Ich möchte euch kurz von einer Podcast-Exkursion berichten: In der heutigen Ausgabe des brouhaha-Podcasts von Alex Wunschel, bin ich die Ferienvertretung von Mitmoderator Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach. Ich bin ja immer furchtbar gerne irgendwo Gastmoderator und fand es toll, mit Alex über die Web 2.0-Eskapade des Versandhändlers OTTO zu reden. brouhaha nimmt aktuelle Marketingfälle im Netz unter die Lupe. Kommunikationspannen werden dann zum brouhaha, wenn der Konzern auf die Tücken des Netzes (selbstverschuldet) hereinfällt. Die Frage ist: Kriegt der Konzern noch die Kurve, oder bleibt nur verbrannte Erde zurück? Das schöne am brouhaha-Podcast: Da wird nicht mit dem Finger auf die Unternehmen gezeigt, sondern es wird analysiert, was die Konzerne hätten besser machen können, oder wo die guten Punkte waren, um den Karren noch aus dem Dreck zu ziehen. Bei dem OTTO-Fall in der heutigen Podcast-Episode drehte es sich um eine Angebotspanne: Es wurden Mac Books für 49,95 Euro angeboten. Wie OTTO seinen Kunden erklärte, dass es in Wirklichkeit keine Mac Books für 49,95 Euro gab, das könnt ihr in der Episode nachhören.
Archiv für Juli 2009
fiene & yahoooler?
Wir müssen jetzt mal kurz eine Zielgruppendefinition machen. Ein Kommentar von Karoline hat mich neugierig gemacht. Sie hat in dieser Woche einen Beitrag in meinem Blog von Ende 2005 kommentiert (!), dort verglich ich die beliebtesten Suchbegriffe bei Google und Yahoo im Jahr 2005. Karoline kommentierte:
(…) Mich würde ja mal interessieren, wie so ein Vergleich heutzutage aussehen würde, denn die die noch Yahoo verwenden sind sicherlich auch noch ein ganz eigenes Völkchen.
Stimmt! Yahooler müssen wirklich ein eigenes Völkchen sein, dachte ich beim Lesen schmunzelnd. Aber: Wer ist das, der noch zu dem Yahoo-Völkchen gehört?
(Achso, meine hier natürlich die Yahoo-Suche)
fiene & der neue starbucks-name
Kommt mit zur 328 15th Avenue. E. in Seattle. Ich muss euch dort etwas zeigen. „Your neighborhood coffeeshop is getting a makeover“ steht dort auf einem großen Holzzaun, der den Blick auf den Starbucks-Store versperrt. Die Google-Streetview-Ansicht ist längst nicht mehr aktuell. In den letzten Wochen wurde dieser Store kräftig umgebaut. Wenn der Starbucks in dieser Woche aufmacht, dann sieht er komplett anders aus. Aber nicht nur das: Der Starbucks heißt nicht mehr Starbucks, sondern „15th Avenue Coffee and Tea“.
Ein Feldversuch
Starbucks hat sich entschieden drei Filialen in der Heimatstadt Seattle umzubenennen. „15th Avenue Coffee and Tea“ macht den Anfang und öffnet seine Türen in der kommenden Woche das erste Mal. Die Namen der anderen beiden Coffeehouses habe ich noch nicht erfahren, sicher ist: Starbucks will die Filialennamen so auswählen, dass die in die Nachbarschaft passen.
Die Community in der direkten Nachbarschaft ist Starbucks ja schon immer wichtig gewesen. Im Mission Statement steht: „Wir wirken positiv auf unser Umfeld und die Umwelt ein.“ Unter diesem Gesichtspunkt ist es nur konsequent auch das Schild über der Eingangstür auszutauschen. Das gewohnte grüne Logo mit der Meerjungfrau verschwindet auch von den Schürzen der Angestellten, von den Pappbechern und den Kaffeebohnenverpackungen.
Warum Starbucks dieses Experiment startet, erklärt ein Artikel in The Seattle Times vom vergangenen Donnerstag aber nur oberflächlich. Von der Krise ist die Rede. Wenn wir uns Prozesse in den neuen Medien anschauen, dann sehen wir: Dieser Schritt von Starbucks ist nicht nur mutig, sondern vor allem konsequent.
Der Massenmarkt entdeckt die Nische
Denken wir kurz an die Massenmärkte – aber nicht zu lange, da dies zu deprimierend ist. Den Kaufhäusern sterben die Kunden weg. Musikkünstler im Top-Ten der Charts verkaufen viel weniger Platten, als noch vor einigen Jahren. Immer weniger Fernsehsendungen schaffen es, ein Millionenpublikum an sich zu binden. Werber müssen in mehreren Printtiteln ihre Anzeigen schalten, um die breite Zielgruppe zu treffen, die sie noch vor Jahren mit einer Schaltung erreichen konnten. Eigentlich müßte die Hausaufgabe für alle Unternehmer heißen: Macht euch fitt für die Nische! (Und das ganz im Sinne von Chris Anderson oder Jeff Jarvis)
Wenn Starbucks‘ Erkenntnisgewinn aus diesem Feldversuch lautet „Ein individueller Name und individuelle Produkte in unseren Filialen werden von den Kunden viel besser angenommen“, dann ist es nur konsequent dieses Konzept auf alle 16.120 Filialen anzuwenden.
Das würde bedeuten: Das Prinzip McDonald’s ist gescheitert! Ein Burger für die ganze Welt funktioniert halt nicht so gut, wie eine leckere Mahlzeit in der ganzen Welt. Die Identität der Geschäfte wird dann nicht mehr durch ein Produkt, sondern durch die Qualität der Produkte bestimmt.
Ich kann auch nicht absehen, was dieser Weg für die Marke „Starbucks“ bedeutet. Sie verblasst vermutlich in den Köpfen der Kunden. BWL’er schlagen jetzt die Hände über den Kopf zusammen. Marketingexperten halten dies für einen Aprilscherz. Aber brauchen wir wirklich eine große Marke? Bei diesem Feldversuch wird nicht im Detail ein Konzept geändert – hier wird das Große überdacht und das Ganze über den Haufen geworfen. Im Endeffekt geht es einer Firma um das, was bei der Bilanz unter dem Strich steht. Wenn die Starbucksverantwortlichen das Ergebnis verbessern, indem sie das mit der Hilfe von 16.120 unterschiedlichen Marken schaffen und ganz ohne den Namen Starbucks, dann komme ich zu dem Ergebnis: Wir brauchen keine starken Über-Marken mehr.
Tabubruch
Als ich die Geschichte in The Seattle Times gelesen habe, mußte ich erst einmal schlucken. Als treuer Starbucks-Kunde frage ich mich, ob ich es vermissen werde, auf das gewohnte Bild der Coffeehouses zu treffen. Ich fühlte mich immer zu Hause. Egal ob bei dem Starbucks vor meiner Haustüre, neben dem Brandenburger Tor, in London, Manhattan oder Süd-Florida. Vielleicht ist dies aber ein Gedanke, von dem wir uns verabschieden müssen.
Was mich aber noch stärker stört: „15th Avenue Coffee and Tea“ will sich stärker an dem klassischen US-Coffeeshop orientieren und auch Bier und Wein ausschenken. Entsprechende Lizenzen wurden schon eingeholt. Ich habe Starbucks immer dafür bewundert, dass die ein Rauchverbot führen, nur um die Qualität des Kaffees zu fördern. Der Verkauf von Bier und Wein stößt mir aber sauer auf. Aber vielleicht auch nur, weil ich in einer Nachbarschaft wohne, in der Cafés anders aussehen. Vielleicht besuche ich in Zukunft die Coffeehouses der Starbucks-Filiale öfters in Wien, um draußen nur in Kännchen trinken zu können. Ob bei mir im Hafen dann auch Fisch verkauft wird?
Okay, in diesem Punkt bin ich ein Kunde, der nicht bereit für Veränderung ist. Vielleicht sollte ich das aber sein. Im Mission Statement steht im ersten Satz: „Wir werden Starbucks als erstklassigen Händler für den besten Kaffee der Welt etablieren und unsere Prinzipien während unserers Wachstums kompromisslos aufrecht erhalten.“ Zu den Prinzipien gehört eben nicht, dass kein Bier und Wein verkauft werden kann (so als Beispiel).
Statt dessen unterstreichen zwei Prinzipien den Feldversuch: „Wir sehen Vielfalt als wesentlichen Bestandteil der Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben“ und „wir sind uns bewusst, dass Profitabilität wesentlich für unseren zukünftigen Erfolg ist.“
Wenn Starbucks seine Profitabilität schwinden sieht, ist es Zeit zu handeln.
Blick in die Zukunft
Bei einem meiner nächsten Starbucks-Besuche werde ich einen Zettel mitbringen, auf dem ich ein paar Vorschläge zur Namensnennung der Filiale mache. Aber es ist unwahrscheinlich, dass der überhaupt benötigt wird. Immerhin gibt es jetzt erst einmal nur drei Filialen, die mit diesem Konzept getestet werden. Die Auswertung des Feldversuchs wird bestimmt viel Zeit in Anspruch nehmen und dann steht ja noch nicht einmal fest, ob die Idee funktioniert.
Auf jeden Fall finde ich es bemerkenswert, dass eine Firma sich so grundlegend überdenkt und in Frage stellt und so auf neue Rahmenbedingungen reagiert. Vielleicht hätten die Entscheider der Musikindustrie mehr Kaffee als Bier trinken sollen.
Nächste Woche machen die Starbucksstammbesucher und die Laufkundschaft große Augen, wenn sie in Seattle hinter den Holzzaun der 15th Avenue blicken. Kein poliertes Starbuckslogo, dafür eine Zapfanlage für Espresso und Lager.
Und ganz vielleicht machen wir demnächst irgendwo in unserer Nachbarschaft auch große Augen.
Bis dahin heißt es: Abwarten und Tee 😉 trinken
fiene & privatcontent
Heute Früh bin ich vor Schreck wachgeworden, als ich im Zug von Münster nach Düsseldorf den „Blick über den Tellerrand“-Podcast gehört habe. Wie aus dem Nichts erzählt Alex auf einmal etwas über meine Tanz“künste“. Da ahnt man nichts … – aber da ich ja auf meinem Blog eher wenig privates schreibe und die Geschichte jetzt im Netz ist, will ich euch doch wenigstens die Episode verlinken und den Ausschnitt vorspielen:
fiene & auf ein haar mit sascha lobo
Denn ausschliesslich die Frisur des Menschen entscheidet letztlich über Erfolg und Misserfolg.
Sascha Lobo am 14. Juli 2009.
fiene & respekt!
Ein Musikvideo! Sie erinnern sich noch … dafür gab es mal Fernsehkanäle.
fiene & frühstückslinks, 02.07.09
Guten Morgen,
habe ein paar Links für euch:
- Schöner Text bei der BBC – es geht um einen 13-Jährigen, der für eine Woche seinen iPod gegen einen Walkman eintauscht: „When the Sony Walkman was launched, 30 years ago this week, it started a revolution in portable music. But how does it compare with its digital successors? The Magazine invited 13-year-old Scott Campbell to swap his iPod for a Walkman for a week.“
- Vodafone startet ein eigenes Blog. Positiv: Die schreiben DAS Blog. Thema: Zusammenführung von Vodafone Alt und Arcor, sowie die Positionierung des neuen Vodafones.
- Neues MySpace-Logo: No Longer A Place for Friends.
- In der aktuellen Was mit Medien Episode berichten Herr Pähler und ich vom Medienforum NRW.
- Die erste Sendung mit dem Internet mit Franzi und mir gibt es auch als Podcast.
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