Als ich vor einigen Tagen über meine Erfahrungen mit Number26 bloggte, überraschte mich das große Echo! Mich ärgerten Versprechungen und eine Preiserhöhung. Das Unternehmen reagierte auf zu hohe Kosten einiger Kunden, die durch zu häufiges Bargeldabheben am Automaten verursacht wurden. Ich zweifele nach wie vor, wie solch ein Finanzstartup eine bessere Figur machen will, wenn erstmal mehr Gegenwind aus dem traditionellen Bankensektor oder aus dem Silicon Valley kommt. Banken leben auch in der digitalen Welt von Vertrauen.
Viele Kommentatoren hier im Blog und auf Facebook sehen das aber anders: Sie sind mit Number26 sehr zufrieden und verstehen die Aufregung nicht — immerhin muss man nicht so viel Bargeld abheben und mit Rewe & Co. gibt es genügend Orte, an denen das Bargeld auch weiterhin kostenlos abgehoben werden kann. Meine Sorgen teilt diese Gruppe der Kommentatoren nicht. Okay.
Jetzt beobachte ich allerdings, wie sich das Spiel wiederholt: Heute hat Number26 eine Mail an alle Kunden herumgeschickt. Aus Number26 wird jetzt N26 — aber sonst ändert sich nix. Number26 ist von der Europäischen Zentralbank als lizensierte Bank anerkannt worden. Der Umweg über Wirecard als Handler ist nicht mehr nötig. „Künftig werden wir auch Leistungen in den Bereichen Vermögens- und Kapitalanlagen, Kreditvergabe und Versicherungen anbieten“ heißt es in der Mail. Im September geht es los. Die neue Homepage ist unter n26.com zu erreichen. In der englischen Version werden die Kunden mit „Run your entire financial life from your phone“ begrüßt. Da wird schon mal geklopft.
Sorgen machen mir aber die damit verbundenen Versprechungen. Hier wiederholt sich das Spiel wie bei der Sache mit den Geldautomaten: „Damit vereinfachen wir das Banking noch weiter, weil das Angebot dann ganz direkt aus einer Hand kommt“ -oder- es wird „sehr viel persönlicher, innovativer und schneller, als bisher möglich“. Die Art der Kommunikation ist für sich betrachtet nachvollziehbar. Number26 sieht die Lizensierung als wichtigen Meilenstein an. Aber im Kontext der bisherigen Erfahrungen mache ich mir Sorgen.
Die teilt auch mein Freund Igor Schwarzmann. Er twitterte:
Number26 has now a banking license. It’s statement says it reduces complexity massively. Which, considering regulations, is a blatant lie.
— Igor Schwarzmann (@zeigor) July 21, 2016
That’s not to say that there aren’t any benefits for both them and the customer in this. But not many of them involve reduced complexity.
— Igor Schwarzmann (@zeigor) July 21, 2016
In einem Blogpost erklärt Igor die Verwunderung genauer: Number26 reduziert mit der Lizenz nicht wie Versprochen die Komplexität des Bankensystems. Immerhin muss es die gleichen Aufgaben erledigen und arbeitet im gleichen Rahmensystem wie der bisherige Dienstleister Wirecard. Allerdings muss Number26 diese Dienstleistungen künftig dann nicht mehr bezahlen.
What is weird about Number26 is it’s consistent communication strategy of over promise and under deliver. It’s not sustainable.
— Igor Schwarzmann (@zeigor) July 21, 2016
Over promise and under deliver — das ist für mich der Punkt: Number26 verspricht sehr viel, liefert aber wenig. Igor hat recht: Ein neues Interface zur Verfügung zu stellen, ist noch keine Innovation.
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