Wenn ihr demnächst um 18 Uhr euer Radio einschaltet, gibt es keine Programme- und Nachrichten mehr aus eurer Stadt. Der Grund: Die NRW-Lokalradios sollen in der Zeit von 18-20 Uhr Platz für den Bürgerfunk machen. Zumindest ist das die Idee einiger NRW-Medienpolitiker. Vor allem die Grünen treiben die Idee nach vorne, wenn es derzeit um die Novellierung des Landesmediengesetzes geht. Darum soll es auch heute im Medienausschuss des Landtags um 11:30 Uhr gehen. (Hingergründe gibt es beim DJV NRW)
Was würde das für Antenne Düsseldorf bedeuten? Das kann ich nur aus meiner persönlichen Sicht schildern. So müsste für die von mir moderierte „Sendung mit dem Internet“ ein neuer Sendeplatz gefunden werden. Sie läuft bisher montags 18 bis 20 Uhr. Das wäre aber das kleinste Problem, denn die Sendung hatte zu ihrem Sendestart auch einen späteren Sendeplatz. Viel stärker ins Gewicht fallen meiner Meinung nach der Wegfall der Lokalnachrichten, lokalen Verkehrsinfos und die Werbeflächen.
Die Bürgerfunker führen gerne an, dass in dieser Zeit sowieso kein lokales Programm gefahren wird. Das stimmt einfach nicht. Sie bräuchten nur einmal in Düsseldorf ihr Lokalradio einschalten. Natürlich gibt es bei den rund 45 Lokalradios auch Sender, die zu dieser Zeit nicht senden. Aber das hat immer etwas mit wirtschaftlicher Kraft des Senders und Bedürfnissen des Sendegebietes zu tun. In Düsseldorf leisten wir uns mit der „Sendung mit dem Internet“ ein monothematisches Magazin, wie es im Privatfunk selten ist. Zudem gibt es seit Jahren bekannte Werbesendungen (wie die Sendung der Rheinbahn oder die der Düsseldorfer Wirtschaft), die zum finanziellen Erfolg des Senders beitragen. Zudem gibt es in den zwei Stunden noch Flächen für lokale Werbung sowie lokale Nachrichten und Verkehrsinfos.
Vor mehreren Jahren hat Antenne Düsseldorf die Lokalnachrichten ausgeweitet, sodass sie auch um 18:30 Uhr und 19:30 Uhr zu hören sind. Dies war enorm wichtig, um weg vom 90er-Jahre-Lokalradio-Image zu kommen und sich zum modernen Informationsmedium der Stadt zu verändern. Wie die Quotenentwicklung der letzten Jahre zeigt: Das hat sehr gut geklappt. Durch die Ausweitung können wir dem sich verändernden Nutzungsverhalten in der Großstadt gerecht werden. Es wird später in den Tag gestartet und länger gearbeitet. Entsprechend ist die zweite Rush-Hour, in der die Radionutzung extrem wichtig ist, nicht um 18 Uhr beendet, sondern dauert bis 20 Uhr an. Der Sender bietet von 06:30 bis 19:30 Uhr durchgehende lokale Nachrichten mit lokalen Wetter- und Verkehrsinhalten.
Künftig um 18 Uhr den lokalen Betrieb einstellen zu müssen, kommt für viele Lokalradios einer inhaltlichen und wirtschaftlichen Katastrophe gleich. Ganz ehrlich: Schon heute gibt es viele externe Faktoren, die den Betrieb von Medien herausfordern und belasten. Ich frage mich: Warum sollten wir uns jetzt noch selbstgemachte Probleme um den Hals binden (lassen)?
Das Problem des Bürgerfunks
Das Problem was ich vor allem habe: Das Team hat in den vergangenen Jahren wirklich seine Hausaufgaben und viele Gedanken gemacht, wie es den sich verändernden Bedürfnissen der Hörer gerecht wird. Dazu gehört in der weltweiten Informationsflut vor der Haustüre zu filtern und im Zusammenspiel mit dem Internet eine optimale Verbreitung der Inhalte zu ermöglichen.
Ich würde die Forderung des Bürgerfunks ernster nehmen, wenn ich Bestrebungen wahrnehmen würde, sich auch weiter zu entwickeln. Bürger die etwas zur Meinungsvielfalt in der öffentlichen Debatte beitragen wollen, habe ich in den letzten Jahren aber ausschließlich über das Netz wahrgenommen und nicht über den Bürgerfunk. Ich empfinde sogar, dass sich der Bürgerfunk dem Internet konsequent verweigert. Dabei könnten die Macher durch einen geschickten Einsatz simpler Methoden eine viel stärkere Wirkung ihrer Inhalte erreichen.
Dabei bin ich selbst ein Kind der Bürgermedien. Ich habe als Schüler meine Kurs-Scheine beim Offenen-TV-Kanal in Münster gemacht. Ich bin total dankbar für die Einrichtung der Campusradios. Dort haben wir nicht nur viel über die journalistische Arbeit gelernt, sondern auch über die Verantwortung eigenverantwortlich eine Rundfunkfrequenz im Live-Modus zu betreiben. So war/ist diese Infrastruktur wichtig, damit sich zum Beispiel unser Medienmagazin „Was mit Medien“ überhaupt etablieren konnte. Eine gewisse Verbreitung und Relevanz (Wahrnehmung in der öffentlichen Diskussion) haben wir aber erst über das Netz als Podcast erfahren.
Gerade spezialisierte Inhalte brauchen im modernen Medien-Alltag die Kombination mit dem Netz. Die Bürgerfunk-Formate sind inhaltlich sehr kleinteilig. Aus meiner Erfahrung im Kontakt mit unseren Hörern weiß ich, dass kleinteilige Inhalte zur besten Sendezeit keinen Sinn machen. Vor 20 Uhr werden ganz andere Inhalte erwartet.
Wir haben in NRW eine besondere Situation: Im Privatfunk wird hier noch richtiger Journalismus auch außerhalb der Weltnachrichten gemacht. Während in anderen Bundesländern fast ausschließlich Unterhaltungsredaktionen die kurzen Breaks zwischen der Musik planen, gibt es hier noch journalistische Inhalte von vor Ort. Hier hängen viele gute Arbeitsplätze dran. Den wirtschaftlichen Druck wegen den Wünschen der Bürgerfunk-Szene zu erhöhen, mehr gehört zu werden, kann ich schon alleine deswegen nicht verstehen, weil ich in den letzten Jahren keine Bestrebungen festgestellt habe, sich der neuen Medienwirklichkeit zu stellen. Auch Bürgerfunk muss moderner werden – und nicht dadurch, weil man sich mit Hilfe von Gesetzen in ein gemachtes Nest setzt.
Ach übrigens: Die Facebook-Seite „Zukunft Bürgerfunk“ hat über die letzten Jahre ganze 91 Leute gefunden, die auf gefällt mir gedrückt haben.
Gabi Fortak meint
Lieber Daniel Fiene,
erstmal Gruß aus Münster, deinem ehemaligen Wirkungsort!
Bitte nenn doch mal Zahlenbelege für Hörer-/ Reichweitenverluste durch den Bürgerfunk. Die sind nämlich in der ganzen Diskussion von Seiten der Lokalsender noch kein einziges Mal beigebracht worden. Das müsste doch möglich sein? Und wie sieht es aus mit der Reichweitenentwicklung seit Verschiebung des Bürgerfunks auf 21 Uhr, wie sind da die Zahlen?
Mit bestem Gruß
Gabi Fortak, Landesverband Bürgerfunk NRW e. V.
Klaus Ahoff meint
Wenn D?sseldorf lokal sendet, ist das f?r D?sseldorf eines von mehreren Argumenten. Aber: Die inhaltliche und wirtschaftliche Katastrophe „f?r viele Lokalradios“ bleibt einstweilen weiter eine Schim?re, solange mir das keiner anhand der Gesamtwettbewerbslage vorrechnet. D.h. unter Einbeziehung der Reichweitenverluste durch Abwanderungen zu 1live.
Und ganz schlimm ist es, dem B?rgerfunk mal eben mangelnde Innovation vorzuwerfen, obwohl bekannt ist, da? die zur?ckgefahrene F?rderung seit 2007 genau die stranguliert haben.
daniel meint
Hallo Gabi,
also mit Reichweitenverluste habe ich an dieser Stelle überhaupt nicht argumentiert. Natürlich können wir das nicht für die Zukunft vorhersagen. Aber glaubst du, dass BüFu zur Quotensteigerung beiträgt?
Gruß,
Daniel
daniel meint
zu Klaus Aßhoff: Der Bürgerfunk darf sich nicht rausreden, er würde nicht mehr gefördert! Diese alten Förderungen hat das Campusradio zum Beispiel nie gehabt und dort habe ich viel innovatives über die Jahre gesehen. Im Netz gibt es Projekte wo sich Bürger aus eigener Initiative mitteilen und Debatten anregen. Die kommen komplett ohne Förderung aus. Ich erlebe selbst in kleinen Lokalradioredaktionen Mitarbeiter die manchmal sogar am Rande der Selbstaufgabe wirken und die Projekte realisieren, für die sie nicht bezahlt werden, weil es das Redaktionsbudget nicht vorsieht. Das sind die Orte, wo ich immer mal größere und mal kleinere Innovationen feststelle. Wenn ich frage, wo Innovationen im Bürgerfunk sind die Antwort kommt, „uns wurden ja die Förderungsgelder gestrichen“, macht mich das echt traurig.
Gabi Fortak meint
Lieber Daniel, es geht eben nicht um „glauben“, sondern um Zahlenbelege. Wenn man Reichweitenverluste und alles, was dranhaengt, als DAS Argument anfuehrt, und das tun Veranstaltergemeinschaften, Betriebsgesellschaften, Chefredakteure u. a., erwarte ich Belege. Und die sollten Politiker einfordern – ansonsten lassen sie sich einfach von unbelegten Interessenbehauptungen unter Druck setzen. Gruesse! Gabi
daniel meint
Aber wenn du das selbst nicht glaubst, kann der Bürgerfunk um 21 Uhr bleiben. Ich bin weder Veranstaltergemeinschaft, Betriebsgesellschaft noch Chefredakteur, von daher musst du mich nicht fragen. Ich habe hier aber aus meiner Sicht viele Gründe notiert, warum ich denke, dass Bürgerfunk vor 20 Uhr nicht sinnvoll ist.
Gabi Fortak meint
Obacht, das habe ich nicht gesagt! Ich habe gesagt, es geht nicht um „glauben“. Immer hübsch sauber bleiben. Du lenkst von der Frage ab. Bist du dafür, dass mit unbelegten Behauptungen Politik gemacht wird?
Klaus Ahoff meint
Also, bitte keine Traenen. Mich betruebt, wenn gebetsmuehlenartig der angebliche Chancenreichtum des Netzes benannt wird. Das sagen derzeit immer noch die, die selbst fleißig und primaer ueber UKW arbeiten. Da leidet die Glaubwuerdigkeit… Entweder ist UKW entbehrlich und altmodisch oder nicht. Wat denn nu?
(Nebenbei: Wir haben hier natürlich die ueblichen Accounts im Netz, bauen gerade einen WWW-Sender auf und wissen, wovon die Rede ist. Innovation ist hier DAS Thema.)
Marco Zaremba meint
Hallo Daniel, Hallo Gabi,
Wenn ich mich nur kurz einmischen darf: In ihrem Agieren unterscheiden sich doch hier die beiden Positionen relativ wenig. In den Reihen des Bürgerfunks gibt es – ich nenne sie jetzt einfach mal saloppe – einige Sturköpfe, die unbedingt ihr Ding durchbringen wollen, ohne jegliche Rücksicht darauf zu nehmen, welche Interessen vielleicht die Sender haben.
Gleichzeitig gibt es auf der anderen Seite die Sender, die auf rigorose Forderungen narürlich ersteinmal dicht machen und nicht groß mit sich reden lassen. Quasi als Reaktion auf eine falsche Herangehensweise.
Das ist meines Erachtens einfach in diesem Augenblick eine festgefahrene Diskussion, in der wir sozusagen zwei Dickköpfige Parteien haben, die sich beide zu schade sind, aufeinander zuzugehen. Die Sender vielleicht aus der Motivation heraus, dass davon – man mag mir vorwerfen dass ich es nicht mit Zahlen belegen kann – ihre finanzielle Stabilität flöten geht, der Bürgerfunk mit der Motivation, für sich möglichst viele Rechte in Anspruch nehmen zu können, um es mal auf den Punkt zu bringen. Da sollte sich der Bürgerfunk vielleicht einige konkrete Fragen stellen:
1. Was erhofft sich der Bürgerfunk KONKRET von der Sendezeitvorverlegung?
2. Wo ist das Gleichgewicht in der Diskussion? Ergo: Was hat der Bürgerfunk davon, und wo bleibt die Gegenleistung für den Sender? Was hat der Sender davon?
3. Was wenn die Sender als Auswirkung wirklich finanziell zu kanpsen haben? Was macht der Bürgerfunk dann? Sägt man nicht in gewisser Weise an einem Ast, auf dem man selbst sitzt?
Bürgerfunk ist und bleibt nunmal ein Abschaltfaktor. Dass sehe ich als Neutraler halt so. Ohne Frage gibt es da Differenzen, aber es gibt sie nunmal: Die Grottenschlechten Sendungen im Bügerfunk. Verstärkt wird dieses Problem durch Medientrainer-Mentalitäten mit dem Motto: „Wir lassen alles auf Sendung, was es so gibt, egal wie es produziert ist.“. Und ich glaube das ist die eigentliche Angst der Lokalradios. Die Abschaltimpulse die durch den Bürgerfunk unumgänglich werden, animieren die Hörer zum Ab-/ Umschalten. Und dann wird zur Konkkurrenzflotte vom WDR geschaltet.
Diese Angst ist ja auch nicht unbegründet, aus erster Quelle kenne ich einen Fall, da hat sich eine Hörerin bei RadioWAF gemeldet, und beschwerte sich über die Musikauswahl der Bürgerfunksendung, bzw. implizierte auch Kritik am Moderationsstil des Bürgerfunkers. Dabei wurde aus der Mail die sie geschrieben hatte ganz klar deutlich, dass sie nicht wusste, dass das was sie hörte der Bürgerfunk war. Sie dachte schlicht und einfach sie würde ihr Lokalradioprogramm hören. Und demzufolge schaltete sie ab, wie sie berichtete.
Um das ganzenicht ausarten zu lassen hier zusammenfassend noch einige Punkte über die man sich auf jeden Fall gedanken machen sollte:
– Qualitätssicherung im Bürgerfunk (nicht nur die Verfahren und Qualifizierungen die es schon gibt, sie reichen offensichtlich NICHT aus)
– Deutlichere Kennzeichnung von Bürgerfunk (z.B. durch einheitliches Branding (?), etc.)
– Lockerung der Argumenationsweise auf beiden Seiten (kein „Sturkopf-Verfahren“)
– Check der eigenen Argumentationsposition (BF: Argumentiertman auf längere Sicht vielleicht gegen sich selbst)
Um es zu nem Schluss zu bringen: Bürgerfunk ist und bleibt eigentlich ein Nieschenprogramm. Behält man die aktuellen Forderungen, Argumentationen, Verhaltensweisen und Positionen unverändert bei, muss man nicht auf ein Nachgeben der anderen Seite hoffen. Die Fronten sind schlicht und einfach verhärtet.
Viele Grüße von einem (man mag mir Vorwerfen, nicht ganz unvoreingenommenem) Kollegen aus Wadersloh, der eigentlich alle drei Seiten kennt. Ich mache sowohl UKW, als auch kenne ich den Bürgerfunk durch intensive und teils freundschaftliche Kontakte und unterstütze diesen auch. Die dritte Seite wäre noch die „Innovationsseite“, die nicht so ganz eine ist: Dem Internet. Ich setze seit einigen Jahren recht erfolgreich lokale Internetberichterstattung im Radiobereich um. Soetwas gibt es schon, nur die Beachtung fehlt teils noch etwas. Nur um das kurz anzureißen und einige Eckdaten zu meiner Person zu geben.
Marco
Sascha Tanski meint
Hallo Danial,
Erstmal ein gro?es Lob an Antenne D?sseldorf.
Das was ich da h?re macht mir spass.
Was von Radio NRW kommt, na ja ist schade das Antenne zu der Zeit nicht selber sendet.
Aber die Diskussion geht jetzt zuweit.
Die Diskussion mit der Uhrzeit m?chte ich nochmal aufgreifen:
Ich kenne ausser Antenne D?sseldorf nur wenige Sender die nach 18 uhr noch senden und selbst Antenne D?sseldorf sendet auch nicht immer nach 18 Uhr. Sender wie Radio 90,1 oder Radio Rur kriegen grade mal 5 Stunden zusammen und f?llen selbst diese noch mit vielen Themen die nicht Lokal sind.
Chance verpasst f?r das Lokalradio.
Jetzt wollen bei diesen Sendern die B?rgerfunker Lokalradio machen und d?rfen es nicht zu einer Zeit wo dort eh nur Radio NRW laufen w?rde.
Das Lokalnachrichten Problemme k?nnte man ganz einfach l?ssen. Lass sie doch laufen um 18:30 oder gar 19:30. Obwohl 19:30 w?re f?r diese beiden Sender auch neu!
Vieleicht sollten die Lokalradios und der B?rgerfunk aber auch mal mehr aufeinander zu gehen.
daniel meint
@Sascha, danke für deinen Kommentar und das Lob. Hier vielleicht eine kleine Ergänzung: Auch wenn die Sendestunde von Radio NRW kommt, sind oft doch lokale Inhalte dabei. Das wird leider oft von den Bürgerfunkern in ihrer Argumentation nicht erwähnt. Im Beispiel von Düsseldorf: Wir nutzen werktags immer um 18:30 und 19:30 Uhr das lokale Fenster für Nachrichten, Wetter und Verkehr aus Düsseldorf. (Zum Thema ob ein Lokalradio immer nur lokale Themen machen muss, könnte ich mal separat was bloggen, das ist nämlich auch spannend.)
Zum Vorschlag Nachrichten lassen und drum herum Bürgerfunk: Ich bin kein Chefredakteur und kann dazu nicht mehr als meine persönliche Einschätzung geben. Hm. Wir haben heute schon das Problem, dass Hörer nicht unterscheiden können. Da ist die Stundeninsel schon ein Kompromiss. Wenn jetzt innerhalb der Stunde mehrmals gewechselt wird, wüsste ich nicht, wie man das gestalten kann, dass das auch gecheckt wird.
@Marco: Danke für deinen ausführlichen und informativen Beitrag! Toll, sowas bringt eine Diskussion weiter.
@Gabi: Ach, mensch, jetzt werde doch nicht gleich persönlich. Ich habe extra Aber wenn du das selbst nicht glaubst, statt Aber da du das selbst nicht glaubst geschrieben. Aber da können sich die Mitleser ja selbst ein Bild machen. Du hättest einfach auf meine Frage konkret antworten können, so muss ich halt zu einer Annahme kommen. Zu deiner Reichweitenfrage habe ich geschrieben, dass ich da nicht der Ansprechpartner für bin, weil das nicht meine Argumentation ist und dass ich meine Gründe gegen die Bürgerfunk-Veränderung oben aufgeschrieben habe. Wenn du aber den Chefredakteur in Düsseldorf fragen würdest, würde er einfach mal die Quotenentwicklung seit 2007 rausholen und schön zeigen können: Seit dem der Bürgerfunk um 21 Uhr läuft ging es insgesamt deutlich aufwärts. Hat natürlich viele Gründe. Aber ein Haus wird ja aus mehreren Steinen gebaut.
@Klaus: Also ich kenne sehr viele Leute die im Netz sehr erfolgreich sind, eigene Inhalte und Position veröffentlichen und nicht auf UKW unterwegs sind.
(Aber ich könnte mal abseits von der Diskussion was zum Zusammenspiel UKW & Netz bloggen, weil ich das wirklich spannend finde. Das macht Antenne zum Beispiel auch sehr gut.)
Sascha Tanski meint
@daniel: Ich fändes es wirklich mal sehr spannend zu wissen:
Was ist der Auftrag eines Lokalradios?
Wen möchten die erreichen und welche Themen gibt es?
Besonders schön von dir finde ich das du auch wirklich auf alles eingehst!
Danke dafür!!
So, ich kann deine Argumente auch verstehen:
Also ich könnte mir 20 Uhr als Kompromiss gut vorstellen!
Wie siehst du das?
Klaus Ahoff meint
@Daniel,@Marco
Fest steht, dass der BF ein eigenes Format hat und braucht. Er sollte aber gut gemacht sein, und von Bürgern für Bürger kommen. Geht derzeit nur auf UKW und nicht gegen die TV-Konkurrenz am späten Abend. ( Innovation ok. – muß sein.) Ist ein Programm schlecht, verliert es die Spezial-Hörer sowie die Drangebliebenen und verscheucht beide Gruppen vom Lokalsender, ganz klar. Das muss natürlich minimiert werden. Ich kann mir keinen vernünftigen Radiomacher, – ob man’s glaubt oder nicht, auch die Non-Profis können soweit denken! – vorstellen, der das nicht erkennt. Aber das know-how, das ist eine Anforderung. Dafür braucht es eben Qualität, Training – und immer an die Hörer denken. Und, Daniel, ohne Finanzierung von Kursen und Errichtung von Standards durch die LfM gibt es das kaum. Ich bleibe dabei, dass die bisherige Politik die Qualität gebremst hat. Jetzt sollen schon wieder Leuchtturmprojekte gefördert werden, aber für gute Kurse im Sprechen oder musikredaktionelle Grundkenntnisse im BF in der Fläche wird es wieder kaum reichen. Wer kein zu laienhaftes Moderieren und Gestalten will, der muss LfM-Geld dafür fordern. So wie die Chefredakteure aber derzeit argumentieren, Katastrophenszenarios ohne belastbare Zahlen, Grossstädte und das platte Land über eine Leisten gezogen, und nach dem Motto, BF möglichst spät, klein und unhörbar halten, wird auch für die Lokalsender kein Schuh draus werden. Warum fordern wir nicht gemeinsam Qualitätsmaßnahmen? Da gibt es doch eine grosse Schnittmenge an gemeinsamen Interessen.
daniel meint
Klaus, das interessiert mich: Wie sieht denn die Förderung mit Schulungen aktuell aus? Bei den Campusradios gibt es ein festes Kontingent an Schulungen, deren Plätze immer fair auf die ganzen Radios verteilt werden. Hier und da werden auch eigene Schulungen unterstützt. Da hatte ich den Eindruck: Wer geschult werden will kommt auch zum Zuge. Auch heute habe ich den Eindruck, dass dies noch so läuft. Ist das im Bürgerfunk anders?
Radiotante meint
Guten Abend miteinander!
Ich habe eure Argumente hier verfolgt und mische mich jetzt auch mal ein. Kurz zu mir: ich bin seit Jahren ein Kind des Lokalfunks und arbeite als festangestellte Redakteurin bei einem der 45 Lokalsender. Und ich kann Daniel nur unterst?tzen. Fakt ist, dass wir mit den B?rgerfunksendungen ab 21 Uhr gut fahren. Nat?rlich kann ich „irgendwie“ verstehen, dass die B?rgerfunker gerne fr?her senden w?rden, weil sie dann mehr H?rer h?tten. Ich finde diese Argumentation aber ehrlich gesagt reichlich einseitig und auch egoistisch. Was sollen denn die Lokalradios davon haben? Die B?rgerfunker w?rden Ihnen ab 18 Uhr viele hart erk?mpfte H?rer „abgreifen“…..und ich bin mir sicher….auch wenn es b?se klingt….verschrecken. Auch in unserem Sender nutzen wir die lokalen Optionen f?r Nachrichten, Wetter und Verkehr ab 18 Uhr und aus unsereren H?rerbefragungen wissen wir, dass die H?rer das sehr gut annehmen. Viele sind dann noch auf dem Weg nach Hause, haben tags?ber wenig aus ihrem Sendegebiet mitbekommen und genau diese H?rer schalten uns dann auf am Morgen wieder ein. Au?erdem w?rden uns viele Gesch?fte nicht mehr einschalten, die bis 20 Uhr ge?ffnet haben. Wenn pl?tzlich statt dem besten Mix Hardcore-Heavy-Metal oder eine Seniorensendung mit Heinos Schwarzbraun ist die Haselnuss (kein Witz….alles schon geh?rt) l?uft, ist das ganz klar ein Umschaltfaktor. Und wenn das Radio einmal auf 1LIVE oder WDR2 steht, verstellt man es nicht jeden Tag zweimal. Den Lokalsendern w?rde eine Vorverlegung auf 18 Uhr enorm schaden. B?rgerfunk ist leider immer noch sehr h?ufig ein Nischenprodukt mit einer sehr unterschiedlichen Themen- und Klangfarbe. Ich w?rde mir ernsthaft Sorgen um meinen Job und den meiner Kollegen machen, sollte sich der Vorschlag durchsetzen. F?r uns gehts ganz klar um Arbeitspl?tze, wir brauchen das Geld und die H?rer ab 18 Uhr, um im Wetttbewerb mit dem WDR bestehen zu k?nnen. Wir werden wahrlich nicht gut bezahlt….viele Redaktionen sind chronisch unterbesetzt und stemmen trotzdem ein gutes, lokales Programm. F?r uns gehts um unsere Jobs…deshalb die Aufregung liebe B?rgerfunker! Und f?r euch ist es gr??tenteils ein Hobby. Und das soll doch auch in keinster Weise beschnitten werden, wenn es bei 21 Uhr bleibt. Also: bitte auch etwas mehr Verst?ndis f?r unsere Seite und nicht nach dem Motto argumentieren „Mir doch egal, was aus den Lokalradios wird. Hauptsache wir k?nnen fr?her senden“.
M. Schirmer meint
Hallo Daniel,
ich möchte einige Fakten ergänzen und versuche es aufzuteilen:
1. Bis vor fünf Jahren wurde der Bürgerfunk in NRW zu unterschiedlichen Zeiten ausgestrahlt. In Düsseldorf war es teilweise 22 Uhr, weil die Antenne Düsseldorf sich leisten konnte, lokales Programm bis spät in die Nacht zu produzieren. Die Westfunk-Radios übernahmen eine Ruhrgebiets-Drivetime aus Essen, der Bürgerfunk rutschte auf einen späteren Sendeplatz. Die einheitliche Sendezeit wünscht sich Radio NRW, um die übrigen Sendeplätze besser anteasern zu können. Soweit ich mich nicht irre, sagte es Dr. Udo Becker im Landtag.
2. Mit der Verschiebung des Bürgerfunks auf 21 Uhr versprachen die Lokalfunk-Vertreter, den Bürgerfunk besser anzukündigen. Es sollte Programmhinweise im lokalen Programm auf den Bürgerfunk erfolgen. Dieses Versprechen kein Gesetz wurde nicht eingelöst. Dabei wird dieses von DJV und den Chefredakteur-Verband immer noch als Argument genutzt. Die Wirklichkeit sieht vollkommen anders aus. Ich habe nur eine Ankündigung in 5 Jahren gehört, denn Schulprojekte müssen mit der Unterstützung der Lokalradios angekündigt werden.
Gleichzeitig haben einige Zeitungen verzichtet, den Bürgerfunk anzukündigen. Die Verleger, die gleichzeitig Radiobesitzer sind, haben ihre Meinungsmacht in negativer Weise ausgenutzt. Vielleicht ist es in den Mehrzeitungskreisen anders, in Gebieten mit nur einer Zeitung ist man auf das Wohlwollen angewiesen. Das vermisse ich sehr. Die Anzeigeblätter haben ein Verbot über den Bürgerfunk zu berichten, weil das Radio im Wettbewerb zur Zeitung steht. Ankündigungen auf Twitter, Facebook und Homepages sind für den Bürgerfunk selbstverständlich. Auch eine Ankündigung über die Kommunikationswege der Gesprächspartner ist selbstverständlich.
3. Es stimmt nicht, dass lokale Werbung und Nachrichten während des Bürgerfunks zwingend wegfallen müssen. Da bitte ich besser zu recherchieren!
Landesmediengesetz NRW (2009):
40a Bürgerfunk im lokalen Hörfunk
(4) Die Veranstalter lokalen Hörfunks ( 52) sollen in ihr Programm Programmbeiträge von Gruppen im Sinne der Abs. 1 bis 3 von täglich höchstens 60 Minuten abzüglich der Sendezeiten für Nachrichten, Wetter- und Verkehrsmeldungen und Werbung einbeziehen. Nicht in Anspruch genommene Sendezeit kann der Veranstalter selbst nutzen. Das Nähere regelt die LfM durch Satzung.
Es geht weiter in der Nutzersatzung Bürgerfunk (2013):
4 Sendezeiten und Nutzungsbedingungen
(1) () Die Sendezeiten für Nachrichten, Werbung, Wetter – und Verkehrsmeldungen dürfen in ihrer Gesamtlänge in der für den Bürgerfunk nach Satz 1 vorgesehenen Sendezeit nicht den Umfang überschreiten, wie er für die Programmdauer des lokalen Hörfunkprogramms im Tagesdurchschnitt bezogen auf eine volle Sendestunde im jeweiligen Verbreitungsgebiet üblich ist.
4. Daniel, nimm bitte deine Landeshauptstadt-Brille ab und schaue ins Land. Nicht überall ist Düsseldorf. In vielen Teilen des Landes stehen die Menschen mit Hühnern auf und gehen noch vor Sonnenuntergang schlafen. Die Geschäfte schließen um 19 Uhr und am Wochenende denkst Du, die Ladenschlusszeiten sind dort nie gelockert worden. Dort muss der Bürgerfunk früher gesendet werden, weil er sonst gar keinen Hörer hat.
5. Radio WMW sendet Schlagzeilen rund um die Uhr, früher zur halben Stunde, jetzt in der lokalen Option. Die kommen von der Festplatte. Wenn Ihr um 18:30 Uhr und 19:30 Uhr Nachrichten senden wollt, was hindert Euch? Nachrichten von der Festplatte können kein Argument für eine spätere Sendezeit sein!
6. Du sprichst, dass das Lokalradio um 18 Uhr den Betrieb einstellen soll, dabei hast Du geschrieben, dass deine Sendung früher nach 20 Uhr ausgestrahlt wurde. Der Bürgerfunk dauert zurzeit eine Stunde. Nach dieser Stunde kannst Du dich mit einer Special-Interest-Sendung zu den anderen Themensendungen im Bürgerfunk einreihen. Eine Rheinbahn-Sendung ist sicherlich auch für Autofahrer ein Abschaltfaktor.
Du schreibst, Ihr hättet im Programm mehrere einstündige Werbesendungen. Meinst Du, die Hörer merken den Unterschied zwischen Journalismus und Marketing nicht? Im Fernsehen sehe ich mir keine Dauerwerbesendung an, warum sollte ich mir diese im Radio anhören? Ist eine Dauerwerbesendung nicht ein größerer Abschaltfaktor für die Antenne-Düsseldorf-Hörer? Wird die Sendung nur wegen der Einnahmen gern gesehen? Ist die Rheinbahn beteiligt an Antenne Düsseldorf? Es ist sicherlich ein kommunales Unternehmen der Stadt.
Eine Sendung über das Thema Internet begeistert sicherlich nicht alle. Argumentierst Du nicht zufällig etwas einseitig? Ist der Bürgerfunk nur aus Prinzip Pfui und das tolle Redaktionsprogramm aus Prinzip Hui?
7. Was sind die externen Faktoren, die den Betrieb von Medien herausfordern? Ist eine Herausforderung nicht etwas, aus dem die lokalen Medien wachsen können? Viele Verlage haben die Gratiskultur im Netz mitgeprägt und jammern jetzt über den Leserrückgang ihrer Bezahlausgaben. So wie der Bürgerfunk sich auf die neue Zeit einstellen muss, sollten sich die Lokalradios in der tollen digitalen Zeit mit DAB+ und dem Wettbewerb aus dem Netz zurechtfinden.
8. Du beklagst, dass sich der Bürgerfunk nicht weiterentwickelt und die Lokalradios haben ihre Hausaufgaben in den vergangenen Jahren gemacht. Warum haben die Lokalradios die Bürgerfunker nicht mitgenommen? Wenn man in einen Boot sitzt und einer rudert verkehrt, dann wäre doch die Kommunikation das A und O. Sind die Lokalradios nicht Mitschuld daran, dass die Kommunikation nicht ausgebaut wurde? Hat dein Sender einmal die Bürgerfunker eingeladen, um über die Inhalte zu sprechen und Tipps zu gegeben? Ich weiß, dass es nicht die Aufgabe der Lokalradios ist. Vielleicht bekommen die Bürgerfunker in ihren Schulungen etwas anderes vermittelt und sehen deshalb die Probleme der Lokalradios nicht? Dem Bürgerfunk ist in einigen Verbreitungsgebieten die zweite Sendestunde genommen worden. Da wunderst Du dich, dass die Sendungen voller wurden?
9. Die Darstellung Bürgerfunker stellen keine Podcasts bereit, finde ich es tut mir Leid das so ausdrücken zu müssen zum Kotzen! Das hörte ich bereits auf den LfM-Veranstaltungen! Das stimmt einfach nicht! Allerdings hat ein monothematischer Podcast zum Thema Medien ganz andere Abrufzahlen, als eine Sendung die unterschiedliche lokale Themen behandelt.
10. Du schreibst, dass vor 20 Uhr andere Inhalte erwartet werden und die Bürgerfunk-Inhalte sehr kleinteilig sind. Ist es eine Special-Interest-Sendung über das Thema Internet nicht genauso kleinteilig? Oder geht es um Oberflächlichkeit? Soll der Bürgerfunk auch nur 2x 90 Sekunden Wortbeiträge pro Stunde ausstrahlen, wie es heute Radio NRW vormacht?
11. Ich glaube Du hörst zu wenig das Radio-NRW-Programm. Seit Wochen höre ich immer nur das folgende Schema:
xx:00:00 News/Wetter/Verkehr
xx:04:00 Sek. Anmod
xx:04:30 Musik ohne Moderation
xx:15:00 Wortbeitrag incl. 2x Mod., also 30 Sekunden Inhalt, der Rest Titelansage
xx:16:30 Musik und Werbung ohne Moderation
xx:30:00 Verkehr
danach Musik ohne Moderation
xx:45:00 Wortbeitrag incl. 2x Mod., also 30 Sekunden Inhalt, der Rest Titelansage
xx:46:30 Musik ohne Moderation
xx:55:30 Werbung
xx:57:00 Musik
Ein Beispiel für einen Beitrag:
So schnell kann das gehen mit der Musikkarriere. XYZ waren das. XYZ das sind [Name] und [Name], beide [Alter]. Haben noch vor genau [x] Jahren in den Abiklausuren gesteckt, auf ihrem Gymnasium in [Ort]. Und heute liefern sie schon das beste von heute, den besten Mix. [Songtitel] hats letzen Jahr bis auf den Platz [x] in den Charts geschafft. Und vom [Titel übersetzt] – vom [Titel englisch] – kommen wir zum [Titel übersetzt]: [Titel Originalsprache]
[Titel wird angespielt]
[Interpret 2] ist das. Neue Musik aus [Ort] von der Sänger(in) [Interpret 2]. Und man hört da so ein bisschen ihre Wurzeln raus. Das klingt so’n bisschen [Herkunftsregion] – der Gesang. Ihre Familie ist auch [Herkunft] und [Herkunft] Abstammung. Aber auch [weitere Länder] Einfluss ist mit drin. Also Weltmusik wirklich mal. Letzen Herbst ist er/sie in [Land] durchgestartet und jetzt macht er/sie hier in Deutschland weiter.
Daran gibt es nicht auszusetzen. Ich frage mich nur, warum ich bei so wenig Inhalt Radio hören soll? Ein Streamingdienst kennt meine Wünschte womöglich besser und blendet noch das Cover auf dem Display ein. Ich erkenne nur den Mehrwert für mich als Hörer nicht, wenn das Lokalradio sein Alleinstellungsmerkmal nicht ausnutzt und keine lokalen Inhalte liefert.
Es wird immer gesagt, die Hörer wollen es so. Dabei müsste es heißen, wir können uns nicht mehr leisten. Sonst würden die Radiosender Moderatoren nicht durch Sprachsynthesizer ersetzen und den Verkehrsfunk aus aufgezeichneten Bauklötzen zusammensetzen.
@Marco Zaremba
Es wird von den Lokalfunkvertretern gesagt, dass WDR 2 und der Lokalfunk sich in der Musikfarbe nicht sehr unterscheiden. Ich sehe schon Unterschiede. Wenn die Menschen Lokalradio wg. den lokalen Inhalten hören, dann wäre es doch sinnvoll den Bürgerfunk früher ausstrahlen zu lassen, weil dann das zu einer längeren Verweildauer führen würde. Wenn das Rahmenprogramm übernimmt, fehlen die lokalen Inhalte und die Menschen schalten ab.
Ohne Lokalradio gibt es keinen Bürgerfunk. Der Bürgerfunk kann sich nicht erlauben den Sender zu schädigen, weil dann die Hörer weg sind, auch die Hörer des Bürgerfunks. Hier gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land. In Flächenkreisen ist die Gefahr den Sender zu verlieren den Menschen bewusster. Erst das Zeitungssterben, wenn jetzt das Lokalradio verschwindet, gibt es keine vorsortierten Nachrichten mehr. Die Chance, dass ein Stadtsender in der Landeshauptstadt oder in Köln schließt, tendiert gegen Null. In ganz wenigen Städten könnten zwei Lokalsender überleben. In Dortmund gab es früher den Lokalsender WDR Radio Dortmund und Radio DO 91zwo (heute Radio 91,2). Radio CT machte früher ein sehr kommerzielles Programm (ohne Werbung). Das hat die Ruhrwelle zu spüren bekommen.
Die Musikkritik kann ich so nicht stehen lassen. Die Lokalradios geben ihre Playlisten nicht heraus. Sie argumentieren damit, dass die Musik erst 3 Tage vorher bekannt ist. Drei Tage vorher muss der Bürgerfunkbeitrag eingereicht werden. Sie wollen auch keine reinen Wortbeiträge geliefert bekommen und auch kürzere Beiträge als 52 Minuten wollen die Lokalradios nicht. Ohne ein Entgegenkommen von beiden Seiten gibt es eben unerwünschte Musik auf dem Sender.
Der Bürgerfunk kann natürlich die Playlist von letzter Woche spielen. Das kann aber dazu führen, dass die Titel aus der letzten Stunde im Bürgerfunk oder eine Stunde nach dem Bürgerfunk wiederholt werden. Das ist auch nicht im Sinn des Lokalsenders.
Ich verstehe nicht, warum der Bürgerfunk besonders gebrandet werden soll. Dann wird die Sendung um so mehr als ein Fremdelement angesehen.
@Daniel (Antwort auf Gabi)
Wenn es seit 2007 mit der Quote aufwärts geht und der Bürgerfunk erst ab 2009 um 21 Uhr sendet, dann kann es nicht mit dem Bürgerfunk zusammenhängen. Außerdem ist der Bürgerfunk bei Antenne Düsseldorf bereits ab dem Jahr 2001 um 20 Uhr ausgestrahlt worden und nicht um 18 Uhr. Sonntags sogar um 22 Uhr! Freitags gab es eine Zeit lang keinen Bürgerfunk, sondern Sport. Bitte bei den Fakten bleiben!
daniel meint
Hallo M.Schirmer.
zu 1.: Ich kenne die Diskussion nicht. Kann es sein, dass es darum ging die eigenen Sendeplätze besser anteasern zu können?
zu 2.: In einigen Gebieten kündigen Verleger in ihren Zeitungen nicht mal das Programm ihrer eigenen Radiosender an.
zu 3.: Ich habe auch nicht geschrieben, dass sie es nicht dürfen, sondern dass dann nicht möglich ist. Verschiedene Chefredakteure haben schon gesagt, dass sie das nicht wollen. Ich persönliche sehe auch das Problem der Unterscheidung (siehe meine vorherigen Kommentare).
zu 4.: Aber nicht überall ist plattes Land. In NRW haben wir mehrere Großstädte.
zu 5.: Antenne Düsseldorf sendet seine Nachrichten live.
zu 6.: Mein früherer Chefredakteur hatte gute Gründe die Sendung vorzuziehen. Ich denke nicht, dass die sich jetzt geändert haben. Lies noch mal genau: Mein Problem mit den BüFu-Forderungen haben nichts mit meinem Sendeplatz zu tun.
zu 7.: „Meinst Du, die Hörer merken den Unterschied zwischen Journalismus und Marketing nicht?“ Lies noch mal genau: Damit finanzieren wir unser Tagesprogramm etc. pp.
zu deinem zweiten 7: Was sind die externen Faktoren, die den Betrieb von Medien herausfordern? Werbedruck, Konkurrenz zu 1LIVE und WDR 2 – die Erreichbarkeit der Menschen in einer sich immer stärker fragmentierenden Mediennutzung – mittlerweile findet Radio nicht mehr nur auf dem Radiogerät statt, sondern auch auf mobilen Geräten. Smart-TV, Tablet, Smartphone, Webbrowser, soziale Netzwerke – hier konkurrieren wir nicht nur mit den Radiosendern, sondern mit allen Medienanbietern und auch Bürgerangeboten, zBsp Blogger die klasse Angebote machen. Den Bürgerfunk vermisse ich hier allerdings 😉
„Ist eine Herausforderung nicht etwas, aus dem die lokalen Medien wachsen können? Viele Verlage haben die Gratiskultur im Netz mitgeprägt und jammern jetzt über den Leserrückgang ihrer Bezahlausgaben. So wie der Bürgerfunk sich auf die neue Zeit einstellen muss, sollten sich die Lokalradios in der tollen digitalen Zeit mit DAB+ und dem Wettbewerb aus dem Netz zurechtfinden.“ Falsch. DAB+ geht rein technisch noch nichts – informiere dich mal über lokale / regionale Kacheln hier in NRW. Wettbewerb mit dem Netz: Das machen wir doch wunderbar.
„8. Du beklagst, dass sich der Bürgerfunk nicht weiterentwickelt und die Lokalradios haben ihre Hausaufgaben in den vergangenen Jahren gemacht. Warum haben die Lokalradios die Bürgerfunker nicht mitgenommen?“ Weil das nicht die Aufgabe der Lokalradios ist. Ich selbst war aber auch schon bei LfM-Veranstaltungen und habe von meinen sehr guten Erfahrungen mit dem Netz berichtet und gezeigt, wie es geht. Die Bereitschaft das auch selbst auszuprobieren, war aber überschaubar. Ich habe es versucht.
„9. Die Darstellung Bürgerfunker stellen keine Podcasts bereit, finde ich es tut mir Leid das so ausdrücken zu müssen zum Kotzen! Das hörte ich bereits auf den LfM-Veranstaltungen! Das stimmt einfach nicht! Allerdings hat ein monothematischer Podcast zum Thema Medien ganz andere Abrufzahlen, als eine Sendung die unterschiedliche lokale Themen behandelt.“ Sorry, dass sehe ich ganz anders! Mich haben junge Bürgerfunker angesprochen, dass sich andere Bürgerfunker dem Netz verweigern, weil sie die Angst haben dass dann irgendwer kommt und sagt, dann braucht ihr UKW ja nicht mehr. Das empfinde ich als weltfremd.
„10. Du schreibst, dass vor 20 Uhr andere Inhalte erwartet werden und die Bürgerfunk-Inhalte sehr kleinteilig sind. Ist es eine Special-Interest-Sendung über das Thema Internet nicht genauso kleinteilig?“ Nein. Das Netz gehört zum Lebensalltag der allermeisten Menschen.
„Wenn es seit 2007 mit der Quote aufwärts geht und der Bürgerfunk erst ab 2009 um 21 Uhr sendet, dann kann es nicht mit dem Bürgerfunk zusammenhängen.“ Wir wissen aber auch nicht, ob die Quotenentwicklung so gut gewesen wäre, wenn der Büfu schon um 18 Uhr lief.
Klaus Ahoff meint
Daniel, wegen der Förderung: Da bin ich auch nur Endverbraucher (ich mache seit 08 regelmäßig ein Bürgermagazin im BF) und habe so viel klar:
1. Es gibt m.E. keine definierten UND praktikablen Qualitätsstandards für Bürgerfunk, kein echtes Qualitätsmanagement.
2. Es gibt keine Verpflichtung, Sprechen am Mikrofon zu lernen und zu trainieren. (Man kann sogar auch mit verstellter Stimme sprechen und muß trotzdem auf den Sender gelassen werden. Extrem!)
3. Es gibt m. W. nicht einen einzigen Kurs in Grundlagen der Musikredaktion für BF. Das verführt natürlich, sich primär am eigenen Geschmack zu orientieren und nicht an soziologischen Kriterien z.B. Bestenfalls an einem Thema. (Musikkurse sind nicht obsolet, indem man verlangt, dass BF die Playlist weiter nutzt. (dag gibt’s Grenzen z.B. beim Thema Friedhofsgebühren, Marktpflastersanierung oder eine Museumseröffnung….)
3. Die LfM kann zwar mit Recht sagen, sie fördere auch derzeit Kurse und Seminare, aber der Mittelabruf ist kompliziert und verbürokratisiert, es gibt z.B. auch Mindestteilnehmerzahlen, die unrealistisch sind, zumal dann, wenn es nicht obligatorisch ist teilzunehmen.
Ich wiederhole mich: Wenn Sender und BF gemeinsam fordern, die LfM solle mehr Qualität in der Fläche zu den Radiowerkstätten, VHS und Vereinen bringen, gäbe es bessere Beiträge und weniger Irritationen.
Mit Frontalopposition aber seitens der Verantwortlichen im Lokalfunk gegen den Bürgerfunk haben die LfM und die Politik die Möglichkeit Vorzeigeprojekte wie Stiftungen und Lernsender zentral zu finanzieren und bei den einzelnen Radiomachern in den Kreisen des Landes kommen nur noch Tropfen an. Zugleich wird auch die schärfste Abwehr der Lokalsender nicht bewirken, das Beteiligungsmodell als Bürgerfunk über die Lokalfrequenzen abzuschaffen.
Da ist es also wieder, unser eines, kleines Bötchen, und ich würde mal wagen zu sagen, daß keiner von uns allen, ob Laie oder Profi, seekrank werden möchte.
Ich finde, DAS ist die notwendige – und gemeinsam zu führende – Debatte.
Klaus Ahoff meint
Da haben wir’s: 1,6 Mio für eine fragwürdige Stiftung. Hat die Lokalfunk-Betreiber Lobby das gewollt?
Auf wessen Kosten? Ärgerlich! Und das Ganze landet sowieso vor dem Verfassungsgericht…
M. Schirmer meint
@daniel
zu 2.: Dass einige Verleger ihren Lokalsender nicht ankündigen, kenne ich aus eigener Erfahrung. Es ist völlig unverständlich, dass die Verleger dieses Problem über Jahre auf der Verlagsebene nicht regeln können.
zu 3.: Das Argument der Chefredakteure lautete, wir erleiden einen finanziellen Verlust, wenn der Bürgerfunk vorgezogen wird. Das stimmt so nicht. Gerade gestern habe ich Bürgerfunk gehört, der durch lokale Werbung unterbrochen wurde. Außerdem wurden alle Jingle von der Stationvoice eingesprochen und der Name des Lokalsender tauchte in Verbindung mit der Bürgerfunkgruppe auf.
zu 4.: Richtig, es ist nicht überall plattes Land, also ließe sich die Sendezeit über die Anzahl der lokalveranstalteten Stunden regeln, unter 8 Stunden Bürgerfunk um 19 Uhr, über 8 Stunden Bürgerfunk um 20 Uhr. Am Sonntag gibt es auch ein zweistündiges Fenster, in dem der Bürgerfunk stattfinden kann. Als der Bürgerfunk noch im Anschluss an das lokalveranstaltete Programm lief, gab es Sendungen, wie die Ruhrgebiets-Drivetime aus Essen, für die Redakteure eingestellt wurden. Nach der Gesetzesänderung wurden die Redakteure entlassen. Auch der Bürgerfunk kann für Arbeitsplätze in den Redaktionen sorgen.
zu 7.: Ich glaube alle Privatsender in Deutschland träumen von der Wettbewerbssituation in NRW. Zeig mir bitte außerhalb von NRW einen Sender, der 49,7 % Hörer gestern erreicht? (Quelle: E.M.A. 2014/I). Ein anderes Beispiel ist ein Sender im Bereich OWL, der mit NDR 1, NDR 2, ffn, Antenne NDS, 1LIVE, WDR 2 und WDR 4 in den Wettbewerb tritt und trotzdem Marktführer ist. 1LIVE gibt es bald 20 Jahre, ausreichend Zeit, um sich auf den neuen WDR-Sender einzustellen. Die zunehmend fragmentierte Mediennutzung ist eine Tendenz, die es seit 20 Jahren gibt. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.
Zu DAB+: Die regionalen Kacheln gibt es, nur es gibt keine Freiwilligen, die diese Nutzen wollen. Nach der Erfahrung mit Powerradio verstehe ich die Zurückhaltung.
zu 8.: Du hast recht, dass es nicht die Aufgabe der Lokalradios ist, die Bürgerfunker fortzubilden. Nur die E.M.A.-Berichtsbände sind Verschlusssache. Woher soll ein Bürgerfunker wissen, welche Inhalte die Lokalfunkhörer bevorzugen? Das kann ihnen auch die LfM nicht genau sagen, den die E.M.A.-Ergebnisse darf auch die LfM nicht weitergeben. Der Begriff Lokalradio suggeriert, dass es lokale Themen sind. Sowohl die Bürger- als auch die Lokalfunker sind betriebsblind. Ohne Dialog kommen beide Seiten nicht zueinander.
zu 9.: Es gibt die Forderung der Bürgerfunker die Sendungen als Podcast mit Musik ins Internet reinstellen zu dürfen. Als Podcast-Hörer (u.a. WMM) will ich die Musik nicht hören. Ich will nur die Wortbeiträge hören. Das hängt von der Produktionsweise und der eingesetzten Software ab. Sicherlich bedeutet Podcast einen Mehraufwand von 10 Minuten, ich finde, dieser lohnt sich.
zu 10.: Sicherlich gehört das Internet zum Lebensalltag bei Menschen, die damit aufgewachsen sind. Ein Auto gehört genauso zum Lebensalltag dazu. Trotzdem fahren viele Menschen in die Autowerkstatt und werkeln nicht alleine rum. Genauso ist es mit dem PC, die Menschen interessiert nicht noch die x-te App. Ich höre auch von Menschen unter 20, dass ein(e) Freund(in) ihm/ihr WhatsApp installiert hat, weil die Person überfordert war. Mir sagten auch Menschen, andere hätten ihnen Facebook gezeigt und sie angemeldet. Für dich ist es selbstverständlich, weil Du dich in einem medialen Umfeld bewegst und dort alle so denken wie Du. Schau mal bitte über den Tellerrand hinaus. Fahr einmal mit dem RegionalExpress von D-Dorf in Richtung Hamm/Bielefeld und Du wirst merken, dass ab Mülheim/Ruhr die Anzahl der Menschen mit einem E-Reader in der Hand abnimmt.
@Klaus Aßhoff:
zu 3.: Mit der Musik ist es natürlich ein Problem, denn die Bürgerfunker zu verpflichten die Kulthits und das Beste von heute ständig in der zu Jahreszeit passenden Ausführung bereitzuhalten, ist etwas viel verlangt. Nur Wortbeiträge wollen die Sender nicht. Ich bin zertifiziert worden von einem Medientrainer, der die Musikauswahl nicht ausgelassen hat und auch bei der Rezertifizierung mit uns darüber gesprochen hat. Auch wenn mit der Rezertifizierung viel Schmu gemacht wurde, die beste Lösung war immer, wenn ein externer von außen eingeladen wurde und seine Meinung gesagt hat. Nach dem immer mehr Medientrainer ausgebildet wurden und alle untereinander sich rezertifizierten, wurde die Kritik auch gedämpfter.
Ich kann deine Aussage über eine spezielle Behandlung von Themen wie Friedhofsgebühren, Marktpflastersanierung oder eine Museumseröffnung nicht nachvollziehen, denn die Lokalradios berichten über diese Themen auch und spielen ihre Playlist.
Klaus Ahoff meint
@M.Schirmer
Ich denke, wir gehen von unterschiedlichen Voraussetzungen aus: Wenn ich von einem BF-Beitrag über die Friedhofsgebühren sprach, ging ich von einem Vollbeitrag von 54′ mit einer gewissen thematischen Durchdringung aus. O-Töne von Pfarrern, Totengräbern, Friedhofsverwaltung usw. Dann müsste – und ich finde, sollte – eine Musikauswahl getroffen werden, die diese Stimmen und dieses Thema nicht konterkariert, sondern eher illustriert, begleitet oder neutral wirkt.
Das ist etwas grundlegend anderes als 1’30 über dasselbe Thema neben dem „besten Mix“. Insoweit haben die Redaktionen der Lokalradios mit der Aussage durchaus recht, dass BF ein eigenes Format sei.