Greta Thunberg und die Deutsche Bahn. Keine Sorge, über die Bahnfahrt werde ich jetzt nicht auch noch Zeilen verlieren. Wir konnten die letzten Tage aber mal wieder ein ermüdendes Phänomen beobachten: Statt über die wichtigen Dinge zu reden (in dem Fall: Ergebnisse des Weltklimagipfels), übernimmt eine Nebensächlichkeit (in dem Fall: Zug von Greta Thunberg war voll) nicht nur sämtliche Diskussionen in sozialen Netzwerken, sondern auch die Medien. Am Ende sind alle genervt. Wirklich alle.
Das ist nicht das einzige Phänomen, was mir in letzter Zeit die Freude am Netz raubt. Twitter und andere Netzwerke sind zu Diskussions-Maschinen geworden, auf denen in Wirklichkeit nicht miteinander diskutiert wird. Jeder möchte nur seine Meinung durchdrücken. Eine Netz-Müdigkeit bei Mitlesern zu beobachten, und ihnen nicht zu verübeln.
Eine komplette Abstinenz ist für einige die Antwort — aber gibt man dann nicht auch die vielen Vorteile des Netzes auf? Das käme für mich nicht in Frage. Ich glaube: Wer sich beim eigenen Netz-Konsum treiben lässt, wird irgendwann von den nervenden Phänomenen überrollt. Wer sich aktiv um seinen Netz-Konsum kümmert, kann dem vorbeugen.
Also was tun? Ich klaue mir etwas von einem guten Community-Management. Gute Community-Manager*innen beschäftigen sich nicht nur mit ihren Problemfällen, sondern auch mit denen, die Gutes in die Community bringen. So wird Positives bestärkt und das gibt ein klares Signal in die Community. Dieses Prinzip will ich jetzt auch auf meinen persönlichen Netz-Konsum anwenden.
Nehmen wir einmal Twitter. In Workshop wird Twitter als wertvolles Tool zur Kommunikation vorgestellt. Oder auch, dass es dort Inspiration gibt und man viel früher auf Nachrichten stößt. Sieht so Ende 2019 deine Twitter-Realität aus? In den meisten Timelines vermutlich nicht. Es gibt nicht wenige laute Stimmen, die in Wirklichkeit immer das gleiche twittern, immer über die gleichen Dinge meckern und bei denen man die Tweets eigentlich schon vorschreiben kann.
In den letzten Monaten habe ich möglichst vielen Personen auf Twitter gefolgt (18.100 um genau zu sein), um möglichst viele unterschiedliche Stimmen sichtbar zu machen. Das hat aber für mich nicht funktioniert. Ich werde mich von sehr vielen Followern trennen und sogar noch weniger Personen folgen, als vor dem Experiment. Die entscheidende Frage wird sein: Inspiriert, unterhält oder lerne ich bei diesem Account etwas.
Zum aktiven Gestalten des eigenen Netz-Konsums gehört für mich auch, von Zeit zu Zeit zu reflektieren, was mich im Netz begeistert hat. Die Frage möchte ich an dich weiterleiten: Welcher Youtube-Kanal, welches Blog, welcher Twitter-, Tiktok- oder Instagram-Account hat dich begeistert? Weil die Macher*innen ungewöhnliche Dinge machen, oder sich um ein Thema besonders intensiv oder konstruktiv kümmern? Dann schlag doch diese Projekte für eine Nominierung bei den Goldenen Bloggern vor.
Auch in diesem Jahr wollen wir wieder den positiven Seiten des Netzes eine Bühne bieten. Es gibt nicht wenige Menschen, die dafür sorgen – egal ob aus Spaß, mit viel Idealismus oder mit großem Zeiteinsatz. Bis zum 12. Januar könnt ihr eure Vorschläge in knapp 20 Kategorien abgeben. Wir suchen die besten Blogs, Podcasts, Instagram-, Tiktok- und Twitter-Accounts. Am 09. März 2020 gibt es dann die Preisverleihung in Berlin. Es macht jedes Jahr große Freude, wenn man denen ein ganz bisschen was zurückgeben kann, die für die guten Seiten im Netz sorgen. Was hat dich in diesem Jahr im Netz begeistert? Ich würde mich freuen, wenn du es uns verrätst.
Dieser Text erschien zuerst in meiner wöchentlichen Mail. Lust auf Inspiration in deiner Inbox? Dann melde dich für meinen wöchentlichen Newsletter an.
Kommentiert