Während ich das 6:0 7:0 7:1 für Deutschland gegen Brasilien verdaue, müssen wir noch einmal über Claus Kleber reden. Bekannt aus der Halbzeitpause. Während er durch das Heute-Journal moderierte, fiel mir ein Gespräch von heute Nachmittag mit meinem Kollegen Marc Hippler ein. Jetzt ist mir klar: Claus Kleber, was bist du für ein Twitter-Superstar!
Seit wenigen Wochen ist Mr. Heute-Journal auf Twitter aktiv. Mit nur 57 Tweets hat er erreicht, was Netzpolitik nicht in 22.000 Tweets geschafft hat, geschweige denn Barack Obama mit seinen 44 Millionen Followern! Und ich meine nicht seine Tweets von seiner hektischen Reise zu Hillary Clinton, aus denen sich andere Journalisten Schaum vor den Mund geschrieben haben. Zu Günther Jauch ist sie schließlich persönlich gekommen.
Ist euch schon aufgefallen, dass Claus Kleber Tweets manchmal an sich selbst schreibt? Er beginnt mit „@clauskleber“.
@ClausKleber wow-kreativ! Besonders die falschen Ideen 🙂 Verdienen mehr als Text.
Ich handy-filme morgen Antwort und liefere. #CKFAQs
— Claus Kleber (@ClausKleber) July 6, 2014
Und dieser Tweet ist keine Ausnahme. Siehe hier:
@ClausKleber Wiedergefunden. Neben Auto. Patschnass.
Morgen kommt neue in Emergency Box und die wieder an die Wand.
Mit mir weiß man nie!
— Claus Kleber (@ClausKleber) June 29, 2014
Oder hier:
@ClausKleber
Sorry, mein Account mag offenbar keine Schlusspunkte :-)
Was immer das bedeuten mag. Sicher nur Gutes.
— Claus Kleber (@ClausKleber) June 27, 2014
Und nicht zu vergessen hier:
@ClausKleber
Sorry, der #MH370 Link funktionierte nicht. (Punkt am Schluss fehlte)
Trying again:
http://t.co/ZeuadrbHLR.
— Claus Kleber (@ClausKleber) June 27, 2014
Warum macht er das? Hat ihm niemand erklärt, dass er das nicht braucht? Oder drückt er in seiner Twitter-App lieber auf „Antworten“, wenn er einen seiner Tweets schreiben möchte, als auf „Neuen Tweet verfassen“?
Der Witz ist: Die Lösung ist einfach und genial zu gleich. Darauf scheint vorher noch niemand gekommen zu sein. Selbst Chuck Norris oder Hans Sarpei haben das noch nicht geschafft: Die 140-Zeichen-Grenze von Twitter zu sprengen.
Wie ich das meine? Immer wenn wir auf einen Tweet antworten, entsteht eine Referenz auf den vorigen Tweet. Wenn wir eine Antwort im Web oder in der App lesen, können wir den vorigen Tweet sehen. Dies funktioniert auch bei der Antwort auf eigene Tweets. Das habe ich so aber noch nicht gesehen. Claus Kleber ist die Ausnahme – er schafft es so, Verbindungen zu älteren, aber inhaltlich passenden Tweets aufzubauen.
So wird ganz neues Storytelling möglich.
@ClausKleber wow-kreativ! Besonders die falschen Ideen 🙂 Verdienen mehr als Text.
Ich handy-filme morgen Antwort und liefere. #CKFAQs
— Claus Kleber (@ClausKleber) July 6, 2014
Während viele Twitter-Neulinge ein paar Monate brauchen, um das Prinzip des Netzwerkes zu verinnerlichen, hackt Kleber Twitter mit dessen eigenen Waffen Twitter und schafft etwas, was wir langjährige Twitter-Nutzer weder entdeckten, geschweige denn im Twitter-Alltag praktizieren. Hut ab!
Ob dieser Praxis den Durchbruch gelingt? Sich selbst zu antworten klingt sehr selbstreferentiell. Aber das passt ja auch in die Welt der Social-Media. Immerhin: Bezüge schaffen Kontext und bereichern die Vermittlung von Inhalten.
Einen Vorschlag für eine Bezeichnung des Self-Replys hätte ich auch schon: Einen Tweet ranklebern.
Pucki meint
Zumindest für mich ist das nicht neu. Würde auf das eigene Mention verzichten, würden die Tweets dank Antworten-Funktion übrigens trotzdem untereinander dargestellt werden 🙂
daniel meint
I know Pucki, aber das wäre dann ja nicht so schön selbstreferentiell.
nico meint
und das neue daran ist jetzt genau was? das tut doch jeder, der mehr als 140 zeichen schreiben muss…
Heike Matthiesen meint
Wenn Herr Kleber wie ich die offizielle Twitterapp benutzt, dann hat er wie ich seit gefühlt mindestens 5 Updates des App keine Chance mehr einen neuen Tweet zu verfassen. Das Fenster wird zwar angezeigt, verschwindet aber, sobald man was hineinschreiben will, man kann also nichts machen außer retweeten- oder sich selber antworten!
Dann wäre es kein genialer Hack, sondern schlichte Aushebelung des Bugs in der App…