Wie berichtet, las Noah Sow vorgestern in Düsseldorf. Im Februar ist ihr erstes Buch (Deutschland Schwarz Weiß) herausgekommen und die frische Autorin ist jetzt auf Lesetour. Gestern war sie auch in Münster – wer die Tage noch nichts vor hat, sollte sich eine Lesung mit Noah geben.
Wenn du einen der nächsten Termine besuchen willst, braucht du jetzt nicht weiter zu lesen. Wer sich noch nicht entschlossen hat, auf die Lesung zu gehen, muß jetzt weiterlesen. Denn: Wenn du eine weiße Hautfarbe hast, bist du ein Rassist; sagt Noah.
Vielleicht habe ich sie in ihrer Abhandlung über Alltagsrassismus in Deutschland auch einfach nur falsch verstanden. Noah schreibt aber mit so einem energischen Ton und einem erhobenen Zeigefinger, dass es mir als weisser Leser Angst und Bange wird. Irgendwie bin ich im zweiten Drittel des Buches stecken geblieben. Ich fühle mich generalverdächtigt. Die Lesung schlägt ganz andere Töne an. Noah liest den gleichen Text leicht beschwingt; mal ernst, mal lustig und immer freundlich. Im zweiten Teil wird sogar viel gelacht. Achso, warum sind wir (weißen) noch mal Rassisten?
Rassismus ist …
… wenn wir immer davon ausgehen, dass eine andere Person auch weiß ist. Angenommen wir lesen ein Buch. Wir halten eine Person so lange für eine weiße Person, bis nicht explizit geschrieben wird, die sei schwarz. Ertappt?
Rassismus ist auch …
… wenn man sich gar nicht über seine privilegien bewußt ist; Ein Priveleg ist es zum Beispiel, wenn einem nicht gleich gesagt wird „Hey, der kann das aber gut“. Passt auch in die Kategorie: „Ich bin auch kein Rassist, weil ich eine schwarze Freundin habe.“
Rassismus ist erst recht …
wenn jemand ’ner schwarzen Person die total blöde Frage stellt „Wo kommst du denn her?“ und bei der Antwort „Bielefeld“ die Augen verdreht und noch mal nachfragt „Nein, jetzt wirklich – wo kommst du denn her?“ Dieses Frage-Antwort-Frage-Antwort-Spiel ist in der Regel erst für die weiße Person zufriedenstellend beantwortet, fällt die Antwort „Kenia“ oder „Hulabootengwatu“.
Eins erreicht Noah Sow mit Deutschland Schwarz Weiß: Der Leser denkt nach. Der Gast ihrer Lesung auch. Da die mit einer Stunde und zwanzig Minuten sehr kurzweilig ist, gibt es keine Ausrede nicht zu erscheinen.
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