDL.de. Im Podcast mit Michael Bröcker habe ich auch in dieser Woche über NBC GIGA gesprochen. Wu?test du, dass es eine Beteiligung der Rheinischen Post war?
Beim Sonntagsjoggen am Rhein habe ich die ganzen Heimat-Fäden für mich einmal zusammengewoben - mit der Erkenntnis, dass das Netz keine Heimat sein kann. Auch wenn es das Streben gibt, das Netz als Heimat zu definieren. Aber warum? Es gibt online ohne Zweifel Orte, Apps und Netzwerke, an denen wir uns wohlfühlen. Die wir gerne nutzen. An denen wir die Hektik, den Stress und die negativen Aspekte des Alltags ausblenden können. ?#8220;hnlich ist es mit einer Reise in eine andere Stadt. Wenn ich nach New York fahre, habe ich in Manhatten einige Viertel, in denen ich genauso empfinde. Aber ist das Heimat? Nein, ich fühle mich dort aber zu Hause. Ein wichtiger Unterschied. Es ist sehr subjektiv, welche Orte man als sein zu Hause bezeichnet. Auf jeden Fall können wir unser zu Hause zu einem besseren Ort machen - und das ist die gro?e Chance für das Netz: Wir können aktiv dazu beitragen, dass die positiven Seiten des Netzes noch ein bisschen besser werden. Egal ob durch einen kurzen positiven Kommentar oder durch ein gro?es eigenes Projekt. Statt gro?e Heimatdebatten zu führen, sollten wir unser zu Hause besser machen. Ein Projekt, das alle angeht.
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Ihr habt übrigens die Möglicheit Menschen, die aus eigenem Antrieb das Netz zu einem besseren Ort machen, zu belohnen. Schlagt doch ihre Blogs, Podcasts oder Social-Media-Accounts für einen Goldenen Blogger vor.
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Fotos (1): Clare Devlin (Mädelsabende), Dirk von Gehlen (Heimatverein für das Internet), Lukas und Jannik (Reconquista Internet), Male Stüssel (WDRforyou) und Lukas Kuhlendahl (Weltenweber).
Foto (2):? Lisa Altmeier und Steffi Fetz (Crowdspondent),?Thomas Franke (Weltreporter), Frank Joung (Halbe Katoffl), Lisa McMinn (Ein deutsches Dorf), ?mdash;zgür Uludag (Eine Kirche wird zur Moschee).
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Dieser Text war Teil meines wöchentlichen Sonntag-Newsletters
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