Daniel, wie findest du eigentlich die neue Facebook-Timeline? Das wurde ich jetzt schon öfters gefragt und ich habe mir ordentlich Gedanken gemacht. Wenn ich ehrlich bin: Die Timeline ist die beste Neuerung, die uns Facebook seit langem präsentiert hat.
Unsere Profile bieten keine Momentan-Aufnahme mehr, sondern werden zu einem Lebensarchiv. Das klingt erst bedrohlich, ist dann aber ganz wunderbar. Anstelle unsere Texte, Links und Bilder in einem schwarzen Loch verschwinden zu lassen, lässt Facebook uns jetzt durch unsere Social-Network-Vergangenheit gleiten – in dem wir uns durch die Timeline scrollen.
Vor allem aus einem Grund komme ich zu diesem Schluss: Facebook arbeitet mit unseren Daten, die wir sowieso schon für diese Seite eingetragen haben. Eigentlich könnten wir uns bitterlich beschweren, dass es bisher all die Jahre so aufwendig war, für alte Statusupdate ewigzurückblättern zu müssen. Ich wolllte gerade mal was auf dem Profil von einem Freund nachsehen, habe aber nach fünf Minuten entnervt aufgegeben. Mit der Timeline haben alle die gleichen Voraussetzungen – die Geduldigen haben den Faulen gegenüber keinen Vorteil mehr.
Diesen Fakt scheinen meine Freunde, die deutschen Datenschützer, in ihrer hyperventilierenden Art übersehen zu haben. Die haben doch schon geschimpft, als selbst die Entwickler sich gerade einmal für wenige Augenblicke in der neuen Timeline haben umsehen können. Ich hatte den Eindruck, die Datenschützer glauben ernsthaft, Facebook hätte aus ominösen Quellen alle unsere Lebensläufe erhalten, und von sich aus eingefügt.
Jetzt wird der Skeptiker sagen: „Jaaaa, Freunde – warum fordert Facebook mich denn auf Highlights aus meinem Leben aktiv nachzutragen, um die Timeline zu ergänzen? Das Babyfoto mag ja noch ganz süß sein, aber warum sollte ich da meine Knochenbrüche eintragen?“ Ich kann mir schon das Kopfkino einiger Leute vorstellen. Wie sich für diese Funktion Mark Zuckerberg von der Welt-Versicherungsagenturen-Lobby ein extrem-über-teures Abendessen hat ausgeben lassen. Herrschaften, so einfach funktioniert das Netz nicht. Die Lenker von Facebook haben ihr eigenes Weltbild. Rund um dieses Ideal bieten sie die passende Kommunikationsplattform an. Und am Ende kann keiner sagen, dass wir nicht die Wahl hätten, Facebook in deren Sinne oder überhaupt zu nutzen.
Am Ende verhält es sich mit Facebook so, wie mit jedem anderen Werkzeug auch: Die Verantwortung liegt bei den Nutzern. Wer sich bisher immer bewusst war, welche Geschichten und welche Daten er bei Facebook eingegeben hat, wird mit der Timeline ein wunderbares Archiv erhalten. Wer in den letzten Jahren an jedem Wochenende ein Sauffoto hochgeladen hat, der bekommt eine Timeline, die vor allem auch etwas über den Zustand der Leber aussagt. Das ist aber auch in der Allgemeinheit inzwischen angekommen: Wer unverantwortlich mit —ffentlichkeit umgeht, kann die Verantwortung nicht auf der —ffentlichkeit abladen. Diese Wahrheit passt aber nicht zu Hype und Hysterie der Medien und Datenschützer.
Daniel meint
Wie gerne würde ich mir Timeline auch mal anschauen. Aber ich habe ja noch nicht mal das neue Design mit dem Ticker und den neuen Updates. Tja, muss ich wohl noch warten.
Jasper meint
„Wer unverantwortlich mit Öffentlichkeit umgeht, kann die Verantwortung nicht auf der Öffentlichkeit abladen.“ – den Satz find ich gut 🙂 Kannst du nicht ein pro-Satz-Gefällt mir einbauen? 😉