Eins muss ich ja zugeben: Bei dem traumhaften Wetter und der wunderbaren Umgebung, ist die Tagung zu einem Kurzurlaub geworden. Hier sind noch meine Notizen vom Dienstag und ein paar Links für alle, die meinen Smartphone-Reporter-Vortrag gehört haben. Den Workshop-Teilnehmern habe ich schon eine kommentierte Linkliste zugeschickt.
Eine erste Anlaufstelle zu dem Thema gibt es auf der Webseite mobile-journalism.com. Der Kollege Marcus Bösch schreibt nicht zu oft, aber immer richtig dosiert, alles wissenswerte aus der Welt des Smartphone-Reporters. Er hat auch ein einführendes E-Book kostenlos veröffentlicht. Im Workshop haben wir uns intensiv die 1st Video App von Vericorder angeschaut und erste Filmchen gedreht. Die App ist zwar komplex, ermöglicht aber auch Audioschnitt und das erstellen von Audio-Slide-Shows. Was wollen wir mehr.
In einem der drei Montags-Workshop ging es auch um die Verständlichkeit von Nachrichten. Dazu eine schöne Einführung von Christoph Ebner.
Christoph Ebner (SWR Nachrichtenchef in Baden-Baden): „Hamburg. Die internationalen Mineralölkonzerne haben erneut an der Preisschraube gedreht. Preisfrage: Haben Sie eine Preisschraube an Ihrem Wagen? Ich bin Opel-Fahrer und daher Mitleid gewöhnt. Aber nicht mal Opel bietet Preisschrauben als Zubehör an. Preisschrauben gibt es nur in der geschraubten Sprache schlecht formulierter Nachrichten (…)“
Seine komplette Glosse könnt ihr auf radio-machen.de nachlesen, denn dort hat ihn Sandra Müller ordentlich dokumentiert.
Was stand sonst am Dienstag noch an?
Michael Mennicken (mein Chefredakteur) hat bei Antenne Düsseldorf in den letzten Jahren den Sender ziemlich umstrukturiert und das Prinzip dahinter vorgestellt. Thema: Medienwandel — hat das Lokalradio noch eine Chance?
Damit es eine Chance hat, gab er drei Punkte mit auf dem Weg:
1.) Das Lokalradio muss umdenken. 2009 hat Antenne Düsseldorf sein Programm stark inhaltlich und moderationszentriert ausgerichtet und eine dynamische Stundenuhr eingeführt. 2011 kam in der nächsten Stunde, in dem nicht jedes Thema ein oder zwei Mal auftauchte, sondern sich die relevantesten Themen über die Sendestrecken des ganzen Tages ziehen. Bei jeder Thematisierung gibt es aber dann einen anderen Zugang/Dreh. 2012: Das Lokalradio wird weniger lokal. Es gilt nicht mehr, dass Lokalradio zwangsläufig die Themen nicht nachdem aussucht was lokal passiert, sondern was lokal interessiert. Das kann dazu führen, dass am Tag des Fortuna-Aufstiegs dann fast nur Fortuna auf der Agenda steht. An Tagen mit einem Ereignis wie das Unglück von Fukushima zählt entsprechend nur das internationale Thema.
2.) Das Lokalradio muss sich neu organisieren. Auch für das Radio muss künftig Online First gelten. Im besten Fall wird der Longtail ausgenutzt, um lokale Kompetenzen zu stärken. Alle vorliegenden Informationen werden (soweit es die Manpower zulässt) im Netz veröffentlicht, auch wenn es nur einzelne Stadtteile betrifft. Das Beste kommt dann ins Radio. Das zahlt auf die Imagewerte eines Senders ein. Auf der anderen Seite muss das Netz auch ins Radio kommen. Online entspricht der Lebenswelt der meisten Menschen – dies müsse sich auch im Radio wiederspiegeln. Hierzu gibt es bei Antenne morgens das Netzupdate (digitale Presseschau) und die Netzzeit (was gibt es Neues aus der Tech- & Web-Szene).
3.) Das Lokalradio muss neu denken lernen. „Haben Sie YouTube On Air?“ — da viele Menschen abends im Netz surfen und dabei Radio hören, gibt das ein spannendes Hörumfeld. Hier kann das Radio experimentieren. Nach 20 Uhr muss deswegen gelernt werden. Warum hier nicht neue Formate für die Hörer ausprobieren, die via Netz einschalten. Außerdem wichtig: Weiterbildung! Für alle. Auch für die Chefs!
Moritz Metz (freier Journalist, der für die Deutschlandradio Kultur Sendung Breitband arbeitet) hat den Hyper-Audio-Player vorgestellt. Das war eine kleine Weltpremiere. Ein Player, mit dem man visuell durch eine Breitband-Sendung surfen kann. In wenigen Tagen wird er den Prototypen auch ins Netz stellen. Wenn eine Audiodatei abgespielt wird, werden zusätzliche Webinhalte auf der Seite ausgetauscht. Teilinhalte des Audios werden kommentierbar und verlinkbar. Das ganze basiert auf dem Mozilla-Framework Popcorn. Ein wunderbares Beispiel gibt es von der Radiosendung Radiolab. Noch ist alles sehr aufwendig. Bald kann aber auch der Popcorn-Maker helfen. Und in Zukunft? Vielleicht ergibt sich aus den Hyper-Audio-Playern wunderbare Audio-Player, mit denen wir besser Inhalte hören können, optisch etwas aufgepeppt und dem Web angemessen.
Im nächsten Jahr finden die Tutzinger Radiotage zum 10. Mal statt – wohl im Mai 2013.
Links: Notizen vom 1. Tag, Notizen vom 2. Tag, das Live-Doku-Blog der Studenten und andere Links.
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