Seit ungefähr zehn Wochen läuft unser Projekt „Was mit Medien“ als Podcast bei WELT ONLINE. Zusätzlich schreibe ich seit dem auch noch ein Medienblog für WELT DEBATTE. Wenn wir mit dem Team unterwegs gewesen sind, kam ab und zu die Nachfrage „Wie ist das eigentlich bei Springer?“ Da in der letzten Woche sogar öffentlich nachgefragt worden ist, möchte ich kurz ein paar persönliche Eindrücke wiedergeben. Gleich zu Beginn der Zusammenarbeit ist uns mit auf den Weg gegeben worden: „Wir kennen euren Podcast und wir möchten euch haben, da ihr so seid, wie ihr seid.“ Sprich: Es soll alles so bleiben wie es ist.
Der Unterschied ist lediglich die Plattform, auf die der Podcast stattfindet. Beiden Seiten ist klar, dass ein Medienmagazin nicht
funktionieren kann, wenn der eigene Träger komplett ausgeklammert wird. Ich kann die Nachfragen verstehen. Ehrlich gesagt, bei
Medienrauschen ist öfter über Inhalte diskutiert worden und öfter sind diese verändert oder gelöscht worden, als ich es bei meiner
Blogtätigkeit bei Welt Debatte erlebt habe (Anmerkung: Den Audio-Podcast haben wir zuvor im Gruppen-Medienblog Medienrauschen
veröffentlicht). Dies ist jetzt mein subjektiver Eindruck und das kann ich nicht quantitativ belegen – das muß ich auch nicht, da ich es bei Medienrauschen als positiv empfand. Ich stelle das an dieser Stelle nur fest, um in Sachen Welt einen entspannteren Umgang mit dem Thema empfehlen.
Wir müssen im „Was mit Medien“-Team mit einem anderen Problem fertig werden: Der Druck von Außen. Wenn wir abwägen, welche Themen wir behandeln wollen oder nicht: Es steht dann bei den Diskussionen oft die Befürchtung im Raum, dass wir über ein Thema berichten müssen, nur damit nicht der Eindruck entsteht, dass wir zu streng reglementiert sind – wenn gleich wir das Thema vor dem Wechsel gar nicht erst angesprochen hätten, weil es uns schlicht und ergreifend nicht interessiert. Neu ist für mich, alleine ein Medienweblog zu führen. Wir haben einen Antrittsbesuch bei WELT ONLINE gemacht und bei der Gelegenheit mit Christoph Keese auch kurz über diese Angelegenheit gesprochen. Ich kann nicht feststellen, dass sich intern dem Thema in einer Schwarz / Weiß – Sicht genähert wird – im Gegenteil. Auf der anderen Seite ist es eine ganz andere Baustelle, wenn Weblogs auf der Webpräsenz von der Tageszeitung „Die Welt“ veröffentlicht werden, als wenn das kostenlose münstersche Interviewblättchen „Stadtgeflüster“ einige Blogs an den Start bringt. Bei Stadtgeflüster sind Schreiberlinge als Blogger angeheuert worden, „weil die Dinger gerade hipp sind“. Wenn eine Publikation in der Größenordnung von „Die Welt“ sich derart dem Thema „Weblogs“ nähern würde, dann hätte ich wirklich ernste Bedenken.
The Exit meint
Sag mal, diese Ankündigung der Redaktion aller Welt Online Weblogs, wie z.b. bei Thomas (http://www.blogpiloten.de/2007/05/16/welt-redigiert-knftig-alle-eigenen-blogs/) gilt die auch für Euch?
britta meint
finde ich allgemein ein interessantes thema, diese zeitungs- und zeitschriftenblogs. keine ahnung, wie oft mir in dem zusammenhang schon ein „liest da denn nicht mal wer drüber?!“ rausgerutscht ist, so schlecht wie die oft sind. und in vielen fällen ohne jeglichen bezug zum muttermedium. bis auf wenige ausnahmen völliger unsinn, dieses phänomen, finde ich.
Sven meint
du bist seit mitte 2004 bei medienrauschen – ich seit september 2006. ich hab noch nicht erlebt, dass ein beitrag gelöscht wurde, heftig diskutiert, ja, das kommt vor und das halte ich auch für selbstverständlich, aber nie gelöscht. bei mr gibt es völlige redaktionelle freiheit. soweit ich weiss. aber du kannst da ja auf einen umfangreicheren erfahrungshorizont verweisen. erzähl mal! ich bin neugierig!! :o)
Mil meint
Daniel, ist es nicht vielleicht eher anzunehmen, dass die Blogeinträge bei WELT weniger intern diskutiert wurden, weil man sich dort auch seltener mit den Inhalten der einzelnen Blogeinträge auseinandergesetzt hatte? Zumindest bis zu dem verlagsinternen Knall?
Bei WELT standen sicher bisher die Artikel im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, bei Medienrauschen gibt es nur die Blogeinträge, also was soll man da auch anderes diskutieren, eventuell kritisieren und dann vielleicht auch reagieren? Ich weiss nicht, aber irgendwie kommt mir dein Vergleich ein wenig hinkend vor.
Ich persönlich denke auch, dass sich die von dir beschriebene Situation in den letzten Tagen und spätestens mit dem Interview von Keese deutlich geändert hat, oder?
Sind deine bisherigen Erfahrungen zur „Einmischung“ in deine Blogtätigkeit nach dem Interview von Keese und seinen angekündigten Änderungen noch etwas wert, außer die Vergangenheit zu beschreiben?
daniel meint
The Exit, Nein.
Britta, stimmt.
Sven, natürlich – aber es ist eben auch schon vorgekommen, dass Einträge gelöscht worden sind. Aber die Debatten die daraus entstanden sind waren sehr fruchtbar.
Mil, wo ich dir zustimme ist, dass wir erstmal abwarten müssen wie es sich jetzt nach dieser Woche entwickelt. Das ist einfach noch zu frisch passiert und da kann ich nix sagen wie es jetzt wird. Da müssen wir an der Stelle abwarten.