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Future of Podcasts
Warum mich das Thema fasziniert: Podcasts – wir sind schon im Thema, oder? Zum Glück lese ich inzwischen weniger Texte über einen Hype. Podcasts haben bewiesen: Sie sind gekommen um zu bleiben. Wenn diesen Monat neue Zahlen kommen, werden die das im zweiten Jahr in Folge bestätigen.2 Jede Woche sind ungefähr so viele Menschen in Deutschland mit Podcast-Hören beschäftigt, wie auf Instagram unterwegs sind. Je länger dieses Medium von so vielen unterschiedlichen Menschen intensiv genutzt wird, desto individuellere Hörgewohnheiten werden sichtbar.
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Nicht nur, wie gehört wird, sondern auch das Warum und welche Rolle die Podcasts für die Hörenden spielen wird komplexer und vielfältiger. Das hat Einfluss auf die Formatgestaltung, die inhaltliche Ausrichtung und natürlich auch auf die Podcaster und ihre Möglichkeiten strategische Ziele zu erreichen. Sie können ganz neue Geschäftsmodelle aufbauen. All diese neuen Möglichkeiten faszinieren mich. Die machen die Zukunft des Podcastens aus. Lasst uns auf Entdeckungsreise gehen.
Der Blick zurück, um nach vorne zu schauen: Vor 20 Jahren entstanden die ersten größeren Podcast-Formate. Einige gibt es noch heute und können somit 20-Jähriges feiern. Wahnsinn. Sie waren dann auch gleich zur Stelle, als Apple 2005 iTunes um ein Podcast-Verzeichnis erweiterte. Was mich an der ersten Podcast-Welle noch heute begeistert: Die technische Infrastruktur von Podcasts ist so niedrigschwellig, dass ein Podcast von zwei jungen Studenten aus dem Uni-Radio auf Augenhöhe mit einem Angebot vom Deutschlandfunk spielt. Als 2005 dann Apple Podcasts bei iTunes einführte — und somit auch für den Mainstream, gab es zum ersten Mal eine Vielfalt an Formaten nicht nur von bekannten Medienmarken. Youtube startete erst 2007 durch und beendete die erste Podcast-Aufmerksamkeitswelle.
Der zweite Podcast-Hype begann vor acht Jahren. Zum Start gab es große Sorgen, ob Plattformen künftig Mauern hochziehen und die freie Infrastruktur bedrohen. Denn: Spotify hat das Feld betreten und wurde für die Jugend der Podcast-Player. Zwar schenkt Spotify den großen und vor allem eigenen Formaten die beste Sichtbarkeit, aber die meisten Sorgen wegen Spotifys eigener Regeln haben sich nicht erfüllt. Dafür haben durch Spotify so viele zum Podcast-Hören gefunden, dass das Medium insgesamt vom Streamingdienst gestärkt wurde.
Die dritte Podcast-Generation schließt sich nahtlos an. Wir können gerade beim Entstehen zuschauen. Auf einmal spielt auch Youtube mit. Was auf Youtube entsteht, sprengt die bisherige Definition von Podcasts, wird aber dennoch vom Publikum so bezeichnet. Es geht also nicht um die neuen Podcast-Funktionen, an denen sich Youtube versucht. Die Plattform hat selbst erst spät erkannt, wie viele User über den Videodienst ihre Podcasts konsumieren. Gefilmte Podcastgespräche, die es nebenher auch als Audio klassisch als Podcast gibt. Für die meisten Einschaltenden ist die Audio-Fassung aber nur Nebensache. Abonnieren sind sie Youtube-Channels gewohnt. Aber sind diese Youtube-Shows dann noch Podcasts?
Wir werden Podcasts anders definieren. Denn wenn etwas durch eine große Nutzerschaft und neuen Produzierenden unter einem bestimmten Begriff verstanden und selbstverständlich benutzt wird, dann nützen keine Fachdebatten unter Ur-Podcastern. Schon einmal ist die Definition von Podcasts erweitert worden. Hier die ursprüngliche Definition:
Ein Podcast ist eine Serie von Audio-Inhalten, die in einem bestimmten Format veröffentlicht wird und für die Hörer abonnierbar ist.
Mit dem Erfolg von Spotify kamen die ersten eigenen Podcasts des Streamingdienstes. Nur, die waren nicht frei abonnierbar. Der Show konnten wir nur in der Spotify-App folgen. Überhaupt: In Spotify konnte nicht jeder Podcast einfach so gehört oder abonniert werden. Jeder Podcast muß sich selbst anmelden, den Download der Folgen Spotify überlassen und war dann erst als eigene Show bei Spotify vertreten. Auch wenn ich wegen des Gatekeepings durch Spotify lange darauf beharrte, das man Podcasts auch immer frei abonnieren können muss, hat das die User nicht beirrt. Die Definition haben wir also um eine zweite erweitert:
Ein Podcast ist ein regelmässiges Audio-Format, welches im Netz für sich selber steht und mit der Zeit eine regelmässige Hörerschaft aufbaut.
Mir der Entwicklung von Youtube würde ich die Definition von Podcasts um eine dritte Variante erweitern:
Ein Podcast ist ein regelmässiges audiovisuelles Format, welches im Netz frei oder auf bestimmten Plattformen für treue Nutzende abonnier- oder folgbar ist, um ihnen jede neue Ausgabe direkt zugänglich zu machen.
Wir werden Podcasts anders hören. Auf dem ersten Blick hat sich Podcasting in den beiden Jahrzehnten kaum verändert. Audios oder Videos laden wir auf einen Server. Dort liegt eine RSS-Datei und Podcast-Verzeichnisse und Podcast-Apps nutzen die für Meta-Infos zu den verfügbaren Episoden. Was sich aber super stark verändert: Wie wir Podcasts hören. Das iPhone kam erst 2007 auf den Markt. Wir hörten Podcasts auf unseren iPods. Oder MP3-Geräten. Auf dem Computer und Laptop. Per Telefonanruf. Auf Spielekonsolen. Smartphones gehörten noch nicht dazu. Ob in 20 Jahren das Smartphone noch unser Go-To-Gerät sein wird, wie wir es heute gewohnt sind? Vermutlich eher nicht. Vielleicht tragen wir nur irgendwelche Ohrstöpsel die direkt mit dem Netz verbunden sind und sich mit unser Stimme steuern lassen. Die aber nicht mal zwingend gebraucht wird. Die Stöpsel wissen wegen Ort und Zeit, was wir in dem Moment gerne hören. Wer weiß. Was wir aber schon sicherer sagen können: In nächster Zeit dürfte mehr über TV-Displays gehört werden. Youtube drängt aufs Smart-TV und damit kommen die User, die natürlich weiterhin ihre Podcasts abspielen. Spotify fördert auch das Thema Video und macht sich schick für das große Display.
Wir werden Podcasts anders nutzen. Heute wollen wir uns unterhalten lassen, in für uns relevante Themen eintauchen, über die auf dem Laufenden bleiben oder einfach Zeit mit gleichgesinnten Leuten verbringen. Andere Gründe werden wichtiger. Neben Youtube-Videos und Blogs werden künftig Blogs wichtiger, um Dinge zu lernen. Schon heute nutzt die GenZ Podcasts, um sich beruflich vorzubereiten. Wer Unternehmer werden möchte, nutzt entsprechende Business-Podcasts schon heute. Interessant dürfte auch die Entwicklung von Fiktionalen-Podcast-Projekten sein. Die dürften deutlich präsenter werden und damit auch die Debatte: Sind das nicht Audiobooks? Wie immer: Den Usern ist das egal, sie nutzen und benennen was ihnen gefällt.
Podcasts und Social Media verschmelzen. Drei Entwicklungen zeichnen sich ab. Da sich neben Threads von Meta auch die wichtigsten Blogbetreiber dem Fediversum anschließen, ist es nur eine Frage der Zeit bis auch Podcasts direkt als eigene Instanz oder über einen Service dem Fediversum zur Verfügung stehen. Sie können dann direkt abonniert, gehört, weiterempfohlen oder kommentiert werden. Dann haben RSS-Feeds wieder einen zweiten Frühling. Derzeit werden neue RSS-Ideen ausprobiert, damit Blogs sich besser vernetzen können und eine andere Art soziales Netzwerk bilden können. Da Podcasts im Kern aus RSS-Feeds bestehen wird es auch spannende neue Möglichkeiten geben – zum Beispiel eine Podroll, eine Blogroll mit Audioplayer. Und Podcasts an sich halte ich inzwischen für ein soziales Medium. Sie eignen sich immer besser um Communitys aufzubauen, während das bei Instagram immer schwieriger werden wird.
Ein paar Winde erwarten wir in der Podcast-Szene. Denn es gibt immer noch ein paar aufgeblasene Bereiche im Podcast-Business. Die werden irgendwann Luft ablassen. In den USA haben bereits Start-ups, Agenturen, Produktionsfirmen oder Service-Anbieter wieder aufgeben müssen oder sich geschrumpft, weil sie im Hype-Raush zu eilig aufgebaut wurdeN. Ein richtiges Platzen der Podcast-Business-Blase wird es aber nicht geben, der Hype entweicht. Windig wird es bestimmt auch in Studien: Irgendwann dürfte die Nutzung schwanken. Aber das bedeutet noch lange keine Pod-Dämmerung – auch wenn die dann vielleicht gleich einige ausrufen.
Podcast Creator werden wichtiger. Im Spotify-Report 2024 Podcast Trend Tour erfahren wir, dass 63% der Befragten Hörer*innen ihren Lieblings-Podcast-Hosts mehr vertrauen schenken, als ihren Lieblings-Influencern. Bisher haben Social-Media-Influencer die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Millionen folgen ihnen, der Berufsstand an sich wird oft belächelt während es das Top-Berufsziel der GenZ ist. Podcast Creator bekommen in Zukunft deutlich mehr Aufmerksamkeit und damit entstehen neue Kooperationen, Servicedienstleister, Abnehmer oder andere Business-Möglichkeiten. Auch das Image von Podcast Creator wird deutlich besser sein.
Wir können uns auf Retro-Podcasting freuen. In den Trendvorhersagen für dieses Jahr haben einige Podcastkenner*innen bereits den Solocast erwähnt. Also nur eine Person, die als Host direkt mit den Hörer*innen spricht. Bei Coachs- und Trainern häufiger zu hören, aber gerade im privaten Bereich vermisse ich das Format. Ich denke an “Schlaflos in München” mit Annik Rubens. In diesem Jahr bin ich auch tatsächlich schon häufiger auf Solocasts gestoßen, starte selbst einen (stay tuned) und stolperte auch noch über einen anderen Retro-Begriffe, der wieder gefragt scheint: Das Audio-Bloggen. Jemand erkundigte sich auf Threads, wie man denn einfach direkt vom Handy eine Art Sprachnachricht im Blog veröffentlichen könnte, die dann wie ein akustischer Blogbeitrag als neue Podcast-Episode bei den Followern landet. So ging es auch bei vielen vor mehr als 20 Jahren los – als der Begriff Podcast sich noch gar nicht durchgesetzt hatte. Lange bevor jede Podcast-Episode mit viel Aufwand ausproduziert werden musste. Audio-Bloggen als minimalistisches Podcast-Format? Warum nicht.
Und dann ist da noch die neue Audio-Funktion beim Micro-Blog-Dienst micro.blog. Zu jedem Beitrag können Blogger jetzt noch eine Audio-Datei anhängen. Entweder für eine vertonte Fassung des Texts, oder eine begleitende Erzählung. Audio-Bloggen etwas anders. Und vor allem auf ein großes User-Bedürfnis einzahlend: In der Freizeit wird nicht mehr so gerne gelesen. Lieber gehört. Das erzählen dir die Krautreporter, wenn es um Gründe geht, warum Leute das Projekt lieben, aber dann doch kein Abo abschließen. Oder die Zeit-Zeitungs-App-Redaktion, wenn sie in die Nutzungsstatistik schauen. Auch zum Relaunch gab es aus Nutzergesprächen das Feedback: Audio ist sehr stark gefragt.
Podcasts bleiben zugänglich. Das beste kommt zum Schluss: Auch nach 20 Jahren haben Podcasts ihre Zugänglichkeit für neue oder mit wenig Ressourcen auskommenden Podcastern behalten. Ja, das mit der Sichtbarkeit ist eine Herausforderung, aber insgesamt ist die Mischung aus engagierten Podcastern, unabhängigen Producern, Angeboten von Medienmarken oder großen Unternehmen vielfältig. Ich glaube sogar: Mit dem Erstarken dezentraler Social Media erhält alles im Zusammenhang mit RSS-Feeds einen Aufschwung. Also auch Podcasts. Gut für das wichtigste offene Verbreitungssystem neben den proprietären Tech-Konzern-Lösungen. Da inzwischen selbst Tech-Konzerne ihre Zäune zaghaft abreißen, erwarte ich keinen Rückfall in alte Silo-Zeiten.
Podcast Producer haben mehr zu tun. Neue Ideen, neue Abnehmer, neue Möglichkeiten. Auch wenn es inzwischen sehr viele gibt, wird es garantiert nicht langweilig. Auch wenn einige Aufgaben künftiger effizienter erledigt werden können (Grobschnitt und Audio-Optimierung via KI zum Beispiel), fällt nicht weniger Arbeit an. Das Drumherum um der eigentlichen Produktion wird bestimmt noch aufwendiger. Wenn künftig Instagram und Facebook sich vom Social-Feed zurückziehen und gegen den For-You-Feed eintauschen, gilt es noch stärker für die neuen Episoden zu trommeln. Und der Community-Aufbau muss dann auch wo anders stattfinden. In einer Gruppe oder rund um einen Newsletter und nicht mehr via Insta-Kanal. Am Ende wird es in Sachen Arbeit nicht nur mehr Masse, sondern auch mehr Klasse geben. Langweilig wird es in der Podcast-Szene garantiert nicht.
Der Text erschien zu erst in meinem wöchentlichen Newsletter. Sonntags schicke ich einen Gedanken, ein Update und drei Links zum Inspirieren. Hier kannst du dich für die nächste Ausgabe anmelden.
Audio in die Mail, Video in den Chat, Untertitel unter den Titel
Kategorie ist: Alle wollen zur Content-Creator-Plattform werden. Schauen wir doch mal, was es neues gibt und wie stark sich die Creator-Dienstleister angleichen.
Nix neues von Steady und Patreon auf dem Laufsteg der neuen Features. Das gute alte Wort „Multimedial“ fiel mir beim Blick auf die neuen Features bei Substack und Beehiiv ein. Denn: Substack ermöglicht jetzt auch Videos im Begleit-Chat des Newsletters. Autoren können theoretisch ein Video auf dem Smartphone aufnehmen und direkt posten.
Beehiiv bietet jetzt natives Audio an, umso wie schon Substack auch Podcaster anzulocken. Nativ zumindest im Web. In der Mail wird ein Player-Bild mit dem Webplayer verlinkt. Ich sage es mal so: Ein guter Zeitpunkt einen Audio-Player zu starten. Mehr dazu in wenigen Tagen. Außerdem können Beehiiv-User ihre Subscriber nun auch mit einem einmaligen Payment abrechnen – so sind beispielsweise Lifetime-Memberships möglich.
Ghost hat auf Userwunsch endlich auch einen Untertitel für Newsletter– und Blogposting-Überschriften eingeführt. Bisher mussten sich Interessierte das mit ihrem Theme irgendwie hinbiegen – jetzt gibt es die Option offiziell.
Fazit: Beehiiv nützlich, Substack verliert sich in Chat-Updates und Ghost pfeilt an den Basics. Unaufregend, nützlich, und eigentlich überfällig.
Unser Blog soll schöner werden (7): Heute mit Six Colors
Wichtig, wenig aufregend. Und viel KI. Mit diesen Erwartungen geht die Öffentlichkeit in Apples Entwicklerkonferenz WWDC, die in zwei Tagen startet. Während ich mich wundere, dass ich Apples neue VisionPro als Thema gar nicht wahrnehme, wähle ich als nächstes Reiseziel in dieser kleinen Was-können-Blogs-alles-sein-und-leisten-Refexionsserie ein passendes zum Apple Traditions-Event aus. Ein Apple-Traditions-Blog. Und weil es auch so gut zu Apple passt, liegt der Fokus heute auf dem Thema Monetarisierung.
Beim Stichwort Apple-Traditions-Blog kommt den meisten Daring Fireball in den Sinn. Dir auch? Im dritten Teil dieser Serie habe ich mich mit John Grubers Blog ja schon beschäftigt – aber heute soll er nicht zur Inspiration herhalten. Er verdient sein Geld durch den wöchentlichen Blog-Sponsor, durch seinen Podcast und er verkauft gerade 60-Euro-Tickets für eine Live-Aufzeichnung seines Podcasts zur WWDC. Dafür hat er extra ein Theater gemietet.
Viel inspirierender finde ich, was Six Colors leistet. Seit Ewigkeiten gibt es das Blog rund um Jason Snell, den ich immer wieder gerne als Gast im This-Week-in-Tech-Podcast höre. Bei uns nehme ich Six Colors nicht so häufig wahr, in den USA ist das Blog aber eine Instanz.
Six Colors Name spielt auf den Farb-Regenbogen in einem der früheren Apple-Logos an. Diese sechs Farben nutzt das Blog hervorragend, um der Startseite eine besondere Struktur zu geben. Ergänzt um ein passendes Icon, springt uns Besuchern direkt ins Aube, ob es sich bei dem Posting um einen kommentierten Link (blau), Podcast (rot), Crossposting (orange), Sponsorhinweis (grau), freien Artikel (grün) oder exklusiven Artikel (lila) handelt.
Und es gibt so einige lila Postings: Aufwendige Artikel oder Analysen stehen komplett hinter der Paywall. Nur Six Color Members können die lesen. Statt Teaser gibt es eine Illustration, ein Login und eine Anmeldung. Diese Umsetzung finde ich hervorragend. Ich kenne kein Blog, das ein Freemium-Model so stark umsetzt wie Six Colors. Das erste Membership-Model bei einem Blog konnten wir bei Kottke.org sehen – aber alle Beiträge sind frei, exklusiv ist nur der Kommentarbereich. In dem Zuge wird gerne Ben Thompsons Stretchery genannt. Zahlende Leser erhalten ein tägliches Update, aber eigentlich verkauft er eher ein Newsletter-Abo. Bei Six Colors steht das Blog im Mittelpunkt. Das Konzept gefällt mir so gut, dass ich mir deutlich mehr Blogs mit einem ähnlichen Freemium-Model wünsche. Podcasts und Newsletter sind deutlich weiter und moderner, was die Monetarisierung angeht.
Die meisten Blogs sind immer noch einfach eine Art Schaufenster für die Autoren, haben eine Aufgabe im digitalen Vertriebsfunnel für Selbstständige, versuchen sich an Werbung, sammeln ein paar Euro über Affiliate-Links. Mal ehrlich: Heute können Blogs den Wert den sie für ihre Audience haben deutlich besser nutzen. Auch in Deutschland gibt es ein erfolgreiches Vorbild: Übermedien, wenn wir es mal als Blog sehen, geht sogar noch strikter mit der Paywall um und hat knapp 8000 Abonnenten die eine ganze Redaktion finanzieren.
Mich inspiriert Six Colors auf jeden Fall das Thema Blog-Monetarisierung zu den wichtigsten Potentialen zu zählen, von denen ein gut geführtes Blog profitieren kann (weniger Artikel-Ablage, mehr Community-Fokus). Konsequenterweise müsste ich das in meinem Blog einfach mal ausprobieren. Ich hätte sogar schon ein Konzept, dem ich eine gute Chance gebe. Wer weiß … wenn es richtig gut läuft, kann ich mir dann sogar eine VisionPro von Apple gönnen. Lust drauf, bekomme ich garantiert in den nächsten Tagen während der WWDC. Da wird das neue Apple-Baby doch garantiert auch eine Rolle spielen – da bin ich mir inzwischen sicher.
Versandhinweis: Future of Podcasts
Auf Threads hatte ich mich schon kurz mit euch über das Thema meines Sonntags-Newsletters abgestimmt:
Post by @dfieneView on Threads
Danke für euer Feedback. Ich folge der Mehrheit: Morgen beschäftige ich mich mit dem Thema Future of Podcasts. Wenn ihr die Ausgabe und den Versand gegen 9 Uhr nicht verpassen möchtet, dann könnt ihr euch kostenlos anmelden:
The New Yorker schickt weniger Newsletter
Wenn eine Medienmarke etwas gegen den Trend macht, dann werde ich sehr neugierig. Seit dem Herbst verschickt The New Yorker weniger Newsletter und ist damit sehr erfolgreich. Das Geschäft mit neuen Digitalabos wächst stärker und weniger bestehende Subscriber kündigen. Was steckt dahinter?
Intro: Wie Podcasts erleben Newsletter seit ein paar Jahren eine neue Popularität. Richtig eingesetzt, spielen sie eine zentrale Rolle beim Audience Development — nur wenige andere Kanäle ermöglichen eine ähnlich starke Bindung zwischen Absender und Empfänger.
Vorweg etwas Geschichte #Tagebuchbloggen: Ich erinnere mich noch, als Medien die Newsletter vor ein paar Jahren wiederentdeckten. In vielen Fällen lief das über die Redaktion. Denn auf einmal sprachen alle über das Morning Briefing des Handelsblatts. Der Chefredakteur persönlich schrieb es – jeden Morgen, sehr ausführlich, sehr meinungsstark. Und sehr erfolgreich. Klar, das wollten andere Chefredakteure auch. Viele neue Formate entstanden, immer mehr Chefredakteure tippten fleißig zu frühen Morgenstunden – nur einige mussten erst intern Überzeugungsarbeit leisten.
Denn häufig stieß der Chefredakteur mit einem Vorschlag in der Produkt-Entwicklung auf eine kühle Reaktion: Wenig Interesse. „Newsletter haben wir doch schon ewig“ oder „Die werden kaum gelesen und noch weniger geklickt“ war zu hören. Tatsächlich haben viele Nachrichtenseiten zig Newsletter schon seit Jahren im Einsatz. Leser können sich die neusten Artikel zu bestimmten Themen schicken lassen. Wenig Aufwand, weil automatisiert. Aber auch wenig erfolgreich. Die guten alten Linkschleudern.
Gelernt: Weniger ist oft mehr. Eigene Texte gewinnen gegen automatisierte chronologische Artikellisten. Persönliche Newsetter aber, am Besten mit einer festen Person als Absender sind Trumpf. Alles was für ein Blog gilt, gilt auch für Newsletter: Die Mischung aus Kurieren, persönliche Einordnung und ein inklusiver Leserschaftsumgang machen die super erfolgreichen Formate aus.
🚀🚀🚀
Stand der Dinge: Dieses Wissen dient als Grundlage der Newsletter-Strategien der meisten Medien inzwischen. Die Spitze zieht die Umsetzung konsequent durch. Aber dann gibt es noch ein großes Mittelfeld. Diesen Formaten können wir ansehen, wie Erfolgsfaktoren bei der Formatentwicklung mit dem redaktionellen Ressourcenmangel (Budget & Zeit) in Konkurrenz treten müssen und ausgehandelt werden. Statt des Chefredakteurs, schreibt ein Team aus drei Leuten wechselnd. Wegen neuer Projektaufgaben hält der Newsletter-Autor den persönlichen Anteil sehr kurz. Und schon bei normaler Redaktionslast, fällt die Leserschaftsinteraktion meist aus. Das Persönliche kommt zu kurz und so wird auch aus dieser Idee irgendwann Routine und wirkt dann wiederum irgendwann auch ein wenig automatisiert. Kündigungswillige zahlende Subscriber werden so eher nicht umgestimmt. Die emotionale Bindung zwischen beider Seiten des Newsletters wird nicht gefördert und Neu-Abos profitieren auch nicht in der Form, wie sie könnten.
🚀🚀🚀
Welche Entwicklung der Newsletter-Formate aufkommen und sich etablieren, das ist die wirklich spannende Fragestellung. Die ist mit guter Wahrscheinlichkeit auch deine Motivation diesen Text zu lesen. Kürzlich bin ich bei Digiday auf ein Thema gestoßen, das solch eine Entwicklung verspricht: Das Magazin The New Yorker verschickt weniger Newsletter und ist damit erfolgreicher. Gleich zwei Mal hatte ich beim Lesen des Einstiegs ein „Aha?“ im Kopf. Weil gefühlt viele Publisher ihre Newsletter-Angebote vergrößern. Und: weil es ungewöhnlich im Social-Media-Zeitalter ist, mit weniger mehr zu erreichen. Was stekt dahinter?
Ein frischer Blick über den Teich: Der New Yorker hat sein Engagement für Newsletter verbessert, indem er die E-Mail-Frequenz reduziert und Inhalte angepasst hat. Leser*innen eines Themen-Newsletters erhalten einen passenden Text aus der kostenpflichtigen (und am Folgetag erscheinenden) Ausgabe des New Yorkers vorab zum Lesen. Diese im August gestartete Strategie führte bisher zu deutlich höheren Seitenaufrufen und einer längeren Verweildauer auf der Website. Die Newsletter des New Yorker, insbesondere diejenigen, die zahlenden Abonnenten frühen Zugang und exklusive Inhalte bieten, steigerten die Konversionsraten der Abonnenten. Insgesamt zielen diese Änderungen darauf ab, die Leserloyalität zu erhöhen und das Abonnentenwachstum zu fördern.
Die konkreten Änderungen:
- Reduzierung der Newsletter von 18 auf 10.
- Fokussierung auf weniger, aber dafür qualitativ hochwertigere E-Mails.
- Einbindung von exklusiven Vorabtexten in den Newslettern.
- Früher Zugang zu bestimmten Inhalten für Abonnenten.
- Bereitstellung exklusiver Inhalte für zahlende Abonnenten.
- Anpassung der Newsletter, um besser den Interessen der Leser zu entsprechen.
- Vereinfachung des Designs und Layouts für eine leichtere Lesbarkeit.
- Verstärkter Fokus auf die Umwandlung von Lesern in Abonnenten.
Was wir mitnehmen können: Das Strategie-Update für die eigenen Newsletter des New Yorkers kommt uns doch bekannt vor: Weniger Ausgaben, aber dafür höheren redaktionellen Aufwand. Als Ersteindruck kam mir das komisch vor. Schon vorher war genau dieses Prinzip am bisherigen Newsletter-Konzept der Medienmarke ablesbar. War das am Ende also doch kein potentieller neuer Trend, sondern nur ein alter Hut?
Zu jeder guten Strategie gehört nicht nur der Veröffentlichungs-Teil, sondern auch die regelmäßige Erfolgsmessung und der dann folgenden ergebnisorientierten Veränderung der Strategie, um die wichtigsten strategischen Ziele der Medienmarke zu erreichen. Mit seinem Newsletter-Update hat der New Yorker eine Iteration seiner digitalen Strategie vorgenommen – ist dabei aber sogar noch weiter gegangen. Auch die Erfolgskennzahlen (KPIs) standen auf der Prüf-Liste. Außerdem vermute ich von außen eine weitere Leitfrage bei dieser Iteration: Wie konsequent haben wir unsere Strategie bisher umgesetzt, oder sind wir aus irgendwelchen Gründen am Ende doch nur im Mittelmaß unterwegs?
Wenn wir genauer hinsehen: Erfolg für die Medienmarke auch über das Format hinaus entsteht nicht durch regelmässige Überprüfung der KPIs, sondern durch die Bereitschaft diese an neue User-Entwicklungen anzupassen und dann ganz selbstlos das komplette eigene Angebot zu überprüfen. Alles steht auf dem Prüfstand. Statt Kompromisse wegen der Arbeits-Realität an der Format-Qualität zu erlauben, sind alternative Methoden entscheidend, wie das Reduce-to-the-Max(imum)-Prinzip: Statt nur das Verhältnis von Aufwand und Nutzen zu prüfen oder gar dem Spruch „viel hilft viel“ zu vertrauen, denke ich in der Analyse nicht nur Wachstum, sondern auch Reduktion mit.
Wenn ich für ein besseres Ergebnis bei einem Newsletter-Ziel deutlich mehr Aufwand reinstecken muss, sollte ich prüfen, ob ich das Gesamtangebot nicht verkleinern kann, um bei gleichem Aufwand insgesamt immer noch bessere Ergebnisse im Vergleich zum aktuellen Status quo zu erhalten. Was gerne in Newsrooms übersehen wird: Nicht nur die Menge an Arbeitskraft sorgt für ein besseres Ergebnis, sondern auch eine effektivere oder qualitativere Nutzung der Arbeitszeit. Im Ergebnis heißt das: Weniger ist manchmal tatsächlich wirklich mehr.
P.S.: Meine Newsletter-Strategie für das Blog ist schon seit der Einführung (ich sage mal) maximal reduziert. Es gibt einen kostenlosen Newsletter, der erscheint sonntags mit einem inspirierenden Input zum Wochenwechsel. Mal kurz reingucken? Aber wer weiß, vielleicht wächst mein Newsletter-Angebot in den kommenden Wochen ja. Dann fange ich schon mal an, gegen den Strom zu schwimmen. Das werden andere dann ja auch immer ein wenig neugierig.
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