Wenn ihr euch beim Journalisten-Meetup von Facebook registrieren möchtet: Macht es nicht! Eure Daten erscheinen dann im Klartext im Netz. Ich recherchiere die Geschichte gerade nach und aktualisiere diesen Text laufend.
Was passiert ist
In dieser Woche ist eine Facebook-Seite für Journalisten bekannt geworden. Hier soll es Infos und Anleitung für „social journalism“ geben. Anbei ein kleines Registrationsformular für Meetups. Wer Interesse an Facebook-Journalisten-Treffen hat, kann sich einfach eintragen. Dies habe ich getan, worauf ich gerade folgenden Tweet geschickt bekommen habe:
Schau mal an, die Daten von @fiene tauchen nach der Facebook-Registrierung auch hier auf: http://www.kristinthayer.com/FBjournalist/reg.txt
@philippostrop
Philipp Ostrop wurde in den Kommentaren bei Meedia auf diese Datei aufmerksam, da sich dort ein Leser angeblich über diese Fehlermeldung wunderte: „Informationen von dieser sicheren Seite werden an eine nicht sichere Seite auf www.kristinthayer.com gesendet. Vom Ãœbermitteln sensibler Informationen wird dringend abgeraten.“
Und tatsächlich – unter http://www.kristinthayer.com/FBjournalist/reg.txt können alle Registranten abgerufen werden. Das sieht zum Zeitpunkt meines Aufrufs so aus:
In jeder Zeile gibt es einen Datensatz. Hierbei handelt es sich aber -nach meiner ersten Einschätzung- um keinen Datenklau, sondern einfach um eine schlecht programmierte App. Wer ein Verzeichnis mit vielen Datenhaben möchte Ich habe mir das Stamm-Verzeichnis einmal genauer angesehen:
Hier sehen wir alle Dokumente, die auf das Facebook-Journalisten-Seite als App eingebunden sind. Als Journalist, der etwas programmieren kann, muss ich sagen: Das ist dilettantisch! Zumindest hätte das Verzeichnis geschützt werden müssen und im zweiten Schritt hätten die Daten überhaupt nicht in einer auslesbaren Textdatei frei im Netz abgelegt werden dürfen.
Wahrscheinlich war Kirstin Thayer mit der Erstellung der Facebook-Seite vertraut und hat die Facebook-App-Dateien auf ihren eigenen Server abgelegt. Dieses Vorgehen ist nicht unüblich.
Ich habe Facebook geschrieben und um eine Stellungnahme gebeten. Vorerst kann ich nur empfehlen: Nutzt nicht dieses Facebook-Formular!
Update 19:04 Uhr Die Textdatei ist nicht mehr erreichbar – das Verzeichnis ist gesperrt.
Update 19:15 Uhr Einige haben die Befürchtung, dass die Daten „entwendet“ worden sind, es sieht aber tatsächlich eher nach meiner App-Vermutung aus, denn bei Kirstin Thayer handelt es sich um eine Facebook-Angestellte. Zumindest ist ihr privater Server benutzt worden, um die App abzuspeichern. Thayer arbeitet seit Oktober 2008 bei Facebook in Palo Alto (Kalifornien) und ist für Platform Partnerships zuständig.
Update, Freitag (08.04.11) 09:00 Uhr Die Geschichte hat wirklich einen faden Beigeschmack. Von einem Milliardenkonzern der mein Vertrauen fordert, erwarte ich größte Sorgfalt. Niemand hat auf die Facebook-Journalisten-Seite gewartet. Da hätte noch einmal ein Kollege mehr drüber schauen können und wir hätten uns auch in der nächsten Woche drüber gefreut. Ich warte noch auf Feedback, dass die App „sicher“ ist und wieder benutzt werden kann. Ich lasse es euch wissen.
Update 10:09 Uhr Tina von Facebook hat hier in den Kommentaren geantwortet. Lest es euch mal durch.
Update 13:32 Uhr Kleines Medienecho:
– chriszim.com: Facebook-App wirft Daten ins Netz [UPDATE]
– Meedia: Facebook und die Journalisten-Datenpanne
– Neue Zürcher Zeitung: «Das ist dilettantisch!»
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