Ich habe Post bekommen. Von YouTube. Der Betreff: „A YouTube partner made a copyright claim on one of your videos“. Ohha. Der zentrale Satz: „Your video is no longer available because FOX has chosen to block it.“ Mehr als ein Tag habe ich jetzt darüber nachgedacht und aus meiner Verwunderung ist Verärgerung geworden. Es handelt es sich um einen „Was mit Medien“-Videopodcast aus dem Jahr 2006 (!) – wir haben rund um das Medienforum NRW, das Festival Großes Fernsehen und die Cologne Conference berichtet. Die Episode könnt ihr euch gerne ansehen (Direktlink auf die Filmdatei). Meine zentrale Frage: Hat Fox das Internet verstanden? Da kann jeder einen eigenen Schluß ziehen; gerne mit diesen Rahmenbedingungen als Entscheidungsgrundlage.
- In den Festivalepisoden haben wir Filmausschnitte gespielt. Diese sind uns durch die Veranstalter als Promotionsmaterial zur Verfügung gestellt werden.
- Wir haben uns journalistisch mit den Ausschnitten auseinandergesetzt.
- Fox lässt YouTube eine Standardmail schicken in der mir nicht erklärt wird, was wir konkret falsch gemacht haben sollen („some or all of the visual content“).
- Fox bemerkt diese Episode zwei Jahre nach der Veröffentlichung.
- Fox hat es nicht nötig uns auf Deutsch zu kontaktieren. Das macht es mir nicht ersichtlich, ob der Konzern überhaupt die Episode verstanden hat.
- Ich kann jetzt entweder die Episode löschen oder die Entscheidung anfechten. YouTube will aber nicht als Mittler bei möglichen Copyright-Verstößen auftreten.
- Anscheinend haben es YouTube-Partner relativ einfach Videos zu markieren, die dann direkt gesperrt werden.
Mich regt als YouTube-Nutzer vorallem der undurchsichtige Prozess auf, der hier stattfindet. Ohne korrekte Begründung ist das Willkür, finde ich. Anders kann ich den Satz „Your video is no longer available because FOX has chosen to block it“ derzeit nicht interpretieren.
Jan meint
Hurrah DMCA! 🙂
Stefan Evertz meint
Die verwendete Wortwahl unterstreicht dabei noch die leichte Markier- bzw. Sperrmöglichkeit von Medienkonzernen:
„has chosen“ anstatt „has sent a request to“ (o.ä.)
Aber was missbraucht ihr auch einfach Promo-Material für Veröffentlichungen – wenn das jeder machen würde…
Malte meint
Sehr ärgerlich das schlimmste ist in der Tat die Undurchsichtigkeit des Prozederes. Offensichtlich gehen die großen Medienanbieter nach wie vor davon aus, sie müssten das Internet gar nicht verstehen. Sie irren sich: Vimeo, Viddler und hundert andere Anbieter stehen ja bereit.
Trotzdem: das ganze ist ein schönes Thema für Was mit Medien. Ruft doch einfach mal bei der deutschen Fox-Vertretung an und holt euch mal ein Statement dazu (bzw. ein gebelltes „no comment“) ab. Das könnte mindestens unterhaltsam werden.
Lukas meint
Bei YouTube gibt es ja erst seit einiger Zeit die Funktion, dass man alle hochgeladenen Videos darauf überprüfen lassen kann, ob da Inhalte aus eigenen Clips drin sind („Video ID Matches). Vermutlich hat Fox genau das gemacht und dann automatisch alles sperren lassen, was in der Liste aufgetaucht ist. (Ich nehme an, dass es eine Liste gibt, bisher hat niemand außer mir meine Videos bei YouTube hochgeladen.)
daniel meint
Oh kleiner Nachtrag. Ich habe jetzt „Dispute“ gedrückt und das Formular ausgefüllt und erklärt, was wir da eigentlich machen. In dem Formular zur Anfechtung steht auf einmal drin, dass Fox konkret einen Auschnitt von „My Name is Earl“ beanstandet. Das ist praktich zu wissen, das hätte ja schon eher angezeigt werden können. Mal sehen was passiert.
Wenn das echt automatisch gesucht wird, ist das ja wirklich suboptimal – dann können die ja gar nicht unterscheiden, was jetzt erlaubt ist und was nicht.
Jens meint
Hey. Natürlich ist das Willkür. Keine Frage. Eine andere Frage, die man sich trotz allem stellen muss ist: Na und? Youtube ist ein privater Anbieter. Niemand hat wirklich ein Anrecht darauf, dass Youtube jeden machen und tun lässt. In meinen vier Wänden gilt auch weder Redefreiheit noch Meinungsfreiheit. Warum ich das so sagen kann? Solche Grundrechte, die hier gerne ins Spiel gebracht werden (und der Willkür-Vorwurf geht genau in die Richtung), binden den Staat, aber nicht Private. Wenn Youtube sich also entscheidet, keine Videos zu erlauben, in denen Menschen mit Brillen zu sehen sind, ist das deren Entscheidung. Aus dem Block folgt ja keine rechtliche Verfolgung oder Schadensersatz oder so. Was youtube darf und kann steht im Endeffekt in den Nutzungsbedingungen.
Im Grunde ist es wie in einer Dorf-Disko: der Türsteher sagt ohne erkennbaren Grund: Du nicht.
Dass das natürlich alles albern ist etc. steht auf einem anderen Blatt.